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| BERLINER DIALOG 24-25, 1/2-2001
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Die Vernunft muß tapfer sein, wenn die Freiheit siegen soll
Leipzig, Deutschland, Alte Börse am 10. Juni 2001 |
Sehr geehrter Herr Minton, verehrte Festversammlung, |
Aber beim Blick zurück vom Mond auf diese Erde zeigt diese Welt noch ein anderes Gesicht: Zweihundert Millionen Menschen in diesem Jahrhundert - vernichtet, gefoltert, ermordet, gequält. 200 Millionen. Auch das ist ein neuer Rekord. Aber ein Rekord an Vernichtung von Menschen.
Zurück auf dieser Erde, stolz auf ihre Fortschritte, erkennen wir eine Welt in Hunger und Not. Millionen von Kindern verrecken, weil sie nichts zu essen, weil sie kein Dach über dem Kopf haben. In hundertfünfzig Ländern dieser Erde wird immer noch gefoltert. Menschenrechte müssen überall verteidigt werden, ohne Rücksicht auf Hautfarbe, Religion, Geschlecht, Intelligenz, Reichtum. Es mag viele Begründungen dafür geben, sich für die Menschenrechte einzusetzen. Meine Begründung ist, alle Menschen sind Kinder Gottes, und deshalb prinzipiell gleich in ihrer Würde. | Der Preisträger Dr. Norbert Blüm Foto: Tilman Hausherr |
Diese Würde des Menschen, sie ist nicht erst dann gefährdet, wenn seine körperliche Integrität verletzt wird, sie ist nicht erst dann gefährdet, wenn Blut fließt: Es gibt neue sublime Formen der Vernichtung des Menschen ohne das Blut fließt. Es gibt neue Formen des Imperialismus. Wir begreifen Imperialismus noch als Unterwerfung von Völkern, als Eroberung von geographischen Räumen. Als Kolonialismus ist das in die Geschichte eingegangen.
Es gibt einen neuen Imperialismus, der erobert keine Räume mehr. Er erobert den Menschen, seine Seele. Er vertreibt die Menschen nicht aus ihren Häusern, sondern aus ihren Köpfen und aus ihrer eigenen Seele. Zu diesen neuen Eroberungs-Organisationen, zu diesem neuen Imperialismus, zu diesen neuen Kolonialisten gehört Scientology.
Es ist der alte Trick des Teufels, sich der Maske des lieben Gottes zu bedienen.
Meine Damen und Herren,
Das ist der neue Krieg, den wir führen müssen: Nicht mit Waffengewalt, sondern mit der Macht der Argumente. Mit Vertrauen auf Vernunft, daß die Vernunft nicht ausgestorben ist hier auf der Welt. Ich bin ein aufklärerischer Optimist. Ich setzte darauf, daß das Verlangen der Menschen
Hier ist nicht die Sprache der Diplomatie, die Sprache der Verständigung angebracht, hier geht es um deutliche Aufklärung. Ohne Gewalt, ohne Unterdrückung, ohne Verbot. Aber mit Deutlichkeit.
Mein Vertrauen gründet sich gerade auf Städte wie Leipzig. Für diese Auseinandersetzung braucht es aber tapfere Menschen, tapfere wie vor zehn Jahren auch in Leipzig. Die Freiheit ist auch in Leipzig nicht vom Himmel gefallen. Vernunft ohne Tapferkeit ist nur eine akademische Sache. Die Vernunft muß tapfer sein, wenn die Freiheit siegen soll. Und dafür steht das Wort Leipzig und die Tapferkeit der Bürgerbewegung in der DDR.
Europa und die Vereinigten Staaten sind verbunden durch eine atlantische Partnerschaft. Das Beste, was wir gemeinsam in eine globale Welt einbringen können, ist die Idee der Menschenwürde. Das ist eines der großen Ideale der Amerikanischen Verfassung.
Lassen Sie mich zum Schluß Ihnen meinem Dank und Respekt sagen, Herr Minton; lassen Sie mich meinen Dank sagen an alle, die mitkämpfen für die Würde jedes Menschen, der auf Erden lebt. Dafür haben viele Menschen auf der Erde ihr Leben eingesetzt. Auch weiterhin werden tapfere Streiter in dieser großen Auseinandersetzung gesucht. |
Ich schließe mit dem Text eines Liedes, das 150 Jahre alt ist und ich hoffe, daß dies die Menschen in 150 Jahren auch noch singen können:
Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten,
Alte Börse in Leipzig |
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