Bad Liebenstein und Schweina
Matthias Brodbeck
- "Mitten im Winter kam Fröbel plötzlich durch Eisenach, um
nach Liebenstein zu fahren ... hier am 26. Februar einen langen Brief an
Louise Levin ( schreibend - d.V.), worin er die günstige Lage von
Liebenstein... und andere Vorzüge schilderte, die ihm Liebenstein als
künftigen Wohnort für günstig erscheinen ließen."
Fröbel zog bald darauf nach Liebenstein, bewohnte dort für kurze
Zeit verschiedene Wohnungen, z.B. eine ehemalige Domäne, deren
Hauptgebäude zur heutigen Heinrich-Mann-Klinik gehört und wo noch
heute eine Gedenktafel an Fröbels Aufenthalt erinnert. Der Herzog von
Sachsen-Meiningen stellte Fröbel kurze Zeit später das
Schloß Marienthal bei Schweina zur Verfügung. Darüber sagt
Fröbel :
"Ich habe nun den Ort gefunden zur Verwirklichung der letzten
Konsequenz meines Grundgedankens."
Schweina
Schweina, der einst von Schweinehirten gegründete Ort, gewann im
Mittelalter beginnend durch die Entwicklung des hier ansässig
gewordenen Silber- und Kupferbergbaues immer mehr seinen manufakturellen und
industriellen Charakter. Nach der Ausbeutung der Bergwerke war es vor allem
der Unternehmer Weiß, der als Werkspion in England Erfahrungen mit
moderner Produktion gesammelt hatte und durch mitgebrachte Zeichnungen in
Schweina Maschinen bauen konnte, um hier eine Spinnerei zu errichten, in der
1827 die erste Dampfmaschine Thüringens arbeitete.
Von den etwa 1500 Einwohnern, die Schweina um diese Zeit zählte, waren
eine große Zahl in dieser Spinnerei beschäftigt, so daß
Fröbel zum ersten Male in seinem Leben auch mit den Auswirkungen der
beginnenden Industrialisierung auf die Menschen in Berührung kam. Er
betreute in seinem Kindergarten auch die Kinder dieser bis zu 15 Stunden am
Tag arbeitenden Menschen. Mit der Gründung der Ausbildungsstätte
für Kindergärtnerinnen leistete Fröbel auch einen
großen Beitrag zur Entwicklung der Berufsausbildung für junge
Frauen. Man kann wohl mit Recht annehmen, daß es sich um eine der
ersten weltlichen Berufsausbildungseinrichtungen für Frauen in
Deutschland handelte. Andererseits konnte durch seine Schülerinnen in
ganz Deutschland die Kindergartenidee wesentlich schneller verbreitet werden
und der Kindergarten vorerst seinen Siegeszug antreten.