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| BERLINER DIALOG 26, 1-4 2002 - Epiphanias 2003
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How Scientology turned its biggest critic
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Jahrelang war Bob Minton der Hauptopponent in einer der für Scientology unangenehmsten öffentlichen Schlachten. Jetzt, in einer verblüffenden Umkehrung, hilft Mintons Aussage Scientology dabei, den Lisa McPherson-Fall zu bekämpfen.
Das Ende war eine $ 40.000 RICO Klage [Racketeer Influenced and Corrupt Organisation, also eine Schadenersatzklage Klage wegen Organisiertem Verbrechen]. Ein Anwalt von Scientology erklärte Minton, daß die Scientology $ 40.000 ausgegeben hatte für "Recherchen" für Ansprüche gegen ihn wegen "Organisiertem Verbrechen".
Minton und Scientology engagierten sich während Jahren in einen erbitterten öffentlichen Kampf, gaben Millionen aus zur gegenseitigen Vernichtung. Antworten kamen in den vergangenen Wochen bei Zeugenaussagen im Gerichtssaal von Richterin Susan Schaeffer, Bezirk Pinellas, ans Tageslicht. Zusammen mit Gerichtsakten und Interviews enthüllte die Zeugenaussage den Umfang der Bemühungen von Scientology, ihren meistgehaßten Kritiker zu neutralisieren. Einzelheiten der gründlichen, unaufhörlichen Offensive von Scientology werfen ein Licht darauf, wie die erstaunliche Zusammenarbeit von Minton mit Scientology zustande kam.
Es ist klar, daß Minton durch die juristischen Attacken von Scientology erdrückt wurde. Ein Jahr lang benutzte Scientology discovery motions (Auskunftsanträge) und depositions (Verhöre unter Eid durch Scientology-Anwälte aufgrund gerichtlicher Anordnung) um seine persönlichen und geschäftlichen Angelegenheiten zu durchstöbern.
Scientology gelangte in den Besitz der Telefonrechnungen [aller Telefonanrufe mit Nummern] seiner heute nicht mehr existierenden Anti-Scientology- Organisation, dem Lisa McPherson Trust, der bis Ende letzten Jahres in Clearwater ansässig war.
Noch und noch wurden depositions (Verhöre) von Minton angeordnet und die Scientology Anwälte quetschten ihn über seine finanziellen Geschäfte aus. Wenn sich Minton auf sein Recht des Fifth Amendment der Aussageverweigerung bei möglicher gegen Selbstbeschuldigung berief, befahl im ein Richter zu antworten.
Scientology Anwältin Monique Yingling bezeugte, daß sich Scientology auf der Spur der Enthüllung schwerwiegender Mißbräuche des rechtlichen Verfahrens, falscher eidesstattlicher Versicherungen und falscher Behauptungen im Fall McPherson glaubte.
Yingling hatte Recht. Minton war überwältigt.
Und bei der ersten Verhandlungssitzung am 28. März machte Scientology klar, daß sie ihn verantwortlich hält für Millionen von Dollars Kosten für rechtliche Auseinandersetzungen, die er unterstützt hatte. Nun, nach sechs Jahren an der Kampffront gegen Scientology, will Minton aussteigen. "Verstehen Sie, das war wirklich hart", sagte Minton kürzlich vor Gericht. "Ich - ich kann es einfach nicht mehr weiter machen. Ich will es nicht mehr." |
Der wohlhabende Kreuzritter
Als national bekannter Kritiker von Scientology sprach Minton in seiner Dankrede von "terroristischen Kulten", nicht durch Osama bin Laden angeführt sondern durch "ähnlich gesonnene Terroristen" wie L. Ron Hubbard, der Gründer von Scientology, und den gegenwärtigen Führer von Scientology David Miscavige. | ![]() Robert S. Minton Foto: Claudia Bartels |
Insgesamt hatte der Investment-Bankier im Ruhestand 10 Millionen Dollar ausgegeben zur Unterstützung von Kritikern, Anwälten, die mit Scientology kämpfen und Anti-Scientology Bemühungen in aller Welt. Er gab dem Anwalt Ken Dandar aus Tampa 2 Millionen um damit zur Finanzierung des wrongful-death Prozesses zu helfen, der Scientology für den Tod von Lisa McPherson verantwortlich macht, einer Scientologin die 1995 starb, nachdem sie während 17 Tagen in der Pflege durch Mitscientologen war. Mitte 2001 änderte Scientology ihre Strategie, sagte Minton, und benutzte das Justizsystem, um ihn zu bekämpfen.
Im Frühling [2002] kam Minton zu der Einsicht, daß er seine Differenzen mit Scientology beenden müßte.
Hinter verschlossenen Türen Minton hatte den Fall finanziert und Scientology nahm an, daß er ihn kontrolliere, sagte Yingling, die am Treffen teilnahm. "Wenn er ihn kontrolliert, könnte er ihn auch einstellen".
Ein anderer Anwalt berechnete die Schäden, von denen Scientology behauptet, daß Minton sie verursachte. Eine Gesamtsumme von 28 Millionen Dollar.
Für Dandar, den Anwalt im Fall McPherson, gibt es nur eine Möglichkeit die Erwähnung von RICO zu interpretieren. "Es ist zweifellos eine echte Drohung", sagt er.
Am Karfreitag, dem 29. März 2002, sagte Dandar, daß er von Minton einen verzweifelten Telefonanruf bekam. Prince sagte in einem Gerichtsdokument, daß Minton ihm erzählte: "Scientology hat genügend Informationen gesammelt ... um ihn strafrechtlich zu verfolgen, zu verurteilen und ins Gefängnis zu bringen. Insbesondere, sagte [Minton], daß Scientology Informationen habe um auch seine Frau zu verurteilen." Der Sprecher von Scientology, Ben Shaw, erklärte wiederholt, daß Scientology Minton nie bedrohte oder manipulierte. Yingling sagte bei der Zeugenaussage dasselbe. Auch Minton sagt, daß Scientology ihn in keiner Weise bedroht hat. Er sagte, Kritiker wie Prince würden Geschichten erfinden.
"Was mich bei all diesen Zeugenaussagen am meisten verblüfft, ist, daß recht viele Leute willens sind, alles zu tun, um Scientology als völlig böse darzustellen", sagte Minton, und bestätigt, daß er sich einst ebenso verhielt. "Was es mir zeigt, ist, wie tief der Hass der Leute gegenüber Scientology sitzt." "Sie haben ihn völlig ausgebrannt", sagte Steve Hassan, ein Psychotherapeut und Experte für Bewußtseinskrontrolle aus Boston, der Minton seit Jahren kannte. "Sie hätten ihn völlig vernichtet, wenn er nicht zusammenarbeitet."
Geständnisse in Clearwater Scientology hatte seit langem den Verdacht von unkorrekten Vorgängen im McPherson-Prozeß. Rinder erklärte bei diesem Treffen, wie Minton berichtete: "Ich erwarte wirklich von Ihnen, ernsthaft darüber nachzudenken, die Wahrheit über die Vorgänge in diesem Prozeß zu erzählen". Minton entschuldigte sich kurz[um den Raum zu verlassen]. Draußen entschied er, daß es Zeit sei um zu gestehen. Minton zufolge wurden in dem Fall Lügen erzählt. Er erklärte, daß er befürchtete, Scientology würde diese Lügen vor Gericht aufdecken und daß er dann wegen Meineid ins Gefängnis kommen würde. Er war so verzweifelt, daß er sich in die Büsche übergeben mußte. In Erinnerung an die Verhandlungen sagte Minton: "Es war nicht etwas, was ich tun wollte. Ich war nicht darauf aus, Scientology zu vertrauen und insbesondere nicht Mike Rinder." Wieder drinnen, begann er Rinder eine Reihe von Lügen zu enthüllen, von denen er sagte, sie auf Dandars Weisung unter Eid ausgesagt zu haben. Yingling sagte, daß sie schockiert war, Mintons Bericht zu hören über das, was sich im Fall ereignet hatte. The Times versuchte, von Rinder einen Kommentar zum vorliegenden Artikel zu bekommen, aber er antwortete auf wiederholte Anrufe nicht. Shaw, der Sprecher von Scientology, erklärte, die Scientologen seien zufrieden, daß die Wahrheit schließlich ans Licht kommt. Nun verwendet Scientology die Zeugenaussage von Minton, um ihren Versuch zu unterstützen, den Prozess einzustellen. Dies führte bei Dandar dazu, daß er nicht nur für den Fall McPherson kämpfen muß, sondern auch um sein eigenes Ansehen. Dandar bestritt alle Anschuldigungen durch Minton, und erklärte, daß Mintons Lügen erst nach seinem Treffen mit Scientology begannen. Die Zeugenaussagen vor Schaeffer werden diese Woche [Juli 2002] wieder aufgenommen. "Sie vermitteln dem Gericht eine Farce", meint Dandar. "Sie bringen Minton dazu, als dieser erbärmliche lügende Zeuge zu erscheinen, der beichten möchte. Er erschien mit der Behauptung, ein Meineidiger zu sein, weil ihm gesagt wurde, dies zu tun."
Weggehen
Scientology wird dies nie zulassen, sagt der ehemalige Scientologe Lawrence Wollersheim, einer der wenigen, die erfolgreich gegen Scientology klagten. Er beschuldigte Scientology des mentalen Mißbrauchs, der ihn an den Rand des Selbstmords führte. Nach Jahren rechtlicher Auseinandersetzungen wurde ihm kürzlich ein Urteil über 8.6 Millionen Dollar ausgezahlt. Kürzlich teilte er einem Richter mit: "Ich will nur meinen Frieden." |
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