Seite 12-13 weiter Seite 14 (9 KB) Start-Seite 1
| BERLINER DIALOG 22, 3-2000 Martini
|
Gebet für Lisa McPherson
|
Herr, nimm auf diese junge Frau, Lisa McPherson, die nun bei Dir ist, trotz der vielen Fall-Überwacher und der OSA-Wächter vor ihrer Tür.
Sie steht vor dir, | Herr,
du kennst Lisa von Mutterleib an. Du kennst ihre Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung, ihre Trauer um ihren erschossenen Bruder und den Selbstmord ihres Vaters; ihre Freude am Gespräch mit Menschen, am Tanzen und fröhlich sein; ihren Ehrgeiz, gute Leistungen zu bringen, ihre Bereitschaft, sich ganz einzusetzen. |
Herr, du weißt es: Sie wollte von den quälenden Erinnerungen an den Tod von Bruder und Vater und von dem schrecklichen Warum frei werden. Sie wollte alle ihre Probleme klären. Sie träumte davon, clear zu sein, selbst ihr Schicksal zu gestalten, frei zu sein von Schatten der Vergangenheit. Dafür hat sie viel gearbeitet, dafür hat sie viel Geld verdient und dafür hat sie viel Geld bezahlt.
Du weißt, wie ernst sie die Scientology-Technologie nahm; aber wir hören auch von Freunden, die sie kannten,
Du weißt, wie sehr sie ihre Menschenwürde verkaufen mußte, um auf der Brücke der Selbsterlösung voranzukommen:
Wissensberichte mußte sie schreiben für die gierigen Augen und Akten des OSA-Geheimdienstes | Herr, in dieser Welt der Gewalt,
der Ratlosigkeit und der Irrwege sprichst Du nicht die schuldig, die sich verlaufen und verirren auf der Suche nach dem Weg in die Freiheit, sondern die, die Menschen ausnutzen und mißbrauchen, verführen und verderben.
Darum vergib ihr und vergib auch uns:
Herr, du weißt, |
Als sie die Hilfe einer freundlichen Samariterin gefunden hatte und sachkundige Hilfe so nahe war,
ließ Scientology nicht von ihr ab, sondern holte sie aus der Rettungsstation hinaus.
Wie eine geschlagene Ehefrau zu ihrem Peiniger
Statt Hüter und Helfer fand sie Bewacher und Folterer.
Lisa war traurig, weil sie "die Augen vom Objekt abwandte",
Lisa wollte tanzen gehen
Als sie nicht mehr "Clear" sein wollte | Herr, Lisa suchte doch nur Hilfe und Schutz. Es waren zu wenig Samariter und Hüter im Hospital. Und zu viel Wachpersonal im Ford Harrison Hotel, im Zimmer 174 und vor der Tür;
Manchmal waren da mehr Bewacher als gebraucht wurden, um Lisa festzuhalten, wenn sie sich wehrte. Herr, du weißt es: Während sie bewacht und gequält wurde, bewußtlos gemacht durch Drogen, plünderten Scientology-Freunde ihr Konto. Erst nach 17 Tagen im Ford Harrison Hotel, gequält und geschunden, mit blauen Flecken und Abschürfungen bedeckt, von Kakerlaken schon gebissen, wurde sie - tot - in ein Krankenhaus gebracht.
Als ihre Leiche auf Wunsch der Scientology-Organisation gerade verbrannt worden war,
|
Herr, höre doch! Jetzt verhöhnen sie ihr Opfer, denn sie bezeichnen das Einflößen von Betäubungsmitteln als "Geistigen Beistand" und religiöse Handlung.
Herr, ihre Peiniger haben nur wenige Sätze von dem Du aber weißt alles, was sie sagte.
Laß auch uns verstehen, was Lisa meinte, - ganz gegen Hubbards Lehre, wonach Licht eine trügerische Falle ist, die nur zu einer Implantstation führt - ;
Herr, laß uns verstehen, was es bedeutet, | Herr, Lisa wollte nur jemanden, mit dem sie reden könnte wie mit einem Freund.
Jetzt rede Du mit Lisa und allen,
Wische Du ihre Tränen ab.
Sei Du gnädiger Hüter und Helfer,
Antworte Du auf Lisas und unsere Fragen, Amen |
Das Gebet entstand für den Focus-Gottesdienst "Gebet für Lisa McPherson - Sterben bei Scientology" in der Luisen-Kirche zu Berlin-Charlottenburg am Sonntag, 17. September 2000 © Dialog Zentrum Berlin / Pfr. Thomas Gandow / frei für Presse, Schule und Gottesdienst DZB, Heimat 27 * D-14165 Berlin * Fon: +49 (0)30-815 70 40 * Fax: +49 (0)30-84 50 96 40 * email: gandow@dialogzentrum.de |
Seite 12-13 weiter Seite 14 (9 KB)
|