Seite 41-44 weiter Seite 45-49 (52 KB) | BERLINER DIALOG 18-19, 3/4-1999 - Epiphanias 2000 |
Buch- und Medienhinweise Bücher und Medien können für die Aufnahme in unsere Literatur- und Medienhinweise an die Redaktion des BERLINER DIALOG, Heimat 27, D-14165 Berlin eingesandt werden. Abdruck vorbehalten. Eine zusätzliche, mehr oder weniger ausführliche Besprechung über den Buchhinweis hinaus behält sich die Redaktion vor. |
Anthroposophie
Friedrich Rittelmeyer
Eine Biographie über Friedrich Rittelmeyer war überfällig, Gerhard Wehr hat sie im anthroposophischen Verlag Urachhaus/Freies Geistesleben veröffentlicht. Bei allen derzeitigen Diskussionen über Dialog und Abgrenzung ist es wichtig, über diese Persönlichkeit, seinen Lebensweg, seine Theologie und seinen Versuch, Christ und Anthroposoph zu sein, Näheres zu erfahren. Und Wehr, der bekennt, daß er sich dieser Gestalt des "Brückenbauers" (so eine mehrfach wiederkehrende, Charakterisierung Rittelmeyers) fast sein Leben hindurch nahe gefühlt hat, bringt sicherlich die erforderlichen Voraussetzungen einer empathischen Nachzeichnung und vorsichtigen Deutung dieses Lebens und seines Werkes mit. Wahrscheinlich sieht sich der Verfasser selbst in einer ähnlichen Position des Brückenbauers zwischen evangelischer Kirche und Theologie einerseits und der Anthroposophie und der Christengemeinschaft andererseits. |
Buddhismus
Tibetischer Buddhismus
Cults und Sekten Leo Booth: Wenn Gott zur Droge wird. Missbrauch und Abhängigkeit in der Religion. Schritte zur Befreiung. 332 S., Kösel Verlag, München, 1999, ISBN 3-466-36528-7.
Das anzuzeigende Buch kommt aus dem Amerikanischen. Das erklärt manche Eigenheiten und Beschreibungen, die auf unsere religiöse Kultur und unsere kritische Auseinandersetzung mit der eigenen religiösen Tradition so nicht zutreffen. Der Autor spiegelt sich immer wieder im Glanz, den Begriff des "religiösen Mißbrauchs" erfunden zu haben und er hält sich für mutig, wenn er ihn immer und immer wieder heranzieht. Das ist eigentlich auch schon der Inhalt des Buches, wenn man ihn koppelt mit einem äußerst negativen Vorverständnis von aller (institutionalisierten) Religion. Tilman Mosers "Gottesvergiftung" hat die von Booth beschriebenen Phänomene exakter, klarer dargestellt - Phänomene einer zu engen religiösen (christlichen) Sozialisation, die im späteren Leben zu psychischen Problemen führen kann.
Wer einen gewissen Anspruch an die Fähigkeit zur Differenzierung stellt oder in einem Buch mit solch hochtrabendem Titel eine gewisse Kenntnis des behandelten Gegenstands (in diesem Fall der Religionen) erwartet, kann spätestens hier das Buch aus der Hand legen. Er bzw. sie wird nichts versäumen. Zur Genesung gehört dann ein neuer spiritueller Weg - und der "Abschied vom alten Gott" (S. 237ff), dem man, wie rührend, ein Abschiedsbrieflein schreiben soll: "Sage diesem Gott, daß du nicht mehr daran interessiert bist, daß er/sie/es für dich arbeitet, denn du bist gerade dabei, ein Bewerbungsgespräch mit einem neuen Gott zu führen ... Dann verabschiede dich von deinem alten, "dysfunktionalen Gott" (S. 249). Von den Kriterien, die "Father Leo" im letzten Teil seines Buches für die praktische Therapie "religiösen Mißbrauchs" nennt, sind sicherlich einige im Blick auf destruktive Kulte bedenkenswert: so die "Weigerung, zu denken, zu zweifeln oder Fragen zu stellen" - doch wenn man seine Zielrichtung im Blick hat, nämlich nicht Sekten, fanatische Sondergruppen, sondern ganz "normale" Mitglieder von großen Religionsgemeinschaften, wird die schiefe Perspektive wieder deutlich. Die Kriterien: Strenges Befolgen von Vorschriften, Zwanghafte Teilnahme an Gottesdiensten, Missionen oder Evangelisationen (was heißt "zwanghaft"?), Andere zum Glauben bekehren, Zeugnis ablegen usw. (S. 256) bestätigen noch einmal. Wie weit von ihm religiöse Abhängigkeit bzw. Dysfunktionalität gefaßt wird. Die drastischen Beispiele, mit denen das Buch garniert ist, zeigen zudem, daß der Verfasser selbst jenen "Schwarz-Weißen-Glaubensvorstellungen" (S. 256) verhaftet ist, die er doch therapieren möchte. Insgesamt ein Buch, das zu kaufen und zu lesen sich nicht lohnt; im Kösel Verlag wäre ein differenzierteres und kompetenteres Buch zu erwarten gewesen. Jan Badewien
Erfahrungsberichte |
Grundsatzfragen
Guruismus
Kirche
Konfessionskunde
Lexika
Osteuropa
Politik Hoffman ist Direktor des Washingtoner Büros der Rand Corporation und Leiter der dortigen Abteilung für Terrorismusforschung. Die hervorragend sachkundige Studie definiert den Begriff Terrorismus, stellt den ethno-nationalistischen und separatistischen Terrorismus ebenso wie die "Internationalisierung des Terrorismus" vor und hat ihre Mitte in einem ausführlichen und umfangreichsten Kapitel über "Religion und Terrorismus". Denn Hoffman hält Religion für den wichtigsten Impetus des internationalen Terrorismus im letzten Jahrzehnt und bringt zahlreiche Belege für die Stichhaltigkeit dieser Einschätzung, aber auch Überlegungen zu Gegenstrategien. Hinzu kommen Kapitel über "Terrorismus, Medien und öffentliche Meinung", sowie über die "Psychologie des modernen Terrorismus: Taktiken, Ziele und Techniken". Ein Ausblick über "Terrorismus heute und morgen" sowie ausführliche Anmerkungen, eine erschöpfende Bibliographie und ein Register schließen das Buch ab. Das Buch ist ein "Muß" für jeden, der sich in Kirche, Politik oder Schutzeinrichtungen mit konfliktträchtigen (religiösen) Gruppen zu befassen hat... T.G. Verfassungschutz: Bestandsaufnahme und Perspektiven. Beiträge aus Wissenschaft und Praxis. 430 S., Mitteldeutscher Verlag, Halle, 1998, ISBN 3-932776-48-8.
Religiöse Erfahrung
Scientology Erstaunlich, daß ein renommierter Verlag sich dieses PR-Buch unterjubeln ließ. Hat auch der Autor in Naivität gehandelt? Darüber gibt es noch Diskussionen. Erstaunlich, wer alles bei Interviews beteiligt war. Von den Texten her scheint mir, daß nur Ursula Caberta schon beim Interview den Braten gerochen hat. T.G. Das System Scientology. Wie Scientology funktioniert. 25 Fragen mit Antworten. Juli 1998, Bayerisches Staatsministerium des Innern, Odeonsplatz 3, 80539 München.
Verschiedenes Rainer Hauke: Ratgeber Trauerfall. Informationen aus christlicher Sicht. Wichern-Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-88981-103-5.
Esperanto |
Verschwörungstheorien Norman Cohn: Die Protokolle der Weisen von Zion. Der Mythos der jüdischen Weltverschwörung. 347 S., 48,- DM, Elster Verlag, Baden-Baden/Zürich 1998. Hadassa Ben Itto: Die Protokolle der Weisen von Zion. Anatomie einer Fälschung; aus dem Englischen von Helmut Ettinger und Juliane Lochner. 419 S., 49,90 DM, Aufbau-Verlag, Berlin 1998.
Die sogenannten "Protokolle der Weisen von Zion" behaupten von sich, die Veröffentlichung geheimer Pläne einer jüdischen Weltverschwörung zu sein. Heute weiß man, daß es sich um eine antisemitische Fabrikation vom Ende des vorigen Jahrhunderts handelt. Es gibt verschiedene literarische, zum Teil romanhafte Vorlagen, teils mit, teils ohne antisemitische Komponenten. Die angezeigten Bücher stellen Vorlagen und Quellen sowie Entstehung und Wirkung dieser üblen Mystifikation dar. Die Autoren bzw. Herausgeber fordern jeweils "Abwehr" und "Gegenmaßnahmen" gegen die Hetzschrift und ihre Wirkung.
Eine freie Adaption der hetzerischen Fälschung zu Lasten einer Gruppe stellt das scientologische, vermutlich von L. Ron Hubbard selbst verfaßte Pamphlet "Gehirnwäsche. Eine Zusammenfassung des Russischen Handbuchs über Psychopolitik" dar. |
Weihnachten
Es ist das schönste Weihnachtsbuch, das wir in diesem Jahr und vielleicht seit langem gesehen haben. |
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Das Geld ist gut angelegt, denn der Band ist voller schöner Weihnachtsbilder, Lieder, Gedichte und die christliche Weihnacht meditierenden Texte; darunter sind erklärende, zum Teil auch meditative Bildbeschreibungen. Steinwede bietet auch, wie es sich für einen Religionspädagogen gehört, Hintergrundinformationen und Deutungen zum Weihnachtsevangelium und zur Geschichte des Weihnachtsfestes. Unglücklicherweise können wir nicht mit allen Deutungen und Legenden Steinwedes übereinstimmen. So mit vielen seiner religionsgeschichtlichen Ableitungen. Schon gar nicht aber mit seinen abenteuerlichen, längst von der wissenschaftlichen Volkskunde widerlegten Behauptungen über den Weihnachtsbaum. Da fabuliert der Religionslehrer Steinwede doch tatsächlich ohne Wenn und Aber: "Der Brauch, einen immergrünen Baum zu schmücken, geht auf die vorchristliche Zeit der 'Zwölf Nächte' (25. Dezember bis 6. Januar) zurück. Am Tag der Wintersonnenwende (Jul-Fest) stellten die Germanen an ihren Häusern Bäume mit Kerzen auf, um die bösen Geister der Finsternis abzuschrecken". Möglicherweise, muß man folgern, stammt der heute triebhaft befolgte kollektive Brauch, die Tanne im Vorgarten zu illuminieren, aus Germanenzeit! Wo haben die Vorväter nur die windfesten Kerzen hergenommen, möchte man eher wißbegierig als naseweis den Religionspädagogen fragen? Dennoch: Unsere Empfehlung für dies schöne Weihnachtsbuch. T.G.
Weltende Rudolf Drößler widmet sich in seinem aufwendig gemachten und schön illustrierten Buch vor allem den spektakulären Himmelsvorgängen wie Sonnen- und Mondfinsternissen, Kometen und besonderen Planetenkonstellationen. In seinem einleitenden Kapitel "Das Jahr 2000 und der Weltuntergang" verschweigt Drößler nicht, daß Kaiser Wilhelm II. per Dekret den Beginn des 20. Jahrhunderts wenigstens für Deutschland auf den 1. Januar 1900 festlegte und Walter F. Wislicenius 1905 "vom mathematisch-wissenschaftlichen Standpunkte aus" für eben diesen Jahrhundertbeginn plädierte. Drößler selbst plädiert "logischerweise" für den Beginn des neuen Jahrhunderts und Jahrtausends am 1. Januar 2001. Damit bleibt sein Buch auch im nächsten Jahr noch aktuell. Großzügig war auch Wislicenius: "Im übrigen ist die ganze Sache an sich so gleichgültig, daß man doch jeden, der lieber den 1. Januar 1901 als Jahrhundertanfang ansehen will, ruhig gewähren lassen sollte...". Wir meinen: Am Ende des Jahrhunderts sollten wir ebenso großzügig sein. Darum lassen wir diesmal auch alle, denen die Millenniumssylvesterfeiern am 31.12.1999 und 1.1.2000 nicht genug waren, gewähren, wenn sie "logischerweise" und mit gutem Grund erst am 31.12.2000 und dann am 1.1.2001 nochmals auf die christliche Zeitrechnung anstoßen. T.G. |
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