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Astrologie
Ellic Howe: Uranias Kinder: Die seltsame Welt der Astrologen und das Dritte
Reich. 335 S., ISBN 3-89547-710-9, Beltz Athenäum Verlag, Weinheim,
1995, DM 39,80
Neben dem spannenden zeitgeschichtlichen Thema zugleich eine Einführung in Geschichte und Praxis der ernsthaften Astrologie, wie sie wohl nur ein Brite schreiben kann. T.G.
Gemeindespaltung - Gemeindegründung
Sektenbildung
Heinzpeter Hempelmann: Gemeindegründung. Perspektive für eine
Kirche von morgen? 110 S., ISBN 3-7655-9072-X, BrunnenVerlag, Gießen;
Basel, 1996, DM 17,80
Das Buch zur Amerikanisierung der religiösen Landschaft und zum Ausstieg aus der Volkskirche. T.G.
Torontosegen
Jürgen Tibusek: Gottes umwerfender Segen. Der Toronto-Segen. Eine
Orientierung. 160 S., ISBN 3-7655-3518-4, Brunnen-Verlag, Gießen, 1995
Siegfried Dannwolf: Gottes verlorene Kinder. Ein Expriester der Neuapostolischen Kirche klagt an. 155 S., DM 24,80, ISBN 3-579-01131-6, Gütersloher Verlagshaus, 1996
JZ
Eva-Maria Kaiser / Ulrich Rausch: Die Zeugen Jehovas. Ein Sektenreport. 286 S., ISBN 3-629-00687-6, Pattloch Verlag, Augsburg, 1996
Esoterik
Brauner Okkultismus und esoterischer Hitlerismus
Rene_[ Freund: Braune Magie? Okkultismus, New Age und Nationalsozialismus. PicusVerlag, Wien 1995, 180 Seiten, 34,- DM
Evangelikale Bewegung
Eckhard J. Schnabel: Sind Evangelikale Fundamentalisten? 90 S., ISBN
3-41729067-8, R. Brockhaus Verlag, Wuppertal u. Zürich, 1995
Freimaurer
Wolfgang Bittner: Angriffe gegen die deutsche Freimaurerei 1970-1995. Die
Antithese. Ein Beitrag zur Gegenwartsgeschichte der deutschen Freimaurerei.
Quellenkundliche Arbeit Nr. 37 der Forschungsloge QUATUOR CORONATI No. 808,
Bayreuth, 289 S., Selbstverlag der freimaurerischen Forschungsgesellschaft
QUATUOR CORONATI, Bayreuth, 1996
Darauf haben viele gewartet: Ein ruhiges, gründliches Buch, in dem Verleumdung gegen die Freimaurerei dokumentiert und zurückgewiesen wird; leider finden sich neben der LaRouche-Bewegung und Rechtsextremen auch Leute, die sich Christen, Katholiken oder Charismatiker nennen unter den Verbreitern von übler Nachrede und Lüge. Das Buch ist eine Herausforderung an die Kirchen, ihre freimaurerischen Glieder gegen Hetze und Ehrabschneidung in Schutz zu nehmen. T.G.
Grundsatzfragen
Otto Kallscheuer (Hg.): Das Europa der Religionen. Ein Kontinent zwischen
Säkularisierung und Fundamentalismus. 366 S., ca. DM 36,-, ISBN
3-10-040212-X, S. Fischer Verlag, Frankfurt, 1996
Der elegant und viel schreibende Politologe und Philosoph Otto Kallscheuer ist heute einer der führenden Vordenker für die römisch-katholische "Reevangelisierung" Europas. Im Eifer des Tagesgefechts und der grundsätzlichen Vorgefaßtheit gegen die Orthodoxie unterlaufen ihm schon mal Verwechslungen, wenn er etwa die russische Orthodoxie anklagt, sie habe "von Anfang an versucht, die mit dem Zerbrechen des eisernen Vorhangs verbundene Öffnung des eurasischen Ostens für die geistlichen Einflüsse des Westens zu unterbinden. Die japanische Sonnentempelsekte konnte im Heiligen Rußland ihre nach Japan größte Anhängerschaft rekrutieren; aber bis heute bleibt die Religionsfreiheit für sogenannte Sekten aus dem Westen (Baptisten, Pfingstler, Mormonen usw.) beständig gefährdet." (In der Berliner Zeitung vom 10.9.96 in einem Gastkommentar zu einer nicht stattgefundenen Begegnung von Patriarch Alexej II. mit Papst Johannes Paul II.)
Der von Kallscheuer vorgelegte Sammelband macht aber nicht nur seinen eigenen, klar markierten römisch-strategischen Horizont deutlich ("Die paradoxe Beziehung, die zwischen Europa und seinen kulturellen Quellen besteht, wird sehr anschaulich durch ein einfaches geographisches Faktum illustriert, das gleichwohl häufig übersehen wird: Keine der beiden Städte, welche die Quellen der europäischen Kultur symbolisieren Athen und Jerusalem-, liegt in Europa. Diese schlichte Tatsache (!!) spiegelt treffend die europäische kulturelle Identität wider: eine ihrem Wesen nach exzentrische Identität." (Kallscheuer im angezeigten Buch S. 60 f.), sondern dokumentiert weitere, auch positionell viel weitere und höchst interessante Referate zu "Orient und Okzident", "Politik und Religion", Säkularisierung und Moderne" (so die Überschriften der Kapitel mit jeweils einer Einführung des Herausgebers und drei oder vier Beiträgen u.a. von Dan Diner, Bernard Lewis, Niklas Luhmann, David Martin , Robert Spaemann, Trutz Rendtorff u.a.). Gehalten wurden diese Vorträge auf einer Tagung zur religiösen Lage in Europa, veranstaltet von der röm.-kath. Kirche in Wien zu Beginn des Winters 1994. T.G.
Gurubewegungen
Reinhart Hummel: Gurus, Meister, Scharlatane. Zwischen Faszination und
Gefahr. 272 S., ISBN 3-451-26037-9, Verlag Herder, 1996, 34,
Islam
Gilles Kepel: Allah im Westen. Die Demokratie und die islamische
Herausforderung. 400 S., DM 48,-, ISBN 3-492-03790-9, R. Piper Verlag,
München, 1996
Kirchengeschichte. Schrecklich schön
Alexander Dvorkin: Ivan the Terrible as a Religious Type. A Study of the
Background, Genesis and Development of the Theocratic Idea of the First
Russian Tsar and his Attempts to establish ,Free Autocracy" in Russia. Mit
einem Vorwort von John Meyendorff. OIKONOMIA. Quellen und Studien zur
orthodoxen Theologie, begründet von Fairy von Lilienfeld, herausgegeben
von Karl Christian Felmy und Heinz Ohme, Band 31, Erlangen 1992. ISBN
3-923-11931-3. Auslieferung: Lehrstuhl für Geschichte und Theologie des
christlichen Ostens, Kochstr. 6, D-91054 Erlangen
Neuoffenbarungsbewegungen
Universelles Leben/Wittekismus
Hans-Walter Jungen: Universelles Leben Die Prophetin und ihr Management. 304 S., DM 34,-, ISBN 3-629-00675-2, Pattloch Verlag, 1996
Seit mehr als acht Jahren setzt sich Autor Jungen mit dem vor 21 Jahren gegründeten "Universellen Leben" (UL) - bis 1984 "Heimholungswerk Jesu Christi" genannt - kritisch auseinander. Er hat es sogar gewagt, in seinem unterfränkischen Heimatort eine Bürgerinitiative gegen die obskuren Vorhaben der Neuoffenbarungssekte zu gründen und sich dadurch jede Menge Schikanen, Psychoterror und Prozesse eingehandelt. Aber Jungen, als Ingenieur an den präzisen Umgang mit Fakten gewohnt, weiß, was er sagt und tut. Auch sein Buch über den Psychokonzern UL mit seinem berüchtigten Manipulationssystem des "Inneren Weges" und seinem verzweigten Konglomerat von "Christusbetrieben", hat ihm eine Serie von Prozessen eingebracht.
Schritt für Schritt jedoch gelingt es Jungen, seine profunde Anklageschrift gegen die selbsternannte "Prophetin" Gabriele Wittek und ihre juristischen und ökonomischen Manager gerichtlich zu belegen. Erst kürzlich testierte ihm das Hamburger Oberlandesgericht, daß es tatsächlich antisemitische Tendenzen im UL gebe. Einer der Sektenführer hatte öffentlich behauptet, daß die unter den Nazis umgekommenen Juden wegen ihres in früheren Existenzen erworbenen schlechten Karmas "unter Hitler eben dran gewesen" seien.
Daß die inhumane und totalitäre Struktur des sich als "urchristlich" und "urdemokratisch" fehletikettierenden UL immer mehr freigelegt wird, ist nicht zuletzt diesem Buch zu verdanken. Es berichtet über mysteriöse Grundstücksgeschäfte und andere dunkle Wirtschaftsoperationen, die apokalyptische Angstmacherei der von Frau Wittek "geoffenbarten" Endzeitschrecken, die geistige und materielle Ausbeutung der Anhänger, die Indoktrinierung wehrloser Kinder in einer eigenen Volksschule, die Gefährdung von Patienten durch seltsame Medizinvorstellungen und den gigantischen Propagandarummel des sekteneigenen PR-Apparats, der nicht zuletzt über einen eigenen "universellen" Radiosender verfügt.
Als ein "Monopoly mit Millionen" beschreibt Jungen das UL, jedoch nur wenige in der Sekte definieren die Spielregeln eines kompromißlosen "Spiels", dessen Faszination bereits 40.000 Menschen geradezu süchtig verfallen sind. Ergreifend ist der Appell eines ehemaligen ULJüngers an seine früheren "Geschwister", wenn er sie wachzurütteln versucht "Sagt 'Nein' zu allem, was Euch krank macht; sagt 'Nein' zu allen, die Euch vordenken wollen, die Euch Vorschriften machen. Gebt Euren Verstand nicht an der Garderobe des UL ab..., schüttelt die Sektenprogramme ab". Ein lesenswertes Buch und Beitrag zu echtem Dialog.
Wolfgang Behnk
Johannische Kirche
Ulrich Linse: Geisterseher und Wunderwirker. Heilssuche im
Industriezeitalter. Fischer TB 60164, 1996, 253 S., DM 18,90, ISBN
3-596-60164-9
Von Ulrich Linse stammt eins der interessantesten und schönsten "Sekten-Bücher" über "Erlöser der zwanziger Jahre". "Barfüßige Propheten" erschien bei Siedler 1983. In dem jetzt in der Reihe Europäische Geschichte vorgelegten Fischer-Taschenbuch trägt Linse vor allem (S. 89-211) eine lesenswerte Studie über Joseph Weißenberg, den Begründer der "Johannischen Kirche" nach. In zwei kurzen Aufsätzen möchte Linse darüber hinaus die Irvingianer und Neuapostolischen (S. 27-54) und den Spiritismus (S. 55-87) kulturgeschichtlich anschaulich machen.
Wenig überzeugend ist aber der "Schluß: Heilssuche im Industriezeitalter" (S. 213 227), in dem Linse nicht nur sein Resümee zieht, sondern in einem Rundumschlag das "gegenwärtige Heilsangebot" bis hin zu den neuen Kulten in die Zusammenfassung einbeziehen will. Dabei teilt er sogar die von Kult-Verteidigern geprägte Idee der "Anti-Kult"-Bewegungen und übernimmt das Konstrukt der "Stigmatisierung Neuer Spiritueller Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland" von Frank Usarski. Linse beklagt, "das praktisch alle Informationen über die neuen religiösen Gruppen über die Sektenbeauftragten der Kirchen" über Betroffeneninitiativen und die EZW laufen würden, "nicht aber über Institutionen religionswissenschaftlicher Forschung". Diese ursprünglich von Martin Baumann stammende Klage einer angeblichen bewußten Marginalisierung der Religionswissenschaft in Deutschland (angeblich wesentlich durch die Kirchen!) vertauscht Ursache und Wirkung.
Das Elend erscheint sogar noch größer, wenn man sich verdeutlicht, daß selbst Aufsätze aus genuin religionswissenschaftlicher Forschung ihre Veröffentlichung oft nur in kirchlichen Zeitschriften u.a. solchen für (horribile dictu!) "Missionswissenschaft" erfahren. Das ist nicht gerade das Zeichen großkirchlicher Verschwörung gegen die Religionswissenschaft, sondern ein Hinweis auf die organisatorische und vielleicht tw. auch die inhaltliche und personelle Schwäche des Faches in Deutschland, was hier gerade nicht quantitativ gemeint ist. Auch Linses weithin kundiges Buch stammt ja nicht von einem studierten Religionswissenschaftler oder aus einem religionswissenschaftlichen Institut. Das Buch meldet: "Ulrich Linse, geboren 1939, arbeitet zunächst als Gymnasiallehrer im Zweiten Bildungsweg. Seit 1992 ist er Professor für Neuere Geschichte/Zeitgeschichte an der Fachhochschule München." T.G.
Der Band umfaßt über 200 Seiten plus 66 Seiten dokumentarischer Anhang mit Fotos, Faksimiles von Chartas und Initiationsritualen. M. A.
P.R.König: Ein Leben für die Rose (Arnoldo Krumm-Heller), HIRAM-EDITION 19 der A.R.W., ISBN 3-927890-21-9, DM 36,
OTO
P.R. König und ARW: Argentum Astrum: How to make your own McOTO.
OTO-Phänomen, Teil 8. 312 S., DM 60,-, ISBN 3-927890-35-9, ARW
München, 1996
(Bezugsmöglichkeit für beide Bände: A.R.W., Postfach 500107, 80971 München, Bestellfax 089-6414152)
Orthodoxe Kirche
Antonios Alevisopoulos: The Orthodox Church. Its Faith, Worship and Life.
Translated by Stephen Avramides. 139 S. , Athen 1994. Dialogue Publications
No. 7. Mit einem Brief des Ökumenischen Patriarchen Bartholomäos
von Konstantinopel.
Parapsychologie
Bernd Harder: Die übersinnlichen Phänomene im Test. Okkulte
Praktiken - Hellsehen - Ufos - Mondeinfluß - Wünschelruten
- Feuerlaufen - Biorhytmus - Tarot.
160 S., DM 39,80, ISBN 3-629-00698-1, Pattloch Verlag, 1996
Dankbar muß man zur Kenntnis nehmen, daß es nun neben dem unsäglichen "Handbuch der Parapsychologie" aus gleichem Verlag nun auch ein kritisches, dabei aber gut lesbares Buch gibt. Es ist reichlich, teilweise zu plakativ illustriert, kommt damit aber vielleicht den Lesegewohnheiten des "Durchschnittslesers" entgegen, der hier vielleicht merkt, daß auch seriöse Information und Aufklärung spannend sein kann. Wertvoll auch für Fachleute sind die ausführlichen, sinnvoll ausgewählten Literaturhinweise, die auf leicht zugängliche Literatur, aber auch auf wichtige Zeitschriftenaufsätze hinweisen. (Warum allerdings auch die Psi-Propagandaschwarte "Die Jagd nach Psi" von Harald Wiesendanger zur weiteren Lektüre empfohlen wird, bleibt okkult.) Besonders lesenswert ist die Auseinandersetzung Harders mit verantwortungslosen Fernseh-Redaktionen. Wunder-Wunsch: Ein kritisches Kapitel über das Gebaren von Verlagen, die auch strutzdumme Bücher über Satanismus, Okkultismus und Parapsychologie im Angebot haben, und die Bücher nicht am Inhalt, sondern an den Verkaufszahlen bewerten, würde das verdienstvolle Buch abrunden. T.G.
Robert Jütte: Wege der Alternativen Medizin. Ein Lesebuch. 231 S., ISBN 3 406 39271 7, Verlag C.H. Beck, München, 1996
Wohl um der Verkäuflichkeit in der medizinischen Alternativszene willen wurden kritische Beurteilungen und Texte ausgespart oder relativiert. Das ,Lesebuch" ist wegen ungenauer Nachweise nur bedingt als Studienbuch zu verwenden. T.G.
Psychologie
Paul Vitz: Der Kult ums eigene Ich. Psychologie als Religion. 206 S., ISBN
3-76551058-0, Brunnen-Verlag, Gießen, 1995
Reinkarnation
Fridolin Marxer und Andreas Traber: Wiedergeburt. Hoffnung oder Illusion.
221 S., Paulusverlag Freiburg (Schweiz) 1995; ISBN 3-72280359-4, DM 29,80
Peter Hertel: Geheimnisse des Opus Dei. Geheimdokumente - Hintergründe - Strategien. 224 S., ISBN 3-451-04386-6, Verlag Herder, Freiburg, 1995
Religionswissenschaften
Jahrbuch für Religionswissenschaft und Theologie der Religionen. Nr. 3,
189 S., ISBN 3-89375-117-3, Oros Verlag, 1995. (Bezug über Oros Verlag,
Postfach 11 45, D-48337 Altenberg, Tel. 02505 - 3534)
In dem lesenswerten Jahrbuch werden die Leserinnen und Leser des BERLINER DIALOG vor allem drei Aufsätze interessieren: Manfred Hutter: Moderner Buddhismus in der Begegnung mit dem Christentum; Peter Gerlitz: "Neue Japanische Religionen" und ihre Mission im Westen; und Konrad Meisig: Ayodya Probleme der religionswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Hindu-Fundamentalismus.
VHP-Sturm auf die Babri-Moschee
Meisig, Privatdozent in Köln, resümiert aus
religionswissenschaftlicher Sicht den Stand der Ereignisse um die
"Schleifung der Babri-Moschee in der nordindischen Stadt Ayodhya am
Nachmittag des 6. Dezembers 1992 und die damit verbundenen blutigen Unruhen
zwischen Hindus und Muslimen, die Hunderten von Menschen das Leben
kosteten". Diese "waren bislang der traurige Höhepunkt einer Kampagne
der Visva Hindu Parishad (VHP), der 'Welt-Hindu-Versammlung', einer
Hindu-fundamentalistischen Organisation. Die Kampagne hat im Jahre 1984
begonnen und trägt den Namen Ramajanmabhumimukti Andolan, die 'Bewegung
zur Befreiung des Geburtsortes des [Gottes] Rama'."
VHP-Treffen in Deutschland mit Weber, Huth und Stoodt -
VHP-Verbot in Indien
Letzter Höhepunkt der Kampagne vor der gewalttätigen Stürmung
der Moschee war die "5. Europäische Hindu-Konferenz", in Wirklichkeit
ein internationale Kongress der VHP in Frankfurt am Main vom 28.-30. August
1992. Das KongressProgramm schmückte das Bild eines Modells des nach
der Zerstörung der Moschee zu errichtenden Tempels. "Zum
Organisations-Komittee der Konferenz zählen u.a. Herr Prof. Dr. Edmund
Weber, Direktor des Instituts für Wissenschaftliche Irenik an der
Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt, Pfarrer Dr. R.
Töpelmann, Dr. M. Benad, Dr. Huth, Dr. H.C. Stoodt" heißt es in
einem offiziellen Einladungsschreiben von Ashok Chauhan, Präsident der
Vishwa Hindu Parishad e.V. of Germany vom 11.8.92.
Fünf der an den Gewalttätigkeiten beteiligten fundamentalistischen Organisationen, darunter die VHP selbst, ihre Jugendorganisation Bajra ga Dal (BD) und Rastriy Svayamsevak Samgha (RSS) und zwei muslimische Organisationen wurden am 10.12.92 zwar von der Zentralregierung verboten; das Verbot von BD und RSS wurde im Juni 1993 wieder aufgehoben, das Verbot der VHP wurde Mitte Januar 1995 verlängert, scheint aber auf Grund der geheimbundartigen Organisation der VHP wenig wirksam zu sein.
"Ziel der Kampagne war und ist es, in Ayodya, U.P., die Babri-Moschee abzureißen und an ihrer Stelle einen Hindutempel zu erreichten." Der Kampf und die Gewalttätigkeiten gehen also weiter. Meisig referiert den Stand und die ideologischen und religiösen Hintergründe und deckt das enorme Gefährdungspotential des Konflikts, der nicht nur weitere Gewalt hervorbringen wird, sondern das Prinzip des Säkularismus des indischen Staates gefährdet, auf.
Meisig diskutiert u.a. die Politisierung des Dharma-Begriffs, den ekklektischen Umgang mit heterogenen Traditionen, den Unfehlbarkeitsanspruch der VHP und ihre Gewaltbereitschaft und sieht vor allem einen vom modernen Hindu-Fundamentalismus vertretenen, eigenartigen "Universalismus" als Herausforderung für die Umwelt (und auch für die Religionswissenschaft): Nicht nur die gesamte Gesellschaft, möchte dieser expansive, ja totalitäre Hinduismus "schlucken", "nicht nur den Buddhismus, sondern auch Judentum, Christentum und Islam".
In Deutschland gab es übrigens keine Verbotsdiskussion nach dem Kongress der faschistoiden VHP. Im Gegenteil: Wie zur Belobigung wurden seine deutsche Organisatoren teilweise befördert: Prof. Weber wurde zeitweilig zum Synodalen berufen; Pfr. Dr. Huth wurde sogar zum landeskirchlichen Beauftragten für Sekten- und Weltanschauungsfragen ernannt und damit zuständig für die kirchliche Beurteilung religiöser Extremgruppen und "ökumenischer Gesprächsparter" der Ev. Kirche in Hessen-Nassau! Welch trefflicher Beweis für protestantische Freiheit und ein evangelisches Dialogverständnis. T.G.
Religious Fiction
Peter R. Wieninger: Die Spur der Katzen. 222 S., ISBN 3-379-00756-0, Reclam
Verlag, Leipzig, 1996 Eine Art Fantasy-Krimi für Katzen- und
Gruselfreunde.
Theosophie
Hans-Jürgen Ruppert: Theosophie - unterwegs zum okkulten
Übermenschen. Friedrich Bahn Verlag. ISBN 3-7621-7702-3, DM 22,80
Ein Muß ist dies Buch für jeden, der mit den GUS-Staaten zu tun hat: durch kirchliche Partnerschaft, Aussiedlerbetreuung oder weil er dort lebt. T.G.
Sekten-Geister-Wunderheiler
Joachim Keden - Ursula Gehentges - Hansjörg Hemminger - Joachim
Schmidt-Dominé_[: Sekten, Geister, Wunderheiler. Orientierungshilfen
für den Markt der Sinnanbieter. Aussaat Verlag GmbH, NeukirchenVluyn,
ISBN 3-7615-4907-5
In kurzen Artikel befaßt sich der empfehlenswerte Band mit Jugendreligionen, Gurubewegungen und Psychokulten sowie Neuoffenbarungsgruppen. Eigene Kapitel sind Esoterik und Okkultismus gewidmet. Aber die Autoren machen auch um die selten behandelten problematische Randgebiete "Psychoszene" und "Christlicher Fundamentalismus" keinen Bogen.
Betroffenenberichte und brauchbare Ratschläge für die verschiedenen Problembereiche (auch juristische Hinweise) geben dem Buch sein besonderes Gewicht und die grafische Gestaltung von Joachim Schmidt-Dominé_[ gibt dem Buch ein ganz besonderes Gesicht. Das didaktisch gut gemachte Buch entstand übrigens auch im Zusammenhang und mit den Materialien einer sehenswerten Informationsausstellung des Referats für Sekten- und Weltanschauungsfragen, Rochusstr. 44, D-40479 Düsseldorf. T.G.
Religionen der Gegenwart - Schneisen und
Orientierungen
Peter Antes (Hrsg.): Die Religionen der Gegenwart. Geschichte und Glauben.
C.H. Beck Verlag, 1996, 336 Seiten, DM 48,ISBN 3-406-41165-7
Im Gegensatz zu Nachschlagewerken und anderen Sammelbänden möchte dies Buch "die großen Linien der Entwicklung deutlich" machen wodurch "geradezu holzschnittartig das zum Vorschein kommt, was die maßgeblichen Tendenzen und Orientierungslinien ausmacht". Der Anspruch wird weitgehend eingelöst. Vorgestellt werden Judentum (Michael Brocke), Christentum und Islam (Peter Antes), Bahai (Peter Gerlitz), Hinduismus (Maya Burger), Sikhismus (Monika Horstmann), Zoroastrismus (Michael Stausberg), Buddhismus (Heinz Mürmel), chinesische Religionen (Reinhard Emmrich), Shinto (Thomas Immoos), Ethnische Religionen (Hans-Jürgen Greschat), Neue Religionen (Rainer Flasche).
Einige Fragen bleiben offen. Kritik ist insbesondere an dem Beitrag über "Neue Religionen" von Rainer Flasche zu üben. Er kommt ganz ohne jede Anmerkungen aus und nennt als jüngsten Literaturhinweis Brockways und Rajashekars "New Religious Movements and the Churches" aus dem Jahre 1987! Klassische christlichen Sekten (Adventisten, Jehovas Zeugen) werden nicht im Zusammenhang des Christentums erwähnt, sondern als "Neue Religionen", während Soka Gakkai und Rissho Koseikai auch kurz inhaltlich im Buddhismus-Artikel verhandelt werden. (Von "Sekten" ist in dem Buch sonst nur im Zusammenhang mit dem Judentum und dem chinesischen Taoismus die Rede.) Als aus dem Christentum entstandene Neue Religionen werden auch Loberer und Lorberer aufgezählt - die sonst in keinem Lexikon zu finden sind gemeint hat Rainer Flasche vermutlich die losen Anhängerkreise des Schreibmediums Jakob Lorber. T.G.
Volkskunde
Jahrbuch für Volkskunde. Im Auftrag der Görres-Gesellschaft
herausgegeben von Wolfgang Brückner und Nikolaus Grass. Neue Folge 19,
1996, Echter Verlag Würzburg, 240 S. DM 39,- ISBN 3-429-01806-4
Das Jahrbuch behandelt "magische Volkskultur" und liefert damit Beiträge zum sozialwissenschaftlichen und anthropologischen Diskurs. Behandelt wird in verschiedenen Beiträgen der MagieBegriff; interessant sind aber auch die Beiträge zur sogenannten "Volksreligiosität" und "Volkskultur" (Christoph Daxelmüller: Die Erfindung des zaubernden Volkes; Angela Treiber: Interpretamente historischer Forschung über Superstitionen und magische Mentalitäten, Michael N. Ebertz: Von der 'Religion des Pöbels' zur 'popularen Religiosität"). Dieter Harmening ('Contra paganos' = 'Gegen die vom Dorfe'?) setzt sich mit dem "theologischen Hintergrund ethnologischer Begriffe" auseinander und konstatiert, daß die sog. "Alltagsgeschichte" und historischer Anthropologie den heutigen Forschungsstand der Volkskunde nicht aufgenommen hat, sondern sich immer noch an den mythologischen Forschungen des 19. und 20. Jahrhunderts orientiert, die Volkskunde als Weg zu den germanischen Ahnen betrieb. Er zitiert: "Fehlgeleitete Altgier ohne fachliche Anleitung (stößt) auf ihrer Göttersuche in den Bibliotheken immer wieder auf veraltete Wälzer" - die dann für bare Münze genommen werden. Wolfgang Brückner beleuchtet in "Liturgie und Legende" theologische Theorienbildung am Beispiel von "Eucharistie-Miraklen" (Hostien- und Blutwunder). T.G.
Heinrich Herzberg: Die Mühle zwischen Religion und Aberglauben. 71 S. , 54 Abb., Verlag für Bauwesen 10407 Berlin, Am Friedrichshain 22, 1994, ISBN 3-345-00574-3
Die an den Waldorfschulen durchgeführten Rituale erweisen die Schulen als die eigentlichen Tempel und Kultstätten der Anthroposophischen Bewegung. Zugleich liegen endlich auch die "agendarischen" Texte der Christengemeinschaft in einer Form vor, die die Beurteilung der für sie wesentlichen Rituale, u.a. der Taufe der Christengemeinschaft ermöglichen. T.G.