Scientology - der Kult des Übermenschen

1. Der Gründer

Scientology geht auf Lafayette Ronald Hubbard, einen Schriftsteller von Science-fiction-Romanen zurück. Hubard wurde am 13. März 1911 in Tilden im US-Bundesstaat Nesbraska geboren. Sein Vater war Unteroffizier in der Marine, obwohl er zur Zeit der Geburt seines Sohnes nicht aktiv diente. Der Lebenslauf Ron Hubbards ist durch Scientology mit vielen Legenden umgeben worden, so dass es schwer ist, die tatsächlichen Daten seines Lebens gesichert herauszufinden. Seine Schulbildung liegt weitgehend im Dunkeln, scheint aber dem durchschnittlichen Standart entsprochen zu haben. ber eine akademische Bildung liegen widersprüchliche Meldungen vor, ebenso über einen angeblichen Doktorgrad. Unbestritten ist allerdings sein Schriftsteller- talent. "Der erste dieser Texte war eine Kurzgeschichte mit den Titel "The Dangerous Dimension" (Die gefährliche Dimension), auf die der Roman "The Tramp" folgte. Beide Texte kreisen um das Thema paranormaler menschlicher Kräfte wie der überwindung von Raum und Zeit und der Fähigkeit des Geistes, aus der Distanz auf andere Menschen einzuwirken. Das sind, wie wir noch sehen werden, Vorstellungen, die auch in der scientologischen Philosophie eine wesentliche Rolle spielen.

Eine andere Sorte von Science-fiction aus Hubbards Feder ist gekennzeichnet durch Erzählungen, wie sie heutzutage von Fans oft der Kategorie 'Sword and Sorcery' (Schwert und Schwarze Kunst) zugeordnet werden. In ihnen sausen schöne, muskulöse Männer von hoher Intelligenz, bewaffnet mit Schwertern und magischen Kräften, im Weltraum umher und kämpfen mit Piratenraumschiffen, mit Drachen und mit hexerischen Wissenschaftlern, um hübsche Fräuleins zu retten. ... Sein erstaunlicher Ausstoss an literarischen Produkten erregte, wie sein Sohn Nibs berichtet, den Neid seiner Berufskollegen. Seine Methode bestand darin, sich für ein oder zwei Tage mit einer Schreibmaschine - er war in der Lage, mit zwei Fingern neunzig Worte in der Minute zu schreiben - einzuschliessen, um dann mit einem fix und fertigen, verkaufbaren Manuskript wieder zum Vorschein zu kommen, das die allererste Niederschrift darstellte! Auf diese Weise schrieb er nicht nur den 1943 veröffentlichten Roman "Fear" (Furcht), den viele Kritiker als sein erzählerisches Meisterwerk betrachten, sondern auch das Manuskript von Dianetics: The Modern Science of Mental Health (Dianetik: Die moderne Wissenschaft von der seelischen Gesundheit), das ihm weit über die Grenzen der Science-fiction-Gemeinde hinaus zu Ruhm verhelfen sollte. Bezeichnenderweise jedoch fand die Dianetik ihre erste Plattform in "Astounding science-fiction", dem führenden Science-fiction- Magazin jener Zeit." In der Zeit zwischen erstem und zweitem Weltkrieg kam Hubbart mit dem Neo-Satanismus in Deutschland und England in Beziehung. Aus dieser Wurzel des Okkultismus stammt das spätere "Kirchensymbol der Scientology".

2. Scientology - das Entstehen einer neuen Religion

Mit der Veröffentlichung von "Dianetik" und dem Begriff der "Scientology" hat Hubbard wohl noch nicht an die Gründung einer Religion gedacht, denn er liess sich beide Begriffe als Markenzeichen eintragen. Die spätere Ausgestaltung seiner Lehre zur Religion liegt wohl eher in steuerlichen Ursachen begründet. Diese Position wird in einer Äußerung deutlich, die Hubbard 1949 auf einem Schriftstellerkongress gemacht haben soll. Auch wenn die Authentizität nicht bewiesen ist, kennzeichnet es doch die Denkart: "Es wäre töricht, für einen Penny auch nur ein Wort zu schreiben. Wollte man wirklich eine Million Dollar verdienen, so wäre der beste Weg, seine eigene Religion zu gründen."

Es fing alles mit der Dianetik an. Dieses Kunstwort definiert Hubbard in seinem Buch so: "DIANETIK bedeutet 'durch die Seele'(aus den griechischen Wörtern DIA, durch, und NOUS, Seele). Ihre Ausübung zeigt dem Menschen einen Weg auf, sich als geistiges Wesen zu befähigen, grössere Harmonie in seiner Beziehung zu seinem Körper und seinem geistigen Leben zu schaffen. Ein weiterer Teilaspekt von DIANETIK lautet daher: was die Seele ihrem Körper zufügt."

Der Denkansatz Hubbards klingt bombastisch, ist mit Fremdwörtern gespickt, die freilich alle so erklärt werden, dass der Leser den Eindruck hat, er habe ein wissenschaftliches Werk vor sich. Der Charakter der wissenschaftlichen Seriosität wird dadurch erweckt, dass in den Anmerkungen jede, aber auch jede Kleinigkeit weitschweifig erklärt wird. Der Text wimmelt von Fremdwörtern, die dem Leser das Gefühl suggerieren, er könne durch das Lesen des Textes Anteil an der Genialität des Autors haben, ja er würde durch das aufmerksame Lesen selbst zum Wissenschaftler. Das Buch vertritt einen totalen Bildungsanspruch, der den dummen und unmündigen Leser zu den Höhen der modernen Wissenschaft führt. Deswegen darf nach Hubbard in einer Publikation nichts vorausgesetzt werden, deswegen muss alles (neu!) erklärt werden. Erst durch die Lektüre des Buches erhielte der Leser die Chance, umfassende Bildung zu erlangen. Hubbard stellt die Dianetik als die Summe alles Wissens über den menschlichen Geist dar. Gegenwärtige Lücken würden nur dadurch kommen, dass die Wissenschaftler und die Menschen die Dianetik in ihrer Konsequenz noch nicht anerkannt hätten. Er schreibt: "Bei all ihrer Einfachheit ist und bewirkt die Dianetik folgendes:

1. Sie ist eine systematisch aufgebaute Wissenschaft vom Denken, gegründet auf eindeutige Axiome, d.h. auf Aussagen über Naturgesetze im gleichen Rang wie jene der Naturwissenschaften." Hierzu wäre nur zu bemerken, dass Axiome zwar einleuchtende, durch die Erfahrung bestätigte Tatsachen beschreiben, aber im Unterschied zu Naturgesetzen eben nicht beweisbar sind. Axiome sind die Voraussetzung naturwissenschaftlicher Gesetze und dürfen nicht mit diesen selbst verwechselt werden. Die Richtigkeit von Axiomen innerhalb eines Wissenschaftssystems wird nur durch die Stimmigkeit der auf sie aufbaünden Gesetze bestätigt. Dies gilt auch nur innerhalb definierter Grenzen. Hubbard schreibt weiter:

"2. Sie (die Dianetik) umfasst eine therapeutische Technik, mit der alle nichtorganischen Geistesstörungen und alle organischen psychosomatischen Leiden mit der Gewissheit völliger Heilung in beliebigen Fällen behandelt werden können." Bitte beachten Sie den Absolutheitsanspruch der hubbardschen Methode. Sie kann etwas, was das gesamte Gebiet der Wissenschaft bislang nicht vollbracht hat.

"3. Sie ermöglicht dem Menschen eine Ebene der Fähigkeit und Vernunft, die ihn weit über den gegenwärtigen Durchschnitt hebt, und sie zerstört nicht seine Lebenskraft und Persönlichkeit, sondern erhöht sie.

4. Die Dianetik verleiht vollständige Einsicht in alle Möglichkeiten des menschlichen Geistes und erweist, dass diese wesentlich umfangreicher sind als frueher angenommen.

5. In der Dianetik wurde die Grundnatur des Menschen entdeckt, nicht nur vermutet oder angenommen. Das wird dadurch erhärtet, dass diese Grundnatur bei jedem einzelnen vollständig zur Wirkung gebracht werden kann. Und diese Grundnatur erweist sich als gut." Man höre und staune: Herr Hubbard hat in Wochen etwas entdeckt, wonach Generationen der Menschheit immer wieder gefragt haben!!! Das Postulat, der Mensch sei seinem Grunde nach gut, klingt zwar schön, doch die Geschichte der Menschheit hat eigentlich immer wieder das Gegenteil gezeigt.

"6. Die einzige Ursache geistiger Störungen ist von der Dianetik unter strengen Versuchsbedingungesn experimentell entdeckt und nachgewiesen worden.

7. Die Dianetik hat Umfang, Speicherkapazität und Erinnerungsfähigkeit des menschlichen Gedächtnisses endgültig bestimmt.

8. Die Dianetik hat die vollen Aufzeichnungsfähigkeiten des Geistes entdeckt, mit dem Ergebnis, dass'sie sich von früheren Annahmen sehr unterscheiden." Unter welchen Versuchsbedingungen dies alles herausgefunden worden ist, wird nicht verraten. Erstaunlich ist nur, dass ausser den Scientologen kein Wissenschaftler diese sog. Beweise nachvollziehen kann. Die Behauptung, die Dianetik hätte die vollen Aufzeichnungsfähigkeiten des Geistes entdeckt, klingt gewaltig. Daneben mutet das Ergebnis dieser Entdeckung, nämlich, dass sie sich von früheren Annahmen sehr unterscheiden, doch etwas kärglich an... Hubbard schreibt weiter:

"9. Die Dianetik legt die Theorie der nicht von Keimen verursachten Krankheit vor und ergänzt damit die Biochemie und Pasteurs Werk über die Verursachung von Krankheiten durch Krankheitserreger, so dass das ganze Gebiet abgedeckt ist.

10. Mit der Dianetik endet die 'Notwendigkeit', das Gehirn durch Schocks oder chirurgische Eingriffe zu zerstören, um bei geisteskranken Patienten 'Fügsamkeit' und 'Anpassung' zu erreichen.

11. Die Dianetik liefert eine brauchbare Erklärung für die physiologischen Wirkungen von Drogen und endokrinen Substanzen und beantwortet viele Probleme der Endokrinologie.

12. Verschiedene Bereich der Erziehung, Soziologie, Politik, des Militärwesens und anderer Wissensgebiete über den Menschen werden durch die Dianetik bereichert.

13. Das Gebiet der Zellenlehre wird ebenso wie noch andere Forschungsgebiete durch die Dianetik gefördert."

Liest man diese Zusammenstellung von Halbwissen und Absolutheitsanspruch durch, so hat man das Gefühl, Herr Hubbard wäre gottähnlich, würde alles wissen und erkennen. Dieser Anspruch ist nach christlicher Sicht, Ausdruck menschlicher Hybris, der menschlichen Grundsünde, sein zu wollen wie Gott. Dieser Ansatz hat mit Wissenschaft nichts mehr zu tun, ist er doch darauf gerichtet, eine Schar von Gläubigen um sich zu sammeln, die willfährig und kritiklos den Worten des Meisters zuhört. Von diesem Ansatz her ist es auch nicht verwunderlich, dass die hubbardsche Lehre zur Religion wurde, einer Religion, die den Menschen zum Gott der Welt erhebt. In der Geschichte der Scientology sind diese Ansätze auf fruchtbaren Boden gefallen. Gleichzeitig wird aber in der Geschichte der Scientology auch deutlich, wohin Hybris und Selbsterhebung führt.

Die hubbardsche Dianetik war in der amerikanischen öffentlichkeit wie eine Bombe eingeschlagen. Wer amerikanische Lebensart kennt, weiss auch, was es bedeutet, wenn ein Buch zum wirklichen Bestseller wird. Die Verehrung für den Autor nimmt gleichsam religiöse Züge an und das nicht nur bei Buchautoren. ähnliches kennen wir aus der Film- und Rockszene.

3.3. Der Glaube bei Scientology

Scientology kennt ein eigenes Glaubensbekenntnis in dem "unveräusserliche Rechte" des Menschen beschworen werden: Das Recht auf Leben, Gesundheit, Verteidigung, auf eigene Organisationen und die freie Meinungsäusserung. Es fährt dann fort: "Und wir von der Kirche glauben: Dass der Mensch grundsätzlich gut ist. Dass er danach trachtet, zu überleben. Dass sein überleben von ihm selbst uund von seinen Mitmenschen und von seinem Erreichen der Bruderschaft mit dem Universum abhängt. Dass die Gesetze Gottes dem Menschen verbieten, seine eigene Art zu zerstören, die Gesundheit des Anderen zu zerstören, die Seele eines Anderen zu zerstören oder zu versklaven und das überleben seines Kameraden oder seiner Gruppe zu zerstören oder zu reduzieren. Und wir von der Kirche glauben: Dass der Geist gerettet werden kann und dass der Geist allein den Körper retten oder heilen kann."

Im Glaubensbekenntnis der Scientology heisst es im ersten Abschnitt: "Wir von der Kirche glauben, dass alle Menschen unveräusserliche Rechte haben (...) ihre eigene Meinungen frei zu schreiben und den Meinungen anderer zu entgegnen oder sich darüber zu äussern oder darüber zu schreiben." Stellen wir diesem Bekenntnis Hubbards Stellungnahme über Kritiker der Scientology gegenüber!

"Diejenigen, die Scientology kritisieren oder abfällige Bemerkungen darüber machen, können einer eingehenden überprüfung ihrer vergangenen Taten oder Absichten nicht standhalten. Das ist Gott sei Dank ein glücklicher Umstand für uns. Der Kriminelle scheut das Tageslicht. Und wir sind das Licht. Verstehen Sie dies als Tatsache im technischen Sinn - nicht als hoffnungs- volle Idee. Wann immer wir den Hintergrund einer Kritik an der Scientology untersucht haben, fanden wir strafbare Handlungen, für die die Person oder Gruppe - gemäss den existierenden Gesetzen - hätte ins Gefängnis kommen können. Wir fanden niemals Kritiker der Scientology, die keine kriminelle Vergangenheit hatten. Immer und immer wieder beweisen wir das ... Die Art, wie wir die jetzige Situation handhaben, ist die Einfachheit selbst - und wir werden gewinnen. Langsam aber sicher erteilen wir den Gottlosen eine Lektion. Sie sieht so aus: 'Wir sind keine Vollzugsbehörde. Aber wir interessieren uns für die strafbaren Handlungen jener Leute, die danach trachten, uns zu stoppen. Wenn sie sich der Scientology in den Weg stellen, werden wir sofort nach ihren strafbaren Handlungen schauen - und werden sie finden und blosslegen. Wenn sie uns aber in Ruhe lassen, werden auch wir sie in Ruhe lassen.' Das ist sehr einfach und leicht zu verstehen. Und hüten Sie sich davor, unsere Fähigkeit - das auch auszuführen - zu unterschätzen."

Diese zuletzt zitierten Sätze offenbaren das wahre Gesicht der Scientology. Die Geschichte der Scientology in Amerika und in der Bundesrepublik beweist auch deutlich, dass diese Anweisung Hubbards so ausgeführt worden ist und jederzeit auch weiter ausgeführt wird. Wer sich kritisch mit Scientology auseinandersetzt, hat mit dem geballten Zorn der Sekte zu rechnen. Pfarrer Haack, der beste Kenner der Materie und viele ungenannte Kritiker und Aussteiger mussten das am eigenen Leibe spüren. Es würde mich wundern, wenn das in Thüringen anders sein sollte. Scientology hat Handlungsrichtlinien erarbeitet, wie mit Kritikern umzugehen sei:

"Jeder, der beabsichtigt, Scientology zu untersuchen oder Ermittlungen anzustellen, muss diese Antwort erhalten und keinen anderen Vorschlag: 'Wir begrüssen eine Untersuchung (...), da auch wir damit begonnen und einen schockierenden Befund gefunden haben.' Man kann den von uns gefundenen Befund sorgfältig ausarbeiten und dick auftragen und dabei nur die Angreifer angreifen. Stimme niemals einer Untersuchung der Scientology zu. Ich habe einer Untersuchung aller geistigen Heilung zugestimmt. Ich ordne an, dass Beweise über psychiatrische Mörder gesammelt werden... Dies ist die richtige Handlungsweise: 1. Finde heraus, wer uns angreift. 2. Beginne sofort, sie auf Verbrechen oder schlimmeres zu untersuchen und verwende dabei eigene Fachleute, keine aussenstehenden Agenturen. 3. Double curve ... oder antworte, indem du sagst, wir begrüssen es, dass sie untersucht werden. 4. Beginne die Presse zu füttern mit Finsterem, Blut, Sex und Verbrechen, tatsächlichen Beweisen über die Angreifer. ... Benutze deren Blut, Sex und Verbrechen, um Schlagzeilen zu machen. Ich spreche aus 15 Jahren Erfahrung. Bis jetzt hat es noch keinen Angreifer gegeben, dem nicht mit Verbrechen Dampf gemacht werden konnte."

Wenn wir diese beiden Texte nebeneinander stellen, dann wird schon ein wesentlicher Teil scientologischer Lehre offensichtlich. Die Menschen werden in gute (Scientologen) und böse (alle Nichtscientologen) eingeteilt. Die Guten bringen Freiheit von allen Problemen, die Bösen gilt es zur Raison zu bringen. Hierbei heiligt der Zweck die Mittel. So ist es denn auch folgerichtig, dass Scientology einen eigenen Geheimdienst (Guardian Office) aufgebaut hat, der im Verdeckten arbeitet, Hass, Zwietracht und Terror sät.

4. Wie gehen wir mit Scientologie um?

Scientology vertritt ein Weltrettungskonzept. Sie hat die Vorstellung, die Welt zu retten, notfalls auch gegen ihren Willen. Die Menschen werden als unmündige Kinder angesehen, denen man sagen muss, was gut für sie ist. Entmündigung und Terror sind die Konsequenzen solcher Weltrettungswahnideen. Wir sollten gerade hier in den neuen Bundesländern, da wir doch Erfahrung im Umgang mit solchen Konzepten haben, wachsam sein und die Gefährlichkeit solchen Gedankengutes sehen.