Verdeckte Rekrutierung
Eltern und Angehörige werden, wie einst, ahnungslos gehalten bis zu dem Zeitpunkt, wo sie bereit sind, sich abzufinden, weil die Einbeziehung ihres Kindes in die Mun-Bewegung irreversibel erscheint.
Oder bis zu dem Zeitpunkt, wo die MunBewegung aus den jungen Menschen nach einigen Jahren Einsatz in einem mobilen Geldsammeltrupp (MFT) genug Profit gezogen hat.
Nach wie vor sammeln diese Trupps - insbesondere in Japan oder den USA bis zu 1000 US-$ pro Tag und Sammler, sodaß der einzelne MFTler schon nach einem Jahr Sonntage und Trainigslager vom Einsatz abgezogen - 200.000 - 250.000 US-$ "eingespielt" hat.
"Galeere des 20. Jahrhunderts" - so nannten die Mitglieder der Mobilen Geldsammeltrupps (Mobile Fundraising Teams, MFTs) ihren Dienst schon einmal selber.
"Die MFTs sind das finanzielle Rückrat des Mun-Imperiums. Sie bringen auch dort Geld in die Kassen, wo die Industrie-Unternehmungen einmal rote Zahlen produzieren sollten. Bei der Geldbeschaffung wird die Fantasie in erstaunlichger Weise eingesetzt. ... An dieser Stelle ist das Mun-Imperium am verwundbarsten. Wenn diejenigen ausfallen, die durch ihren treuen und aufopferungsvollen Dienst das Öl ins Getriebe des enorm kostenverursachenden Imperiums gießen, dann läuft der Koloß in kürzester Zeit auf Grund und seine Maschinen fressen sich fest.
Das Imperium braucht den für seine Ziele und Zwecke vermutlich nebensächlichen religiösen Arm, denn er ist es, der ihm neue Ernährer zuführt." (1) stellte F.W. Haack 1990 fest. Daran hat sich leider nichts geändert, auch wenn der eine und der andere ahnungslose oder naive Beobachter - leider zunehmend auch aus kirchlichem Raum - mit Wandlungspropaganda und honigsüßen Worten getäuscht wird. (2)
Sachkundiger und seriöser Aufklärung ist damit freilich ein Bärendienst geleistet (3).
Der im folgenden dokumentierte Erfahrungsbericht zeigt deutlich, daß sich im Gegensatz zu den süßen Worten vom Wandel nichts geändert hat. Übrigens: Selbst Waffenproduktion und Waffenhandel der MunBewegung sind kein Thema der Vergangenheit, sondern hochaktuelle Themen im Zusammenhang mit der Mun-Bewegung, wie im update des BERLINER DIALOG 1-99 berichtet wird. Es ist leider nicht immer amüsant, Recht zu behalten.
Familien in Not
Uns sind viele Fälle von Eltern und Familien bekannt, die ihre Kinder krank aus Nervenkliniken in Indien und den USA holen mußten. "Erfolgsberichte" sind selten.
Wichtig ist, daß die Betroffenen selbst erzählen und berichten wollen. So ist es mit dem Erfahrungsbericht einer Familie, den wir im Folgenden dokumentieren. Er stammt von einer Familie, die viel gewagt hat und viel einsetzen konnte. Der Vater schreibt uns zu seinem Bericht auf dem Hintergrund der Debatte um die Enquete-Kommissin des 13. Deutschen Bundestages:
"Das Problem liegt ... meistens darin, abgrenzen zu können, wo der Unterschied zwischen einer seriösen und einer unseriösen Sekte oder Gruppe zu suchen ist". Außer Scientology werde in dem Bericht der Enquete-Kommission kaum eine Gruppe benannt, die sich nicht an die Rechtsordnung hält oder gehalten habe und somit als unseriöse Gruppe eingestuft werden könne.
"Daher möchte ich, als betroffener Vater, einmal veröffentlichen, wie es meinem Sohn ergangen ist, der dreieinhalb Jahre der Vereinigungskirche der Mun-Bewegung angehörte" einer Gruppe, die auch in Deutschland aktiv ist. Sie "hat meinen Sohn dazu gebracht, sich in dieser Zeit illegal, ohne gültigen Paß und Visum (abgelaufen), ohne Arbeitsgenehmigung und ohne Sozialversicherung in den USA aufzuhalten. Natürlich war es auch sein 'eigener Wille??' hart für die Vereinigungskirche zu arbeiten, ohne dafür entlohnt zu werden.
Erst nachdem wir ihn unfreiwillig aus diesem Bann befreien konnten, erkannte unser Sohn, wie er von der Mun-Sekte getäuscht und ausgenutzt wurde. Noch heute ist ihm manchmal unklar, wieso es gerade ihm passieren konnte, so manipuliert zu werden!"
Aus verschiedenen Gründen ist, auch im BERLINER DIALOG, immer wieder vor sogenanntem "Deprogramming" gewarnt worden. Wir bleiben bei dieser Warnung.
Man kann darüber streiten, ob es sich hier um eine im strengen Sinne unfreiwillig erfolgte Beratung gehandelt hat oder ob nicht vor allem besonders glückliche Umstände und Voraussetzungen zu einem guten Ausgang dieser Geschichte geführt haben. Dazu gehören auch Familie und Freundeskreis, die einen, der zu ihnen gehört, nicht "aufgeben".
Der Bericht ist vor allem ein Schlaglicht auf die unveränderte Arbeitsweise der MunBewegung, die nach wie vor Einzelne in Abhängigkeit und Manipulation bringt und Familien in Verzweiflung stürzt. Der Bericht kann aber auch Mut machen, an Veränderung zu glauben und dafür zu arbeiten. Er ist nicht als einfaches Rezept für ähnlich Betroffene zu lesen. Grundsätzlich und generell gilt weiterhin: Nur eine entschiedene und deutliche Aufklärungsarbeit trägt die Chance in sich, auf lange Sicht das Wirken der Jugendreligionen und extremen Sekten einzudämmen.
Wir danken der Familie für ihren Erfahrungsbericht. Name und Anschrift sind der Redaktion bekannt. - Red.
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