Ueber die Brücke zum Wachtturm. Sekten und Sondergemeinschaften in Sachsen. hrsg.v. Studentenrat der TU Dresden, AG Sekten/Sondergemeinschaften u. Verein zur Förderung der politischen Jugendbildung in Sachsen e.V. Dresden:Verein z.Förderung d.politischen Jugendbildung in Sachsen, 1992Sekten, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften unterschiedlichster Herkunft spielen in den neuen Bundesländern eine nicht mehr zu übersehende Rolle in der Oeffentlichkeit. Der Studentenrat der Technischen Universität Dresden hat sich seit November 1992 mit der Brisanz und den Gefahren dieser Entwicklung befaßt und aktive Arbeit in der Oeffentlichkeit geleistet. "Die AG Sekten/Sondergemeinschaften, welche sich beim Studentenrat der TU Dresden etablierte, möchte damit Interessierten, insbesondere Erziehern aus dem Jugendbereich sowie Betroffenen, eine weitere Entscheidungshilfe auf dem Wege zur Selbsthilfe in die Hand geben. Eine Hilfe für die Orientierung zwischen den verschiedenen, in Sachsen relevanten extremen religiösen oder pseudoreligiösen Anschauungen, z.B. der Scientology-"Brücke-in-eine-neue- Welt" und den vielerorts präsenten Wachtturm der Zeugen Jehovas." (a.a.O. S. I) Diesem Ansatz ist auch die nun vorgelegte Veröffentlichung verpflichtet. In fünf Kapiteln und fünf Anhängen werden einerseits Grundfragen zur Motivation und Methodik der Auseinandersetzung mit Sekten und Sondergemein- schaften behandelt, verschiedene Bewegungen charakterisiert und deren recht- liche, soziale und politische Dimensionen dargestellt. Andererseits bieten die Anhänge Gelegenheit, sich mit einigen gegenwärtig besonders proble- matischen Gruppen auseinanderzusetzen.
Uwe Vogel, der die Redaktion und deren Gestaltung verantwortete, ist es zu danken, daß in der Publikation nicht nur Phänomenologie getrieben wird, sondern auch fruchtbringende Denkanstöße zur Grundlagendiskussion bei der Beschäftigung mit Sekten, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften gegeben werden. "Das besondere Umfeld von Universitäten und Hochschulen stellt sich als wesentliches Missions- und Wirkungsgebiet religiöser oder pseudoreligiöser Gruppen oder Anschauungen dar. Dies kommt beispielsweise auch in speziellen 'Hochschulvereinigungen' zum Ausdruck, die ausschließlich unter Studenten oder Mitarbeitern werben. Offensichtlich sind es die hier herrschende Offenheit sowie das konzentrierte Erreichen tausender Menschen, die den Campus als Aktionsfeld favorisieren." (a.a.O. S. 4)
Uwe Vogel weist hier auf einen Sachverhalt hin, der in der Literatur der Gegenwart zum Thema gegenwärtig so wenig beachtet wird, obwohl Eltern- und Betroffeneninitiativen gerade aus dem Bereich studentischer Jugend so schlimme Schicksale kennen. Ueberhaupt macht das Buch den Ein- druck einer tiefgründigen Reflexion der Ursachen und Hintergründe der Entwicklung neureligiöser Phänomene. So werden grundlegende Fragen wie "Dialog" und "Glaubwürdigkeit" in ihrer Bedeutung für den im Buch be- handelten Gegenstand hinterfragt und bedacht. Dem Leser ist es sympatisch, wenn nicht vorschnell geurteilt wird, jedoch grundsätzliche Positionen der jeweiligen Gruppen befragt werden. "Der Leser wird gebeten, sich auch an- hand anderer Quellen seine eigenen Urteile zu bilden. Als wichtig wird je- doch erachtet, daß er überhaupt in die Lage versetzt wird, zu erkennen, mit wem er es bei einer Werbung, Mission oder auch scheinbar belanglosen Anzeige in der Zeitung zu tun hat." (a.a.O.S. 6)
Der wissenschaftliche Ansatz des Buches wird besonders durch die Wahl der Quellen unterstrichen: