Zum Tod von Vater Antonios Alevisopoulos * 1931 + 1996

Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach.
Hebräer 13,7

Unser Kollege, Freund und Bruder, Erzpriester Dr. Dr. Antonios Alevisopoulos ist in den frühen Morgenstunden des 3. Mai 1996 in Athen gestorben. Der Gottesdienst zu seiner Beisetzung fand am Nachmittag des selben Tages in der Kirche von Aghia Paraskevi statt, der Kirche, in der er 27 Jahre als Priester gewirkt hat. Hunderte von Leuten, darunter viele Bischöfe und Würdenträger der griechisch-orthodoxen Kirche, begleiteten ihn zu seiner letzten Ruhestätte.

Drei Wirkungskreise von Antonios Alevisopoulos können hier nur angedeutet werden:

  • seine Beziehung zu Deutschland, wo er seine erste Promotion (in Philosophie) ablegte, seine Frau Antonia, geb. Lensch aus Rathenow bei Berlin fand und 1961 heiratete, und den griechischen Gemeinden hier als erster in Deutschland 1962 geweihter griechisch-orthodoxer Priester diente;
  • sein Dienst als Lehrer und Priester mit den Schwerpunkten Gemeindediakonie, Seelsorge und Auseinandersetzung mit Sekten und parareligiösen Gruppen, wozu u.a. die Gründung der großen, gesamt-griechischen Elterninitiative gehört; Antonios Alevisopoulos war im Herbst 1983 auch einer der Gründer der europäischen "Konsultation Landeskirchlicher Beauftragter" für Sektenund Weltanschauungsfragen (KLB). Durch seinen besonderen Beitrag entstand hiermit ein Stück echter ökumenischer Zusammenarbeit, aus der schließlich auch der BERLINER DIALOG hervorging, dessen Wissenschaftlichem Beirat er von Anfang an angehörte;
  • seine Pionierrolle in der orthodoxen Welt für die zeitgenössische Apologetik: Vater Antonios organisierte seit den achtziger Jahren panorthodoxe Konferenzen von Beauftragten für Sektenfragen und parareligiöse Gruppen. Als der Ostblock zusammenbrach, konnte er Modelle seiner Arbeit, insbesondere der Elterninitiativarbeit, sowie Methoden und Grundsätze der theologischen Auseinandersetzung mit den Sekten und neuen religiösen Bewegungen in die orthodoxen Kirchen der Länder Osteuropas vermitteln.

    Wir alle sind dankbar für seinen großen und beharrlichen Einsatz, der mit vielen Früchten, großen und sichtbaren ebenso wie solchen im Verborgenen der persönlichen Seelsorge und Begleitung, gesegnet war. Wir trauern mit seinen drei Söhnen und seiner Frau, die ihm so zur Seite standen, daß er für so viele andere zum Helfer, Berater und geistlichen Vater werden konnte.

    Pfr. Thomas Gandow

    Es ist schwer zu glauben, daß Vater Antonios Alevisopoulos nicht länger unter uns ist. Erst im letzten Oktober haben wir mit ihm beim Berliner Seminar teilgenommen und er war ganz dabei, wie üblich voll Kraft und Energie in seiner besonderen ruhigen und höflichen Art. Ich erinnere mich noch genau an ihn, wie er in der ersten Reihe saß, aufmerksam den Berichten zuhörte, in seiner charakteristischen Handschrift Notizen machte und die Konferenzpapiere las, in dem er sie sehr nahe an seine kurzsichtigen Augen hielt. Nach unserem Treffen in Berlin ging er zurück nach Griechenland zu der Arbeit, die üblicherweise seine Zeit in Anspruch nahm und zu Gottesdiensten und Seelsorge.

    Wir alle wußten, daß er ständig unter den heftigsten Attacken der Kulte stand. Wir wußten, daß diese Angriffe angeführt wurden von Scientology, die ihm den Krieg erklärt hatten bis zur völligen Zerstörung. Wir wußten, daß seine Frau und seine Familie gesundheitliche Probleme hatten, wir wußten das...

    Aber wir wußten auch, daß Vater Antonios ein standhafter Kämpfer war und wir waren sicher, er würde es auch diesmal schaffen. Aber plötzlich hörten wir, daß er eine schwere Krankheit bekommen hatte. Er kämpfte tapfer mit ihr, beschwerte sich nie und arbeitete bis zum letzten Moment. Zuletzt aber gab sein erschöpftes Herz auf und Vater Antonios hatte seine irdischen Mühen vollendet.

    Ich erinnere mich an meine erste Begegnung mit Vater Antonios in Moskau, als ich ihn zum ersten Mal sah: Ein graubärtiger, sehr dünner, sehr kleiner Priester mit sehr dicken Brillengläsern. Ich erinnere mich an seine feinen und höflichen Umgangsformen, sein charmantes Lächeln und seine leise, ruhige Stimme. Aber ich erinnere mich auch, mit welcher Aufmerksamkeit hunderte von Priestern aus ganz Rußland seinen Worten, die von großer Weisheit und tiefer Liebe waren, lauschten, die er mit dieser leisen Stimme eines kleinen dünnen Priesters sagte.

    Als ich später in Griechenland war, sah ich, wie sehr er in seinem Heimatland geachtet und bewundert wurde. Durch seine Arbeit, seine Veröffentlichungen, seine Radiound Fernsehprogramme, war er überall bekannt und er hat Tausenden geholfen.

    Viele hat er in der Dunkelheit der Täuschung aufgesucht und gefunden und zurück zu Christus gebracht. Akademiker und Studenten, Politiker und Leute eher einfacher Berufe, Künstler und Bauern, Junge und Alte, Kirchenleute und Laien, sie alle kamen zu ihm, alle brauchten seine Hilfe, seinen Rat, seine Ermutigung und seine Gebete. Er war ein Hirte, ein Pastor im Sinne des Wortes und er sorgte für die Seelen von hunderten von Leuten. In all seinen Aktivitäten und in seinem ganzen Leben folgte er unserem gemeinsamen wahren Hirten nach und war immer bereit, alles zu verlassen, um ein einziges verlorenes Schaf wiederzufinden.

    Er wurde auch von vielen gehaßt. Ja, er wurde von all denen gehaßt, die die Seite der Dunkelheit gewählt haben, von denen, die bewußt gewählt haben gegen Gott zu kämpfen. Aber das ist zugleich der Beweis, daß seine Arbeit wirkungsvoll war und daß er Frucht brachte, die Gott wohl gefiel.

    Selbst die Schwierigkeiten und Sorgen, die Vater Antonios in den letzten Jahren seines Lebens hatte, sind der Beweis für seinen Sieg. Der Teufel haßte Vater Antonios. Seine geistlichen Kinder in Griechenland erzählten mir, daß er an der Frontlinie des Kampfes mit dem Widersacher stand, der immer da zuschlägt, wo es am meisten schadet, wo die liebsten Menschen beeinträchtigt werden.

    Vater Antonios nahm alle seine Sorgen und Schicksalsschläge wie der alte Hiob, beklagte sich nie und dankte immer Gott für alles.

    Jetzt sind seine Prüfungen vorbei. Er starb wie ein Sieger und wir glauben, daß er jetzt vor dem himmlischen Thron seines Herrn steht und mit den Worten von St. Paul sprechen kann: "Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten." Und der Herr wird ihm antworten: "Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht. Geh hinein zu deines Herrn Freude!" Weil unser Gott der Gott der Lebenden ist, überwinden wir in ihm ein für alle Male die Trauer der Trennung und des Todes. Darum ist uns Vater Antonios nun näher als jemals zuvor.

    "Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, laßt uns ablegen alles, was uns beschwert".

    Hebräer 12, 1

    Prof. Dr. Alexander Dvorkin