Mal abgesehen von den Sensationsmeldungen den Tageszeitungen über schlimme und auch sensationelle Ereignisse auf dem neureligiösen Markt informieren sowohl die Gruppen selbst, als auch ihre Kritiker in den unterschiedlichsten Medien. Das Problem besteht nun aber darin, dieses veröffentlichte Wissen einer breiteren Öeffentlichkeit zu erschliessen. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, versteckte Quellen zugänglich zu machen und so aufzubereiten, dass diese auch dem Nichtfachmann verständlich sind. Dabei möchte ich Sie einladen, sich mit mir auf die Reise in die Welt der neuen Religionen und Weltanschauungen zu begeben. Wir werden gemeinsam Dinge erleben, die wir nicht ahnten, werden Fragen stellen und angefragt werden. Dabei wollen wir keine billige Polemik treiben, wollen niemanden diskreditieren. Es werden in diesem Blatt Meinungen zu den Gruppen zu finden sein.
Diese Meinungsäusserungen müssen aber dem Ethos wissenschaftlicher Redlichkeit verpflichtet sein. Kurz gesagt: Es geht um v e r s t e h e n . Das heisst einerseits, ungewohnte Meinungen und Glaubensäusserungen zu tolerieren, andererseits aber auch die eigene Position deutlich herauszuarbeiten in der Erwartung der gleichen Toleranz seitens des Gesprächspartners.
Scientology im Internet
Im Märzheft 1993 der Zeitschrift "Chip" erschien ein
Report mit dem Titel "Total befreite Kunden". Dort wurde geschrieben, dass
seit einiger Zeit Anhänger von Scientology
mit eigenen Firmen massiv in die EDV-Branche eindrängen. In dem Chip -
Report wurde darauf hingewiesen, dass verschiedene Softwarefirmen auch in
Deutschland mit Scientology in Zusammenhang gebracht werden müssen.
Dabei spielt der Name "Theta-" im Firmenlogo gelegentlich eine Rolle. Schaut
man nun ins elektronische Telefonverzeichnis, so findet man einige Firmen
mit diesem Namen in Deutschland.
"Doch die Computertechnik ist für Scientology nicht nur Mittel zum Zweck - das Prinzip des logisch operierenden Rechners gilt sogar als wesentlicher Teil der Ideologie. "Dein Gehirn ist ein Computer, der nicht richtig funktioniert. Wir machen, dass er funktioniert." schreibt Sektengründer Hubbard. "Das Dianetik-Buch beschreibt den Menschen im Prinzip als einen Computer", konstatiert auch Aussteiger Potthoff.
In seinen Schriften verwendet Hubbard häufig Fremdwörter und Formulierungen, die aus dem Computerjargon stammen: So werden "Engramme im Gehirn gelöscht", sind dort "Erinnerungsbanken" zu finden. Der BASIC - Befehl CLEAR, der den Bildschirm säubert und Programmvariablen von alten Inhalten löscht, spielt bei Scientology eine wesentliche Rolle. "Clear" ist laut Hubbards Definition "eine Person, die von falschen oder nutzlosen Antworten befreit worden ist, die sie daran gehindert haben, zu leben oder zu denken." (Chip, Nr.3 1993 S. 72)
Aus diesem Ansatz ist es durchaus verständlich, dass "junge und dynamische" Menschen, denen ja doch die Computerwelt zumindest vom Sehen ein Begriff ist, auf Gedanken anspringen, die einen so modernen und wissenschaftlichen Klang haben. Die Anfälligkeit für solches ist um so grösser, je geringer die tatsächlichen Kenntnisse in der EDV-Branche sind.
Nimmt man das UseNet, dann fällt einem, der sich die dort weltweit diskutierten Themen ansieht, auf, dass der Diskussionsbedarf zu Scientology so gross ist, dass hierfür ein eigenes Forum geschaffen worden ist. So gibt es im Internet eine Newsgroup mit dem Namen "alt.religion.scientology". In dieser Newsgroup nehmen weltweit Menschen zum Thema Scientology Stellung, Scientologen genau so wie deren Kritiker. Dieses Forum ist natürlich ein ideales Feld der Selbstdarstellung von Scientology, aber genauso ein Feld der Meinungsäusserung grosser amerikanischer "Antikultorganisationen" wie "CAN".
Dort prallen die Meinungen aufeinander, dort wird zu aktuellen Fragen und Geschehen Stellung bezogen. Damit nimmt diese Newsgroup die Stellung einer authentischen literarischen Quelle ein. Eigentlich ist es verwunderlich, das die Fachwelt des Gebietes neureligiöser Entwicklungen diese Diskussionen und Quellen so wenig zur Kenntnis nimmt.
Scientology publiziert dort jede zweite Woche den "Scientologischen Katechismus (Teil 1, 2 and 3)", den "Kodex und Glaubensbekenntnis von Scientology", die "FAQ der Anwender von Scientology" [FAQ = frequently asked questions with answers = häufig gefragte Fragen mit Antworten], die "Liste von Büchern und Bändern über Scientology" und die "internationale Liste der Scientology-Organisationen (Teile 1, 2 und 3)"veröffentlicht.
Wegen der Bedeutung und des Quellenwertes werden wir diese Diskussionen über Scientology regelmässig im Nachrichtenteil dieses Informationsblattes in seinen interessantesten Themen darstellen und referieren. Neben den oben erwähnten regelmässigen Veröffentlichungen gibt es auf einem sog. FTP-Server [anonymous FTP-Server = eine elektronische Form einer öffentlichen Bibliothek] (FTP.EARTHLINK.NET) im directory "/pub/users/brianw" zusätzliche Informationen über Scientology. Anm.1
Die Files sind via anonymous FTP at the FTP.EARTHLINK.NET erhältlich und umfassen:
Dann gibt es noch eine von Scientology moderierte "e-mail discussion group" mit dem Namen THETA-L-REQUEST@CCSUA.STSTATEU.EDU, die man bestellen kann. Allerdings ist davon auszugehen, dass jeder aktive Kontakt zu den o.g. SC-Servern dazu führt, dass man in die Liste der potentiellen Mitglieder von SC aufgenommen wird. Das könnte dazu führen, dass man von den regionalen Organisationen angesprochen und angeschrieben wird. Man sollte also genau überlegen, wieweit man sich vorwagt.
Anm. 1
Elektronische Veröffentlichungen
werden im Internet so realisiert, dass diese auf Rechnern, die immer
über Datenleitungen erreichbar sind, gespeichert werden. Anders als im
Buchwesen, benötigt man nun nicht den Autor und Titel einer
Veröffentlichung, um das Buch zu finden, sondern man muss wissen, auf
welchem Rechner und unter welchem Namen die Publikation (das sog. File) auf
der Festplatte des Rechners liegt. Dieser Name ist so abgefasst, dass er den
Weg zur Information sicherstellt. Eine Angabe wie "/wise/wise-bbs" ist also
der Titel der Veröffentlichung und eine Angabe "FTP.EARTHLINK.NET" gibt
also gleichsam die Bibliothek an, wo dieser Titel erhältlich ist. Wenn
wir also in diesem Informationsblatt die Diskussion des Internets
wiedergeben, werden diese Dateiangaben die Stellung des Quellennachweises
haben.