Sekty i FAKTY ist eine polnische christliche Vierteljahreszeitschrift für Information und Prophylaxe. Bei einem ersten Arbeitstreffen der beiden verantwortlichen Redakteure entstand das folgende Interview, das wir hier stark gekürzt und von G. Fels aus dem Polnischen zurückübersetzt dokumentieren.
Sekty i FAKTY Bitte sagen Sie, wie war der Anfang Ihrer internationalen und gleichzeitig ökumenischen Arbeit?
Pfr. Gandow Unsere Zeitschrift feiert im Jahre 2001 ihren sechsten Geburtstag. Während eines Treffens sprach ich mit Prof. Johannes Aagaard vom Dialogcenter International, das seinen Sitz in der dänischen Stadt Aarhus hat. Da die Dänen sehr gut Englisch sprechen und schreiben, beschlossen wir, daß unser Zentrum und der "Berliner Dialog" sich an die Personen wenden sollte, die deutsch sprechen oder lesen. Ich gebe zu, daß ich damals dachte, daß viel mehr Menschen die deutsche Sprache beherrschen (ich denke hier insbesondere an Mittel und Osteuropa). Trotzdem kann man sagen, daß es viele Menschen gibt, die unsere Informationen auf deutsch lesen können, weil ca 10% unserer Zeitschriftenexemplare an Leser aus Mittel und Osteuropa gehen.
Fast zum Beginn unserer Arbeit (1995) haben wir in Berlin eine Konferenz mit Vertretern verschiedener christlicher Kirchen organisiert, vor allem aus Osteuropa. Wir haben gemeinsam erwogen, was wir in der Situation, in der Sekten in Osteuropa so expandieren, machen können.
Solche Ost-West-Seminare haben dann ziemlich regelmäßig stattgefunden, u.a. zweimal, 1995 und 1996 in Berlin.
SiF Die durch Sie geleitete Zeitschrift hat schon eine etablierte Position, wenn es um Zeitschriften geht, die sich mit der Sektenproblematik und den neuen Religiösen Bewegungen beschäftigt. Sie arbeiten auch mit vielen Organisationen zusammen, die sich mit dieser Thematik befassen und ebenso mit thematischen Periodika aus verschiedenen Ländern. Hier erwähne ich nur die Zeitschrift "Den Nye Dialog" (Dänemark), "Spirituality in East and West Update & Dialog" (Großbritannien), "Belgrader Dialog" (Serbien) oder "Dialogos" (Griechenland). Habt Ihr auch solche Kontakte zur unserem Land?
Pfr.G. Ja. Wir haben schon Kontakt zu Eurer Vereinigung für Familien und Betroffene, in der sich die Eltern der sektengeschädigten Kinder zusammenfinden: Ich selbst war auch zu Gast in Polen bei einer Konferenz, die durch RORU organisiert war. Wir haben auch regulären Kontakt zur polnischen Evangelischen Kirche. Viele Polen meinen, daß die Evangelischen, die in Polen wohnen, hauptsächlich Deutsche sind, es ist aber nicht so. Unter den polnischen Evangelischen haben wir ständige Leser, denen wir unsere Zeitschrift schicken. ...
Übrigens haben die Russen schon sehr früh mit uns zusammengearbeitet bei der Bekämpfung destruktiver Sekten. Interessant war, daß dem russischen Parlament eine russische Übersetzung der Entschließung des Europaparlaments vorlag, die auf der Grundlage des deutschen Abdruckes aus unserer Zeitung übersetzt worden war. Deswegen dachten die Kulte, daß ich zumindest ein Berater der Russischen Regierung in Sektenangelegenheiten sei. Sie haben mich wichtiger gemacht, als ich in Wirklichkeit bin.
Wichtig ist für jede seriöse Zeitschrift daß sie genau überlegt, was sie auf ihren Seiten veröffentlicht. Wenn wir wichtige Dokumente abdrucken, dann denken wir dabei auch an die Journalisten, die sie dann gerichtsfest benützen können.
SiF Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Pfr.G. Wir wollen unsere Kontakte mit den Zentren, die sich mit der Sektenproblematik in Mittel und Osteuropa befassen, vertiefen und neue Kontakte anknüpfen. Ich glaube, daß die Zusammenarbeit dieser Zentren der Sache der Einigung der Christen dienen wird. Die gemeinsame Front aller christlichen Kirchen in der Konfrontation mit verschiedenen destruktiven Kulten und Sekten ist heute eine nötige Sache. Deswegen ist unsere Zeitschrift keine nur evangelische Zeitung. Sie ist eingestellt auf Ökumene und gegenseitige Zusammenarbeit. Deswegen werden sie unter den für uns schreibenden Fachleuten Evangelische neben Katholiken, Anglikanische aber auch Orthodoxe und das aus vielen verschiedenen Ländern finden.
SiF Vor dem Interview haben wir uns über die Zusammenarbeit zwischen unseren Zeitungen unterhalten. Bitte sagen Sie unseren Lesern, wie könnte unsere Zusammenarbeit aussehen?
Pfr.G. Es wäre gut, wenn uns gelingen würde, regelmäßig gegenseitige Übersetzungen verschiedener Artikel zu drucken. Schon jetzt haben wir eine ziemlich allgemeine Rubrik unter dem Titel "Osten", aber gern würden wir in den nächsten Ausgaben mehrere Seiten der Situation in Polen widmen. Es könnten z. B. Informationen über aktuelle Ereignisse aus eurem Land sein wie z. B. die über Satanismus, über die ihr schon in "Sekty i Fakty" geschrieben habt.
Wir arbeiten jetzt mit verschiedenen christlichen Zeitschriften zusammen. Leider muß ich sagen, daß unsere Zusammenarbeit bis jetzt sehr schwach ist. Wir Christen sprechen oft nur die Bereitschaft zu größerer Zusammenarbeit aus. Wir sagen: wir möchten, wir haben guten Willen, aber hier gibt es noch zu wenig konkrete Wirkung. Demgegenüber kooperieren Kulte und Sekten eng miteinander nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene. Oft geben sie viel Geld aus, um, wenn es nötig ist, einflußreiche Personen zu gewinnen, Personen, die wichtige Posten besetzen, selbst in den Regierungen.
Darum müssen wir unsere Zusammenarbeit verbessern. 1997 fand in Ungarn eine wichtige ökumenische Konferenz statt. Unter den Vertretern vieler christlicher Kirchen war auch eine große Delegation der katholischen Kirche mit Kardinal Laszlo Paskai und Bischof Mihaly Mayer an der Spitze.
Diese Konferenz rief zur Zusammenarbeit der christlichen Kirchen in Europa auf. Sie legte eine Grundlage zur Organisation von zukünftigen Konferenzen auch in anderen europäischen Staaten.
Vom weiten scheint es, daß es nicht so schlimm ist mit der Wirksamkeit der Sekten in bestimmten Ländern. Erst während solcher gemeinsamer Konferenzen kann man feststellen, wie es wirklich ist. Man sieht, daß es oft wie ein organisierter Überfall auf die Kirche und die christliche Kultur ist. Wir müssen also zusammenarbeiten, um unsere Erfahrungen auszutauschen.
SiF Wir danken für das Gespräch.
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