Einleitung
Dies ist der erste Teil einer für unsere Zeitschrift bearbeiteten Fassung
des Vortrags von Prof. Dvorkin bei dem "Berliner Oktober-Seminar" über den
"Vormarsch von Scientology in Rußland". Zugleich ist dieser Beitrag die
Fortsetzung der Artikel von Jon Atack: "Scientology goes East" im BERLINER
DIALOG Nr. 1, S. 5 ff. und des Artikels über die "Hubbard Colleges in
Rußland" von Alexander Dvorkin im Berliner Dialog Nr. 2 S. 9 ff. - Wir
setzen unsere Berichterstattung über Scientology in Rußland fort. - Red.
Fast unbemerkt nutzten Sekten und Psychokulte die Wirren des
gesellschaftlichen Umbruchs in Rußland, um effektiv und professionell
Gelände zu gewinnen. Überrascht nahm die Weltöffentlichkeit im Juni zur
Kenntnis, daß die japanische Terror-Organisation AUM Shinri-Kyo in Rußland
10.000 Mitglieder besaß und Umgang mit höchsten Regierungsstellen pflegte.
Doch Scientology, die mit ihrem Programm Clear Planet nichts weniger als die
Weltherrschaft anstrebt, hat genauso erfolgreich Tausende von Mitgliedern
rekrutiert.
Scientology-Fortschritte in der Ural-Region
Seit zwei Jahren versucht Scientology, auf Provinzregierungen, hohe Beamte
und Wirtschaftsunternehmen mehr und mehr Einfluß zu gewinnen. Sogar der
Gouverneur der sibirischen Provinz Nowgorod hat Scientology-Kurse
absolviert. Im Sommer diesen Jahres organisierte die angebliche Kirche ein
Management-Seminar für die Bürgermeister der Valdai-Region in
Zentralrußland. Es sieht so aus, als ob sich die Scientology-Organisation
vor allem auf die Ural-Region konzentriert, wo Industriekombinate
Schwermaschinen und Rüstungsgüter produzieren. Der Bürgermeister der
Millionenstadt Perm am westlichen Ural, Wladimir Fil, zeigte sich besonders
zugänglich. (Vgl. BERLINER DIALOG, BD Nr. 2, S. 9). Er stellte Scientology
im März ein mehrstöckiges Gebäude für die Einrichtung eines Hubbard College
of Administration zur Verfügung. Nach einem Bericht der Moskauer Zeitschrift
Ogonjok wurden dort inzwischen Direktoren und Manager von 28 staatlichen
oder halbstaatlichen Firmen mit Zehntausenden von Mitarbeitern auf die
Scientology- Ideologie eingeschworen. Zwei Kombinate aus Perm, die "Perm-
Maschinenfabrik" wie auch "Perm-Motoren" sind Rüstungsbetriebe mit der
Klassifikation "geheim". "Perm-Motoren", ein Staatsbetrieb mit 3000
Mitarbeitern, produziert unter anderem Antriebe für die Iljuschin-76. In
beiden Firmen geben Scientologen den Ton an, die per Scientology-Order zum
ständigen Informations- austausch mit der Zentrale in Los Angeles
verpflichtet sind. Beide Rüstungsfabriken haben ebenfalls Hubbard-Colleges
eingerichtet, um ihr Personal direkt auf dem Fabrikgelände zu schulen.
Die sogenannte Verwaltungstechnologie der Scientology-Organisation soll
Unternehmen und Behörden für den kapitalistischen Konkurrenzkampf fit machen
- Scientology-Jargon: "Nur die Tiger überleben." Häufig überwachen
Scientology- Aufseher die Buchhaltung und das Personal. Wer die "Tech"
benutzt, muß dafür eine Art Steuer an den scientologischen Wirtschaftszweig
World Institute of Scientology Enterprises (WISE) in Los Angeles abführen.
In einem offenen Brief an den Bürgermeister von Perm warnten besorgte Bürger
vor dem "gefährlichen Weg". Bürgermeister Fil versicherte daraufhin: "Die
Einwohner Perms werden nicht von der Sklaverei bedroht. Wir haben alles
unter Kontrolle."
Nicht vor Sklaverei, aber vor einem ge- fährlichen Weg
hatten Professoren, Mediziner und der Vorsitzende einer großen Bank
(Perkombank) gewarnt. Die Kritiker schlugen Alarm, weil der Psycho-Konzern
auf dem besten Weg ist, die bedeutende Industriestadt am westlichen Ural, ja
die ganze Region um Perm - zwei Flugstunden von Moskau entfernt -
administrativ und wirtschaftlich zu dominieren. Fil macht auch kein Hehl
mehr daraus, daß er selber Scientology-Kurse in einer Moskauer Scientology-
Einrichtung und in Amerika besucht hat.
"Besetzen Sie die Schlüsselpositionen, egal wie!"
Perm könnte tatsächlich die erste Scientology-Millionenstadt der Welt
werden. Wie zur Bestätigung aller Befürchtungen überreichte Bürgermeister
Fil im Mai einem ranghohen Scientology-Funktionär aus den USA symbolisch die
Schlüssel seiner Stadt. Nach der Hubbard-Devise "Besetzen Sie die
Schlüsselpositionen, egal wie!" übt Scientology zudem erheblichen Einfluß
auf Behörden und Medien am Ural aus. Alexander Guriev, der Chef der Permer
Provinzverwaltung, unterzog sich dem Scientology- Training. Ebenso der
Verwaltungsdirektor des größten städtischen Industriegebiets und, für den
Einfluß in der Stadt noch wichtiger, auch Grigorij Volchek, der Boß des
örtlichen Fernsehsenders T-7. Noch weiß die russische Öffentlichkeit wenig
von Scientology. Doch der Skandal um die politischen Verbindungen der
inzwischen verbotenen AUM Shinri-Sekte (vgl. BD Nr. 2, S. 6f) hat dazu
geführt, daß auch Scientology-Kritiker jetzt endlich mehr Platz in den
Medien erhalten. Nicht so in Perm. Und auch Bürgermeister Fil wird sich kaum
durch kritische Berichte beirren lassen. Im Gegenteil. Auf die Frage, wann
denn die ersten "Agenten" in seinem Büro auftauchen würden, antwortete er im
Interview mit Ogonjok: "Wieso auftauchen? Sie sind schon längst da."
Werbung und Einfluß
Sicher ist: Nicht nur in Perm erfreut sich der
Psycho-Konzern der Protektion hoher staatlicher Beamter. Ministerien und
andere Behörden ließen bereits Millionen Dollar in die Scientology-Kassen
fließen. Schon 1992 hatte Scientology in einer "Wichtigen Information über
Rußland" alle europäischen Scientologen aufgerufen, Geld für die Mission in
Rußland zu spenden: "Wir haben die Technologie, um die Menschheit wirklich
zu befreien!" Inzwischen hat die Scientology-Organisation im Lande ein
regelrechtes Imperium von Hubbard-Colleges, "Missionen" und Dianetik-
Zentren errichtet. Allein im Moskauer Dianetik-Zentrum absolvierten nach
Scientology-Angaben 1994 über 14000 Menschen teure Kurse zur "totalen
geistigen Freiheit". Die Hubbard-Jünger haben relativ leichtes Spiel, denn
ihre Philosophie gilt als westlich, schick und ======== PAGE 0008 ========
karrierefördernd; den meisten Interessenten bleibt zunächst verborgen, daß
sich hinter der "wissenschaftlichen Methode" das System Scientology
verbirgt. Eine aggressive Propagandamaschine sorgt dafür, daß praktisch
niemand der Scientology-Reklame entgehen kann. Die Organisation kauft
ständig Werbezei- ten in Funk und Fernsehen und verbreitet die Botschaft
ihres Gründers millionenfach in farbigen Plakaten, Flugblättern oder
Zeitungsbeilagen (etwa in der Wochenzeitung Sobesednik). Die großen
Tageszeitungen Prawda und Izwestija publizierten freundliche Artikel über
die Arbeit der Hubbard-Colleges.
Scientology und Sicherheitsorgane
Im Fadenkreuz der Scientology-Organisation stehen vor allem die Reichen, die
Mächtigen, die Massenmedien - aber auch die Sicherheitsorgane. Die Moskauer
Polizei bestätigte Anfang des Jahres, daß ihre Kommissare von Scien-
tology-Funktionären geschult werden. Auch hohe Offiziere des russischen
Militärs trafen mit Scientologen zusammen. Bruce Wiseman, ein leitender
WISE- Mann, wurde 1993 vom Moskauer Innenministerium eingeladen, um vor
Polizeichefs aus der gesamten russischen Föderation die Hubbard-Technologie
vorzustellen. Bedeutende russische Militärs trafen mehrfach mit Lynn Irons,
dem Leiter des Hubbard-College in Moskau, und an- deren führenden
Scientologen aus den USA zusammen. Führende Militärs be- fürchten
inzwischen, daß es der Scientology-Organisation gelungen ist, eine Reihe von
Agenten in den Streitkräften zu plazieren. Scientology hat sogar massive
und erfolgreiche Anstrengungen unternommen, in die oberste politische Spitze
des Landes einzudringen. In Leder gebundene und mit Goldschnitt versehene
Ausgaben von "Dianetik - Die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit"
wurden an Ruslan Chasbulatov und 72 Vertreter des Obersten Sowjet verteilt.
Das Mitglied des Komitees für die Sicherheit des Obersten Sowjet der
Russischen Föderation, Sergei Stepashim, (später Vorsitzender des Föderalen
Sicherheitsdienstes, der das KGB ersetzt hat) drückte für das Buch des
"humansten Humanisten der Welt", Hubbard, höchste Bewunderung aus. Der
damalige Vizepräsident Alexander Ruzkoj schmückte sogar ein Interview in der
Literaturnaya Gazeta mit ausgiebigen Zitaten aus "Dianetik". Am 31. März
1993 wurde Hubbards "Meisterwerk" mit viel Tamtam im Kreml-Kongress-Palast
präsentiert. Was soll man noch dazu sagen, wenn ein M.A. Sivertsev,
Mitglied der Expertenkommission für Internationale Angelegenheiten beim
Bundesrat, in einem Artikel über "Dianetik und Scientology" empfiehlt, daß
die Methoden von Dianetik und Scientology angewandt werden sollten um
interreligiöse Konflikte zwischen den traditionellen Religionen zu lösen.
Alles sieht so aus, als ob Scientology in unserem Land eine große Zukunft
hat.
Narconon und die Kinder von Tschernobyl
Die scientologische Invasion begann 1990 mit Narconon. Damals besuchten
bekannte russische Persönlichkeiten die Londoner Zentrale der
Scientology-Organisation: der Kosmonauten-General Pavel Popovich, der
russische Drogenexperte Wladimir Ivanov, der stellvertretende Direktor der
Regierungszeitung Izvestija, Igor Andrejew, und der Direktor des
Sojus-Theaters, Leonid Todorov. Eingeladen hatte die vorgebliche
Drogenrehabilitation "Narconon", in Wahrheit eine Scientology- Organisation
(vgl. zu Einzelheiten Jon Atack: Scientology goes East BD 1, S. 5 ff.). Die
damaligen Pläne sind inzwischen Wirklichkeit geworden. Narconon erhielt
wenig später die Erlaubnis zum Bau einer Filiale mit 400 Betten in Moskau.
Dort werden jetzt reiche Russen zur Kasse gebeten, die über Alkoholprobleme
klagen. Man traktiert sie mit dem sogenannten Reinigungs-Rundown. Dabei
handelt es sich um stundenlange Saunagänge mit überdosierten Vitamingaben,
eine gefährliche Roßkur. "Narconon" organisierte eine Reise von Ivanov nach
Deutschland, Schweden, Dänemark und den USA, wo er Rehabilitationszentren
für Drogenabhängige besuchte. Ivanov hatte das Innenministerium verlassen,
weil ihm eine "Studienreise" nach Amerika abgelehnt worden war. Nun kann
man vielleicht verstehen, wie sympathisch ihm "Narconon" und die damit
verbundenen Reisemöglichkeiten geworden ist. Ivanov behauptet heute, daß
diese Narconon-Methoden nicht nur Drogenabhängigkeit heilen, sondern auch
moralische Werte einimpfen. Zu- mindest hat das Training bei dem Genossen
Kosmonautengeneral den Familien- sinn gestärkt: Seine Tochter bekam bald
danach Arbeit im Ausland: beim schwedischen Zweig von "Narconon". Der
Reinigungsrundown soll auch noch bei verschiedenen anderen Leiden helfen,
von Kopfschmerzen bis zu Kriminalität . Mit solchen Heilungsversprechen
gelingt Scientology offenbar der Einbruch ins medizinische Establishment. In
den sogenannten "Kreml-Kliniken", den "Nomenklatura-Krankenhäusern" alter
Zeit, wo sich heute Politiker, hohe Beamte und Neureiche behandeln lassen,
agieren be- reits zehn Scientology-Ärzte als fünfte Kolonne der
Scientology-Organisation und kassieren bis zu 1000 US-Dollar pro Sitzung.
Mit der Hilfe dieser Ärzte haben die Scientologen angefangen, die Programme
auch im Kindersanatorium von "Vasilievskoye" einzuführen, wo neulich Kinder
behandelt wurden, die Opfer der Tschernobyl-Katastrophe waren und teilweise
offensichtliche Schädigungen aufweisen. Auf Anordnung des Chefarztes wurde
die normale medizinische Behandlung einer Gruppe von Kindern im Alter von
ca. 13 Jahren abgebrochen. Die Kinder wurden stattdessen einer "scientologi-
sche" Behandlung mit dem "Reinigungsrundown" unterzogen. Sie wurden dem neu
gebackenen Scientologen M.D.N.V. Vorontsov, der Schlüsselperson des L. Ron
Hubbard-Medizinprogramms in Rußland zur Verfügung gestellt. Insgesamt nahmen
siebenundzwanzig Tschernobyl-Kinder an dem "Entstrahlungsex- periment" teil
und haben dabei den gesamten Reinigungsrundown absolviert. Die Behandlung
der Kinder sollte dem Scientology-Konzern offenbar weitere Türen in den
Kreml-Kliniken öffnen, und damit den Weg zu den einflußreichen Patienten aus
dem russischen Establishment ebnen. Geschickt nutzen Scientologen die
Hilflosigkeit der russischen Medizin, um sich auch als Retter der
Tschernobyl-Opfer aufzuspielen. Sie behaupten, ihre "Reinigungsrundown"
genannten obskuren Saunakuren würden dieses Elend "handhaben" und die
Radioaktivität vollständig aus dem Körper spülen.
PR-Aktion mit falschen und mit echten "Tschernobyl-Kindern"
Im Sommer 1992 fand im brandenburgischen Senftenberg ein Kinderlager für
angebliche "Tschernobyl-Kinder" statt. Sie kamen aber nicht aus dem
ukrainischen Tschernobyl, wie zuerst angegeben, sondern aus Bryansk in
Rußland. An dem Sommerlager nahmen auch vermutliche Geheimagenten aus
Rußland teil, die zum Stab des damaligen Vizepräsidenten Alexander Ruzkoj
gehörten. Das Lager war von dem Berliner Scientologen, Peter-Uwe Krumholz
mit organisiert worden, der damit laut eigener Auskunft Geschäftskontakte
nach Rußland knüpfen wollte. Offenbar mit Erfolg. In der Kinderklinik
Vasilieskoje bei Moskau wurden aber im Frühjahr 1995 27 "echte"
Tschernobyl-Kinder, nämlich durch den Fall-out von Tschernobyl
strahlengeschädigte Kinder, mehr als zehn Tage mit dem kompletten
Reinigungs- Rundown traktiert. Anschließend wußten die Kinder zwar alles
über L. Ron Hubbard, aber besser ging es ihnen nicht, im Gegenteil. Eine
Kontrolluntersuchung zeigte, daß nach dem "Rundown" die
strahlungsgeschädigten Zellen der Kinder nicht verschwunden waren. Die
kleinen Patienten klagten über Schwindelanfälle und beschleunigten Herz-
schlag. Sieben Kinder erlitten nach dem Rundown eine zusätzliche
Komplikation in Form einer Furunculose. Die Kinder bekamen riesige eitrige
Wunden überall auf ihrem Körper. Mehr als die Hälfte des medizinischen
Stabs des Sanatoriums war hinterher der Meinung, daß diese Art von Menschen-
versuchen sehr gefährlich sein können. Die meisten Eltern der Kinder wußten
gar nicht, wie gesetzlich vorgeschrieben, von dem ungewöhnlichen
Behandlungswechsel. Dennoch hielten die Scientologen am 15. Mai im
Sanatorium Vasilieskoje eine protzige "Erfolgs"Pressekonferenz ab. In
Anwesenheit hochrangiger Vertreter des Gesundheitsministeriums feierten sie
das "erfolgreiche Entgiftungsprogramm L. Ron Hubbards" . Die Lobreden,
typisch bei solchen Gelegenheiten, sind "wie Flüsse geflossen". Die Festrede
hielt der amerikanische Scientologe David Gaiman, der als Hin- termann einer
Firma namens Humanitarian Detoxification Services ("Internationaler
Humanitärer Entgiftungsdienst") mit Lizenz des Gesundheits- und
Justizministeriums die gefährlichen Experimente steuert. Er hatte Tränen in
den Augen: "Ich kann einfach nicht glauben, wie glücklich ich bin. Ich bin
völlig überwältigt vor Freude. Was wir geschafft haben in 'Vasilievskoye'
ist das erste Mal in der Welt. Kein anderes Land ist willens gewesen, uns
Kinder zu geben." Rußland ist an- scheinend das einzige Land, das
Scientology freiwillig Kinder gegeben hat und sogar sehr kranke Kinder - für
Menschenversuche des Kultes. Keiner ist bei der Pressekonferenz auf die Idee
gekommen, das Recht des Kultes in Frage zu stellen, Experimente an
russischen Kindern zu treiben. Es scheint, als ob die Verantwortlichen aus
der Geschichte mit "AUM Shin- ri-Kyo" gar nichts gelernt haben. David
Gaiman ist kein Arzt und nie einer gewesen. Er gehörte jahrelang zum Stab
des scientologischen Geheimdienstes Guardian Office, war in den 70er Jahren
an Scientology- Operationen gegen Ministerien der Vereinigten Staaten
beteiligt und gilt als Experte für Subversion. In Rußland experimentiert er
nicht nur mit Kindern, sondern verdient auch noch daran. Seine Firma G & G
Vitamins mit Sitz in London stellt die Vitamine her, die beim Reinigungs-
Rundown verabreicht werden. Das einfallsreiche Ehepaar David und Sheila
Gaiman bekam auf bloße Empfehlungsschreiben hin von den Gesundheitsbehörden
eine Lizenz, medizi- nisch zu praktizieren. Hier sind einmal die Namen der
Personen, deren Unter- schrift unter Empfehlungsschreiben die Genehmigung
des Reinigungsrundowns in Rußland zur Folge hatte: Age pov,
stellvertretender Minister im russischen Gesundheitsministerium; A.I.
Machula, der Leiter der Lizenzverwaltung; A.M. Dygai, Mitglied der
Russischen Akademie der Naturwissenschaften und Professor; V. A. Bykov,
Mitglied der Russischen Akademie der Naturwissenschaften, Professor.
Ungewöhnlich war, daß den Gaimans bereits 10 Tage nach der Anmeldung beim
Gesundheitsministerium die gewünschte Lizenz erteilt wurde. Bereits einen
Monat später wurde auf Grund der Lizenz des Gesundheitsministeriums auch der
"Internationale Humanitäre Entgiftungs- dienst" als Organisation
registriert. Wahrhaft rekordbrechende Zeiten!
Humanitärer Entgiftungsdienst für "Neue Russen"
Ohne irgendwelche Umstände wurden die Gaimans auch von der
Verwaltung eines Krankenhaus in Zagorodnaya, die anscheinend der Verwaltung
des russischen Präsidenten untersteht, empfangen (der Chefarzt dort ist A.I.
Romanov), ebenso im schon erwähnten Kindergesundheitskurort "Vasilievskoye",
der gleich daneben liegt (die Chefärztin heißt N .S. Belova und ihre
Stellvertreterin S.A. Kavun). In dem Krankenhaus begannen sie, durch das
kommerzielle Büro "Prekom", das dort jetzt eröffnet hat, die Privatpatienten
zu behandeln. Dadurch hat Scientology auch Kontakt bekommen zu den "Neuen
Russen", die jetzt ihre Kuren in solchen KremlSanatorien machen.
Narconon - der Einstieg in Scientology
Sowohl die Hubbard College-Leute wie auch die
Reinigungsrundown- Anbieter behaupten, daß ihr System nichts mit Scientology
zu tun habe. Sie sagen zwar, daß das System von L. Ron Hubbard stamme, der
ein bekannter Dozent und Wissenschaftler gewesen sei. Sie behaupten, keine
Scientologen zu sein: "Wir sind lediglich Lehrer und Wissenschaftler, die
den Menschen helfen". Aber sie haben noch dieselbe Adresse wie das Dianetik-
Center, daher war es ziemlich schwierig für sie, die Behauptung
aufrechtzuerhalten, daß sie nichts mit Scientology zu tun haben. Es gibt
auch noch viele weitere Beweise, unter anderem, daß alle Kinder mit dem
Oxford Capacity Test getestet wurden, der ein rein scientologischer Test
ist. In all den vermeintlich unabhängigen Zeitungsartikeln, die sie
veröffentlichen, heißt es: "Das ist eine unabhängige Organisation, nur
einige böse Zungen bezeichnen uns als Scientology-Organisation, aber wir
sind keine Scientology-Organisation, ... wir verbreiten keinerlei religiöse
Lehren, usw. usf..." Als dann ein sehr kritischer Artikel in der Zeitung
erschien, haben die scientologischen Doktoren, die für das Programm
verantwortlich sind, speziell Dr. Vorontzov, den Herausgeber der Zeitung
angerufen und ihm angeboten, zu kommen und den Beweis zu erbringen, daß die
Zeitung falsche Informationen (von uns) übernommen habe. Der Herausgeber lud
sie also ein zu kommen, und er lud auch mich ein als Experten für
Scientology. Sie kamen und brachten einen offiziellen PR- Mann der
Scientology mit. Das war schon sehr merkwürdig: Sie behaupteten, sie hätten
nichts mit Scientology zu tun warum um alles in der Welt brachten sie dann
einen bekannten Scientologen mit? Es gab dann eine längere Diskussion. Dr.
Vorontzov, eine ziemlich hysterische Person, der sich absolut nicht
kontrollieren konnte, schrie: "Ja, dieses Programm wurde von dem und dem
Doktor unterstützt - glauben Sie etwa, daß dieser Doktor ein Idiot ist? Er
ist der Top-Spezialist auf diesem Gebiet!" Da zog ich ganz ru- hig eine
Scientology-Broschüre über den Reinigungsrundown heraus. Auf der ersten
Seite ist eine Zeichnung, wie all diese Leute, die sich sehr schlecht fühlen
und alle möglichen Probleme haben, sich vor dem Tor anstellen, und über dem
Tor steht geschrieben: "Reinigungsrundown". Und dann kommen sie an der
anderen Seite des Tores wieder heraus, sehr glücklich und strahlend. Ich
fragte nun: Kennen Sie dieses Buch? Und sie sagten: Natürlich kennen wir
dieses Buch, ein großartiges Buch, wir haben es ins Russische übersetzt, wir
geben es all unseren Patienten zum Lesen. Und dann blätterten wir durch das
Buch. Auf jeder Seite wird eine Stufe des Reinigungsrundown dargestellt. Auf
Seite 83 ist ein weiteres Bild, wo all diese Leute, die gerade den
Reinigungsrundown durchlaufen haben und nun sehr glücklich sind, sich an ei-
nem weiteren Tor anstellen. Und über diesem letzten Tor steht in großen
Buchstaben: "Scientology". Ich fragte: "Wenn das nichts mit Scientology zu
tun hat - was bedeutet dieses Bild?" Da sagte er: "Glauben Sie, wir sind
dumm? In der russischen Ausgabe haben wir das Bild natürlich rausgenommen".