net.update
von Tilman Hausherr
9.4.2001 - 29.6.2001
9.4.2001- Suchen: Bei der auch beim Autor von net.update sehr beliebten Internet-Suchmaschine "Google" taucht bei Eingabe des französischen Wortes "drogue" als Werbung ein Verweis auf ein Internet-Angebot von Scientology auf. Am Abend des gleichen Tages ändert sich die Lage, und statt dessen erscheint nun das Angebot der französischen Behörde gegen Drogenmißbrauch. Grund für die Wende: die Behörde hatte sich bei Google sehr nachdrücklich gegen diese "Desinformation" beschwert.
http://www.google.com
17.4. - Sammlung: Bei Ermittlungen findet die Polizei von Tokio heraus, daß die durch den Giftgas-Anschlag von Tokio berüchtigte "AUM" Sekte eine Liste der eMail-Adressen von tausenden Studenten führte. Es wird vermutet, daß diese Adressen zum Werben von neuen Mitgliedern dienen sollten.
23.4.- Vorbild: Auch die Abspaltungen von Scientology sind klagewütig. Harry Palmer, Gründer von "Avatar", verklagt den Kritiker Eldon Braun auf Urheberrechtsverletzung, Markenrechtsverletzung, Beleidigung und mehr, nachdem Braun einen Kurs geschrieben hat der die gleichen Methoden verwendet wie bei Avatar.
http://www.scientology-kills.org/avatartitlepg.htm
24.4 - Statistik: In Australien rufen Witzbolde über Internet dazu auf, bei der nächsten Volkzählung als Religion "Jedi" anzugeben, in der Hoffnung daß "Jedi" (eine religiöse Gruppe aus den "Star Wars" Filmen) als Religion anerkannt wird. Das Amt für Statistik droht wütend mit Strafen.
26.4 - Dienstleistung: Auf der Internet-Seite http://www.gebetsnetz.de gibt es ein Formular, auf dem der Besucher sein Gebetsanliegen eingeben kann. Die Anbieter behaupten, es würde dann für diese Sache gebetet. Auf der gleichen Seite werden auch Kontonummer für Spenden angegeben, denn: "Bedenken Sie, daß wir in dieser Zeit nichts zu unserem Lebensunterhalt beitragen können".
27.4. - Schuldig: Als Folge der Ermittlungen wegen "Terroristischer Drohungen" (siehe 15.9.2000) wird der Scientology-Kritiker Keith Henson nach drei Tagen Beratung von einem Geschworenengericht für schuldig befunden und zwar der "Störung einer Religion". In zwei anderen Anklagepunkten konnten sich die Geschworenen nicht einig werden. Aufgrund von vorprozessualen Entscheidungen durfte nicht vorgetragen worden, warum Keith Henson protestierte. Scientologen hatte u.a. vorgetragen, daß sie eine so schreckliche Angst vor Henson hatten, daß sie in Panik wegrennen würden, wenn er nur erscheine. Besonders skurril ist, daß einer der Sätze, die Henson vorgeworfen wurden und gegen Henson verwendet wurde, ein Scientology-Zitat war, das zur Zerstörung von Gegnern aufrief ("destroy them utterly"); Henson hatte diesen Satz im Internet ironisch zitiert und verwendet.
15.5.- Abwesend: Noch vor der Verkündung des Strafmaßes kehrt Keith Henson von einer Reise nach Kanada nicht zurück. Er entschließt sich nach Rücksprache mit einem Anwalt spontan dazu, um Asyl bitten. Ein Strafmaß wird nicht verkündet, und das Gericht verkündet einen Haftbefehl. Die Staatsanwaltschaft forderte 200 Tage Haft; ein Scientology-Anwalt behauptete gar daß Henson der schlimmste Kriminelle sei, der ihm je in seiner Karriere untergekommen war. http://www.keithhenson.org
24.5. - Abbruch: Im Prozeß gegen Jesse Prince wegen einer Marihuana-Pflanze, die bei einer Hausdurchsuchung auf seiner Terrasse gefunden wurde, gibt es kein Urteil, weil sich die Geschworenen nicht einig werden können, ob sie ihn schuldig sprechen sollen. Einig waren sie sich jedoch darin, daß Jesse Prince von Scientology hereingelegt wurde und daß der Privatdetektiv, der sich die Freundschaft von Jesse Prince erschlichen hatte, unglaubwürdig sei. Scientology mußte wenige Tage vor dem Prozeß endlich zugeben, was alle ahnten: nämlich daß drei Privat-Detektive monatelang auf Jesse Prince angesetzt waren, um ihn als Zeugen in dem Lisa McPherson Prozeß zu diskreditieren. Ein neuer Prozeß wird für Juli angesetzt - doch dann teilt die Staatsanwaltschaft schon einen Tag später mit, daß sie die Anklage gegen Jesse Prince fallen läßt.
28.5. - Festnahme: Keith Henson wird in Kanada von einem Sondereinsatzkommando unter Einsatz von Maschinenpistolen verhaftet und in Auslieferungshaft genommen. Offizieller Grund: er habe bei der Einreise nicht angegeben, daß er auf der Flucht war (das war er zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht). Die Polizei gibt später zu, von Scientology einen "Tip" bekommen zu haben. Dabei wurde wohl vergessen, daß die Organisation dort als "Kriminelle Vereinigung" vorbestraft ist.
8.6. - Antrag: Keith Henson wird wieder freigelassen und sein Antrag auf Asyl in Kanada wird entgegengenommen. Die Entscheidung dazu könnte zwei Jahre dauern.
10.6. - Ermutigung: siehe unten
22.6. - Entscheidung: In dem Lisa McPherson Fall entscheidet das Gericht daß Lisa nicht "gegen ihren Willen" festgehalten wurde, da sie ja zunächst "freiwillig" zu Scientology ging. Der Rest der Klage läuft jedoch weiter. die Anwälte von Lisas Erben wollen gegen die Entscheidung Berufung einlegen.
27.6. - Erläuterung: Auf der russischen Seite der Scientology-Tarnorganisation NARCONON findet sich der Hinweis: "Während die Scientology Kirche behauptet eine religiöse gemeinnützige Organisation zu sein, ist sie in Wahrheit eine aggressive kommerzielle Organisation, welche die Menschenrechte und die Gesetze der Russischen Föderation kraß mißachtet und verletzt." ... Gleichzeitig gibt der Leiter der Organisation seinen Ausstieg bekannt. http://www.narconon.ru
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