Seite 41-43 n_rechtsweiter Seite 44-45 (35 KB) n_links Start-Seite 1
Themenschwerpunkt Anthroposophie  

BERLINER DIALOG 29, Juli 2006
UPDATE

Bemerkenswerte Veränderungen, Personalien und Nachrichten

Jehovas Zeugen
Urteil zu Körperschaftsrechten rechtskräftig.
Da die "Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas" nach Feststellung des OVG Berlin die Voraussetzungen für die Verleihung der Körperschaftsrechte erfüllt, muß der Berliner Senat ihr jetzt die Rechte einer Körperschaft des Öffentlichen Rechts im Bundesland Berlin verleihen.
Ergänzend zum Artikel über die Zeugen Jehovas und dem Kommentar auf S.43 des Berliner Dialog 28/2005 diese Pressemitteilung des Bundesverwaltungsgerichts:
Nr. 7/2006 BVerwG 7 B 80.05 10.02.2006 BVerwG 7 B 80.05 - Beschluss vom 1. Februar 2006

Land Berlin muss Zeugen Jehovas endgültig die Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts verleihen
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat die Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision in einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin zurückgewiesen, durch das das Land Berlin verpflichtet worden ist, der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas die Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zu verleihen.
Damit hat ein seit über zwölf Jahren währender Rechtsstreit seinen Abschluss gefunden. Im Zuge dieser gerichtlichen Auseinandersetzung hatte das Bundesverfassungsgericht mit Urteil vom 19. Dezember 2000 entschieden, der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas seien die begehrten Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zu verleihen, wenn sie nach ihrem gegenwärtigen und zu erwartenden Verhalten die Gewähr dafür bietet, die fundamentalen Verfassungsprinzipien, die staatlichem Schutz anvertrauten Grundrechte Dritter sowie die Grundprinzipien des Religions- und Staatskirchenrechts des Grundgesetzes nicht zu beeinträchtigen oder zu gefährden. Zur Klärung dieser Frage war der Rechtsstreit an das Oberverwaltungsgericht zurückverwiesen worden.
Das Oberverwaltungsgericht hat in seinem Urteil vom 24. März 2005 festgestellt, es bestünden keine greifbaren Anhaltspunkte dafür, dass sich die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas nicht rechtstreu verhalte, insbesondere die staatlichem Schutz anvertrauten Grundrechte oder die fundamentalen Grundprinzipien des Religions- und Staatskirchenrechts verletze oder gefährde.
Die hiergegen gerichtete Beschwerde hat das Bundesverwaltungsgericht zurückgewiesen, weil keine Gründe für die Zulassung der (erneuten) Revision vorlägen. Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts ist damit rechtskräftig.
http://www.bverwg.de/enid/084dc21.../Presseinformation/Pressemitteilungen_54.html

Senatsbeschluß zur Erteilung der Körperschaftsrechte
Aus der Sitzung des Berliner Senats (Landesregierung) am 13. Juni 2006:
Der Senat hat auf Vorlage des Senators für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Dr. Thomas Flierl, zustimmend zur Kenntnis genommen, dass die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur beabsichtigt, der Religionsgemeinschaft "Jehovas Zeugen in Deutschland e.V." die Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zu verleihen. …
...Dem heutigen Senatsbeschluss ist ein langjähriger Verwaltungsrechtsstreit vorausgegangen, in dem das Land Berlin Zweifel an der Rechtstreue der Jehovas Zeugen geltend gemacht hatte. Er hatte dies u.a. damit begründet, dass Jehovas Zeugen den staatlichen Schutz Minderjähriger unterlaufen, wenn Eltern ihre Zustimmung zu lebenserhaltenden Bluttransfusionen verweigern, im Falle eines Austritts oder Ausschlusses eines Mitglieds aktiv auf die Trennung von Ehepartnern oder Familien hinwirken oder das Kindeswohl durch verbindliche Erziehungsvorgaben gefährden würden.
Laut Feststellung des Oberverwaltungsgerichtes Berlin vom 24. März 2006 bestehen jedoch keine greifbaren Anhaltspunkte dafür, dass die Religionsgemeinschaft sich in der Vergangenheit nicht rechtstreu verhalten hätte. Die durch die Rechtsprechung aufgestellten Verleihungsvoraussetzungen - Rechtstreue und Achtung der Fundamentalprinzipien der Verfassung, der dem staatlichen Schutz anvertrauten Grundrechte Dritter und der Grundsätze des Staatskirchenrechts - werden nach Darlegung der Gerichte somit von Jehovas Zeugen erfüllt.
Staatssekretärin Barbara Kisseler wird in Kürze die Urkunde zur Verleihung der Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts an ein Mitglied des Präsidiums von Jehovas Zeugen in Deutschland überreichen.
Mitteilung vom: 13.06.2006, 13:41 Uhr:
http://www.berlin.de/landespressestelle/archiv/2006/06/13/41992/index.html

Jehovas Zeugen:
Zahlen weltweit nach Angaben der WTG
2005 gab es 6,4 Millionen Zeugen Jehovas weltweit (1974 ca. 2 Millionen).
Während es 2004 noch ein weltweites Wachstum von 2% gab, beträgt es 2005 nur noch 1,3%

Mitgliederzahl und Wachstumsraten
sind weltweit unterschiedlich (Stand 2005):
USA           995.000      (0%)
Kanada      108.000      (0%)
Norwegen    10.000      (0%)
Polen          128.000      (0%)
Deutschland 163.000   (0%)
Mexiko        587.000     (1%)
Italien          232.000     (1%)
Frankreich   114.000     (1%)
GB                121.000     (1%)
Spanien        100.000     (1%)
Niederlande    48.000     (1%)
Brasilien        609.000     (2%)
Russland       137.000     (3%)
Zahlen Deutschland
(Bericht der WTG von 2005)
- 163.000 Zeugen Jehovas (konstant)
-     3.467 Taufen (abnehmend)
-   72.264 Heimbibelstudien (abnehmend)
- Keine Zunahme seit über 5 Jahren
Analyse objektiv
- Wachstum vor allem in Südamerika, Asien und den ehemaligen Ostblock-Ländern
- In gesamt Mitteleuropa seit Jahren leichter Rückgang
- Zahl der Neuzugänge (Taufen) nimmt ab

Analyse subjektiv
(Nach persönlichem Eindruck und nach Berichten von Aussteigern)
- In Königreichssälen werden Stuhlreihen entfernt
- Es gibt weniger Kongresse
- Schlechter Versammlungsbesuch
- Bedeutung des "biologischen" Wachstums (Viele Getaufte sind die eigenen Kinder)
- Stabile Zahlen decken sich nicht mit Erfahrungen vor Ort



Rückgang der JZ-Taufen
Stagnation bei Verkündigerzahlen

ZJ-Taufen in D.
[Durchschnittl. "Verkündigerzahl" x 1000 links; Taufzahlen x 1000 rechts;
Jahresleiste von 1987-2004 unten]

Einsatz des einzelnen ZJ
- 832 Seiten Wachtturm pro Jahr lesen
- 832 Seiten Erwachet pro Jahr lesen
-   48 Seiten Königreichsdienst lesen
- Zahlreiche Broschüren und Bücher
- Jeden Tag den "Tagestext" betrachten
- 260 Stunden Zusammenkünfte
- Ansprachen und Demonstrationen in der Zusammenkunft
- 200 Stunden Predigtdienst mit peripheren Zeiten
- Wöchentlich mit der Familie "studieren"
- Persönliches Bibelstudium
- 6 Tage für Kongresse
- Gelegentlich beim Bau von Königreichssälen mithelfen
     = Mindestaufwand von 3,5 Stunden pro Tag für die Organisation



Herzlichen Dank an Stephan Wolf
für die Zusammenstellung von Zahlen und Übersichten.

Stephan Wolf ist Gründer des
JZ-Informations- und Aussteigerportals
http://www.infolink-net.de/

Islam
Islamische Religionsgemeinschaft will nun auch Staatsvertrag und Körperschaftsrechte
Gegenüber anderen Veröffentlichungen in Tageszeitungen bis auf Kleinigkeiten erstaunlich korrekt und ausführlich stellt  die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs auf ihrer Webseite Muslimportal den Vorgang um die Körperschaftsrechte der Zeugen Jehovas dar.
http://www.igmg.de/index.php?module=Content...2157&itmid=117.2.2006
Mit einer Klage will die Islamische Religionsgemeinschaft nun selbst Verhandlungen mit dem Land Berlin über einen Kirchenstaatsvertrag erzwingen. Das berichtete der Tagesspiegel am 21. Februar 2006
http://www.tagesspiegel.de/berlin/nachrichten/61574.asp .
Demnach bestätigte das Berliner Verwaltungsgericht den "Eingang einer entsprechenden Klage" (Az.: VG 27 A 55.06).
Wie zunächst auch Jehovas Zeugen hat die in der Wendezeit in Ostberlin gegründete Vereinigung, die damals vom DDR-Kirchenamt als Religionsgemeinschaft anerkannt wurde, daraus den Anspruch abgeleitet, nun als Körperschaft des öffentlichen Rechts behandelt zu werden.
Inzwischen hat sich viel verändert: Der Tagesspiegel berichtet jetzt: "Der Islamischen Religionsgemeinschaft gehören nach eigenen Angaben der Dachverband Islamische Föderation in Berlin (IFB) und dessen rund ein Dutzend Berliner Moscheengemeinden an. Die IFB verantwortet den islamischen Religionsunterricht außer in ihren Moscheen auch in mehr als 30 Grundschulen in der Hauptstadt."

Rückschau
Unter der Überschrift "Milli Görüs, SO und die PDS-Millionen" hatte der Berliner Dialog berichtet:
Am 31. Mai 1990 hatte die PDS einen Scheck über 70 Millionen DDR-Mark zugunsten der "Islamischen Religionsgemeinschaft in der DDR" ausgestellt. Durch einen Formfehler - die Empfänger hatten den Scheck erst eine Woche später einzulösen versucht - war bereits die Treuhand zuständig, die die Spenden-Schieberei stoppte. Die PDS-Millionen waren ins Gerede gekommen, nachdem die extremistische Organisation "Islamische Gemeinschaft Milli Görüs" (IGMG), die in Deutschland teilweise der Beobachtung durch den Verfassungsschutz unterliegt, in Berlin die "Islamische Religionsgemeinschaft" (IR) faktisch übernommen hatte - immerhin saßen im Vorstand der IR mindestens vier bekannte Milli Görüs-Leute. Milli Görüs war zusätzlich in Kritik gekommen durch die nachweisbaren, intensiven Scientology Kontakte (Kurse, Immobiliengeschäfte) der IGMG-Führung in Köln (vgl. BERLINER DIALOG 1-1997). Nach Veröffentlichungen von Frank Nordhausen in der Berliner Zeitung und unserem Bericht im BERLINER DIALOG 1-1997 hat nun der Verfassungsschutz in Nordrhein-Westfalen festgestellt, daß die SO unter den mehr als eine Million Türken in NRW Fuß fassen will. In der Kölner Zentrale der IGMG habe die SO bereits Seminare durchgeführt. Die IGMG ist laut Verfassungsschutz Sammelbecken für Anhänger der extremistischen türkischen Refah-Partei, die seit 1991 im türkischen Parlament vertreten ist und das laizistische System der Türkei durch ein islamisches ersetzen will.
http://www.religio.de/dialog/297/297s39.html

Präsident der Islamischen Religionsgemeinschaft ist heute der Jurist Abdurrahim Vural.
Provozierend verwendet die Vereinigung das Landessiegel mit dem Berliner Bären und die Bezeichnung Körperschaft des öffentlichen Rechts, nicht nur auf ihrer Klageschrift an das Verwaltungsgericht aber auch an Behörden, Krankenhäuser und auch kirchliche Stellen.

Gemeinde auf dem Weg
Neues Gemeindezentrum in Reinickendorf
Unter der Überschrift: "Riesiges neues Gemeindezentrum-Reinickendorf: 'Gemeinde auf dem Weg' baut am Waidmannsluster Damm" berichtete Rainer Stache am 6. März 2006 in der Berliner Morgenpost: "Überall leeren sich die Kirchen, doch nicht die der 'Gemeinde auf dem Weg'. Längst ist der vor 25 Jahren gegründeten Freikirche der 'Charismatischen Erneuerungsbewegung' das Stammquartier in Wilmersdorf zu klein geworden, 700 Mitglieder umfaßt die Gemeinde derzeit, bis zu 1300 Menschen besuchen nach eigenen Angaben die Messen. In Reinickendorf am Waidmannsluster Damm entsteht nun für 8,5 Millionen Euro ein auf Zuwachs orientiertes neues Zentrum der Gemeinde." Vollständiger Artikel unter
http://morgenpost.berlin1.de/content/2006/03/06/bezirke/814911.html
Zu der Gemeinde, die zur sektiererischen Wort-des Glaubens-Bewegung gehört, berichtet der Berliner Dialog 2005 in einem Stichwort aus theologischer Sicht - im Internet auf
http://www.religio.de/dialog/105/28_09-10.htm
Aus staatlicher Sicht hat sich der Berliner Senat zu Problemfällen mit der Gemeinde auf dem Weg geäußert.
Auszug auf: http://212.87.36.244/sekten/sekten_teil712.htm ;
Der komplette Bericht als PDF hier:
http://www.senbjs.berlin.de/familie/sog_sekten_psychogruppen/risiken_und_nebenwirkungen/risiken..._1.pdf
(UMZUG nach: http://www.berlin.de/sen/bwf/index.html )
und
http://www.senbjs.berlin.de/familie/sog_sekten_psychogruppen/risiken_und_nebenwirkungen_2.pdf .

Esoterik / Okkultismus
Ungewöhnliche Häufung von Masern im Raum Esslingen - Ärzteverband: Vor allem in Waldorf-Einrichtungen
In einem ddp-Bericht von Norbert Demuth, gefunden auf
http://www.lichtblick-newsletter.de/ticker1837_06.html heißt es am 6. Februar: Im württembergischen Landkreis Esslingen gibt es seit Jahresbeginn auffallend viele Maserninfektionen. Mit 15 Erkrankungen in dieser Region sei im bundesweiten Vergleich eine "ungewöhnliche Häufung" registriert worden, sagte der stellvertretende Leiter des dortigen Gesundheitsamtes, Jürgen Kalthoff, am Montag. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in München führt diesen starken Anstieg vor allem darauf zurück, dass dort Kinder aus Waldorf-Schulen von ihren Eltern aus ideologischen Gründen nicht geimpft würden. Nach Verbandsangaben sind mehrere - anthroposophisch ausgerichtete - Waldorf-Einrichtungen betroffen, offenbar Schulen und ein Kindergarten. Das Gesundheitsamt spricht lediglich von "Gemeinschaftseinrichtungen".
Die Sprecherin des Robert-Koch-Instituts in Berlin, Susanne Glasmacher, bestätigte, dass man von einer "ungewöhnlichen Häufung" sprechen könne. Auch bei der großen Serie von Masern-Infektionen im vergangenen Jahr in Bayern mit mehr als 150 Betroffenen habe es "weltanschauliche Bezüge" gegeben. Nach Angaben des BVKJ waren auch in Bayern Waldorf-Schulen in großem Umfang betroffen.
Der Bund der Freien Waldorfschulen sieht jedoch "derzeit keinen Handlungsbedarf". Es sei letztlich "absolute Privatsache" der Eltern, ob sie ihre Kinder gegen Masern impften oder nicht, sagte Referentin Thekla Walker in Stuttgart. Erkrankt sind im Raum Esslingen laut Gesundheitsamt Kinder, Jugendliche und Heranwachsende im Alter von 3 bis 20 Jahren. Drei Kinder hätten aufgrund von "ernsten Komplikationen" ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen. Lebensgefahr bestehe nicht. Nach Kalthoffs Angaben waren die meisten Erkrankten nicht gegen Masern geimpft. Er rief die Eltern auf, ihre Kinder nachimpfen zu lassen. "Dann können wir verhindern, dass es eine Epidemie wird", betonte er.
Der Ärzteverband wies darauf hin, dass im hessischen Wetteraukreis bei einer Masern-Epidemie Ende Februar 2005 ein 14-jähriges Mädchen an den Folgen von Masern verstorben war.
Im Südwesten Deutschlands gibt es nach Angaben des Verbandes außerdem "derzeit eine Häufung" von Fällen der tödlichen Gehirnentzündung SSPE, die als Spätfolge einer Maserninfektion auftreten kann. Ein zehnjähriges Mädchen aus dem Saarland und zwei zehn- und elfjährige Jungen aus Baden-Württemberg - in der Stuttgarter und der Mannheimer Gegend - seien an SSPE erkrankt. Sie hätten sich als Säuglinge mit dem Masernvirus infiziert. Typisch für die hochansteckenden Masern ist der Ausschlag, der sich über den ganzen Körper ausbreiten kann.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte kritisierte, an den Waldorfschulen gebe es fast immer einen "eigenen schulärztlichen Dienst". Dabei handele es sich "in der Regel um anthroposophisch ausgerichtete Mediziner, die von den Waldorfschulen selbst empfohlen werden." Diese würden nicht vom Öffentlichen Gesundheitsdienst bezahlt.
Der Ärzteverband betonte, die Impfquoten gegen Masern im Landkreis Esslingen seien "generell sehr gut" - im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland. Offensichtlich gebe es aber im Landkreis Esslingen "auch Menschen, die aus ideologischen Gründen Vorurteile gegen die Impfung haben", betonte der BVKJ-Obmann in Esslingen, Ralph Alexander Gaukler.

"Feng-Shui": Pfarrerin droht Amtsenthebung
Wegen ihres Engagements für die asiatische Feng-Shui-Lehre droht einer Pfarrerin im Rheinland die Amtsenthebung. Gegen die evangelische Theologin sei ein Verfahren vor der kirchlichen Disziplinarkammer eingeleitet worden, teilte die Evangelische Kirche im Rheinland mit. Für die Dauer des Verfahrens wurde die Theologin beurlaubt. Nach Auffassung der Kirche läßt sich die Unterstützung einer Feng-Shui-Akademie mit ihren Weltanschaulichen Inhalten nicht mit dem christlichen Bekenntnis vereinbaren. Die Siegburger Theologin hatte die "Akademie für Feng Shui und Visonäre Führung" in Troisdorf bei Bonn unterstützt. Auf der Internetseite der esoterischen Einrichtung war sie als "Teammitglied abgebildet. Die Akademie bietet unter anderem "energetische Reinigungen" und die Gestaltung "beseelter Gärten" an. Dabei beruft sie sich u.a. auf die Lichtweg-Lehre des Heilpraktikers Steed Dölger. Feng Shui basiert auf der Geomantie, einer esoterischen Lehre über den Zusammenhang von Landschaft, Baukunst, Raumgestaltung und Wohlergehen. Nach der seit einigen Jahren auch in Deutschland verbreiteten Weltanschauung könne durch eine gezielte Gestaltung bzw. Veränderung von Räumen und Gebäuden ein positiver Einfluß auf Menschen, Tiere und wirtschaftliche Vorgänge ausgeübt werden (gefunden in die kirche, Berlin, Nr. 26, 25. Juni 2006)

Scientology
Warnung vor "Jugend für Menschenrechte"

Unter dem Namen "Jugend für Menschenrechte" sammelt derzeit eine Vereinigung Unterschriften, angeblich um Jugendliche über die Menschenrechte aufzuklären. Hier ist größte Vorsicht geboten: Die in den USA unter dem Namen "Youth for Human Rights International" agierende Vereinigung gehört zur Scientology-Organisation. Scientology wird nach wie vor vom Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet. Der Auftritt der Vereinigung "Jugend für Menschenrechte" erscheint zunächst überaus seriös und lässt auf den ersten Blick keine Zusammenhänge mit der Scientology-Organisation erkennen. Ein Blick auf die Internetseite der "Youth for Human Rights International" allerdings offenbart ganz deutlich die Zusammenhänge mit Scientology.
Die Hamburger Bundestagsabgeordnete und Expertin für Sektenfragen, Antje Blumenthal, (CDU) warnt in einer Pressemitteilung von Anfang März eindringlich vor dem deutschen Ableger "Jugend für Menschenrechte" und der gegenwärtigen Unterschriftenaktion.
"Nach typischer Manier wird auch im Internet mit der UN-Menschenrechtskonvention geworben und der Eindruck vermittelt, dass es sich um anerkannte Maßnahmen handelt.
'Youth for Human Rights International' verschleiert damit ihren wahren Scientology-Hintergrund", so die Abgeordnete.
"Unterschreiben Sie deshalb auf keinen Fall diese bei dieser Aktion. Ihr guter Wille wird damit missbraucht", warnt Antje Blumenthal eindringlich, und fordert auch Eltern auf, ihre Kinder über die Hintergründe aufzuklären.

TM/Maharishi
Standortsuche in Ostdeutschland
Die Maharishi-Organisation hat in den letzten Monaten erneut versucht, für ihren Plan der Errichtung einer angeblichen Friedensuniversität im Umland von Berlin (Zühlsdorf, Werder/Havel) Gelände zu erwerben bzw. die Umwandlung von Immobilien in Bauerwartungsland zu erreichen. Stärker sind die Aktivitäten in Sachsen-Anhalt, und nicht ganz erfolglos, wenigstens was die Faszination von Kommunalpolitikern betrifft. So gibt es in Oebisfelde (Sachsen-Anhalt, Nähe zu Wolfsburg) im Augenblick die konkretesten Pläne und Schritte.
Dort gibt es bereits einen sogenanten Friedenspalast. Siehe dazu:
http://www.AGPF.de/TM-Oebisfelde.htm .

Von Personen
Michael Fuss SJ auf Lehrstuhl an der "Angelicum" berufen -
Vatikan: Sekten-Lehrstuhl an päpstlicher Uni

Mit Esoterik und Sekten beschäftigt sich ein neuer Lehrstuhl an der päpstlichen Universität "Angelicum" in Rom, der am Abend des 18. Mai 2006 vom Leiter des päpstlichen Kulturrats, Kardinal Paul Poupard, eingeweiht wurde. Der Lehrstuhl für "nichtkonventionelle Religionen" - so die offizielle Bezeichnung - soll den Studierenden helfen, neue religiöse Bewegungen wie New Age besser einzuordnen. Aber es geht dabei nicht nur um Phänomene in Europa oder Nordamerika, erklärt der erste Lehrstuhlinhaber, der deutsche Religionshistoriker und Priester Michael Fuss: "Besonders wollen wir die Situation in außereuropäischen Ländern betrachten. Etwa in Lateinamerika, in Brasilien, das wir ja heute als das religionsproduktivste Land vielleicht der Erde nennen könnte. Aber auch in anderen Kulturkreisen. Wiederholt hatte der Vatikan auf die Situation in Lateinamerika und Afrika hingewiesen, wo auch in traditionell katholischen Gebieten Sekten zu einer ernstzunehmenden Gefahr geworden sind. Oft übernehmen diese Bewegungen Elemente des christlichen Glaubens, so Michael Fuss, und transformieren diese zu einer kommerziellen Design-Religion. Jüngstes Beispiel:
Dan Browns "Sakrileg". "Wir werden in Zukunft immer mehr vor diese Frage gestellt werden, dass wir tatsächlich eine Unterscheidung der ganzen christlichen Thematik vornehmen müssen. Das heißt, es wird über Christus geredet, Christus ist hier, Christus ist dort, aber es sind eben Formen eines 'Phantasiechristus', die dem historischen Zeugnis nicht standhalten. Daher, denke ich, ist es sehr richtig, dass man einen solchen Lehrstuhl innerhalb einer theologischen Fakultät ansiedelt."
Fuss betonte, daß der Schwrpunkt des Lehrstuhls die religionsgeschichtliche Analyse einzelner Strömungen und ihrer öffentlichen Wirkung sei. Seiner Ansicht nach muß die katholische Kirche auf diese Phänomene reagieren, um ihr eigenes Profil zu schärfen und wieder attraktiver für nach Orientierung suchende Menschen zu werden.
Fuss leitet den Esoterik-Lehrstuhl zunächst für ein Jahr. Nach Angaben von Fuss ist vorgesehen, die Stelle nicht fest zu besetzen, sondern jeweils Gastprofessuren an internationale Wissenschaftler zu vergeben.
Fuss war bis 1996 Professor für Religionsgeschichte in Freiburg im Breisgau, seitdem ist er Professor für Buddhismus und Neue Religionen an der Päpstlichen Universität Gregoriana, Rom, und Dozent für Religionsgeschichte an der Päpstlichen Lateran-Universität Rom.
(Bericht u.a. nach Radio Vatikan 18/05/2006 14.39.25)

Die Redaktion des BERLINER DIALOG sendet herzliche Glück- und Segenswünsche
an Prof. Michael Fuss, langjähriges Mitglied unseres Wissenschaftlichen Beirats
.


Seite 41-43 n_rechtsweiter Seite 44-45 (35 KB)
n_oben Anfang

n_links Start-Seite 1