Atack schreibt ...

"Dialog in Berlin". Eindrücke vom Oktoberseminar 1995

von Jon Atack

Ich bin gerade zurückgekehrt von der Dialog-Center-Tagung in Berlin. Ich war dort, um einen Vortrag über "Scientology: Religion oder Geheimdienst" zu halten, der möglicherweise jetzt schon im Internet ist.

Meine eigene Beziehung zum Dialog Center International (DCI) reicht einige Jahre zurück und ich bin kürzlich zum Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Zeitschrift des Dialog Center International "Berliner Dialog" ernannt worden. (Dreimal dürfen, Sie raten, wofür ich dort Experte bin). Das Dialog Center begann in den siebziger Jahren in Dänemark mit seinem besonderen Dienst, der darin bestand, Opfer des "guru trails" in Asien zu betreuen und zu retten. Das Dialog Center International setzt diesen Dienst fort, und bietet darüberhinaus christlichen Dialog und Hilfe für die Rucksacktouristen und Traveller an, die in die Gefängnisse und Hospitäler von Indien und Thailand gespült wurden. Mitglieder des Dialog Centers bieten auch christliche Alternativen zu Yoga und Meditation an. Kurz nach seiner Gründung in Dänemark wurden die Probleme von Kulten "zu Hause" sichtbar und das DCI begann auch, Kultopfern und Betroffenen zu helfen.

Ich unterstütze das DCI, weil ich glücklich bin, daß es nicht eine von diesen fundamentalistischen Gruppen ist, die Proselyten machen wollen, sondern eine echt menschenfreundliche Gruppe mit einer gesunden wissenschaftlichen Basis (z.B. ist der Präsident des Dialogcenters, Dr. Johannes Aagaard, Professor an der Universität Aarhus in Dänemark). Das Dialog Center hat zusammen mit der Universität Aarhus eine der wenigen größeren Forschungsbibliotheken über Kulte. ...

Ich habe nur an den ersten drei Tagen der Tagung teilgenommen, aber ich konnte mit vielen der anderen Teilnehmer sprechen. Wissenschaftler und Geistliche aus Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Österreich, Rußland, Deutschland, Tschechien, Dänemark, Estland, Frankreich und England (sowie der Slowakei, Polen und Litauen - Red.) waren anwesend.

Professor Alexander Dvorkin, der die Arbeit der Russisch-Orthodoxen Kirche in Bezug auf Kulte leitet, sprach über den "Einmarsch" von Scientology in Bürokratie, Industrie, Medizin und Militär in Rußland. ... (Anm. der Red.: Vgl. den in diesem Heft beginnenden Bericht "Scientology in Rußland", S. 6ff.) Die griechische Elternvereinigung kämpft gegenwärtig einen Prozeß durch mit der U-MAN-International Personalberatung in Griechenland. Anscheinend möchte U-MAN seine Verbindung mit Scientology nicht publiziert haben.

U-MAN hat zwei Prozesse in Finnland gewonnen, aber einen Prozeß in Estland verloren...

In Tschechien hat Scientology einen Prozeß verloren. Eine "Vereinigung für Religionsfreiheit" wurde installiert. Vorsitzender ist ein Scientologe, ein Munie ist Sekretär. Befremdlicherweise war auch ein Mormone an der Gruppe beteiligt.

Die Mormonen scheinen sich aber inzwischen von den FIREPHIM- Aktivitäten in Frankreich zu distanzieren. In Tschechien gibt es Beunruhigung über eine neue Fernsehstation, die Premier heißt und anscheinend von dem Onkel des Chefs von Scientology geleitet wird. Die Fernsehstation bekam ihre Lizenz sehr schnell und einem Berichterstatter bei der Konferenz zufolge, müssen alle neuen privaten Fernsehstationen drei Stunden Programm von Premier übernehmen. Bis jetzt waren in diesem Pro- gramm aber noch keine Filme, die mit dem Kult selbst zu tun haben.

Mitglieder der Leipziger Eltern- und Betroffenen-Initiative berichteten über den raschen und effektiven Beginn ihrer Arbeit nach dem Einsturz der Mauer in Deutschland. Es scheint, daß Ostdeutschland durch solche raschen Aktivitäten vor größerem Einfluß der wichtigen Kulte bewahrt wurde, obwohl es nach wie vor große Kultprobleme dort gibt. Die Leipziger Gruppe ist durch das Engagement junger Leute recht stark geworden. Sie bekommt von verschiedenen Seiten finanzielle Unterstützung und produziert jetzt schon eigene Literatur.

Ich habe auf der Tagung die Notwendigkeit betont, daß sich möglichst viele an der Diskussion im Internet beteiligen und miteinander in e-mail-Kontakt bleiben.


Jon Atack

Jon Atack, 39, war Mitglied bei Scientology von 1974 bis 1983 und ist heute einer der profiliertesten Kenner und Kritiker der Organisation und hat die erste umfassende geschichtliche Darstellung über Scientology und Dianetik geschrieben (A Piece of Blue Sky. Lyle Stuart Books, USA, 1990). Er ist Gutachter und Berater in Scientology-Angelegenheiten für Behörden und Medien und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des BERLINER DIALOG.

Die Briefe von Jon Atack - im Internet bekannt unter der Überschrift "Atack talks" sind persönliche Berichte für eine begrenzte Zahl von Freunden im Internet und die Freunde des Dialog Centers. Alle Angaben unter Vorbehalt. Der Artikel steht unter Copyrightvermerk 1995, Jonathan Caven-Atack. Von der Redaktion gekürzt und bearbeitet.

Winfried Müller hat eine spezielle Seite im WWW für die Veröffentlichungen und Briefe von Jon Atack eingerichtet. Adresse:

http://www.thur.de/religio/atack.html

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