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zum Spendenaufruf zum Kreuzerhöhungsfest

BERLINER DIALOG 13, 2-1998 - Michaelis

Der Brief aus Lemeschowo

Russisch-Orthodoxe Kirche
Moskauer Patriarchat
Elias-Kirche in Lemeschowo


An den Pfarrer der Evang.-Lutherischen Kirche in Berlin,
den Chefredakteur der Zeitschrift

"Berliner Dialog", Thomas Gandow

Dorfkirche Lemeschowo
Gemeinde vor der Dorfkirche in Lemeschowo

Sehr geehrter Bruder in Christus, Pfarrer Thomas, Christus ist auferstanden!

Gestatten Sie, Ihnen und den Beteiligten die Dankbarkeit für die Bereitschaft zur Teilnahme an der Wiederherstellung unseres Kirchengebäudes auszusprechen! Es war erfreulich, die christliche Bruderliebe und den unaufdringlichen Aufruf zum Dialog in wahrem ökumenischen Geist zu spüren.
Aber deutsche Christen können wohl kaum real unsere Kirchengebäude wiederherstellen, denn das erfordert ungeheure Kapitaleinlagen.
Der Zustand unserer Kirchengebäude war die Folge der Sünde unseres Volkes und der Wiederaufbau ist unser Akt der Buße. Wir wollen darum unser Kirchengebäude mit der Hilfe unseres Herrn Jesus Christus selbst wieder herstellen.
Leider sind die Strukturen der staatlichen Macht in dieser Frage gleichgültig, und die geltende Gesetzgebung stimuliert Unternehmer nicht gerade zum Mäzenatentum. Wieder einmal liegt alles auf den Schultern des Volkes.
Auf dem Umschlag Ihrer Zeitschrift (Heft 4-97) ist die Fotografie unseres Kirchengebäudes plaziert, das ein Kulturdenkmal des 18. Jahrhunderts ist. Sie haben ein typisches Beispiel vor sich, wie der Staat "ein Kulturdenkmal erhalten hat".
Drei Jahre lang schon ist unsere Gemeinde registriert, und in dieser Zeit hat der Staat nicht eine Kopeke gegeben.
Schon ein Jahr lang finden wieder Gottesdienste im Kirchengebäude statt, aber der Weg zur Kirche erinnert immer noch an einen Sumpf.
So wenig wie bisher achten die Beamten gläubige Menschen, daß sie die Befestigung eines Weges von 600 Metern für einen überflüssigen Luxus halten, und dasselbe gilt für die Straßenbeleuchtung.
Daher ermutigt uns schon die Tatsache des Mitgefühls deutscher Christen des lutherischen Bekenntnisses bei der Wiederherstellung des liturgischen Lebens in einer fernen Landgemeinde Rußlands und freut uns doppelt, des Herrn Dank, liebe Geschwister in Christus!
Bruder Thomas, noch bevor wir einander vorgestellt wurden im Zentrum des Hl. Irenäus von Lyon, das von Prof. A.L. Dvorkin geleitet wird, gab man mir dort ein Faltblatt, das von Ihrer Kirche über die Sekten "Die Zeugen Jehovas" und "Die Neuapostolische Kirche" herausgegeben worden ist.
[Gemeint ist das empfehlenswerte deutschrussische Faltblatt "Sekten - Irrlehrer und Verführer des Glaubens"; herausgegeben von der Aussiedlerarbeit beim Kirchenamt der EKD, Fax: 0049-(0)511-2796-707.]

O weh, diese beiden Sekten existieren und verbreiten ihre häretischen Anschauungen auch unter Menschen, die unsere Nachbarn sind. Besonders aggressiv sind die Anhänger der "Zeugen Jehovas". Aktive Anhänger dieser arianischen Häresie haben ein kleines Haus gegenüber unserem Kirchengebäude erbaut.
Jede positive Veränderung in unserer Dorfkirchengemeinde ist ihnen ein Messer im Herzen. Die Wiederaufrichtung von Kreuzen auf unseren Kuppeln und das Erschallen des Glockengeläuts rief bei ihnen eine stürmische, negative Reaktion hervor. Ihre Irrlehren, die wie geistliche Dornen sind, verbreiten sich schnell unter Menschen, die sich lange Zeit in der Gefangenschaft von Illusionen der atheistischen Knechtschaft befanden. Und darum folgt ein Volk, das des Wortes Gottes beraubt ist, leicht den Fabeln und den Verführern. So leicht wie sich Dornen ausbreiten, so schwer ist es, dies Unkraut auszureißen.
Daher haben wir das genannte Faltblatt aus Ihrer Kirche sehr schnell unter den Gemeindegliedern unserer Kirchengemeinde verteilt.
Bei uns gibt es die Praxis, bei Gottesdiensten einen Gemeindebrief mit dem Verzeichnis unserer Gottesdienste und mit Texten aus der Heiligen Schrift zu verteilen, denn das Volk geht nach siebzigjähriger Gefangenschaft immer noch in seiner Masse im Dunkeln.
Diese Kirchenzettel setzen wir auf einem Computer und vervielfältigen sie mit der Fotokopier-Technik, aber das eine wie das andere müssen wir ausleihen. Denn die Preise für Organisationstechnik sind bisher für unsere Landgemeinde unerschwinglich. In dieser Beziehung ist es uns schwer, mit Sektierern zu konkurrieren, die man mit schön aufgemachter Literatur versieht, die für unsere Region, leider, in Deutschland gedruckt wird.
In dieser Frage könnten wir gemeinsam dem schwarzen Proselytismus widerstehen und wären den deutschen Christen dankbar, wenn sie Mittel für den Erwerb der Organisationstechnik sammeln würden, die der Ehre Gottes dient, denn das Licht Christi soll alle erleuchten! Jedes Scherflein von Ihnen wird von uns mit ungeheurer Dankbarkeit und mit Gebeten zu Gott empfangen werden.

Als Zeichen der Dankbarkeit Ihnen gegenüber für Ihre Anteilnahme senden wir regelmäßig Gebete für Pfarrer Thomas und seinen Dienst empor.
Leider sind wir bisher noch wenig bekannt mit dem liturgischen Leben der Lutheraner. Es wäre interessant, sich tiefer mit diesem Aspekt Ihres Lebens bekanntzumachen und Wege des theologischen und gesamtchristlichen Dialoges zu suchen, zu dem auch der Name Ihrer Zeitschrift aufruft.

Der Herr bewahre Sie, verehrter Pfarrer Thomas!
Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!

Passa Christi, im April 1998. Der Vorsteher der Elias-Kirche des Dorfes Lemeschowo des Kreises Podolsk des Moskauer Gebiets, Rußland, Priester Pjotr Dynnikow

Gemeindebrief aus Lemeschowo
Gemeindebrief aus Lemeschowo


Spendenaufruf

Wir werden von der Dorfkirchengemeinde Lemeschowo nicht um Finanzhilfe für Kreuz und Kirchenrekonstruktion gebeten: Diese schwere Aufgabe will die Dorfkirchengemeinde in Lemeschowo "als Buße" und heilende Arbeit selbst in die Hände nehmen.
Wir werden stattdessen nur um eine "kleine technische Hilfe" für die laufende Gemeindearbeit gebeten: Kopierer und Computer, in Deutschland aus der Gemeindearbeit nicht wegzudenken, braucht die Gemeinde in Lemeschowo. Als Mittel für die kirchliche Unterweisung; aber auch, weil die Hl. ProphetElias-Dorfkirchengemeinde der massiven Werbetätigkeit von Jehovas Zeugen, deren farbige Drucksachen in Deutschland gedruckt werden, gute, kirchliche Informationen entgegensetzen möchte.

Wir laden alle Leserinnen und Leser zu diesem Projekt ein: 3000,- DM wollen wir sammeln für einen Computer und einen Kopierer für die Dorfkirchengemeinde Lemeschowo.

Bitte überweisen Sie Ihre Spende dafür auf das Konto der Konsistorialkasse Berlin,
Kontonr. 40959 bei der Ev. Darlehensgenossenschaft Berlin, BLZ 100 602 37,
Verwendungszweck: HSt. 1630
Kennwort: Lemeschowo (unbedingt angeben!)

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Kreuzerhöhungsfest

Das Fest der Kreuzerhöhung am 14. September ist ursprünglich ein Kirchweihfest, begangen zur Erinnerung an die im Jahre 335 erfolgte Weihe der vom Hl. Konstantin an der Stätte der Kreuzigung und Auferstehung in Jerusalem erbauten Doppelbasilika. Der Name des Festes, Kreuzerhöhung, rührt her von dem Brauch der Orthodoxen Kirche, das Kreuz bei der Feier des Festes in alle vier Himmelsrichtungen aufzuheben.
Ambrosius erzählt als erster, die Hl. Helena, die Mutter des Hl. Konstantin, deren Tag am 18. August gefeiert wird (im Osten am 21.Mai), habe sogar das echte Kreuz Christi aufgefunden. (Alle Angaben nach RGG 3.)
Mit der Wiederaufrichtung des Kreuzes in der Mitte des Dorfes fängt auch die Gemeindearbeit in der Hl. Prohet Elias-Dorfkirchengemeinde in Lemeschowo wieder sichtbar an. (Titelbild).
Daß dies Zeichen Widerspruch auslöst, liegt nahe, denn es ist ja Zeichen des Erlösers (Luk 2,37).
Und es ist das Zeichen des Neubeginns in einem Dorf, in dem das ruinierte Kirchengebäude nicht als Baulast, sondern als Ausgangspunkt kirchlicher Erneuerung - Stein für Stein eine Aufgabe für das ganze Dorf - begriffen wird.
Wenn sich doch auch bei uns in (Ost-) Deutschland viele von dieser hoffnungsvollen Sicht auf ihre Dorfkirche inspirieren lassen würden! Baulasten könnten sich in Fundamente des Gemeindeaufbaus verwandeln!


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