Seite 10 weiter Seite 11 (150 KB) Start-Seite 1

BERLINER DIALOG 14, 3-1998 - Advent

Szene im Wandel
Vorbemerkung zu einer Folge von Beiträgen

Es ist modern geworden, "Wandel" bei früher kritisch gesehenen Gruppen zu konstatieren. "Anything goes" - wenn alles geht, mehr noch, wenn alles fließt und im Wandel ist, warum sollten sich nicht auch Jugendreligionen, Gurubewegungen und totalitäre Gruppen wandeln?

Da hören wir von den "gewandelten" Kindern Gottes - obwohl die doch Wandel gar nicht nötig gehabt hätten, glaubt man ihren alten Fürsprechern. Denn heute zugegebene Mißstände, etwa Kindersex und Prostitution, hatte es ja nach "wissenschaftlichen Erkenntnissen" ihrer damaligen Verteidiger, zugleich ihren heutigen Wandlungszeugen, "nie" gegeben.

Ebenso hören wir in Artikeln kirchlicher Zeitschriften und sogar in einer Buchveröffentlichung von einer "Vereinigungskirche im Wandel" obwohl es die als "Vereinigungskirche" benamste religiöse Unterorganisation der Mun-Bewegung in vielen Ländern schon lange nicht mehr gibt, sie vielmehr ersetzt ist durch die "Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung (FFWPU)" - über die in den entsprechenden Veröffentlichungen freilich noch wenig oder gar nichts zu erfahren ist.

Warum wir Wandel wünschen
Während viele Verständnis dafür haben, daß die Gruppen selbst alte Fehler nur mühsam zugeben, werden die selbstproklamierten Wandlungen nur zu gern und zu bald von jedermann für bare Münze genommen.
Dies hängt nicht nur zusammen mit gelungener Selbstdarstellung der umstrittenen Gruppen einerseits und andererseits starkem Harmonie-Bedürfnis in der Mehrheitsgesellschaft, die nur zu gern positive Vorzeigebeispiele für gewünschte multireligiöse Harmoniebestrebungen registrieren möchte.
Manchesmal sind es auch selbstentworfene Konzepte, etwa das zu schön erfundene Konzept angeblicher "Versektungs- und Entsektungs-Prozesse", für das Bestätigung in der Wirklichkeit gesucht und gefunden werden muß, manchesmal auch erfunden wird.
Da greift man dann gern auf die Selbstdarstellungen aus "Media-Homes" und PR-Abteilung zurück: "Alles wird gut" - selbst wenn Aussteiger aus der betreffende Gruppe erhöhte Temperatur signalisieren.

Wunschdenken und trojanische Schwalben
Die Wirklichkeit ist aber schwieriger und doch immer noch leider unerfreulicher, starrer und wandlungsfeindlicher, als man es sich von außen wünschen möchte. Public-RelationsBeauftragte sind eben nicht die Schwalben, die schon Tauwetter ankündigen, sondern wie auch anderswo meist eher Verpackungskünstler, die versuchen, das alte Angebot, die alten Strukturen und Inhalte mit neuen Schleifen und Etiketten zu präsentieren.

Wir beginnen in diesem Heft des BERLINER DIALOG die kritische Überprüfung der vermuteten Wandlungsprozesse mit einem Beitrag von Prof. Schmid, Schweiz, über die ISKCON.

Auch die "Internationale Gesellschaft für Krishna-Bewußtsein", so liest man selbst im Berliner Senatsbericht, im Bericht der deutschen Enquete-Kommission und anderswo, habe sich gewandelt, gebessert, oder wenigstens: sei im Wandel begriffen. Auch hier schlankweg Desinformation? Oder steckt doch mehr dahinter? Unter welchen Bedingungen kann sich die ISKCON überhaupt ändern?
- Red.


Seite 10 weiter Seite 11 (150 KB)
Anfang

Start-Seite 1