4. 3. 1. Fröbels Auffassung vom Lernen
"Was früher,in dem Kindeszeitraume, in dieser Beziehung einzeln
und alleinstehend geschah und so in und unter sich ohne
besondern Zusammenhang war, geschieht jetzt geordnet und
möglichst in innerem notwendigen Zusammenhange, dem
Entwicklungsgange des Menschen auf dieser Stufe selbst
angemessen, und sich sobald wieder verzweigend, teilend, wie
immer das Besondere und Einzelne aus dem Allgemeinen und Ganzen
hervorgeht." 1)
Fröbel stellt hier im Kapitel Natur - u. Außenweltbetrachtung seiner "Menschenerziehung" den übergang von der dominanten Tätigkeit Spiel zu der des Lernens dar. Das Kind wird zum Knaben und Schüler, der aus der Lernmotivation heraus ein Erkenntnisstreben entwickelt, das ihn veranlaßt, nach den "...inneren notwendigen Zusammenhängen..." zu suchen. Hier beginnt auch eine höhere Abstraktionsstufe, wenn die Erkenntnis "... sich sobald wieder verzweigend, teilend..." in andere überführt wird, im Sinne des assoziativen Denkens. Diese Erkenntnis wird sich aber vorerst noch über die Anschauung entwickeln, und zwar vor Ort, vor dem Gegenstand.
Fröbel ordnete zwar die Begriffe "Spielen" und "Lernen" dem Kindesalter bzw. dem Knaben - also Schulalter zu, nahm jedoch keine strikte Trennung dieser Tätigkeiten vor. Auch während des Spiels nimmt das Kind äußeres auf und verinnerlicht es, also lernt. Die Sprache wurde für ihn das Moment, an dem er die Entwicklungsstufen der Menschheit schied. Das eintretende Sprechen bildete den übergang vom Säuglingsalter zum Kind und die Trennung.
"des Wortes von der Sache . . ., mit der Trennung der Sprache von dem Sprechenden . . ., tritt der Mensch von der Stufe des Kindes heraus und zu der Stufe des Knaben empor." 2)
Für Fröbel war die Stufe des Kindes die Stufe des Lebens, des sich Probierens, "vorwaltend Innerliches äußerlich zu machen" (Er benutzt "vorwaltend", um die Dominanz darzustellen, da das Kind trotzdem auch äußerliches verinnerlicht.), vor allem die der Erziehung. Das Knabenalter beinhaltet nach Fröbel vorwiegend die Bildung, den Unterricht. Das Erkennen der Gesetzmäßigkeiten von Zuständen und inneren Zusammenhängen der Dinge steht im Mittelpunkt der Tätigkeit des Knaben, der damit zum Schüler wird.
"Schule ist also, wo der Mensch zu der Erkenntnis der Gegenstände außer ihm und derem Wesen nach den in ihnen liegenden besonderen und den allgemeinen Gesetzen gebracht wird und gelangt; wo der Mensch durch Vorführung des äußeren, Einzelnen, Besonderen zum Erkennen des Allgemeinen, des Innern, der Einheit gebracht wird und gelangt." 3)
Der Knabe befindet sich in der Altersstufe, in der sich "Willenstätigkeit zur Willensfestigkeit" erhebt. Dabei gehen beide aus der in der Stufe des Kindes sich entwickelnden "Herzens - und Gemütstätigkeit" bzw. "Herzens - und Gemütsfestigkeit" hervor, "und wo das erstere mangelt, wird das zweite nur schwer zu erreichen, zu erringen sein!"4) Wesentliches sieht Fröbel wieder "in dem Spiegel und der Form des Familienlebens".
Die "natüliche Willenstätigkeit" (an anderer Stelle benutzte Fröbel auch die Formulierung "Freitätigkeit des Willens", die er als eine "innere Steigerung" verstand, um die "Unbehilflichkeit" des Menschen zu überwinden) geht von der inneren Einstellung des Kindes aus, die wiederum von außen beeinflußt und zum Verstärker wird.5) Dazu ist nicht nur das Beispiel des Erwachsenen notwendig, sondern auch das verbindende Wort. Fröbels Entwicklungsgedanke und seine Vorstellung von der Bedeutung der sozialen Umwelt für das Kind werden somit wieder sichtbar.
"Nicht Beispiel allein: denn Beispiel ist ein Einziges, Einzelnes, welches durch das Wort erst seine Allgemeinheit und Anwendbarkeit erhält; nicht Wort allein: denn Wort ist ein Allgemeines, Geistiges, oft Vieldeutiges, welches durch Beispiel, durch Unterricht erst Anschaulichkeit, Bedeutung und Dasein erhält." 6)
Fröbel forderte bereits auf der Stufe des Kindes, in der die Spieltätigkeit dominiert, die reine und klare Bezeichnung der Dinge und Vorgänge, um dem Kind zur Orientierung zu verhelfen und die Möglichkeit die Spielhandlung beenden zu dürfen. Dieses setzt sich nun auf der Stufe des Knaben, des Schülers, auf höherem Niveau weiter fort.
MIETZEL7) zitiert CARROLLs Gedanken (1963) der Voraussetzungen, die ein Schüler braucht, für die Lösung einer Aufgabe:
Der Tätigkeitstrieb ändert sich auf der Stufe des Knaben in der Motivation. Er wird "zum Bildungs -, Gestaltungstriebe".
"Was früher in dem Kinde nur Tun um der Tätigkeit willen war, das ist dem Knaben jetzt Tätigkeit um des Werkes, des Erzeugnisses willen: des Kindes Tätigkeitstrieb hat sich in dem Knaben zum Bildungs-, Gestaltungstriebe entwickelt, . . ." 8)
Dem normalentwickelten Schulkind wird bewußt, daß es durch sein Tun Veränderungen in der Natur hervorrufen kann. Fröbel läßt deshalb in Gärten und in der zur Erziehungsanstalt gehörenden Landwirtschaft arbeiten, um den Kindern vor Augen zu führen, daß Tätigkeit auch ein verwertbares Ergebnis hervorbringen kann. Diese Tätigkeit sollte aber so organisiert werden, daß das Kind seinen eigenen Arbeitsgegenstand pflegt, es wachsen sieht und das Produkt seiner Arbeit erkennt. Mit der Pflege "äußeren Lebens", der Natur, lernt das Kind auch sein eigenes späteres Leben pflegen. Das Kind wird auf dieser Altersstufe spielerisch schon mit dem Charakter der Arbeit bekanntgemacht. Spielerisch deshalb, weil nicht der Zwang zum Ergebnis als Ziel steht, sondern doch mehr das Probieren, das Spielen mit dem Naturvorgang. Ich konnte Kinder in der 4. Klasse unserer Schule beobachten, die im Heimat- und Sachkundeunterricht eine gesteckte Bohne ständig wieder ausgruben, um zu sehen, wie die Bohne den Keim austreibt und unter der Erde wächst. Das Ziel ist also nicht, Bohnen zu produzieren, wie das bei der Arbeit der Fall wäre, sondern den Vorgang zu erkennen.
Das Spiel bleibt auf dieser Altersstufe trotzdem noch erhalten und hat seinen inneren Auslöser behalten. Die Spielarten sind nach Fröbel jetzt vorwiegend Bewegungsspiele, die die Körpergewandtheit und das Gefühl für die eigene Kraft schulen. Mit der Steigerung der körperlichen Beweglichkeit und Kraft verbindet Fröbel auch die der geistigen. Viele dieser Spiele werden in der sich ständig beobachtenden Gemeinschaft der Kinder getätigt. Der Zweck des Spiels verfolgt nun mehr und mehr ein "bewußtes Ziel" und trägt verstärkt sozialen Charakter, der nach Fröbel solche Eigenschaften wie "Gerechtigkeit, Mäßigung, Selbstbeherrschung, Wahrheit, Treue, Brüderlichkeit und doch auch strenge Unparteilichkeit" 9) hat.
Das Lernen wird auf der Knabenstufe zur dominanten Tätigkeit, vor allem durch den Unterricht gefördert. Es dient der Erkenntnis, Einsicht und Bewußtmachung der Dinge und Vorgänge.
"Dann weist ferner die Schule die inneren Richtungen, Verhältnisse und Beziehungen einzelner Dinge und Sachen zueinander nach und steigt so zu immer höherer Allgemeinheit und Geistigkeit empor." 10)
"Ja die Sprache ist, von der Seite der Naturbetrachtung aus,
sich selbst Darstellung der zum Leben gesteigerten Kraft; von
Seiten des Menschen ist sie sich selbst Darstellung des sich
bewußt werdenden Menschengeistes." 11)
". . .sich in den Wortbestandteilen: Tönen, Lauten, Schlüssen
und deren Zeichen, den Buchstaben und ihren verschiedenen
Vereinigungen, sehr klare, feste und bestimmte,von innerer
Notwendigkeit bedingte, mathematische, physikalische, physisch -
psychische (Natur- und Geistes-)Gesetze aussprechen." 12)
Auf der Kindstufe sprach Fröbel nicht so fordergründig von
Sprache, sondern mehr vom Wort, das Kind und Außenwelt verband,
aber auch wieder rückwirkend mit dessen Innenwelt. "Bei allem
Tun des Kindes" wurde es notwendig, den Gegnstand, die Sache zu
benennen.
". . . das Wort selbst schuf gleichsam die Sache erst für das
Kind; . . ." 13)
Es ging Fröbel nicht nur darum, mit dem Wort eine Sache
äußerlich zu bezeichnen, mit dem Wort wird das Kind auch
innerlich diese erkennen. Deshalb die Forderung Fröbels an die
Eltern und Erzieher nach klarer Bezeichnung der Dinge
(s. Abschnitt 4. 2. 3.). Dieser Vorgang wird zur Grundlage für
die Entstehung der komplexeren Erscheinung Sprache, die Fröbel
in der Knaben- und Jugendstufe ansiedelt.
". . . , so gehen in der Sprache die Wörter als Abbilder von
Gegenständen, als Darstellung von Begriffen so hervor, daß sie
Grundbegriffe, Begriffsganze bilden." 14)
über den Vorgang der Verallgemeinerung, der Entwicklung des
Abstraktions- vermögens beim Kinde, wird die Sprache zu einem
wichtigen Bestandteil, "zum Selbstbewußtwerden und zur
Erkenntnis der Außenwelt selbst". Dieser Weg geht nach Fröbel
wieder über die Darbietung des Anschaulichen, der unmittelbaren
Verbindung mit der Sache, um zur Erkenntnis zu gelangen. Sprache
wird zur Grundvoraussetzung für das Erkennen von Zusammenhängen,
des Lernens.
"Wir müssen darum, wenn wir unsere Kinder zu wahren, höheren,
geistigen und inneren Leben wieder erheben wollen, eilen, jenes
innere Leben der Sprache, der Naturanschauung und der Empfindung
wieder in ihnen zu wecken." 15)
Fröbel ging in seinem Werk "Die Menschenerziehung" intensivst
auf die Entstehung und Sinnzusammenhänge der Wörter ein und
möchte in romantisch schwärmerischer Umschreibung die
Vervollkommnung der deutschen Sprache als Mittel der Erziehung
des deutschen Volkes benutzen.
". . . ; aber statt dessen töten wir durch unsere rauhen,
toten, herzlosen Worte das aufkeimende Leben in dem Kinde, und
scheuchen das sich aus der Natur loszuwinden strebende Leben in
die starre Form zurück, . . ." 16)
In seiner romantisch wie auch sehr rationalen Bewunderung der
Regelhaftigkeit der Sprache ( "die mathematischen, physischen
und psychischen Eigenschaften der Sprache, wodurch sie recht
eigentlich ein Abbild der Innen- und Außenwelt wird" 17) ) und
der daraus resultierenden Exaktheit der Denkvorgänge übersah
Fröbel den emotionellen Wert bei der Herausbildung der Sprache
nicht. Schon auf der Stufe des Säugling machte er auf die
Notwendigkeit des rhythmischen Schaukelns, des Im - Arm -
Wiegens und des "sogenannte(n) Tänzern der Kinder auf Arm und
Hand" auf der Kindstufe aufmerksam und sah in einem
übertragungseffekt die emotinellen Grundlagen für die spätere
Herausbildung der Sprache, die ja auch einem Rhythmus
unterliegt.18) Später auf der Knabenstufe wird aus dem Wort
Sprache und aus dem Rhythmus das Bewegungsgesetz der Sprache,
"welches sich in ihren einzelnen Wortgliedern sowohl als auch in
ihren Wortverbindungen ausspricht, . . . "
So gibt es an unserer Keilhauer Schule zur rehabilitativen
Föderung der Sprache den Rhythmik - Unterricht. Hier lernen
Grund- wie Regelschüler über Bewegungsschulung diesen Rhythmus
für das Sprechen finden. Auffällig dabei ist, daß das Erfassen
rhythmischer Bewegungsabläufe in Verbindung mit Sprache mit dem
Intelligenzniveau korreliert.
Die Darstellung der Sprache in einen sogenannten
"Bewegungsganzen" macht "das innere Leben der Gegenstände
lebendiger und äußerlich wahrnehmbarer". Die innere Bewegtheit
der Sprache erzeugt selbst einen Rhythmus, der sich dem Menschen
innewohnenden Rhythmus anpaßt und unterstützend beim Lernen
wirkt. Wir kennen diesen Effekt vom Superlearning oder der
Suggestopädie19) her, bei der die Sprache dem Atemrhythmus des
Lerners angepaßt wird. Auch lassen sich gereimte Verse leichter
lernen als ungereimt dargebotenes Material. Fröbel benutzte
diese Wirkung vor allem auf der Stufe der Vorschulerziehung, z.
B. wie im Abschnitt 5. 1. und 5. 2. noch beschrieben werden
wird, zur Verinnerlichung sozialer und ethischer Beziehungen bei
seinen Spiel-, Mutter- und Koseliedern und zum Erfassen von
Lage- und Mengenbeziehungen bei der 3., 4. und 5. Spielgabe.
In der gesellschaftlichen und industriellen Entwicklung bilden
sich neue Denkformen heraus. LURIA untersuchte Anfang der 30er
Jahre Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene, die
unterschiedlich kulturell entwickelten Völkern der damaligen
Sowjetunion angehörten. Dazu gehörten Menschen aus
gesellschaftlich noch unterentwickelten Gebieten und andere aus
Industriegebieten. Das Ergebnis der Untersuchung zeigte, daß
durch die Industriealisierung auch die geistigen Fähigkeiten
höher entwickelt waren. Das betraf die Wahrnehmungs- und
Denkfähigkeit sowie auch die Motivationsstruktur. 21)
In jedem Produkt menschlicher Tätigkeit steckt
gesellschaftliche Erfahrung, die weitergegeben wird, die sich
jeder zu seiner Begabung nutzbar machen kann.
". . . der unentwickeltere, reifende Mensch soll an der
Entwicklung gereifterer Menschen emporwachsen; . . ." 22)
"Es kann schlechthin Nichts erscheinen, nichts Sichtbares und
Wahrnehmbares hervorkommen, welches nicht das Leben und den
Geist, das Sein, in sich trage, nicht den Ausdruck des Geistes
und Lebens, des Seins an sich trage, durch das es
hervorgekommen, dem es sein Dasein verdanke; und dies gilt wie
von dem Werke jedes Menschen - vom höchsten Künstler bis zum
gemeinsten Handwerker, vom sichtbarsten bis zum geistigen und
gesteigertsten Menschenwerke, von der bleibendsten bis zur
schwindendsten Menschentätigkeit - . . . Aus dem Kunstwerke
können die Denk - und Empfindungsvermögen und Gesetze des
Menschen überhaupt, so wie der Ausbildungsgrad derselben bei
jedem einzelnen schaffenden Menschen von dem strengen, scharfen
Blick erkannt werden; . . ." 23)
Dieses Menschen - oder Kunstwerk wie es Fröbel darstellt, lebt
in seiner individuellen Eigentümlichkeit und von diesem Geist
geschützt "noch, nachdem Zeiten und Räume den Künstler längst
und weit trennen." Es lebt also fort, Erfahrung wird
weitergegeben.
OERTER (1987) beschreibt, "daß trotz der beschriebenen
Entwicklung der Dekontextualisierung die Schule
bereichsspezifische Fähigkeiten aufbaut, die nicht überall und
in beliebigen Situationen einsetzbar sind".24) Das heißt, daß im
alltäglichen Leben nicht unbedingt auch das angewendet wird, was
an Verhaltensstrategien in der Schule gelernt wurde. Die heutige
Schule dient mit ihrer Methodik nicht einer optimalen
Sozialisation des Kindes oder Jugendlichen, oder im Fröbelschen
Sinne des Einigwerdens mit dem Leben, mit der "Lebenseinigung".
Der Schule fehlt der Praxisbezug. Viele Lernvorgänge müßten mit
realen Handlungen verbunden werden, mit praktischen Tätigkeiten.
Der lernende Schüler sollte nach Fröbel genauso wie das spielende
Kind hinter einer Sache etwas vermuten, ahnen, um das Bedürfnis
nach Erkenntnis zu entwickeln. Dazu braucht er aber auch die
Gemeinschaft, die ihn zum Lernen provoziert und unterstützt. In
einem Schreiben an die Fürstin von Schwarzburg - Rudolstadt
stellte Fröbel 1809 die Methode Pestalozzis vor, wie er sie in
Yverdon in der Schweiz kennengelernt hat und schlug vor, die
Schüler mit in das Unterrichten einzubeziehen.
"Dann werden die unterrichtenden und lehrenden Schüler so
selbst tiefer eindringen, und daher den Unterricht des Lehrers
selbst besser fassen. Ihre Denk - und Urteilkraft wird geübt,
ihr Gemüt, ihre Seele, erhielt Gelegenheit, Liebe und
Dienstfertigkeit zu üben, und so wie auf der einen Seite sie
ihre Vernunft ausbildeten, erhoben sie sich auf der anderen
Seite zur praktischen Humanität." 25)
Das Spielverhalten der in der übergangsphase von der Kindstufe
zur Knabenstufe ändert sich vom Einzelspiel zum
Gemeinschaftsspiel, in dem, so Fröbel, der Knabe mit anderen
seine Kräfte messen will. Dabei lernt er, daß das Spiel gewissen
Regeln unterworfen ist und daß er sich auch anderen Meinungen
gelegentlich unterzuordnen hat. Das Kind in diesem Alter muß
seinen Egozentrismus ablegen und kooperatives Handeln
erlernen.26) Bereits im Kindergarten nahm Fröbel auf dieses
entwicklungstypische Phänomen durch Gemeinschaftsspiele
Einfluß.(s. Spiel-, Mutter- und Koselieder)
". . . denn der Nichtgebrauch der inneren Kraft macht selbst
die innere Kraft schwinden.
Oder wir spielen mit der an den Kindern hervorkommenden, an
ihnen bemerkten Kraft;. . . so jene Kinder, will man ihnen
später physisch und moralisch etwas zu tragen geben, so zeigen
sie sich als Schwächlinge." 27)
Viele der mehrfach gestörten Kinder unserer Förderschule leiden
unter einer extrem mangelhaft ausgeprägten Lernmotivation. Das
Energiepotential, das sie zu Lernhandlungen aufbringen müssen,
ist in der Kindheit nicht optimal entwickelt worden. Ich beziehe
mich bei dieser Behauptung weniger auf Kinder mit einer
organisch bedingten Dysfunktion, sondern mehr auf solche, die
aus mangelnder Erziehungskompetenz von den Eltern geistig
vernachlässigt wurden.
Aus Beobachtungen meiner Tätigkeit im schulpsychologischen
Beratungsdienst kann ich diese Erscheinung auch verallgemeinernd
auf Schüler anderer Schulformen beziehen. Vor allem Lehrer der
Grundschulen klagen über Defizite in den Fertigkeiten und
Fähigkeiten der Schulanfänger, die früher bei kontinuierlichem
Kindergartenbesuch nicht auftraten. Auch gibt es äußerungen von
Eltern, die heute eine gewisse Unterforderung ihrer Kinder in
der ersten Klasse feststellen. Viele Kinder wollen schreiben und
lesen lernen oder können dieses bereits, dürfen jedoch nicht, da
diese Fähigkeit laut Lehrplan erst entwickelt werden muß. Für
viele entsteht jetzt Leerlauf und daraus, wie Fröbel sagen
würde, "Müßiggang".
Ich vermute, daß gerade bei den Kindern unserer Schule, die zu
80% aus dissozialen Familienverhältnissen kommen, eine
Vernachlässigung der Entwicklung kognitiver und motivationaler
Strukturen in der frühen Kindheit zu mangelnder Lerneinstellung,
aber auch zu eingeschränkt funktionierenden Lernstrategien
führt. So wird die Einstellung zum Lernen einmal durch
mangelhaft entwickeltes Abstraktionsvermögen, durch die
Sprachentwicklungsverzögerung und zum anderen durch schwach
ausbebildete "Willensfestigkeit", wie es Fröbel bezeichnete,
unter diesen Umständen geprägt. Meine Vermutungen stützen sich
auf Beobachtungen und Aussagen unserer Lehrer und eigene
Beobachtungen im Fach Mathematik und Kunsterziehung. In beiden
Fächern wird aber auch Denkarmut offensichtlich. In Mathematik
beim Lösen von Sachaufgaben bringen die Schüler wenig Energie
auf und versuchen ständig aus dem Feld zu gehen. ähnliches läßt
sich auch in Kunsterziehung verfolgen. Selbst Schüler der
sechsten Klasse malen lieber vorgegebene Muster aus als ein Bild
über ihre Familie oder eine Landschaft vor der Schule zu malen.
OERTER (1987) beschreibt Untersuchungen und Versuche
verschiedener Autoren, die sich mit dem Thema "Frühlesen"
beschäftigten. Demnach waren Kinder im Alter von 3 bis 5 Jahren
durchaus in der Lage, nach entsprechender Unterrichtung in
Kindergärten Leseleistungen zu erbringen, die dem Niveau Ende
erste Klasse entsprachen, ohne daß dabei psychosoziale oder
andere vorausgesagte Störungen auftraten. Das Ergebnis war
jedoch nicht befriedigend. Die frühgeförderten Schüler konnten
zwar begrifflich - abstrakt schneller erfassen, ein wesentlicher
allgemeiner Intelligenzvorsprung vor den Kontrollgruppen ließ
sich nicht festlegen. In den 3. und 4. Klassen nivilierte der
Fähigkeitsvorsprung mit dem der Gruppen der nichtgeförderten
Kinder. Einen Effekt erbrachten diese Versuche. Die geförderten
Kinder des Vorschulalters hatten eine höhere Lernmotivation. Es
wird in diesen Untersuchungen nicht weiter ausgewiesen, daß nach
Einschulung der frühgeförderten Kinder auch eine spezielle
Förderung weitergeführt wurde. Die wäre doch wohl wichtig
gewesen, um ein intellektuelles Leistungsvermögen einschätzen zu
können. Dazu bedarf es aber einer anderen Schulmethode.
Wenn in vergleichenden Untersuchungen festgestellt wurde, daß
ostdeutsche Schulanfänger durch den Kindergartenbesuch höhere
kognitive Leistungen erbrachten als westdeutsche, diese
Unterschiede sich jedoch in der dritten Klasse nivilierten, ist
das ebenfalls ein Zeichen dafür, daß die "innere Kraft", der
Bildungsvorlauf ungenutzt blieb; das Nichterkennen von "Hoffnung
und Ahnung" der Schüler in den ersten beiden Klassen.
Das Abrutschen des Anforderungsniveaus in dieser Zeit liegt
möglicherweise auch darin begründet, daß der Lehrer der
Grundschule bestrebt ist, die Kindergemeinschaft in der Breite
zu fördern und dabei das Vermögen des einzelnen vernachlässigt.
Schüler sind unter Umständen zu mehr Leistungen fähig, wenn die
Pädagogen das Vorschulkind und das Schulkind nicht stets nach
alterstypischen Entwicklungsabschnitten beurteilen und
kategorisiern würden, sondern nach ihrem indviduellen
intellektuellen Leistungsvermögen. Bereits im Abschnitt 4. 1.
habe ich versucht anhand Fröbelscher Vorstellungen nachzuwiesen,
daß das Spielverhalten bzw. das Spielangebot, von den Eltern
gesteuert, die Grundlage bildet für späteres Lern - aber auch
Arbeitsverhalten. Wann welche Stufe oder Zone der Entwicklung
für das Kind bedeutsam wird, kann nicht vorausgesehen werden.
Das wird sich bei jedem individuell differenziert gestalten.
Aber ständige Beobachtung und Bewertung intellektueller Prozesse
beim Kind lassen den Erzieher erkennen, wann dieses zum
nächsthöheren Tätigkeitsniveau fähig ist.
"Allein nichts bleibt auch auf der erreichten Stufe der
Ausbildung sowohl innerlich als äußerlich stehen, sondern es
schreitet ununterbrochen von jeder erreichten sogleich zu einer
nächst höheren fort; alles äußerliche und innerliche, überhaupt
alles Stehenbleiben auf der erreichten Stufe der Ausbildung
wirkt im Gegentheil Rückgang, Vernichtung derselben.
Deshalb taugt auch alle eigentliche Klassen -, Stände -, Berufs
- und Zeitbildung, die noch dazu in sich und außer sich trennend
und eben dadurch zerstörend und vernichtend wirkt, nichts . . .
Eben so soll er (der Mensch, der Erzieher und später, wenn das
Kind oder der Jugendliche selbst in der Lage dazu ist, W.A) sich
auch zur Erkenntniß, wenigstens zur Ahnung bringen, wie die
nächst höhere Stufe der Entwicklung schon in der jetzigen, und
so jede folgende schon in jeder früheren bedingt ist, und
gleichsam als Keim in derselben liegt.
Er soll das Höhere in dem Niederen, Frühern ahnen und erkennen
lernen, um sich zur Ausübung und Darstellung desselben zu
erheben und dafür auszubilden." 28)
1964 beschreibt WYGOTSKI in seiner Theorie von der Zone der
nächsten Entwicklung, daß das lernende Kind mit demonstrierender
Unterstützung des Erwachsenen mit Inhalten tätig wird, die es
selbst noch nicht bewältigen kann, aber in nächster Zeit dazu
fähig wird. Der Unterricht solle sich nicht nur am momentanen
Status des Kindes orientieren," nicht so sehr auf die reifen,
als auf die heranreifenden Funktionen".29) Das bedeutet
natürlich die Auflösung der heutigen Schulstruktur, die öffnung
der Klassen, so wie sie Fröbel fordert oder wie sie WITZLACK
(1992) in seinem Versuch der flexiblen Schuleingangsstufe
praktiziert. Es bedeutet aber auch, daß dem Kind bzw. dem
Schüler so wie im Kapitel 4. 1. schon beschrieben, ständig dem
intellektuellen Vermögen entsprechende Bildungsinhalte angeboten
werden sollten, die jedoch einen gewissen Vorlauf haben.
Philosophisch betrachtet hat sich die Menschheit auch nur
deshalb auf den heutigen Stand entwickeln können, weil sie zu
den von PIAGET (1984)30) so bezeichneten formal - logischen
Denkvorgängen (die eigenständige Manipulation mit intrinsisch
aktivierten Gedächtnisinhalten) in der Lage ist und über den
momentanen Status hinaus prognostizieren kann. Oder sinnbildlich
ausgedrückt, hing der "Brotkorb" stets höher, als der Mensch
springen konnte.
PIAGET führt dazu weiter aus, daß nicht alle Schüler und
Erwachsene, diese Denkform erreichen werden, deren Entwicklung
aber abhängig ist vom Schulbesuch. Ich erwähne dieses Phänomen,
nicht um die Aufgabe für unsere Förderschule zu stellen, unsere
schwer lernenden Kinder dazu zu befähigen, sondern um
aufzuzeigen, was Schule bei adäquatem Bildungsangebot und
pädagogischer Betreuung vermag.
"...ist aber der Augenblick des Hervorsprossenwollens des neuen
Zweiges irgendeines Unterrichtsgegenstandes unbeachtet vorüber
gelassen, so ist jedes spätere oder frühere, jedes sonach
willkürliche Einführen und Aufnehmen des doch als notwendig
erkannten Unterrichts- und Lehrgegenstandes immer ein totes, und
ob sich gleich gegen die Notwendigkeit des Unterrichts- und
Lehrgegenstandes garnichts sagen läßt, so erscheint er doch als
ein angeleimter, toter und wirkt nur als ein solcher fort." 31)
Im Sinne der Nichtbeachtung des Phänomens sensibler Phasen oder
im Nicht-erkennen der "Zone der nächsten Entwicklung" durch den
Lehrer werden Lerninhalte nie so manifest sein. Ein Nacharbeiten
wird zwar möglich sein, der Effekt aber nicht so wirkungsvoll
werden, "ein angeleimter, toter und wirkt nur als ein solcher
fort." .
"...ohne besondern Zusammenhang..."
bezogen auf die Spielphase des Kindes
"Die Erkenntnis jedes Dinges, des Wesens, der Bestimmung und der
Eigenschaften desselben geht überall am bestimmtesten und klarsten aus den
örtlichen Beziehungen und gegenständlichen Verhältnissen, in welchen die
Sachen selbst stehen, hervor, spricht sich am lautesten und reinsten
daraus aus."
?
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Lernen am falschen Beispiel S. 65 bis 75 Bd. II ?
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Fröbel in: Kommt laßt uns... Bd3, S.138 ?
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Verbindung suchen zum Beitrag in Entw-psy u. PäPs Heft 1/93 S.48 ?
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symbolische Synthesen = Schwierigkeiten, ?
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die Folgen einer grundlegenden Stö sind = Alkalkulie ?
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Einführung in die Neuropsychologie S.101 ?
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"Daher ist es Nachtheil, Nachtheil für das Einzelne wie für das
Ganze, den Kindern, der Jugend einer strebenden Zeit, und einem
Strebenden Volke nicht mehr zu zeigen, zu lehren, als sie schon
besitzen, als sie schon ganz Klar verstehen und einsehen
können." ebd. 298
Durch die Medien werden dem Bürger, nicht nur dem noch nicht
alles überschauenkönneden Kinde Bedürfnisse erzeugt, die es noch
nicht verwerten kann, es mißbräuchlich verwendet
(Mediengebrauch, Umgang mit Verbrauchsmaterial, unangepaßte
Kommunikationsformen)
"Jeder, der sich oder Andere erzieht, erzieht für die
Bedürfnisse, die gegenwärtigen Bedürfnisse, für die Forderungen,
die gegenwärtigen Forderungen des Ganzen, von dem er und die
Anderen Theile sind." Fr. Fröbel, Aphorismen 1821
Eine gestörte Entwicklung im Kindesalter, durch Mangel an
Zuwendung oder Mißverständnis in der Erziehung "bringt
unsägliches Unheil, Hemmung und Störung in der Entwicklung und
Fortbildung des Menschengeschlechtes, . . . Alle
Lebensäußerungen eines Menschen, bei dem dies auf irgendeiner
Stufe stattgefunden, behalten darum auch für das ganze Leben
etwas Gewaltsames." Kommt, laßt uns S. 29
"Darum folgen wir stufenweise der Entwicklung des Menschen, von
dem fast noch instinktartigen Triebe an durch die Empfindung und
das Gefühl hindurch bis zum Bewußtsein und Willen hinauf und
bemühen uns, dem Zögling auf jeder dieser Stufen nur das zu
geben, was er auf der selben ertragen, verstehen und verarbeiten
kann, was ihm aber zugleich wieder eine Leiter zur nächst
höheren Stufe der Entwicklung und Ausbildung wird." 32)
Hier spielen die sogenannten sensiblen Phasen eine große Rolle.
Kinder und vielleicht auch Jugendliche treten dabei in Phasen
ein, in denen sie für sich als bedeutsam empfindende Reize
aufnehmen und bevorzugt verinnerlichen, die zu
Gedächtnisinhalten und prägend für künftiges Verhalten werden.
Das bertrifft positive wie negative Erfahrungen.
Ich konnte diese Beobachtung selbst machen, bei der Förderung
lernbehinderter durchschnittlich intelligenter Kinder im
Mathematikunterricht. Oder in Gesprächen mit Kindern waren
Einstellungen der Eltern oft sehr prägend für das Verhalten in
der Gemeinschaft.
Das Phänomen der sensiblen Phasen wurde schon von verschiedenen
Wissenschaftlern beschrieben, konnte jedoch noch nicht begründet
werden.
Ich möchte die Fröbelsche Auffassung vom Spiel nicht weiter
behandeln. Dieses Thema ist so umfangreich, daß es einer
gesonderten Aufarbeitung der psychologischen Elemente in der
Spieltheorie bei Fröbel bedarf.
heute wird dieser Umstand wie folgt formuliert:
Unser heutiger Lehrer, aber auch viele Eltern sind nicht mehr
Erzieher genug. Kann er vielleicht bei dem Druck der
Wissensvermittlung auch nicht mehr.
2) ebd. S. 58
3) ebd. S. 59
4) ebd. S. 60
5) siehe auch Fr. Fröbel: Des Kindes Leben, das erste Kindestun,
1838; in: Friedrich Fröbel, "Kommt laßt uns unsern Kindern
leben!" Bd. III, Hrg. K.- H. Günther u. H.König, Berlin
1982, S. 14
6) Fr. Fröbel: "Die Menschenerziehung", 1826, in: Fr. Fröbel:
"Kommt, laßt uns unsern Kindern leben!" Bd. II, Berlin
1982, S. 60
7) in: Gerd Mietzel, Psychologie in Unterricht und Erziehung,
Hogrefe-Verlag Göttingen, 1993, S. 237
8) Fr. Fröbel: "Die Menschenerziehung", 1826, in: Fr. Fröbel:
"Kommt, laßt uns unsern Kindern leben!" Bd. II, Berlin
1982, S. 61
9) ebd. S. 67
10) ebd. S. 76
11) ebd. S. 127
12) ebd. S. 128
13) ebd. S. 57
14) ebd. S. 129
15) ebd. S. 134
16) ebd. S. 134
17) ebd. S. 133
18) vgl. ebd. S. 44
19) vgl. Schuster, D. H. u. Gritton, Ch. E.: Suggestopädie in
Theorie und Praxis, Bremen 1986
20) ebd. S. 32
21) in: Oerter/Montada: Entwicklungspsychologie, Psychologie
Verlags Union, München 1987, S. 110
22) Friedrich Fröbel: "Die Menschenerziehung", 1826, in: Fr.
Fröbel: "Kommt, laßt uns unsern Kindern leben!" Bd. II,
Berlin 1982, S. 92
23) ebd. S. 89
24) Oerter/Montada: Entwicklungspsychologie, Psychologie Verlags
Union, München 1992 S. 253
25) Fr. Fröbel über Heinrich Pestalozzi, Yverdon 1.- 27. April
1809, in: "Aus Fröbel's Leben und erstem Streben", Hrg. Dr.
Wichard Lange. Berlin 1862
26) vgl. J. Piaget: Das moralische Urteil beim Kinde,
Frankfurt/Main 1973
27) Fr. Fröbel:"Die Menschenerziehung", 1826, in: Fr.
Fröbel:"Kommt, laßt uns unsern Kindern leben!",Berlin
1982, S. 79
28) Friedrich Fröbel: "über deutsche Erziehung überhaupt und über
das allgemeine Deutsche der Erziehungsanstalt in Keilhau insbesondere." Keilhau
1822, in: "Friedrich Fröbel's gesammelte
pädagogische Schriften" Hrg. Dr. Wichard Lange. Berlin 1862, S. 297
29) L. S. Wygotzki: Denken und Sprache. Berlin 1964, S. 215
30) in: Oerter/Montada: Entwicklungspsychologie, München 1987, S.
252
31) Fr. Fröbel:"Die Menschenerziehung", 1826, in: Fr.
Fröbel:"Kommt, laßt uns unsern Kindern leben!",Berlin
1982, S. 159
32) Friedrich Fröbel: "Die allgemeine deutsche Erziehungs -
Anstalt in Keilhau betreffend", 1822, in W. Lange, 1862, S. 248
4. 3. 2. Bedeutung der Sprache im Lernprozeß
Die Sprache war für Fröbel ein äußerst wichtiges und
verbindendes Element im Prozeß der Auseinandersetzung des Kindes
mit seiner Umwelt, die "Abbildung der gesamten Innen- und
Außenwelt des Menschen". Sie ist der selben Entwicklungs-dynamik
und Bewegtheit unterworfen wie der Mensch und ist an dessen
Geist gebunden.
mathematisch
eine logisch gegliederte Struktur
physisch
an einen Bewegungsapparat gebunden
psychisch
durch den Geist gesteuert
4. 3. 3. Das Lernen in der Schule als ökologische Einheit
Fröbel beschreibt, schon auf der Säuglingsstufe wird das Kind
tätig, "die Sinnen - und Gliedertätigkeit des Säuglings ist der
erste Keim, die erste Körpertätig- keit . . ." 20), das erste
Spielzeug oder die erste Spielgabe ist bei ihm der Ball, zum
Danachgreifen und Mit-den-Augen-Verfolgen. In der Betrachtung
oder Auseinander-setzung mit den Gegenständen oder Personen
seiner Umwelt wird das Kind tätig. Es reagiert nicht nur auf
Reize, die unter bestimmten Bedingungen verstärkt werden
(Behaviorismus), sondern nimmt Einfluß und verändert sie. Der
Erfolg einer Handlung wird dann zum Verstärker. 4. 3. 4. Folgen verfehlter Lerntätigkeit
Fröbel erklärt, daß das Kind mit einer gewissen "Hoffnung und
Ahnung", die Dinge zu erkennen, in die Schule eintritt. Das
Schulkind ist sensibilisiert für neue Erfahrungen. Er geht davon
aus, daß der lernende Mensch (er spricht nicht vom Kind, sondern
vom Menschen) in seiner Ontogenese intensive und extensive
Kräfte entwickelt, die wechselseitig wirken. Das Kind und das
frühe Knabenalter nutzt vorwiegend, durch den
entwicklungsbedingten Erfahrungsmangel die "innenwirkende,
belebende, vereinende (intensive) Kraft", die im Laufe des
Lebens an Dominanz abnimmt und die "aus-dehnende,
herauswirkende, gestaltende, vermannigfachende (extensive)
Kraft" zu. Der intensiven Kraft des Schulkindes wird aber mit
dem übertritt in die Schule zu wenig zugemutet und diese wenig
gefordert.
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4. 1. 4. Folgen verfehlter Lerntätigkeit
bezugnehmend auf das Fröbelsche Phasen - o. Stufenmodell (s. W.
Lange, S. 297)
". . . daß jede folgende Stufe der Entwicklung sich auf die
vorhergehende gründe, aus ihr hervorwachse: . . ., er soll die
Stufe seiner Ausbildung, den Zweck und die Forderung derselben
klar und wahrhaft zu erkennen suchen; er soll zurückgehen und
absteigen in die früher durchlebten, durchlaufenen Stufen, damit
er sehe, wie und durch welche Bedingungen, Forderungen und
Umstände er auf diese Stufe gelangt sei." ebd. S. 297 Sensible Phase
ME Keilhau 1826,S.326-327,Laßt uns... Bd 2,S.159
aus Weidemann/Krapp,PäPs 1986,S.139
soziales Lernen.
? Viele Lehrer und Erzieher vermögen es nicht im passenden
Moment schweigen zu können. das heizt trotzige hyperaktive
Kinder noch mehr an. So wie das System reagiert, wird auch das
Kind reagieren. Bei bestimmten auffälligen Verhaltensweisen der
Kinder müssen auch angemessene Verhaltensweisen der UmgebungAnmerkungen
1) Fr. Fröbel: "Die Menschenerziehung", Keilhau 1826, in: Fr.
Fröbel: "Kommt, laßt uns unsern Kindern leben!", Bd II,
Berlin 1982, S.155