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ELTERNINITIATIVEN | BERLINER DIALOG 14, 3-1998 - Advent |
Die Ergebnisse der Enquete-Kommission |
Nach zweijährigen Beratungen hat die Enquete-Kommission "Sogenannte Sekten und Psychogruppen" am 9. Juni 1998 ihren Endbericht vorgelegt. Die Münchener Elterninitiative meint, der Bericht sowie die abschließende Debatte des Bundestages über diese Ergebnisse hätten in der Öffentlichkeit noch nicht die Aufmerksamkeit gefunden, die das Thema an sich und die Kommission im Besonderen für ihre Arbeit verdient hätten. Mit dieser zusammenfassenden Darstellung der Arbeit der Enquete-Kommisssion und einer Stellungnahme dazu will die Münchener Elterninitiative das Thema und die offenen Fragen wieder auf die Tagesordnung setzen. |
Auf knapp 400 Seiten haben Politiker und Sachverständige aus verschiedensten Bereichen die zahlreichen Facetten dieses komplexen Themas beleuchtet. Mit Recht weist die Kommissionsvorsitzende Ortrun Schätzle darauf hin, daß damit wohl die umfangreichste Untersuchung zu dieser Materie vorgelegt wurde, die im deutschsprachigen Raum bisher erstellt wurde. Udo Schuster |
Anhörungen und Expertengespräche, Gutachten und Forschungsaufträge sowie Einzel- und Delegationsreisen bildeten die Grundlage des Berichts. Dabei wurde den Gruppen genauso die Möglichkeit zur Anhörung eingeräumt wie ehemaligen Mitgliedern. Betroffeneninitiativen und gesellschaftliche Gruppen wurden gehört; nationale wie internationale Aspekte untersucht. |
Konkrete Forderungen aus Sicht der Initiativen Kommen wir nun aber zu den Positionen und Empfehlungen des Endberichtes.
Begrifflichkeiten
Bewertungen
Die Begründung von Mitgliedschaften ist niemals ein einseitiger Prozeß, sondern ein Zusammenführen eines, aus einer entsprechenden persönlichen Situation heraus resultierenden individuellen Bedürfnisses mit einem passenden Angebot.
Über diese Merkmale hinaus könnten jedoch die folgenden Kennzeichen konfliktverschärfend wirken: (4)
Das Auftreten der Gruppen sei auch ein Zeichen von Wertewandel und Veränderungen in unserer Gesellschaft. Sie seien eine Folge beschleunigter Veränderungen und damit einhergehender Orientierungsprobleme. Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, in Konfliktfällen die politische Auseinandersetzung zu führen und Hilfestellung zu geben.
Ganz klar wird aus dem Bericht deutlich, daß die Scientology Organisation eine besondere Rolle im negativen Sinne einnimmt. Sie ist nach Auffassung der Kommission keine religiöse Organisation. |
Handlungsempfehlungen
Neu zu schaffende Rechtsvorschriften
Einrichten einer Stiftung
Die Idee, mittels einer durch ihre Rechtsform unabhängigen Institution Forschung, Information, Aufklärung und Beratung voranzutreiben, ist zu begrüßen.
Gesetzliche Regelung zur staatlichen Förderung privater Beratungs- und Informationsstellen
Einführung einer strafrechtlichen Verantwortlichkeit für juristische Personen
Weitere angeregte Neuregelungen:
Ergänzungen, Anwendungen, Erweiterungen bisherigen Rechts
Zu begrüßen ist auch die Forderung nach einheitlichen Zulassungsvoraussetzung für die Ausübung der Heilkunde.
Ein breiter Raum wird der Frage der Forschungsförderung eingeräumt. Immer wieder weist der Endbericht auf erhebliche Erkenntnisdefizite und die Notwendigkeit weiterer Forschungsarbeiten hin. Deshalb wird das Initiieren eines Forschungsverbundes bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu den Themen neue religiöse und ideologische Gemeinschaften, Psychogruppen, neuzeitliche Esoterik und freie Spiritualität empfohlen. Insgesamt werden 16 Forschungsfelder benannt. Die sind u.a. |
Defizite und Problempunkte
Inhalte
Soziale Absicherung
Rechtsextremismus |
Bewertung des Berichtes Ein Problem besteht darin, daß die Kommission ihre Arbeit zum Ende der 13. Legislaturperiode hin beendet hat. Es bleibt abzuwarten, inwieweit der 14. Deutsche Bundestag die Empfehlungen des Berichtes aufgreift oder die Vorschläge der Diskontinuität durch eine neue Wahlperiode zum Opfer fallen. Gerade um dies zu vermeiden, sollten Eltern- und Betroffeneninitiativen, Selbsthilfegruppen und in der Beratung Tätige diesen Bericht als Chance und als gute Grundlage für die weitere Arbeit werten. Sie sollten mit dazu beitragen, daß die Vorschläge auch in die Praxis umgesetzt werden. Die Arbeit, die von den Mitgliedern der Kommission, Politikern und Sachverständigen gleichermaßen, geleistet wurde und die Ergebnisse des Endberichtes sind dieses Engagements wert. |
Anmerkungen 1 Endbericht der Enquete-Kommission "Sogenannte Sekten und Psychogruppen", BT Drucksache 13/10950 Seite 24, nachfolgend immer als Endbericht mit Seitenangabe zitiert 2 siehe: Udo Schuster, "Der Psychomarkt Eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft" in Dürholt, Kroll, Schuster, "Aber Wie...?", Bericht über die Jahrestagung 1997, ARW, Graue Reihe, Band 3, München 1998 3 "Repäsentative Umfrage zur quantitativen Verbreitung und Mitgliedschaft in religiösen und Weltanschaulichen Bewegungen" von Infratest Burke, Zwischenbericht der Enquete-Kommission, BT-Drucksache 13/ 8170, Seite 33 ff. 4 Endbericht, Seite 89 ff. --- Udo Schuster, 36, ist Prokurist bei einer großen deutschen Geschäftsbank und seit 1985 Vorstandsmitglied der Elterninitiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus e. V. Heft 4-98 erscheint zu Epiphanias |
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