Vorbemerkung:
In diesem Essay verbessere und erweitere ich sehr stark den Rahmen meiner
Theorie von 1987 darüber, warum religiöse Gruppen erfolgreich sind
oder fehlschlagen. Die ursprüngliche Version meiner Theorie war
begrenzt auf neue Religionen (Kultbewegungen). Diese Fassung paßt
für alle Bewegungen einschließlich Sekten. Die Theorie besteht
jetzt aus zehn Thesen, mit denen ich versuche, die notwendigen und
ausreichenden Bedingungen für Erfolg und Fehlschlag zu spezifizieren.
Auch in diesem Jahr werden hunderte von neuen religiösen Bewegungen auf der Welt entstehen. Einige werden von verärgerten Mitgliedern, die aus älteren religiösen Gemeinschaften austreten, gebildet werden. Andere werden entstehen, weil jemand eine neue religiöse Form geschaffen oder entdeckt hat und andere von ihrer Authentizität überzeugen konnte. Jedoch haben fast alle neuen Gruppen eins gemeinsam, wie unterschiedlich auch immer ihre Entstehung sein mag: Sie werden sicherlich scheitern. Obwohl es unmöglich ist, die genaue Erfolgsquote zu berechnen, wird wahrscheinlich nicht mehr als eine religiöse Bewegung von tausend mehr als 100.000 Anhänger anziehen und ein Jahrhundert überdauern. Und selbst die meisten Bewegungen, die diese bescheidenen Ergebnisse erzielen werden, werden nicht mehr als eine Fußnote in der Religionsgeschichte werden.
Forschungsanliegen
Angesichts solch rauher Realitäten würde man annehmen, daß
wissenschaftliche Bemühungen, zwischen dem gelegentlichen Erfolg und
der Masse der Fehlschläge zu unterscheiden, sehr hohe
Forschungspriorität hätten. Aber es ist nicht so. Als ich eine
erste Version eines theoretischen Modells, wie neue Religionen Erfolg haben,
publizierte (Stark 1987) (Anm. der Redaktion: Sämtliche
Literaturhinweise in Teil II, BERLINER DIALOG 4-96), konnte ich so gut wie
keine Vorarbeit zum Zitieren finden. Und abgesehen von einem Essay von Bryan
Wilson (1987) veröffentlicht in dem selben Band wie mein Modell - blieb
dies auch so. Obwohl mein Modell sehr gut aufgenommen wurde und oft zitiert
wurde (vgl. Johnson, 1987; Robbins, 1988), hat es die Forschung nicht so
beeinflußt, wie ich gehofft hatte. Im Besonderen hat mein Modell
keinen Feldforscher dazu veranlaßt, sich den Problemen zuzuwenden, die
den Erfolg oder den Fehlschlag der Gruppen betreffen, die sie untersuchen.
Aber wenn solche Arbeiten von wirklich vergleichbarem Wert sein wollen, dann müssen sie sich gemeinsamen Themenkreisen in der selben Weise widmen, wie ein gemeinsames Forschungsprogramm die Erstellung von umfassenden, die einzelnen Kulturen überschreitenden Datensets aus der anthropologischen Feldarbeit ermöglicht hat.
Wegen des Fehlens eines solchen Forschungsprogramms tragen die &sozialwissenschaftlichen Studien uuml;ber neue religiöse Bewegungen &nur wenig zum Vergleich bei, da sie ganz auf Inhalte ausgerichtet sind und sich oft auf das Seltsame und Exotische konzentrieren. Zum Beispiel problematisieren Studien über die "Kinder Gottes" (heute bekannt als die "Family") mit Sicherheit fast immer das "flirty-fishing", können aber nicht erklären, warum die Bewegung zunächst rasant auf fast 10.000 Mitglieder anwuchs und dann stagnierte.
Ich hatte gehofft, durch die Ausarbeitung einer Reihe von Thesen zur Erklärung der Gründe des Erfolgs oder Mißerfolgs religiöser Bewegungen, diejenigen zu ermutigen, die mit Fallstudien beschäftigt sind, diese Themen zu untersuchen und folgerichtig mit der Sammlung vergleichbarer Daten zu beginnen. Wenn man zurückschaut, war es sicherlich ein Fehler, solch einen Essay in einem Sammelband zu veröffentlichen, der bald schwierig zu finden war, statt in einer leicht zugänglichen Zeitschrift. Jetzt, nachdem ich den Rahmen der Theorie intensiv revidiert und erweitert habe, scheint es mir angebracht, es noch einmal zu versuchen.
Meine ursprüngliche Version der Theorie ließ Sektenbewegungen außer Betracht, und war beschränkt auf neue Religionen (Kultbewegungen) und war insbesondere auch beschäftigt mit dem Aufstieg von Christentum, Islam und dem gegenwärtigen Erfolg des Mormonismus. Ich wollte die Faktoren identifizieren, die diese einsamen Gewinner von den Tausenden von Verlierern bei den Bewegungen unterscheiden, die auf neuen Religionen basieren, im Gegensatz zu den neuen religiösen Bewegungen, von denen die meisten Sekten sind. Ich erkannte später, daß die Theorie mit leichten Veränderungen auf alle religiösen Bewegungen angewandt werden kann, was ihren Anwendungsbereich und ihre Nützlichkeit sehr erweiterte. Es ist diese revidierte und erweiterte Version, die unten folgt.
Die Theorie selbst besteht aus zehn Thesen, die versuchen, die notwendigen und ausreichenden Bedingungen für den Erfolg von religiösen Bewegungen genauer zu bestimmen. Bevor ich mich diesen zuwende, wird es nützlich sein zu definieren was Religion und religiöse Bewegungen sind und wie sie sich unterscheiden von Magie und magischen Bewegungen.
Religion und Magie
"Religion" ist jedes Glaubenssystem und jede Praxis, das (bzw. die) sich mit
letztem Sinn befaßt und von der Existenz des
Übernatürlichen ausgeht. "Religiöse Bewegungen" sind
soziale Unternehmungen, deren vorrangiger Zweck es ist, Religion zu
schaffen, aufrecht zu erhalten und einem Kreis von Personen zur Verfügung zu stellen. Diese Definition schließt sowohl weltliche
soziale Bewegungen aus, wie auch solche Bewegungen, die vorrangig auf Magie
basieren.
Soziale Bewegungen, die sich mit solchen Angelegenheiten befassen wie: ein politisches Utopia zu erreichen oder ein Umweltdesaster abzuwenden, sind keine religiösen Bewegungen, unabhängig von ihrer Fähigkeit, zu intensivem Engagement zu inspirieren.
Das Fehlen übernatürlicher Voraussetzungen macht alle nichtreligiösen Bewegungen verwundbar durch empirische Widerlegungen. Versuche, eine klassenlose Gesellschaft zu schaffen, können fehlschlagen und der Fehlschlag wird offenkundig, weil ein solches Ziel in dieser Welt erreicht werden muß das ist genau der Grund, warum Dutzende von Versuchen während des 19. Jahrhunderts, weltliche utopische Gemeinschaften aufrecht zu erhalten, so kurzlebig waren (Stark & Bainbridge, 1996). In gleicher Weise haben sich die weithin veröffentlichten Voraussagen, die in den frühen 70er Jahren gemacht wurden (Meadows & Meadows, 1972), daß die meisten Ressourcen der Erde um 1990 erschöpft seien, jetzt als närrisch herausgestellt.
Dagegen sind Verheißungen, die erst in einer anderen Welt realisiert werden, jenseits empirischer Überprüfung, und deshalb können religiöse Bewegungen sich auf nichtempirische Ansprüche stützen oder jedenfalls Ansprüche ohne empirische Implikationen in dieser Welt. Die Verheißung ewigen Lebens im Himmel z.B., kann nicht falsifiziert werden, während das Versprechen von ewigem Leben hier auf Erden der kritischen Überprüfung unterliegt. Das ist der Schlüsselunterschied zwischen Religion und Magie.
Wie Durkheim (1915:44) bemerkte, stellt Magie keine letzten Fragen (hat keine Theologie) aber versucht, die gewünschten Belohnungen innerhalb eines empirischen Kontext bereitzustellen. Was Magie von Wissenschaft oder Technologie unterscheidet, ist, daß Magie benutzt wird ohne Berücksichtigung der Wahrscheinlichkeit was die Effektivität der angewandten Mittel betrifft. Deshalb können (und werden) die Fehlschläge der Magie auch oft offenkundig werden. In unserer deduktiven Theorie der Religion haben Bainbridge und ich (Stark & Bainbridge, 1987) einige Hauptimplikationen aus dem Gegensatz zwischen Magie und Religion gezogen.
Erstens: Weil Magie Gegenbeweisen ausgesetzt ist, ist sie eine heiße Ware und darum werden die Rollen des Priesters und des Zauberers gern getrennt und erfolgreiche religiöse Bewegungen werden mit der Zeit den Anteil von Magie, den sie anbieten, reduzieren.
Zweitens: Um die Belohnungen zu erhalten, die von der Religion versprochen werden, ist es üblicherweise nötig, eine langfristige Austauschbeziehung mit dem Göttlichen einzugehen und aufrecht zu erhalten. Das ermöglicht religiösen Bewegungen, langfristige stabile Formen der Teilnahme zu erwarten. Im Gegensatz dazu bieten Zauberer spezifische, kurzfristige Ergebnisse und sind daher unfähig, langfristiges Engagement zu verlangen, wie Durkheim (1915:44) bemerkte, als er feststellte, "es gibt keine Kirche der Magie", d.h. Zauberer haben Kunden, keine Anhänger. Diese Unterschiede zwischen Religion und Magie sind wichtig, weil besonders in westlichen Gesellschaften Religion und Magie nicht immer klar unterschieden sind. In dem Maße, wie eine religiöse Bewegung auch Magie anbietet, riskiert sie ihre Glaubwürdigkeit, wenn Fehlschläge der Magie offenkundig werden. In dem Ausmaß, in dem eine Bewegung eher auf Magie baut als auf Religion, wird es ihr nicht gelingen, eine engagierte Mitgliedschaft zu sammeln, wie sich an verschiedenen New-Age-"Hörerkreisen" zeigt.
Erhaltung des kulturellen Kapitals
Es ist eine Grundvoraussetzung in den Sozialwissenschaften, daß
Menschen innerhalb der Grenzen ihrer Informationen und
Wahlmöglichkeiten, geleitet von ihrem Geschmack und ihren Vorlieben,
dazu neigen zu maximieren das heißt, zu versuchen, das meiste zu
erhalten, während sie möglichst wenig ausgeben. Mit anderen
Worten, Menschen möchten ihr Kapital erhalten. Wenn Ökonomen
dieses Prinzip anwenden, konzentrieren sie sich auf die Anstrengungen,
Kapital zu bekommen und zu erhalten, Kapital finanzieller Art, aber die
selben Prinzipien gelten auch, wenn wir sie auf kulturelles Kapital
anwenden.
Kulturelles Kapital ist das Ergebnis von Sozialisation und Erziehung. Wenn wir in eine besondere Kultur hinein sozialisiert sind, investieren wir auch in diese Kultur. Wir geben Zeit und Anstrengungen aus, um das kulturelle Material zu lernen, zu verstehen und zu erinnern. Z.B. haben Menschen, die als Christen aufgewachsen sind, einen grundlegenden Vorrat an christlicher Kultur angesammelt einen Vorrat, den man als kulturelles Kapital ansehen kann. Wenn Menschen mit der Möglichkeit, die Religion zu wechseln, konfrontiert werden, dann führt der Grundsatz, kulturelles Kapital zu maximieren, Menschen dazu, so viel wie möglich von ihrem eigenen kulturellen Kapital zu bewahren und so wenig Aufwand wie möglich für neues Kapital zu treiben (Stark & Bainbridge, 1987:220; Iannaccone, 1990; Sherkat & Wilson, 1995).
Als These formuliert: Leute werden um so bereitwilliger einer religiösen Gruppe beitreten, wie der Beitritt zu dieser Gruppe ihren Aufwand an kulturellem Kapital kleinhält. Ein Beispiel ist vielleicht hilfreich: Ein junger Mensch mit christlichem Hintergrund, der in einer christlichen Gesellschaft lebt, soll entscheiden, ob er den Mormonen oder den Hare Krishnas beitritt. Wenn er ein Mormone wird, behält er seine gesamte christliche Kultur und fügt nur etwas hinzu. Die Mormonen-Missionare, die wissen, daß er das Alte Testament und das Neue Testament schon hat, behaupten, daß er eine zusätzliche Schrift, das Buch Mormon, benötigt um den Set zu vervollständigen. Im Gegensatz dazu werden die Hare-Krishna-Missionare sagen, daß er die falschen Schriften hat und daß er die Bibel im Austausch für die Bhagavad Gita verwerfen muß.
Das Prinzip der Bewahrung von kulturellem Kapital sagt voraus und erklärt, warum die überwältigende Mehrheit von Konvertiten in einem christlichen Kontext eher die mormonische als die Hare-Krishna-Option wählt und warum es in einem Hindukontext genau umgekehrt ist.
In der oben genannten Form erklärt das Prinzip der Bewahrung des kulturellen Kapitals das individuelle Verhalten in bezug auf Konversion. Aber weil mein Anliegen hier das Schicksal von religiösen Bewegungen ist, ist eine Form dieser These auf dem Makrolevel nötig. Es ist die erste von zehn Thesen, die zu der Theorie gehören:
1. Neue religiöse Bewegungen scheinen in dem Maße Erfolg zu haben, wie sie kulturelle Kontinuität mit dem (den) konventionellen Glaubenssystem (en) der Gesellschaften beibehalten, in denen sie Konvertiten suchen.
Sekten und Kultbewegungen
Ich muß nun zwei Grundformen
religiöser Bewegungen unterscheiden, jede sehr unterschiedlich
positioniert, was kulturelle Kontinuität betrifft.
Die Sekte ist eine religiöse Bewegung in einem Zustand von relativ hoher Spannung mit ihrer kulturellen Umgebung (Johnson, 1963). Die Lebensgeschichte einer Sekte fängt typischerweise an, wenn eine religiöse Bewegung (üblicherweise eine recht erfolgreiche) ihren Grad von Spannung mit der Welt abzubauen beginnt. Wenn dies passiert, stimmt nicht jedermann zu. Wenn die Gruppe ihre Spannung zur Gesellschaft weiter abbaut, organisieren sich möglicherweise die Unzufriedenen und treten aus, um ihre eigene Gruppe zu bilden: eine Sekte. Weil Sekten sich von den normalen religiösen Gemeinschaften abspalten, werden sie mit einem sehr hohen Grad von kultureller Kontinuität geboren. Als die Methodisten sich von den Anglikanern abtrennten, nahmen sie ihre gesamte christliche Kultur mit sich tatsächlich behaupteten sie sogar größere Kontinuität mit den historischen christlichen Lehren, als ihrer Meinung nach die Mutterorganisation bieten konnte. In dieser Weise unterstreichen die Sekten die konventionelle religiöse Kultur (oder die Kulturen) der Gesellschaft, in der sie auftreten.
Während Sekten neue religiöse Organisationen sind, die im traditionellen Glauben wurzeln, basieren einige religiöse Bewegungen auf neuen Religionen, die manchmal als "Kultbewegungen" bezeichnet werden, womit keine abfälligen Urteile verbunden sind.
Die Sekten fügen zwar oft einen erheblichen Anteil von neuen kulturellen Inhalten zu den herkömmlichen religiösen Kulturen der Gesellschaft hinzu, in der sie auftreten wofür Christen, Moslems, Mormonen und Christliche Wissenschaftler Beispiele sind ; auf diese Weise bewahren sie aber auch eine erhebliche Menge von kultureller Kontinuität. Demgegenüber bringen die "Kultbewegungen" eine andere religiöse Kultur ins Spiel, die völlig unterschiedlich von der herkömmlichen Kultur ist. Dies kann passieren, weil jemand neue religiöse Ideen schafft oder entdeckt, oder weil eine fremde religiöse Kultur aus einer anderen Gesellschaft importiert wird. Während neue Religionen sich untereinander sehr stark in ihrem Grad von kultureller Kontinuität unterscheiden können, fehlt ihnen in Hinsicht auf kulturelle Kontinuität im Vergleich zu den Sekten immer etwas.
Deshalb verschafft das Prinzip der Bewahrung des kulturellen Kapitals in einer christlichen Gesellschaft und unter sonst gleichen Voraussetzungen den Zeugen Jehovas Vorteile gegenüber den Mormonen. Das ist die Erklärung dafür, warum die Rate des Wachstums der Jehovas Zeugen in den europäischen Nationen bei weitem das Wachstum der Mormonen überschreitet. 1994 gab es 1.200.000 Jehovas Zeugen in Europa, gegenüber 350.000 Mormonen.
Wenn aber Glaubenssysteme ins Ausland gehen, können Sekten zu Kulten werden. Selbst die traditionellsten religiösen Gemeinschaften einer Gesellschaft können als Kult interpretiert werden, wenn sie in einer Gesellschaft mit anderer religiöser Kultur zu arbeiten versuchen. Zum Beispiel repräsentieren katholische Missionare in Indien einen Kult, so wie Episkopalisten in Japan und Hindus in den Vereinigten Staaten. Daraus folgt, daß Jehovas Zeugen in Bezug auf das kulturelle Kapital in Asien keinen Vorteil gegenüber den Mormonen haben beide sind Kulte in diesem Kontext und beide Bewegungen haben auch ungefähr den gleichen Erfolg in dieser Region (jede mit ungefähr 250.000 Mitgliedern).
Wenn Prophezeiungen fehlgehen
Wie schon bemerkt, ist der enorme Vorteil, den religiöse Bewegungen
gegenüber weltlichen Bewegungen haben, ihre Fähigkeit,
empirische Widerlegungen zu vermeiden. Religiöse Bewegungen müssen
ihre Versprechen nicht in dieser Welt einlösen man erhält ihre
wertvollsten Belohnungen erst in einer der irdischen Überprüfung
entzogenen Realität.
Obwohl grundsätzlich alle religiösen Bewegungen diese Möglichkeit haben, nutzen sie nicht alle.
Einige stellen wichtige, empirisch überprüfbare Behauptungen auf, z.B., daß die Welt bald enden wird. Andere bieten ein stattliches Arsenal von Magie an und müssen sich deshalb mit häufigen Widerlegungen auseinandersetzen. An anderem Ort habe ich ausführlich die Probleme diskutiert, die die mittelalterliche katholische Kirche wegen ihrer intensiven Abhängigkeit von Magie hatte (Stark & Bainbridge, 1985).
Gleiche Bedingungen vorausgesetzt, sind fehlgeschlagene Prophezeiungen schädlich für eine religiöse Bewegung. Obwohl Prophezeiungen großes Aufsehen erregen können und zunächst viele neue Anhänger anziehen können, gleicht die folgende Enttäuschung gewöhnlicherweise diese Vorteile mehr als aus. Tatsächlich litten Jehovas Zeugen, nachdem ihre Erwartung des Weltendes für 1975 unerfüllt blieb, für einige Jahre unter einem sehr deutlichen Niedergang ihrer Missionsaktivitäten und ihrer Bekehrungsraten (Singelenberg, 1989; Stark & Iannaccone, in Kürze erscheinend).
Diese Erwägungen führen zur zweiten These in der Theorie:
2. Neue religiöse Bewegungen scheinen in dem Maße Erfolg zu haben, wie ihre Lehren nicht empirisch sind.
Mittlere Spannung (Strenge)
Um zu wachsen, muß eine religiöse Bewegung eine religiöse
Kultur anbieten, die sie unterscheidet von der allgemeinen, weltlichen
Kultur. Das bedeutet, Bewegungen müssen entschieden sein und relativ
strikte moralische Standards aufstellen. Als These formuliert:
3. Neue Religiöse Bewegungen scheinen in dem Grade Erfolg zu haben, wie sie ein mittleres Maß an Spannung mit der Umgebung halten sie müssen streng sein, aber nicht zu streng.
In der ursprünglichen Form erwähnte ich in dieser These nicht die Strenge, obwohl das ein Teil von dem war, was ich sagen wollte. Die Implikationen der These treten aber deutlicher hervor, wenn die theoretische Arbeit über "Strenge" zu einem besonderen Teil gemacht wird (Kelley, 1972; Iannaccone, 1992, 1994, 1995a, b; Stark & Iannaccone, 1993). Strenge bezieht sich auf den Grad, in dem eine religiöse Gruppe "einen getrennten und ausgeprägten Lebensstil oder eine Moral im persönlichen und im Familienleben in solchen Gebieten wie Bekleidung, Ernährung, Trinken, Unterhaltung, Gebrauch der Zeit, Sexualität, Kinderaufziehen usw." fordert. Eine Gruppe ist nicht streng in dem Ausmaß, indem sie "den üblichen Hauptlebensstil in diesen Beziehungen" unterstützt (Iannaccone, 1994: 1190).
Um einen Einwand vorwegzunehmen: Strenge macht religiöse Gruppen auch dadurch stark, daß Schnorrer ausgesiebt werden und daß dadurch das Maß an Engagement in der Gruppe angehoben wird. Das hebt umgekehrt auch in großem Maße die Glaubwürdigkeit der religiösen Kultur an (besonders Versprechen betreffend künftiger Vorteile, weil Glaubwürdigkeit das Ergebnis eines hohen Maßes von Übereinstimmung ist), ebenso wie Strenge einen hohen Grad von Mobilisierung von Ressourcen bedeutet (siehe unten).
"Schnorrer"-Probleme sind die Achillesferse von kollektiven Aktivitäten. Gleiche Bedingungen vorausgesetzt, werden Menschen nicht zu einem gemeinsamen Unternehmen beitragen, wenn sie an den Vorteilen auch dann voll teilhaben können, wenn sie selbst nichts beitragen. Das nennt man schnorren, und die kollektive Konsequenz von schnorren ist, daß ungenügende gemeinsame Güter geschaffen werden, weil zu wenige beitragen. Alle leiden, aber diejenigen, die am großzügigsten geben, leiden am meisten. Weil Religion gemeinsame Handlung einschließt und alle gemeinsame Handlung potentiell der Ausnutzung von Schnorrern unterliegt, müssen religiöse Gruppen gegen das Schnorren vorgehen.
Man muß nicht weit Ausschau halten, um Beispiele für blutarme Gemeinden zu finden, die von Schnorrerproblemen geplagt werden ein Besuch in der nächsten liberalen protestantischen Gemeinde wird üblicherweise ausreichen, um "Mitglieder" zu finden, die die Gruppe in Anspruch nehmen für Hochzeiten, Beerdigungen, Feiertagsfeierlichkeiten, Kindergarten und sogar Seelsorge, aber die wenig oder nichts im Gegenzug leisten. Selbst wenn sie wesentliche finanzielle Beiträge leisten, schwächen sie die Fähigkeit der Gruppe, kollektive religiöse Güter zu schaffen, weil ihre Inaktivität das religiöse Kapital entwertet und den "durchschnittlichen" Grad von Engagement verringert. Strenge in Form von Anforderungen, die etwas kosten, bietet eine Lösung für dieses Problem.
Auf den ersten Blick könnte es scheinen, daß Anforderungen, die etwas kosten, eine Religion immer weniger attraktiv machen. Tatsächlich sagt das Gesetz der Ökonomen über die Nachfrage genau das voraus, wenn alle übrigen Bedingungen gleich bleiben. Es zeigt sich aber, daß die Bedingungen eben nicht gleich bleiben, wenn Religionen ihren Mitgliedern solche Kosten auferlegen. Im Gegenteil: Anforderungen, die etwas kosten, stärken eine religiöse Gruppe in zweierlei Weise. Erstens schaffen sie eine Hürde für den Eintritt in die Gruppe. Es ist nicht mehr länger möglich, einfach hineinzukommen und die Vorteile der Mitgliedschaft zu ernten. Um an all dem teilzunehmen, muß man sich qualifizieren, in dem man die Opfer akzeptiert, die von jedem verlangt werden. Auf diese Weise führen hohe Kosten dazu, Schnorrer auszusieben jene potentiellen Mitglieder, deren Engagement und Teilnahme sonst sehr niedrig wäre. Die Kosten fungieren als eine nicht zu erstattende Eintrittsgebühr, die, wie auf dem weltlichen Markt, die Ernsthaftigkeit des Interesses für das Produkt mißt. Nur diejenigen, die bereit sind den Preis zu zahlen, qualifizieren sich für die Mitgliedschaft.
Engagement ist Energie
Zweitens führen hohe Kosten dazu, das Engagement unter denen zu
erhöhen, die beitreten, weil sie die Belohnung erhöhen, die aus
der Mitarbeit erwächst. Es könnte paradox erscheinen, daß
die Vorteile der Mitgliedschaft zugleich mit den Kosten der Mitgliedschaft
wachsen. Aber das ist notwendigerweise der Fall bei kollektiv hergestellten
Gütern. Zum Beispiel wächst die positive Erfahrung eines einzelnen
bei einem Gottesdienst in dem Maße, wie die Kirche voll ist, die
Mitglieder enthusiastisch teilnehmen (jeder beteiligt sich an den Liedern
und Gebeten) und andere sich sehr positiv äußern
über das, was stattfindet. Auf diesem Wege zahlt jedes Mitglied die
Kosten der Mitgliedschaft und jeder hat Vorteile von der höheren
Qualität bei der Produktion kollektiver Güter.
Darüber hinaus ist für eine religiöse Gruppe wie für jede andere Organisation Engagement gleich Energie. Das heißt, wenn der Grad des Engagements hoch ist, können Gruppen alle möglichen kollektiven Aktionen unternehmen und sie sind dabei in keiner Weise auf den nur psychischen Bereich begrenzt. Das wird gut illustriert von der frühen Christenheit. Wegen ihrer Fähigkeit, ein sehr hohes Maß von Engagement hervorzurufen, waren die frühen christlichen Gemeinschaften Bastionen gegenseitiger Hilfe. Wie Paul Johnson (1976:75) herausgestellt hat, betrieb die frühe Kirche "einen Miniaturwohlfahrtsstaat in einem Weltreich, das zum größten Teil soziale Dienste vermissen ließ". Das heißt, die Früchte des Glaubens waren nicht begrenzt auf den Bereich des Geistes, sondern boten auch dem Fleisch sehr viel die Mitglieder wurden auch im Hier und Jetzt in hohem Maße für die Zugehörigkeit belohnt. Während also die Mitgliedschaft in der frühen Kirche "teuer" war, war sie in Wirklichkeit ein vorteilhaftes Geschäft (Stark, 1996).
Dieser Gedankengang führt zu einer kritischen Einsicht, vielleicht der kritischen Einsicht: Mitgliedschaft in einer strengen (kostspieligen) Religion ist für viele Leute ein "gutes Geschäft". Herkömmliche Kostennutzenanlysen allein reichen schon aus, um die andauernde Attraktivität von strengen Religionen zu erklären. Offensichtlich gibt es aber Grenzen dafür, wieviel Spannung oder Strenge nützlich ist. Man findet sehr leicht Gruppen, die zu streng sind, um Wachstum zu haben tatsächlich wachsen die meisten Sekten überhaupt niemals und ihr ursprünglicher Grad von Strenge scheint dafür der Hauptgrund zu sein (Stark & Bainbridge, 1985). Strenge muß ausreichend sein, um potentielle Schnorrer und Zweifler auszuschließen, aber sie muß auch ausreichend niedrig sein, um nicht jedermann außer ein paar Außenseitern und Fanatikern abzuschrecken.
Legitime Autorität
Es ist zwar üblich, davon zu sprechen, daß Organisationen dies
oder das tun, aber wir müssen immer daran denken, daß in
Wirklichkeit Organisationen selbst niemals irgend etwas tun. Nur Menschen
tun jemals etwas. Individuelle Handlungen können nur in dem Maße
als Handlungen für eine Organisation angesehen werden, wie sie auch
koordiniert und geleitet sind. Das bedeutet, daß alle erfolgreichen
sozialen Bewegungen effektive Leiterschaft brauchen und das wiederum
erfordert, daß die Autorität von Leitern als berechtigt angesehen
wird. Als komplexe These formuliert:
4. Religiöse Bewegungen werden in dem Maße erfolgreich sein, wie sie legitime Führer mit angemessener Autorität haben, um effektiv zu sein. Das wiederum hängt von zwei Faktoren ab. Der erste ist: 4.a Legitime Autorität erfordert klare lehrmäßige Begründung für eine effektive und berechtigte Leiterschaft. Das zweite ist: 4.b Autorität wird als berechtigt betrachtet und gewinnt an Effektivität in dem Maße, wie Mitglieder sich selbst als Teilhaber an dem System der Autorität verstehen.
Es gibt mehrere Begründungen für berechtigte Autorität innerhalb von Organisationen. Sie hängen von verschiedenen Faktoren ab wie z.B.: ob Mitglieder für ihre Mitwirkung bezahlt werden und/oder ob besondere Fähigkeiten und Erfahrungen als entscheidende Qualifikationen zur Führung vorausgesetzt werden. Wenn Organisationen die Lehre betonen, wie alle religiösen Bewegungen es tun, dann müssen diese Lehren die Basis der Führerschaft bestimmen. Wer soll führen und wie wird Führerschaft erlangt? Welche Macht wird den Leitern gegeben? Welche Sanktionen sollen Führer aussprechen dürfen? Dies sind wichtige Fragen, die besonders deutlich werden an den zahlreichen Beispielen solcher Gruppen, die scheiterten oder gerade jetzt zu Grunde gehen wegen des Fehlens von Lehraussagen, die eine berechtigte Grundlage für effektive Führerschaft abgeben.
Daß die Lehren selbst direkt ineffektive Führerschaft verursachen können, zeigt sich deutlich an der gegenwärtigen New-Age-Bewegung und den "metaphysischen" Gruppen: Wenn jeder ein "Student" ist und die Ideen und Einsichten von jedermann gleich gültig sind, dann kann niemand sagen was getan werden muß oder wer was wann tun soll.
Die Folge davon ist die Existenz von regelrechten Nicht-Organisationen - eher Neigungsoder Diskussionsgruppen, die zu Aktionen unfähig sind (Wagner, 1983). In gleicher Weise konnten die frühen christlichen Gnostiker keine effektive Organisation aufbauen, weil ihre grundlegenden Lehren sie davon abhielten, jemals mehr zu sein als ein loses Netzwerk von individuellen Adepten, von denen jeder geheimes Wissen durch private persönliche Mittel anstrebte (Pagels, 1979). Im Gegensatz dazu hatte das Christentum von Anfang an Lehren, die geeignet waren für eine effektive Autoritätsstruktur, weil die Christen glaubten, daß Christus selbst seine Nachfolger als Führer der Kirche ausgewählt hatte.
Auch Kontrolle des Zugangs zur göttlichen Inspiration kann ein Hauptfaktor sein, um die Autorität von Führern zu bestimmen. Wenn die religiöse Kultur Offenbarungen legitimiert oder wenn die religiösen Praktiken Trancezustände einschließen oder die Zungenrede, dann stellen diese Dinge immer eine mögliche Infragestellung der Autorität dar. Wie James S. Coleman bemerkte:
"...eine Konsequenz der 'Kommunikation mit Gott' ist, daß jedermann, der sich dem hingibt ... ein neues Glaubensbekenntnis schaffen kann. Diese Möglichkeit stellt eine ständige Gefahr der Spaltung in einer religiösen Gruppe dar." (Coleman, 1956:49-50)
Darum müssen selbst religiöse Bewegungen, die auf Offenbarungen basieren, bald versuchen, Offenbarungen zu begrenzen oder wenigstens neuartige (häretische) Offenbarungen vermeiden. Max Webers (1947, 1963) Arbeit über die Veralltäglichung des Charismas paßt hierzu offensichtlich. Weber betrachtete charismatische Autorität als ausschließlich für den "Entstehungsprozeß" religiöser Bewegungen geeignet und als zu unstabil, um ein organisiertes soziales Unternehmen zu erhalten. Darüber hinaus ist nach dem Tod oder dem Verschwinden des Propheten in jedem Falle eine neue Basis für Autorität erforderlich. Es gibt dafür verschiedene Möglichkeiten. Die Bewegung kann den Standpunkt einnehmen, daß die Zeit der Offenbarungen beendet ist, weil alle notwendigen Wahrheiten bereits gesagt sind. Das war und ist der übliche protestantische Standpunkt. Oder die Fähigkeit, neue Wahrheiten zu enthüllen, kann verbunden werden mit der Führerrolle in Webers Begriffen: das Charisma des Propheten wird ersetzt durch das Charisma des Amtes. Das war die römisch-katholische und mormonische Lösung. In beiden Fällen war jedoch die Lehre ausreichend stabilisiert, um einen Wechsel von der prophetischen zur verwaltungsmäßigen Leiterschaft zu verkraften.
Was auch immer die Begründungen für Autorität sein mögen, eine zusätzliche Quelle ihrer Legitimität ist das Ausmaß, in welchem die Basis sich wahlberechtigt fühlt d.h. in welchem Ausmaß die Basis glaubt, daß sie einen Einfluß auf die Entscheidungen hat. Wie die Beispiele der Mormonen, Jehovas Zeugen und Soka Gakkai zeigen, haben religiöse Bewegungen, die auf einer Laienmitarbeiterschaft basieren, ein besonders hohes Maß an Basisbeteiligung, selbst wenn sie gleichzeitig sehr starke zentralisierte Leitungsautorität aufweisen. Sektenbewegungen spalten sich gerade dann ab, wenn Mitglieder das Gefühl haben, daß sie zu wenig Einfluß auf die Entscheidungen hatten, die ihre Mutterorganisation fällte. Natürlich fühlen sich die Mitglieder viel eher wahlberechtigt, wenn sie es auch tatsächlich sind.
Religiöser Arbeitseinsatz
Um zu wachsen, brauchen religiöse Bewegungen Missionare. Unter gleichen
Voraussetzungen gilt: Je mehr Missionare Konvertiten suchen und je eifriger
diese Missionare arbeiten, desto schneller wird eine religiöse Bewegung
wachsen.
Darüber hinaus trägt ein breiter freiwilliger religiöser Arbeitseinsatz zur Stärke von religiösen Bewegungen auf andere, wichtige Weise bei (Iannaccone und andere, 1995). Zum Beispiel kann Arbeit oft als Ersatz für Geld eingesetzt werden. Viele der sogenannten "mainline"-Kirchen müssen nicht nur ihre Geistlichkeit besolden, sondern auch für all ihre Verwaltungs-, Reinigungs- und Bauerhaltungsdienste bezahlen und Bauleute dazu anheuern, um neue Kirchen zu bauen. Im Gegensatz dazu können einige Bewegungen (Jehovas Zeugen und die Mormonen z.B.) völlig auf freiwillige Arbeit zurückgreifen, um die meisten oder alle diese Arbeiten zu erledigen. Um dies zusammenzufassen:
5. Religiöse Bewegungen werden in dem Maße wachsen, wie sie einen hoch motivierten, freiwilligen Arbeitseinsatz organisieren können, einschließlich vieler, die zur Bekehrungsarbeit bereit sind.
Rasch wachsende religiöse Bewegungen stützen sich auf ihre einfachen Mitglieder, um neue Mitglieder anzuwerben. Wenn Sie während der nächsten paar Jahre notieren, welche religiösen Gruppen an ihrer Tür geklingelt haben und wie oft, dann werden Sie ein sehr genaues Bild davon haben, welche Gruppierung bei Ihnen wächst und welche nicht.
Angemessene Vermehrung durch Geburten
Um erfolgreich zu sein gilt
6. Religiöse Bewegungen müssen eine Geburtenzahl aufweisen, die ausreichend ist, um wenigstens die Mitgliedersterblichkeit auszugleichen.
Wenn die Anziehungskraft einer religiösen Bewegung zu speziell ist, kann dies eine demographische Zusammensetzung der Gruppe zur Folge haben, die nicht geeignet ist, die Mitgliedschaftsstärke zu erhalten. Wenn eine Gruppe unfähig ist, sich selbst durch Geburten zu reproduzieren, dann kann schon, wenn die Gründergeneration anfängt zu sterben, die Sterberate eine bedeutende Bekehrungsrate aufheben. Umgekehrt kann eine religiöse Bewegung grundsätzliches Wachstum allein durch Geburtenüberschuß erreichen.
Zum Beispiel haben die Amishen Mennoniten für einige Jahrhunderte keine Bekehrten angezogen und in jeder Generation gab es auch noch beträchtliche Austritte. Dennoch war am Ende eines jeden Jahres ihre Zahl größer als vorher, und zwar wegen ihrer normalen demographischen Zusammensetzung und ihrer hohen Geburtenzahl.
Religiöse Bewegungen rekrutieren typischerweise überdurchschnittlich viele Frauen (Stark & Bainbridge, 1985; Cornwall, 1988; Thompson, 1991; Miller & Hoffmann, 1995, Stark, 1996). Das scheint nichts auszumachen, außer wenn es die Geburtenzahlen reduziert. Die frühen christlichen Gemeinden hatten beträchtlichen Frauenüberschuß, aber christliche Frauen hatten anscheinend höhere Geburtenraten als heidnische Frauen (Stark, 1996). Jedoch ist es ganz anders, wenn Bewegungen überdurchschnittlich viele Frauen rekrutieren, die jenseits ihrer fruchtbaren Jahre sind. Zum Beispiel gab es bei Christian Science, die überdurchschnittlich viele ältere Frauen rekrutierten, bald die Notwendigkeit von sehr hohen Bekehrungsraten, nur um den hohen Sterblichkeitsüberschuß auszugleichen (Stark & Bainbridge, 1985). Denn was ursprünglich eine sehr schnell wachsende Bewegung gewesen war, hörte plötzlich auf zu wachsen und trat bald in eine Periode von beschleunigter Mitgliederabnahme ein.
Günstige Umgebungsbedingungen
In dem Maße, wie ein Ort mit effektiven und erfolgreichen
religiösen Organisationen ausgefüllt ist, wird es für neue
Bewegungen schwierig sein, sich durchzusetzen (Stark, 1985, 1993; Stark &
Bainbridge, 1980b, 1985, 1987; Stark & Iannaccone, 1993, 1994). Als These
formuliert:
7. Gleiche Bedingungen vorausgesetzt, werden neue religiöse Bewegungen in dem Maße wachsen können, wie sie es mit schwachen, alteingesessenen religiösen Organisationen innerhalb eines relativ unregulierten religiösen Marktes zu tun haben.
Mit anderen Worten, neue religiöse Organisationen prosperieren, wo konventionelle religiöse Mobilisierung niedrig ist und der Staat neuen Gruppen eine Chance zu existieren gibt. Also kann man erwarten, daß da, wo herkömmliche Kirchenmitgliedschaft und Kirchengang niedrig sind, das Vorkommen von neuen religiösen Gruppen hoch sein wird.
Ursprünglich hatte ich argumentiert, daß nur Kultbewegungen dort gedeihen, wo die traditionellen religiösen Gemeinschaften schwach sind und daß Sekten dort gehäuft aufträten, wo normale religiöse Gemeinschaften auch stark sind (Stark & Bainbridge, 1980b, 1985). Später habe ich festgestellt, daß dieser Schluß auf falschen theoretischen Überlegungen beruhte und daß alle neuen religiösen Bewegungen um einen Platz auf dem Markt kämpfen müssen. Darüber hinaus hat spätere Forschung ergeben, daß Kultbewegungen und Sektenbewegungen gleichermaßen von der Stärke etablierter Wettbewerber abhängig sind (wie unten gezeigt wird und ebenso Nock, 1987).
Auf der individuellen Ebene lautet diese These, daß zu religiösen Gruppen neu Bekehrte in erster Linie aus dem Bereich der religiös Inaktiven kommen, wohin Leute, die einer religiösen Gemeinschaft verbunden sind, relativ unwahrscheinlich wechseln. Darüber hinaus wird diese Tendenz noch verstärkt bei Gruppen, denen kulturelle Kontinuität fehlt, weil Nichtreligiöse wenig religiöses, kulturelles Kapital besitzen und infolgedessen es für sie nicht sehr aufwendig ist, ein Glaubenssystem außerhalb der konventionellen religiösen Kultur zu übernehmen.
Es gibt eine ansehnliche Menge von Forschungsveröffentlichungen, die sowohl die Makroals auch die Mikrolevelversion dieser These unterstützen (Stark & Bainbridge, 1980b, 1985, 1996; Stark, 1996; Nock, 1987).
Die Ökologie des Erfolges: 25 kanadische Großstadtgebiete (1991). Korrelationen (r) mit %, die ihre religiöse Bindung als "keine" bezeichneten Mitgliedschaftsraten: Jehovas Zeugen 0.61** Mormonen 0.60** Para-Religionen (1) 0.82** ** p < 0.01. (1) Die kanadischen Statistiker fassen in dieser von ihnen geschaffenen Kategorie alle diejenigen zusammen, die als ihre religiöse Bindung Scientology, New Age, New Thought, Metaphysik, Kalabarian, heidnisch, Rastafarian, theosophisch, satanisch oder eine der anderen, kleineren Gruppen ähnlicher Art angeben. |
Tafel 1 zeigt einen zusätzlichen Test, der auf der Volksbefragung von 1991 in Kanada basiert (Kanadische Statistik, 1993). Ausgehend von den 25 kanadischen Großstadtgebieten als Einheiten der Analyse zeigen die Daten starke, sehr signifikante Korrelationen zwischen dem Anteil der Bevölkerung, der seine religiöse Präferenz als ,keine" angibt und der Mitgliedschaftsrate von Jehovas Zeugen, Mormonen und der Schar von ,Para-Religionen" (so definiert von den Statistikern Kanadas). Das heißt, diese Gruppen haben größeren Erfolg dort, wo konventionelle religiöse Gemeinschaften schwächer sind.
Persönliches Netzwerk
Religiöses Engagement wird unterstützt durch persönliche
Beziehungen innerhalb der Gruppe. Menschen schätzen ihre Religion desto
höher, je größere Wertschätzung ihr aus ihrer Umgebung
zuteil wird. Darüber hinaus sind soziale Beziehungen ein Teil der
erfahrbaren Belohnungen dafür, an einer religiösen Bewegung
teilzunehmen Zuneigung, Respekt, Geselligkeit und Kameradschaft sind
wichtige Gelegenheiten des Austauschs. Darum fehlt denjenigen religiöse
Bewegungen, die kein starkes internes Netzwerk von sozialen Beziehungen
haben die aus flüchtigen Bekanntschaften bestehen auffälligerweise
das Engagement der Mitglieder und ebenso auch die Fähigkeit, die
Mitglieder zu belohnen.
Schwache interne Netzwerke haben viele religiöse Bewegungen untergehen lassen. Ich habe bereits ausgeführt, wie Lehren und Praktiken, die zu Einzelgängertum führen, Autorität untergraben; ebenso reduzieren sie die Netzwerkverbindungen innerhalb einer Gruppe, wie bei den Gnostikern oder in verschiedenen New Age Bewegungen. Darüber hinaus vermute ich, daß alle Bewegungen, denen Strenge fehlt, auch keine Netzwerkverbindungen haben, denn es gibt nichts an ihrer Religion, das sie von der allgemeinen Öffentlichkeit absetzt. Liberale protestantische Denominationen illustrieren dies Prinzip. Ihre Gemeinden gleichen eher Theaterzuschauergruppen als echten Gemeinschaften, und nur kleine Minderheiten liberaler Protestanten berichten, daß sie enge persönliche Freunde unter den Mitgliedern ihrer örtlichen Gemeinde haben. Im Gegensatz dazu berichten große Mehrheiten von Mitgliedern protestantischer Sekten, daß die meisten oder alle ihre besten Freunde Mitglieder der Vereinigung sind (Stark & Glock, 1968).
Andererseits sind auch viele religiöse Bewegungen zum Untergang verurteilt, weil ihre internen Netzwerke zu erdrückend waren und sie es auf diese Weise für die Mitglieder schwierig und oft unmöglich machten, Verbindungen mit Leuten außerhalb der Gruppe aufrecht zu erhalten oder neu anzuknüpfen. Wenn dies der Fall ist, sind Bekehrungen unmöglich. Menschen schließen sich nicht einer religiösen Gruppe an, weil sie ganz plötzlich die Lehren anziehend finden. Sie bekehren sich vielmehr, wenn ihre Beziehungen zu Mitgliedern ihre Beziehungen zu Nichtmitgliedern überwiegen für die meisten Leute besteht Konversion darin, ihr religiöses Verhalten an dem ihrer Freunde auszurichten (Lofland & Stark, 1965; Stark & Bainbridge, 1980a, 1985, 1987; Kox et al., 1991). Wenn Mitglieder aber keine Freunde außerhalb haben, kann solche Angleichung nicht stattfinden
Daraus folgt die These:
8. Neue religiöse Bewegungen werden in dem Maße Erfolg haben, wie sie starke interne Beziehungen unterstützen, während sie gleichzeitig ein offenes soziales Netzwerk bleiben, das fähig ist, Verbindungen zu Menschen außerhalb der Gruppe aufrechtzuerhalten und neu anzuknüpfen.
Die frühen Christen unterstützten sehr starke Netzwerkverbindungen innerhalb der Gruppe, aber niemals ließen sie es zu einer, sozialen Implosion" (Bainbridge, 1978) kommen, wobei Mitglieder ihre sozialen Beziehungen nur noch unter einander haben. Wenn sie das getan hätten, wären sie eine obskure Gruppe geblieben. Statt dessen ist die Zahl der Christen weiter gewachsen, weil es ihnen gelungen ist, Verbindungen zu Heiden zu schaffen. Diese Verbindungen haben es der Bewegung erlaubt, in neue Netzwerke schon bestehender Gruppierungen hinein sich zu verbreiten. Heirat außerhalb der Gruppe, besonders zwischen christlichen Frauen und heidnischen Männern, war ein häufiger Weg, Verbindungen in neue heidnische Netzwerke hinein zu schaffen (Stark, 1995, 1996). In gleicher Weise wurde die Fähigkeit der Mormonen beschrieben, offene Netzwerke aufrechtzuerhalten (Stark & Bainbridge, 1980a, 1985). Demgegenüber scheitern viele religiöse Bewegungen an der Unfähigkeit ihrer Mitglieder, soziale Verbindungen nach außen zu schaffen und aufrechtzuerhalten.
Strikt bleiben
Wenn Strenge der Schlüssel zu hoher Moral und schnellem Wachstum ist,
dann gilt:
9. Religiöse Bewegungen wachsen nur in dem Maße weiter, wie sie eine genügende Spannung mit ihrer Umgebung aufrechterhalten also ausreichend strikt bleiben.
Konkret zu dieser These bemerkte der Führer einer schnell wachsenden evangelikalen protestantischen Gruppe, daß es nicht nur nötig ist, die Eingangstür der Kirche offenzuhalten, sondern daß es ebenso notwendig ist, den Ausgang ebenfalls aufzumachen. Das heißt, Wachstum hängt nicht nur davon ab, Leute hineinzubringen, sondern auch diejenigen gehen zu lassen, die nicht hinein passen. Die Alternative wäre, die Bewegung zu verändern mit dem Ziel, auch diejenigen zufriedenzustellen, die unzufrieden sind, was unabänderlicherweise bedeutet, die Strenge zu reduzieren. Leute, die man nur durch ,geringere Kosten" zum Bleiben bewegen kann, sind ,latente Schnorrer", und um die vollen Konsequenzen zu sehen, die eintreten, wenn man sich ihnen anpassen würde, muß man nur die Diskussion über Strenge, wie sie weiter oben in diesem Essay entwickelt wurde, umkehren.
Das soll nicht heißen, daß erfolgreiche religiöse Bewegungen niemals Kompromisse mit der Welt schließen. Jedoch dürfen solche Kompromisse nicht eine zu große Reduktion im Grad der Spannung zwischen der Bewegung und der umgebenden Gesellschaft herbeiführen. Ein Faktor, der erfolgreichen Bewegungen hilft, ist eine hohe Rate von Austritten, nicht nur von späteren Generationen, sondern auch von neu Bekehrten. Ein zweiter Faktor ist einfach schnelles Wachstum. Selbst wenn es keine Aussteiger gibt, wird die Mehrheit der Mitglieder einer relativ rasch wachsenden religiösen Gruppe zu jedem gegebenen Augenblick aus erst kürzlich Bekehrten bestehen. Zum Beispiel taufen die Mormonen in einem normalen Jahr viermal so viel Bekehrte, wie sie Kinder taufen, die ihren Mitgliedern geboren sind, und deshalb ist der durchschnittliche Mormone ein Bekehrter der ersten Generation. Dasselbe trifft für Jehovas Zeugen und Soka Gakkai zu. Studien über die Veränderung von Sekten von höherer zu niedriger Spannung (gegenüber der Gesellschaft) haben schon lange auf die zentrale Rolle, die von den Mitgliedern der zweiten und dritten Generation in diesem Prozeß gespielt wird, aufmerksam gemacht. Bryan Wilson sagte dazu ,es gibt bestimmt einen Unterschied zwischen denjenigen, die in eine Sekte hinein bekehrt werden und denjenigen, die adventistische Lehren mit der Muttermilch eingesogen haben" (Wilson, 1966: 207).
Wenn Gruppen nicht wachsen oder sehr langsam wachsen, werden sie bald hauptsächlich aus denjenigen bestehen, die sich nicht dafür entschieden haben dazuzugehören, sondern einfach darin aufgewachsen sind. Konversion führt zu einer Auswahl von Menschen, die den gegenwärtigen Stand der ,Strenge" einer Bewegung zufriedenstellend finden. Sozialisation schafft das nicht annähernd so gut.
Wenn deshalb nicht die meisten derjenigen austreten, die ,reduzierte Kosten" wünschen, (wie das bei abgekapselten Gruppen wie den Amishen Mennoniten der Fall zu sein scheint) wächst mit dem Anteil der sozialisierten Mitglieder der Anteil derer, die die Strenge reduziert sehen möchten.
Effektive Sozialisation
Als Voraussetzung für Erfolg gilt:
10. Religiöse Bewegungen müssen die jungen Leute ausreichend gut sozialisieren, um sowohl Austritte als auch den Drang, Strenge abzubauen, zu minimieren.
Wie erwähnt, sind viele Gruppen untergegangen wegen zu geringer Fortpflanzung. Eine hohe Rate von Austritten bei denen, die in den Glauben hinein geboren sind, führt zum selben Ergebnis wie niedrige Geburtenzahlen. Das bedeutet, viele Bekehrungen sind nötig, nur um die Sterblichkeitsrate auszugleichen, weil so viel Nachkommen durch Austritt ausfallen. Aber es ist auch nicht günstig für fortgesetztes Wachstum, den Nachwuchs vom Austritt abzuhalten, wenn dies dazu führt, daß die Gruppe ihre Strenge reduziert, wie oben ausgeführt.
In einer späteren Arbeit möchte ich die spezifischen Mechanismen überprüfen, durch die erfolgreiche Bewegungen ihre Kinder effektiv sozialisieren. Im Vorgriff auf diese Diskussionen mag die Beobachtung nützlich sein, daß jede erfolgreiche Bewegung, über die es Daten gibt, ihren jungen Menschen wichtige Dinge vorgibt, die sie für ihren Glauben tun können Möglichkeiten, wie die Jugend Engagement zeigen und aufbauen kann. Folgerichtig haben Bewegungen in dem Maße mehr von ihren jungen Leuten, wie sie mehr von ihnen verlangen. Auch hier zahlen sich ,höhere Kosten" aus.
Fazit
Dieser Essay war notwendigerweise ein bißchen abstrakt. Ich habe darin
versucht, das theoretische Modell von Erfolg und Fehlschlag von
religiösen Bewegungen zu skizzieren: Zehn Thesen oder Regeln, die
über ihr Schicksal bestimmen. Ich glaube, starke Argumente sprechen
für jede dieser Thesen. Ich denke auch, daß dies die notwendigen
Bedingungen für den Erfolg sein können, aber es müssen noch
nicht alle sein. Weitere Thesen müssen vielleicht hinzugefügt
werden. Der einzige Weg, solche Auslassungen zu finden, ist es, die Theorie
auf eine Anzahl von Gruppen anzuwenden, um zu sehen, ob sie wirklich die
Erfolge sauber von den Fehlschlägen trennt. Das ist eine Aufgabe, der
ich mich in Zukunft intensiv widmen will, aber alle meine Anstrengung wird
nur wenig nützen, wenn ich nicht andere zu gleichem Tun veranlassen
kann.
Zum Zwecke größerer Uuml;bersichtlichkeit sind die 10 Thesen hier noch einmal aufgelistet:
Unter sonst gleichen Bedingungen werden religiöse Bewegungen in dem Maße erfolgreich sein, wie
1. sie kulturelle Kontinuität mit den konventionellen Glaubenssystemen der Gesellschaften, in denen sie Konvertiten suchen, beibehalten;
2. ihre Lehren nicht-empirisch sind;
3. sie einen mittleren Grad von Spannung mit ihrer Umgebung halten strikt, aber nicht zu strikt sind;
4. sie legitime Führer mit angemessener Autorität, um effektiv zu sein haben;
(a) Angemessene Autorität erfordert klare lehrmäßige Begründung für eine effektive und legitime Führerschaft.
(b) Autorität wird als berechtigt betrachtet und gewinnt in dem Maße an Effektivität, wie die Mitglieder sich selbst als Teilhaber an dem System der Autorität wahrnehmen; 5. sie einen hoch motivierten, freiwilligen Arbeitseinsatz mobilisieren können, einschließlich vieler Mitglieder, die bereit sind zur Bekehrungsarbeit;
6. sie eine Geburtenzahl sicherstellen, die ausreicht, um wenigstens die Sterblichkeitsrate auszugleichen;
7. sie auf einem relativ unregulierten religiösen Markt gegen schwache, örtliche, konventionelle religiöse Organisationen antreten;
8. sie starke interne Beziehungen unterhalten, während sie gleichzeitig ein offenes soziales Netzwerk bleiben, das in der Lage ist, Verbindungen zu Menschen außerhalb aufrechtzuerhalten und neu zu knüpfen.
9. sie dauerhaft eine ausreichend Spannung zu ihrer Umgebung aufrechterhalten, ausreichend strikt bleiben. 10. sie die Jugend ausreichend gut sozialisieren, um sowohl Austritt als auch die Forderung nach reduzierter Strenge zu minimieren. ~ Übersetzung: Th. Gandow
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