Woher hat das Schloß seine historische Bedeutung
Der bedeutende deutsche Pädagoge und Menschenerzieher F. Fröbel kam 1849 nach Bad Liebenstein und schon wenige Wochen später bezog er das Schloß Marienthal, wo er 1850 die erste Kindergärtnerinnenschule gründete. Hier traf er sich mit einem weiteren bedeutenden Pädagogen, F.A.W. Diesterweg. Im Marienthaler Schloß fanden zu dieser Zeit Pädagogenversammlungen statt, wurden pädagogische Zeitschriften herausgegeben. Für Fröbel besteht wachsendes nationales und internationales Interesse (z.B. Japan). Die 1850 gegründete erste Kindergärtnerinnenschule als "letzte Konsequenz (s)eines Grundgedankens" war damit wohl auch zumindest eine der ersten Stätten in Deutschland, in der Frauen eine Berufsausbildung erhalten konnten. In dem Schloß, das denkmalsgeschützt ist, befindet sich das Sterbezimmer F. Fröbels. Nach Fröbels Tod schuf Ernst Luther - ein Nachfahre der Familie Martin Luthers aus dem nahen Möhra den heute vor dem Schloß stehenden Gedenkstein und damit das weithin bekannte Fröbelsymbol der übereinandergetürmten Spielgaben Kugel, Walze und Würfel. Er tat dies in Dankbarkeit für seinen großen Lehrer, der ihn 1817 aus dem Tagelöhnerdasein an seine Anstalt nach Keilhau nahm, um im Jahre der 300. Wiederkehr des Reformationsjubiläums seinem großen "Glaubenshelden" ein "lebendiges Denkmal" zu setzen - eine wohl sehr originäre humanistische Tat Fröbels. Nach Fröbels Tod wurde das Marienthaler Schlößchen erster Ort des "Pädagogiums", einer Einrichtung, die heute in den Schulen von Bad Liebenstein und Schweina würdige Nachfolger hat.
Vorschlag für eine mögliche Nutzung
Ein besonders interessantes Projekt stellte der weltberühmte Architekt W. Gropius, der Begründer der Bauhausbewegung, in der Zeitschrift "Kindergarten" vom Februar 1925 vor. Aus Anlaß des 75. Todestages Fröbels im Jahre 1927 rief er dazu auf, in Bad Liebenstein ein Fröbel- Memorial zu schaffen, welches umfassen sollte: |
Desweiteren war vorgesehen, weitgehend Praktikantinnen einzusetzen, um somit auch weiterhin dem Gedanken der Ausbildung von Kindergärtnerinnen Genüge zu tun. So wurden natürlich desweiteren Mitarbeiterwohnräume, Lehrräume, die Einrichtung einer Mutterschule und die Schaffung eines Erholungs- und Altersheimes für die Berufsorganisation der Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen und Jugendleiterinnen in Erwägung gezogen. Das "Friedrich-Fröbel-Haus" sollte außerdem zu einer nationalen Forschungsstätte ausgebaut werden, an der alle Bedingungen für die wissenschaftliche Arbeit mit dem Erbe Fröbels geschaffen werden sollten. Walter Gropius selbst war an der Planung des Gebäudetraktes, der im Bauhaus- Stil entstehen sollte, maßgeblich beteiligt, da die Vertreter dieser neuen Richtung der Architektur neben der Beziehung zu Fröbels humanistischem pädagogischen Erbe auch eine zu seinen Leistungen auf dem Gebiet von Mathematik und Geometrie besaßen, die ja auch in seinem Spielgabensystem augenfällig geworden waren. In manchem Lehrbuch für Architektur wird auch heute auf die Beziehung der Bauhausbewegung zu dieser Seite Fröbelschen Wirkens hingewiesen. Leider scheiterte dieses Projekt in den politischen Wettern der damaligen Zeit. Im Schweinaer Fröbelhaus, dem heutigen Fröbel-Kindergarten, der sich in besonderer Weise dem Erbe des großen Pädagogen verpflichtet fühlt, fanden beginnend in der Mitte der 20er Jahre Kurse zur Ausbildung von "Landkinderpflegerinnen" im Fröbelschen Sinne statt. Darum machte sich insbesondere Käte Heintze verdient. Einige der ehemaligen Schülerinnen haben seit dem Fall der innerdeutschen Grenze ihre ehemalige Ausbildungsstätte wieder besucht. Vieles von dem damals vorgesehenen könnte heute dem Marienthaler Schlößchen eine Perspektive geben. Es könnte Ort sein für Seminare und Begegnungen, für Erziehung und für Zusammenleben von Generationen, Ort des Sammelns von Erfahrungen und des Erinnerns - eben ganz im Fröbelschen Sinne ein lebendiges Denkmal.