Kult-Koalition in Deutschland
Dubiose Teilnehmer
Unter der Überschrift: "Juden, Moslems, Sikhs, Scientologen und Vereinigungskirche bilden Koalition" gab die Scientology-Organisation eine Pressemitteilung heraus, in der es heißt: "Im Zuge eines Protestmarsches (...) veröffentlichten Vertreter anerkannter und nicht-anerkannter Religionsgemeinschaften einen Offenen Brief, in dem sie die Gründung einer 'Interreligiösen Koalition für Religionsfreiheit' in Deutschland bekanntgaben."
Geendet hatte die Veranstaltung mit der Überreichung einer "Freiheitsfackel" an die als "Professorin" der "Freien Universität Berlin" bezeichnete Dr. Gabriele Yonan und einer von ihr geleiteten "Prozession" zum Opernplatz in Frankfurt/Main.
Nach dem BERLINER DIALOG vorliegenden Informationen ist Frau Dr. Yonan weder Professorin noch in irgend einer Form Mitglied der Freien Universität Berlin und deshalb auch nicht autorisiert, entsprechend aufzutreten.
Der von der Scientology-Organisation veröffentlichte Offene Brief der angeblichen "Interreligiösen Koalition" hat folgenden Wortlaut:
"Am 10. August 1998 haben sich in Frankfurt Religionen verschiedenen Hintergrunds gemeinsam zu einem friedlichen Protestmarsch für Religionsfreiheit zusammengefunden.
Anlässlich des 50. Jahrestages der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen wollten wir, die Unterzeichner, auf das sich ausbreitende Klima der Intoleranz, der Diskriminierung und der Ungleichbehandlung religiöser Minderheiten in Deutschland aufmerksam machen. Gleichzeitig möchten wir ein Zeichen für eine bessere Zukunft auf der Basis gegenseitiger Achtung und Toleranz setzen.
Wir möchten an dieser Stelle klarstellen, dass diese Problematik bei weitem nicht nur jene Religionsgemeinschaften betrifft, die gemeinhin als "Sekten" diffamiert werden, sondern auch jene Religionen, die gemeinhin als Weltreligionen Anerkennung geniessen, in Deutschland aber dennoch eine Minderheit darstellen und daher mit ähnlichen Vorurteilen und Mechanismen konfrontiert werden, wie die neueren Religionsgemeinschaften.
Es ist uns ein Anliegen, Religionsfreiheit und die Ideale des deutschen Grundgesetzes auf einer breiten Ebene zu verwirklichen. Die Bundesrepublik sollte in Bezug auf Freiheitsrechte nicht nur in Europa sondern auch international Vorbild sein.
Aus diesem Grund haben sich die Unterzeichner entschlossen, die "Interreligiöse Koalition für Religionsfreiheit" zu gründen.
Frankfurt, 11. August 1998
Dr. Mohammed Herzog, Islamische Gemeinschaft deutschsprachiger Muslime; Eli Gampel, Zentrale Gemeinschaft orthodoxer Juden; Surinder Singh Bhinder, Deutsche Sikh Gemeinschaft; Andreas Rath, Vereinigungskirche Deutschland; Helmuth Blöbaum, Scientology Kirche Deutschland
Rückfragehinweis: Scientology Kirche Oesterreich, Andreas Böck"
Q: OTS109 1998-08-14/12:00 (c) APA-Austria Presse Agentur reg.Gen.m.b.H.
Scientologische Schwindelkoalition
Der scheinbare "interreligiöse" Durchbruch der SO entpuppt sich als Schwindel: Neben der Mun-Bewegung, für die "Andreas Rath, Vereinigungskirche" unterzeichnete haben die Scientologen nur noch weitere Bündnispartner von äußerst zweifelhaftem Wert gefunden.
Der hier mit "Dr." Unterzeichnende Mohammed Herzog aus Berlin hat sich inzwischen auch den Phantasie-Titel "Amir" ("Befehlshaber") beigelegt. Er ist kein muslimischer Geistlicher; der frühere Aktivist der "Operation Mobilisation (OM)" verfügt weder über Hochschulreife noch Promotion.
In einem Schreiben des Zentralrats der Muslime in Deutschland heißt es mit Datum vom 2. 9. 98:
Betr: "Interreligiöse Koalition für Religionsfreiheit"
"Die Teilnahme von Herrn Mohammed Herzog an der Veranstaltung in Frankfurt, seine Unterzeichnung des Offenen Briefes, und die Bildung einer "lnterreligiösen Koalition für Religionsfreiheit" mit der Scientology erfolgte weder mit Wissen, noch im Auftrag des ZMD.
Solche Verbindungen mit der Scientology finden nicht die Unterstützung des ZMD und stehen im glatten Widerspruch zu seinen Prinzipien und Grundsätzen.
Wir sind der Meinung, daß Kontakte mit dieser Organisation, die wegen verfassungsfeindlicher Aktivitäten und der Anwendung menschenverachtender Methoden bei der Gewinnung und Beibehaltung ihrer Mitglieder beobachtet wird, das Gesicht des Islam verfälschen, die Vorurteile gegen seine Lehre stärken und den ZMD in die Nähe von Staats- und verfassungsfeindlichen Gruppierungen bringen. Dies dient nicht den Interessen des Islam und der Muslime in Deutschland und steht im Widerspruch zur Präambel unserer Satzung.
Weder die Verbindungen zu Scientology noch die Mitgliedschaft in einer interreligiösen Koalition mit ihr sind mit der Mitgliedschaft im ZMD vereinbar. Der ZMD bat deshalb seine Mitgliedorganisation, die 'lslamische Gemeinschaft deutschsprachiger Muslime & Freunde des Islam Berlin', um öffentliche Klarstellung, Distanzierung und Rücktritt aus dieser 'lnterreligiösen Koalition für Religionsfreiheit.
Von diesen Schritten wird die Weiterführung der Mitgliedschaft der Islamischen Gemeinschaft beim ZMD abhängig gemacht."
Auch der für eine "Zentrale Gemeinschaft orthodoxen Juden" unterzeichnende Herr Gampel vertritt vor allem sich selbst. In einem Schreiben des Zentralrats der Juden in Deutschland vom 14. 9. 1998 heißt es zu dem Vorgang:
"Eine solche Gemeinschaft gibt es nicht, allenfalls besteht sie aus Herrn Eli Gampel, der vorübergehend - durch eine nicht korrekte Wahl zum Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Halle 'gewählt' wurde.
Inzwischen wurde Herr Gampel abgesetzt und gegen ihn laufen verschiedene Strafanzeigen wegen Betruges, sowohl von der Jüdischen Gemeinde als auch von Privatklägern. (...) Ich brauche nicht zu betonen, daß der Zentralrat der Juden in Deutschland mit Scientology nichts zu tun haben will und diese schon gar nicht als Kirche ansieht."
Hintergrund und Existenz des Herrn Surinder Singh Bhinder, angeblich Vertreter einer "Deutschen Sikh Gemeinschaft" ließ sich bisher nicht verifizieren.
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