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BERLINER DIALOG 21, 2-2000 Michaelis

 AUS DER HEIMAT

Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich nun mit Sekten, Cults und auch der kriminellen und gefährlichen Scientology-Organisation.
Kein Wunder, daß ich immer wieder einmal, besonders auch von Scientology, angegriffen worden bin: mit Flugblättern, verleumderischen Briefen, Hinterherschnüffelei, vermeintlich geschickter Lobbyarbeit und Einflußnahme, aber auch Bedrohungen.

Heimat

So war es für mich keine allzugroße Geburtstagsüberraschung, als die SO am 18. August 2000 in weiten Teilen von Zehlendorf, ein paar Tage später auch in Steglitz an Haushalte mit Tagespost eine Ausgabe der Scientology-Hetzzeitschrift "Freiheit" verteilte. Mit persönlichen Angriffen auf mich, allgemeinen Angriffen gegen meinen Dienst und meine Kirche im Ganzen.
Viel überraschender für mich war ein Bibelwort, das ich am selben Tage bei der Gottesdienstvorbereitung für den kommenden Sonntag fand (ich hatte eine Urlaubsvertretung in mehreren Dörfern übernommen).
So hatte ich gleich festen Grund unter den Füßen, als ich als meine erste Reaktion folgenden Text an die Kirchengemeinde zur Heimat für die Abkündigung schickte:


Liebe Heimatkirchengemeinde,
liebe Zehlendorferinnen und Zehlendorfer!
Ich danke Ihnen allen von Herzen für Ihre Anrufe, Ermutigungen und Zeichen der Zuwendung angesichts der massiven Kampagne der totalitären Scientology-Organisation gegen meinen Dienst der Aufklärung und Warnung für die Öffentlichkeit und der Beratung und Seelsorge für Betroffene. Leider kann ich heute wegen Predigtdiensten in Brandenburg nicht bei Ihnen sein und grüße Sie darum mit Worten des Gebets aus dem Psalm des heutigen Sonntags:
Ps. 40, 10: Ich verkündige Gerechtigkeit in der großen Gemeinde.
Siehe, ich will mir meinen Mund nicht stopfen lassen;
HERR, das weißt du.
11 Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem Herzen; von deiner Wahrheit und von deinem Heil rede ich.
Ich verhehle deine Güte und Treue nicht vor der großen Gemeinde.
12 Du aber, HERR, wollest deine Barmherzigkeit nicht von mir wenden; laß deine Güte und Treue allewege mich behüten.

Bitte beten Sie und setzen Sie sich ein für die weitere Unterstützung dieses Dienstes durch Kirchenleitung, Synode und Gemeinden.
Bitte begleiten Sie mich weiter durch Ihre Fürbitte.
Herzlich Ihr Pfarrer Thomas Gandow
  

Zeitschrift Freiheit

Hetzkampagne
Zu der Kampagne gehörte dann auch, daß ab Ende August vor dem Konsistorium in Berlin, dem Sitz der Kirchenleitung der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg, und über den Postweg an Entscheidungsträger in ganz Deutschland Flugblätter, die "Freiheit" und als "persönlich" deklarierte, offene Briefe an meinen Landesbischof, die (römisch-katholische) "Deutsche Bischofskonferenz", den Rat der EKD, Synodale der EKD-Synode etc. verbreitet wurden.
Die Scientology-Organisation behauptet in diesen Drucksachen und Briefen,
- ich sei Freund eines US-Millionärs, der ein internationaler Wirtschaftskrimineller sei;
- ich hätte einen Ausbeuter mit einem Menschenrechtspreis ausgezeichnet,
- ich sei Großinquisitor, aber zugleich auch Werkzeug meiner amtskirchlichen Auftraggeber;
- effektiver Chefarchitekt der Verfolgung religiöser Minderheiten in weiten Teilen Europas, aber
- auch Organisator von angeblich gar nicht existierenden Tarnorganisationen;
- ich würde Sektenopfern, die es gar nicht gebe, Hilfe anbieten, dies aber nur zur Ablenkung davon, daß fast alle evangelischen Pfarrer selbst dringend psychiatrische Hilfe nötig hätten.

Ich kann gar nicht alle Verleumdungen und Behauptungen aufzählen und zu ihnen Stellung nehmen. Schon damit würde ich mich ja auf das Spiel von Scientology einlassen. Fünf Punkte will ich hier erwähnen:
- Es wird behauptet, ich würde meine eigene Vergangenheit verschleiern; ich hätte bestritten, die Liga gegen den Imperialismus, der ich Anfang der siebziger Jahre angehörte, sei eine kommunistische Tarnorganisation gewesen.
Das habe ich natürlich nie bestritten und nie bestreiten wollen. Es war mir und anderen offensichtlich, da ich selbst von der "KPD"-Genossin und heutigen Bundestagsviziepräsidentin Antje Vollmer in den Vietnamaussschuß kirchlicher Mitarbeiter geworben worden bin. Wofür der Vorwurf des "Kommunismus" gebraucht wird, darauf komme ich noch zurück.
- Es wird behauptet, ich hätte die Baptisten als Sekte im abwertenden Sinne bezeichnet.
Das ist einfach gelogen und ärgerlich, zumal ich gerade gute Beziehungen zum Konvent der Freikirchen im Ökumenischen Rat Berlin aufgebaut habe und als Dozent an die baptistische Bibelschule Elstal eingeladen worden bin.
- Es wird behauptet, ich sei gar nicht am wirklichen Dialog interessiert und würde Andersdenkende verteufeln.
- Tatsächlich habe ich persönlich bzw. das Dialog Zentrum Berlin mehrfach Dialogveranstaltungen mit "echten" Religionen durchgeführt, für andere Träger organisiert oder vorbereitet. Z.B. bei einem Mitarbeitertag in Herzberge mit Thomas Passauer für die Mitarbeiter dieses Krankenhauses, aber auch für die Notfallseelsorge bei einer Tagung in der Villa Fohrde, oder für eine Tagung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Ärzte des Diakonischen Werkes. Buddhisten, Muslime, Hindus kommen zu unseren Veranstaltungen, veröffentlichen in unserer Zeitschrift, bereichern unseren Dialog.
- Es wird behauptet, ich würde "heimlich und unheimlich" mit "russisch-orthodoxen Fundamentalisten" zusammenarbeiten.

Aber nicht heimlich oder unheimlich, sondern offen und veröffentlicht habe ich meine Informationen nach Osteuropa weitergegeben: Mit zwei Osteuropa-Seminaren in der Akademie am Kleinen Wannsee und Folgekonferenzen in Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Polen. Auf Einladung der Russisch-Orthodoxen Kirche habe ich vor der Duma, dem russischen Parlament, gesprochen, auf Einladung der bulgarischen Regierung bei einem Seminar des Europarates in Sofia. Unter anderem wurde die Zusammenarbeit des russischen Gesundheitsministeriums mit Scientology daraufhin beendet.
- Dreist ist es, daß nicht nur ich in den Schmähschriften der Scientologen beleidigt werde als Glaubensaustreiber, Inquisitor und Hexenjäger, sondern auch das Gemeindehaus der Kirchengemeinde Zur Heimat, in der Kinder- und Jugendgruppen, Senioren und Konfirmanden tagen, als "Inquisitions-Zentrale" bezeichnet und abgebildet wird.

Natürlich ließ ich Flugblatt und die anderen Schriftstücke juristisch überprüfen auf die Möglichkeit hin, hier presserechtlich vorzugehen. Da die Veranstalter dieser Kampagne aber als Herausgeber die USA angegeben haben, und da es sich um kein reguläres Periodikum handelt, werden presserechtliche Bemühungen schwierig sein.

Scientology: Hintergrund, Unterstützung
Wichtig für uns ist aber die Frage, warum es diese Kampagne gibt und wer sie überhaupt betreibt. Bei seinem Besuch in den USA am 4. Mai 2000 wurde Herr Bundespräsident Rau, so wie es allen bundesdeutschen Politikern inzwischen in den USA ergeht, auf die angebliche Unterdrückung der Religionsfreiheit in Deutschland angesprochen, insbesondere auf Scientology. Rau sagte, im Falle von Scientology seien ihm "religiöse Substanzen nicht gegenwärtig".
Der Bundespräsident sagte weiter "die Tatsache, daß sich jemand Kirche nennt, macht noch keine Kirche".
1997 stufte die gesamte Innenministerkonferenz die Scientology-Organisation als verfassungsfeindliche Organisation ein und bezeihnete sie als eine neue Form des politischen Extremismus. Bereits 1995 kam das Bundesarbeitsgericht in einem Urteil zu dem Ergebnis, daß sich die Scientology-Organisation aufgrund praktischen Verhaltens und entsprechender Äußerungen in ihren Schriften nicht auf den Schutz von Artikel 4 Grundgesetz berufen kann.
Beschreibungen von Scientology schwanken zwischen Über- und Unterschätzung. Mitgliederzahlen sind oft übertrieben. Aber es sind nicht die Mitgliederzahlen, sondern der politische, wirtschaftliche und kulturelle Einfluß, der zählt. Dieser Einfluß ist in den USA sicherlich größer als in Europa. Der Stellenwert von Scientology wird deutlich z.B. daran, daß der Softwaregigant Microsoft versuchte, sein Windows 2000-Programm gegen alle Bedenken zusammen mit dem Programm Diskeeper der Scientology-Firma Executive Software auf den Markt zu drücken, trotz aller Einwände, die aus sachlichen Gründen dagegen erhoben wurden. Einer der wesentlichen Kritikpunkte gegen die Firma Executive Software und ihr Programm ist es, daß diese Firma z.B. im Falle des Pharmakonzerns Ciba-Geigy den Support verweigerte, da Ciba-Geigy mit der Produktion von Ritalin, einem Mittel, das hyperaktiven Kindern gegeben wird, beschäftigt ist. Einer der Hauptfeinde von Scientology ist die Psychiatrie und alles, was damit zusammenhängt und aus diesem Grunde weigerte sich die scientologische Firma, dem Pharmakonzern die nötige Softwareunterstützung zu leisten.
Besonders hervorzuheben ist die sehr starke Lobby-Tätigkeit der US-Administration unter Präsident Clinton für Scientology in Europa, nicht nur in bezug auf die jungen Demokratien Osteuropas, sondern auch in Schweden, Frankreich und Deutschland.
Jüngstes Beispiel dafür ist die Intervention des US-Generalkonsulats in Hamburg gegen Auflagen und Bestimmungen der Hamburger Baubehörde zur Einrichtung von Toiletten und Parkplätzen in Verbindung mit dem neuen Scientology-Zentrum in Hamburg.

Angriffsziel Religion
Für uns ist aber vor allem interessant, daß das Angriffsziel dieser Organisation nicht allein die staatliche Ordnung oder die Psychiatrie, sondern auch die Religion ist. Dies kann man mit zwei Aspekten begründen:
Erstens: Scientology stellt sich in einigen Ländern, darunter auch in Deutschland, selbst als Religion dar; nicht so z.B. in Japan und zunächst in Griechenland. Wo die Definitionsmacht über Religionen noch nicht auf der Straße liegt, werden die Kirchen attackiert, so in Deutschland, Spanien, Polen, Griechenland und Rußland.
Ein zweiter Grund hat nichts mit der Tarnung von Scientology zu tun, sondern mit grundsätzlichen Erwägungen.
Die Scientology-Organisation hat einen totalitären Anspruch. Eines der von Scientology formulierten Hauptziele ist es,
Gegenabsichten zu entfernen. Ist das erreicht, wird das Ziel
-
 Fremdabsichten zu entfernen.
Früher oder später ist also auch die Kirche" dran"
- entweder als Institution mit "Gegenabsicht" oder
- (später) als Institution mit "Fremdabsicht".

Zur Auseinandersetzung mit der Scientology-Organisation
In den USA:
Nach der Zerschlagung der Betroffeneninitiative CAN (Cult Awareness Network) in den USA hat die Scientology-Organisation den Namen, die Telefonnummer und das Archiv dieser Betroffenenhilfsorganisation übernommen. Wenn man heute die in vielen Verzeichnissen stehende Nummer anruft, wird man mit einem Scientologen verbunden. So sind es heute nur noch Einzelpersonen und Betroffene in den USA, die sich mit der Scientology-Organisation auseinandersetzen.
Europa: In Frankreich und Spanien sind es staatliche Stellen und Gerichte, die Ziel scientologischer Angriffe sind.
Deutschland: In Deutschland werden seit Jahren auch die Evangelische Kirche und ihre Sektenbeauftragten von Scientology attackiert - obwohl z.B. die Aktivitäten der (staatlichen) Hamburger AG Scientology für die SO viel spürbarer sind.
Eine mögliche Erklärung dafür: Die Scientology-Organisation hat hier schon immer die Evangelische (Lutherische) Kirche angegriffen, vermutlich, weil sie erstmals im "Handbuch Religiöse Gemeinschaften" der VELKD kritisch in deutscher Sprache vorgestellt wurde und unser Freund Friedrich-Wilhelm Haack als einer der ersten Kritiker weltweit auf den totalitären Charakter dieser Organisation hingewiesen hat.
Diese frühe kirchliche Auseinandersetzung mit Scientology hat allerdings dazu beigetragen, daß es in Deutschland gelungen ist, im Laufe der Zeit eine erfolgreiche Gegenarbeit zu organisieren. Dadurch hat sich die Lage in Deutschland für die Scientology-Organisation stark verschlechtert. Denn schließlich gelang es uns, Parteien und Verwaltung dazu zu gewinnen, sich in der Auseinandersetzung zu engagieren.

EVANGELISCHE KIRCHE IN BERLIN-BRANDENBURG
Der Öffentlichkeitsbeauftragte,  Georgenkirchstrasse 69-70,  10249 Berlin
Fon: 030-24344-287   Fax: 030-24344-289   kirche@ekibb.com

Pressemitteilung
Kirchenleitung verurteilt Kampagne gegen Beauftragten für Sekten und Weltanschauungsfragen

Die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg hat die Kampagne der Scientology-Organisation gegen den Beauftragten für Sekten- und Weltanschauungsfragen der EKiBB, Pfarrer Thomas Gandow, verurteilt.
In Postwurfsendungen und auf Flugblättern der Scientology-Organisation wurde Gandow wegen seines privaten Engagements in einer Initiative für die Verleihung eines Menschenrechtspreises angegriffen.
Im Zusammenhang mit diesen Angriffen auf seine Person wurde unterstellt, dass Gandows Tätigkeit als Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen gegen die Religions- und Gewissensfreiheit gerichtet sei. Pfarrer Gandow wurde als "der lutherische Chef-Inquisitor", sein Dienstsitz als "Inquisitionszentrale" bezeichnet.
Die Kirchenleitung wendet sich entschieden gegen alle Versuche, die Arbeit des Beauftragten für Sekten- und Weltanschauungsfragen zu diffamieren. Die Aufklärung über Gruppierungen, die mit religiösem Anspruch auftreten, aber in der Praxis menschenrechtsverletzende Methoden anwenden, ist ein unverzichtbarer Bestandteil kirchlicher Arbeit und ein Beitrag zur Stärkung der Religions- und Gewissensfreiheit in der Gesellschaft.     4.9.2000 Reinhard Lampe

Die Umsätze von Scientology gingen dramatisch zurück, dies vor allem durch die sogenannte Technologie-Erklärung der Hamburger Arbeitsgruppe Scientology, durch die Unternehmen bei Vertragsabschluß bekunden müssen, daß sie nicht nach der Verwaltungstechnologie des Scientology-Gründers Ron Hubbard arbeiten. (Ein Exemplar der "Berliner Variante" dieser "Technologie-Erklärung" sende ich Ihnen auf Nachfrage gerne zu!) Dadurch war es für sogenannte WISE-Unternehmen nicht mehr möglich, wie bisher im großen Umfang Geld an die Scientology-Organisation abzuführen. Früher waren unter den acht umsatzstärksten Scientology-Organisationen weltweit vier deutsche Organisationen. Heute muß Scientology in Deutschland immer wieder damit rechnen, daß frisch geworbene Kunden wieder abspringen. In Berlin wurde am 23.12.1999 die Klage eines ehemaligen Scientology-Mitarbeiters eingereicht, der die Organisation auf DM 625.000,- Lohnnachzahlung und Schadenersatz verklagt hat
( http://www.Ingo-Heinemann.de/Lohn2.htm ).
Vergessen werden darf auch nicht, wenn man sich fragt, warum die SO die Kirche nicht leiden kann, die breite Aufklärung, die vom Religionsunterricht und Konfirmandenunterricht bis zum Gemeindevortrag reicht und von vielen engagierten kirchlichen Mitarbeitern im ganzen deutschen Sprachgebiet getragen wird.

Wie die SO reagiert
Die deutschen Scientology-Organisationen werden mittlerweile direkt aus den USA geführt. Ja, sie müssen sogar aus den USA vorfinanziert werden. Mit 20 Millionen DM kaufte die IAS, die International Association of Scientologists, durch eine Potsdamer Firma namens "Waterfront" der Hamburger Organisation ein neues Gebäude mitten im Zentrum von Hamburg in der Domstraße.

Lobby
Seit der Enquete-Kommission des 13. Deutschen Bundestages zu Psychosekten und ähnlichen Gruppen ist auch eine von der Scientology-Organisation initiierte, aber inzwischen merkwürdig breite innerdeutsche Lobby-Kampagne für Cults, Psychomarkt und Scientology in Gang gekommen. Ich nenne hier die Namen der Professoren Besier, Scheuch, Kriele und Apel aus dem eher rechten Spektrum; zu erwähnen ist aber auch das seltsame Engagement einiger grüner Spitzenpolitikerinnen. Öffentlich haben sich dabei vor allem Frau Dr. Köster-Lossak und Frau Dr. Vollmer engagiert - u.a. gegen die Hamburger Scientology-Expertin Ursula Caberta, für den österreichischen Scientology-Auditor Hellnwein, gegen ein Gesetz zur Regelung der gewerblichen Lebenshilfe.

Bündnispolitik
Es gibt auch neuerdings eine Bündnispolitik von Scientology, mit der kleinere Religionsgemeinschaften, Sekten und Freikirchen gegen die großen Kirchen mobilisiert werden sollen. Vor zwei Jahren, am 11. August 1998 gründeten in Frankfurt am Main
- "Dr." Mohammed Herzog, "Islamische Gemeinschaft deutschsprachiger Muslime",
- Eli Gampel, "Zentrale Gemeinschaft orthodoxer Juden",
- Surinder Singh Bhinder, Deutsche Sikh Gemeinschaft, sowie
- Andreas Rath von der "Vereinigungskirche" der Munbewegung in Deutschland und
- Helmuth Blöbaum von Scientology
die "Interreligiöse Koalition für Religionsfreiheit". Herr Mohammed Herzog sollte deshalb übrigens aus dem "Zentralrat der Muslime" ausgeschlossen werden. Er kam seinem Ausschluß durch Austritt zuvor.

Kritikerbekämpfung
Die Führung von Scientology in den USA verordnete den deutschen Scientologen eine härtere Gangart gegen Aussteiger und bei der Kritikerbekämpfung. Es geht dabei darum, exemplarisch einzelne Personen in Mißkredit zu bringen, abzustrafen und abzuschießen und ihnen den politischen, geistlichen und organisatorischen Rückhalt durch Vorgesetzte und Institutionen zu entziehen. In einer Anweisung von Hubbard heißt es:
"Falls irgendwelche langfristigen Bedrohungen aufkommen, müssen Sie sofort die Situation auswerten und eine Kampagne provozieren, um den Ruf der Person zu zerstören und sie so zu diskreditieren, daß sie zum Paria der Gesellschaft wird." (Ron Hubbard policy letter May 30th, 1974)
In der politischen Auseinandersetzung in Deutschland bedeutet es eine neue Qualität, daß neben dem bayerischen Innenminister Beckstein (CSU), der von der Scientology-Organisation natürlich auch wegen seiner Mitgliedschaft in der Synode der Evangelischen Landeskirche angegangen wird, nun auch der Hamburger Innensenator Wrocklage (SPD) persönlich angegriffen wird. Seit Anfang Juni finden täglich von Montag bis Freitag Demonstrationen der Scientology-Organisation vor der Hamburger Senatsverwaltung für Inneres statt.

OSA-Briefing
Daß auch ich den Zorn des Scientology-Geheimdienstes OSA erregt habe, war wohl unvermeidlich. Schließlich habe ich für mein Gehalt und entsprechend meinem Ordinationsversprechen auch etwas getan.
In einer internen Schrift 'OSA Good News Briefing of the Week, 18.6.2000' heißt es über mich und Frau Caberta "Seit 1993 gab es mittlerweile über 25 Menschenrechtsberichte verschiedenster internationaler Gremien, Dem mußte - so hatten sich Gandow und Caberta überlegt - effektiv entgegengewirkt werden. Also hob Pfarrer Gandow irgendwann nach dem 'Offenen Brief an Bundeskanzler Kohl' - damals im Jahr 1997 - eine ganz besondere Vereinigung aus der Taufe und zwar das 'Deutsch-Amerikanische Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA'. Man lasse sich das auf der Zunge zergehen. Die Menschenrechtsverletzer in Deutschland, jene, die der Bundesregierung 25 Menschenrechtsberichte beschert haben, setzen sich hin und wagen es, ein 'Deutsch-Amerikanisches Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA' zu gründen. Klassisch 1.1"

Was 1.1 für Scientology bedeutet
Ich werde von den Scientologen aufgrund meiner Aktivitäten also in die "Tonstufe" 1.1 gerechnet. "Versteckte Feindseligkeit" heißt dieser Status bei Scientology. Beschrieben wird dieser Menschenschlag in einer Tabelle als "psychotisch, versteckter Groll, spricht scheinbar von Theta, aber mit tückischer Absicht. Gibt nur böswillige Kommunikation weiter, Promiskuität, Perversion, Sadismus, abwegige Praktiken, gebraucht Kinder für sadistische Zwecke, Sexualverbrecher, verschlagene Unehrlichkeit ohne Vernunft. Benutzt hinterhältige Methoden, um andere zu kontrollieren, insbesondere Hypnose. Kommunistisch".

Was soll mit solchen Individuen passieren?
"Um mit Personen von 2.0 an abwärts umzugehen, gibt es nur zwei Möglichkeiten, und keine von beiden hat damit etwas zu tun, mit ihnen zu diskutieren oder sich Rechtfertigungen für ihre Handlungen anzuhören. Die erste besteht darin, sie durch De-Enturbulierung eines Teils ihres Thetas mit Hilfe irgendeines der drei wirksamen Prozesse auf der Tonskala anzuheben. Die zweite ist die, sie ruhig und ohne eine Träne zu vergießen loszuwerden. Kreuzottern sind sichere Bettgenossen im Vergleich zu Menschen in den unteren Bereichen der Tonskala. All die Schönheit, alles gute Aussehen, all der künstliche gesellschaftliche Wert und aller Besitz kann nicht den bösartigen Schaden wieder gutmachen, den solche Leute bei geistig gesunden Männern und Frauen anrichten. Plötzlich und unvermittelt alle Leute in den tieferen Bereichen der Tonskala aus der Gesellschaftsordnung zu entfernen würde zu einem beinahe sofortigen Anstieg in der kulturellen Tonstufe führen und die enger werdende Abwärtsspirale unterbrechen, in die die Gesellschaft geraten sein mag. Man braucht keine Welt von Clears zu schaffen, um eine vernünftige und lohnende Gesellschaftsordnung zu haben, man muß lediglich diejenigen Leute daraus entfernen, die sich auf der Stufe 2.0 oder tiefer befinden, entweder in dem man sie genug auditiert, um ihre Tonstufe über 2.0 anzuheben - was eigentlich keine allzu schwere Aufgabe ist, da die Menge an Auditing in vielen Fällen wohl unter 50 Stunden liegen würde, obschon sie in einigen Fällen mehr als 200 Stunden ausmachen kann -, oder in dem man sie einfach abseits von der Gesellschaft in Quarantäne steckt. Einst beschloß der Diktator in Venezuela die Lepra zu beseitigen. Er sah, daß die meisten Leprakranken in seinem Land gleichzeitig Bettler waren. Durch das einfache Mittel, alle Bettler in Venezuela zu versammeln und zu vernichten, wurde die Lepra in diesem Land ausgerottet." (Ron Hubbard: "Die Wissenschaft des Überlebens", S. 171)
Es wäre heute, im Jahr 2000, undenkbar, daß ein von Nazis vor dem Konsistorium verteiltes Flugblatt, in dem ein kirchlicher Amtsträger als Ausländerfreund geschmäht wird, nicht die schärfste Reaktion der gesamten Kirche hervorrufen würde. In den dreißiger Jahren wurde allerdings überlegt, ob man nicht aus taktischen Gründen, nicht weil man übel wollte, von dem einen oder anderen, der von den Nazis angegriffen wurde, abrücken sollte.
Ich habe großes Verständnis dafür, daß kein Vorgesetzter und keine Institution bei solchen Kampagnen gerne in Dinge gezogen wird, für die sie sich nicht verantwortlich fühlen. Aber Bauernopfer führen nicht dazu, daß man in Ruhe gelassen wird, sondern öffnen die Linien für den aufhaltsamen Aufstieg Arturo Uis.

Seien Sie versichert, daß ich, gestärkt durch biblisches Wort ebenso wie durch Fürbitte und Fürsprache der Gemeinden, mich weiterhin nach Kräften für die Betroffenen und die ganze christliche Gemeinde einsetzen werde.
Herzlich Ihr Pfarrer Thomas Gandow


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