seine Pionierrolle in der orthodoxen Welt für die zeitgenössische
Apologetik: Vater Antonios organisierte seit den achtziger Jahren
panorthodoxe Konferenzen von Beauftragten für Sektenfragen und parareligiöse
Gruppen. Als der Ostblock zusammenbrach, konnte er Modelle seiner Arbeit,
insbesondere der Elterninitiativarbeit, sowie Methoden und Grundsätze der
theologischen Auseinandersetzung mit den Sekten und neuen religiösen
Bewegungen in die orthodoxen Kirchen der Länder Osteuropas vermitteln.
Wir alle sind dankbar für seinen großen und beharrlichen Einsatz, der mit
vielen Früchten, großen und sichtbaren ebenso wie solchen im Verborgenen der
persönlichen Seelsorge und Begleitung, gesegnet war. Wir trauern mit seinen
drei Söhnen und seiner Frau, die ihm so zur Seite standen, daß er für so
viele andere zum Helfer, Berater und geistlichen Vater werden konnte.
Pfr. Thomas Gandow
Es ist schwer zu glauben, daß Vater Antonios Alevisopoulos nicht länger
unter uns ist. Erst im letzten Oktober haben wir mit ihm beim Berliner
Seminar teilgenommen und er war ganz dabei, wie üblich voll Kraft und
Energie in seiner besonderen ruhigen und höflichen Art. Ich erinnere mich
noch genau an ihn, wie er in der ersten Reihe saß, aufmerksam den Berichten
zuhörte, in seiner charakteristischen Handschrift Notizen machte und die
Konferenzpapiere las, in dem er sie sehr nahe an seine kurzsichtigen Augen
hielt. Nach unserem Treffen in Berlin ging er zurück nach Griechenland zu
der Arbeit, die üblicherweise seine Zeit in Anspruch nahm und zu
Gottesdiensten und Seelsorge.
Wir alle wußten, daß er ständig unter den heftigsten Attacken der Kulte
stand. Wir wußten, daß diese Angriffe angeführt wurden von Scientology, die
ihm den Krieg erklärt hatten bis zur völligen Zerstörung. Wir wußten, daß
seine Frau und seine Familie gesundheitliche Probleme hatten, wir wußten
das...
Aber wir wußten auch, daß Vater Antonios ein standhafter Kämpfer war und wir
waren sicher, er würde es auch diesmal schaffen. Aber plötzlich hörten wir,
daß er eine schwere Krankheit bekommen hatte. Er kämpfte tapfer mit ihr,
beschwerte sich nie und arbeitete bis zum letzten Moment. Zuletzt aber gab
sein erschöpftes Herz auf und Vater Antonios hatte seine irdischen Mühen
vollendet.
Ich erinnere mich an meine erste Begegnung mit Vater Antonios in Moskau, als
ich ihn zum ersten Mal sah: Ein graubärtiger, sehr dünner, sehr kleiner
Priester mit sehr dicken Brillengläsern. Ich erinnere mich an seine feinen
und höflichen Umgangsformen, sein charmantes Lächeln und seine leise, ruhige
Stimme. Aber ich erinnere mich auch, mit welcher Aufmerksamkeit hunderte von
Priestern aus ganz Rußland seinen Worten, die von großer Weisheit und tiefer
Liebe waren, lauschten, die er mit dieser leisen Stimme eines kleinen dünnen
Priesters sagte.
Als ich später in Griechenland war, sah ich, wie sehr er in seinem
Heimatland geachtet und bewundert wurde. Durch seine Arbeit, seine
Veröffentlichungen, seine Radiound Fernsehprogramme, war er überall bekannt
und er hat Tausenden geholfen.
Viele hat er in der Dunkelheit der Täuschung aufgesucht und gefunden und
zurück zu Christus gebracht. Akademiker und Studenten, Politiker und Leute
eher einfacher Berufe, Künstler und Bauern, Junge und Alte, Kirchenleute und
Laien, sie alle kamen zu ihm, alle brauchten seine Hilfe, seinen Rat, seine
Ermutigung und seine Gebete. Er war ein Hirte, ein Pastor im Sinne des
Wortes und er sorgte für die Seelen von hunderten von Leuten. In all seinen
Aktivitäten und in seinem ganzen Leben folgte er unserem gemeinsamen wahren
Hirten nach und war immer bereit, alles zu verlassen, um ein einziges
verlorenes Schaf wiederzufinden.
Er wurde auch von vielen gehaßt. Ja, er wurde von all denen gehaßt, die die
Seite der Dunkelheit gewählt haben, von denen, die bewußt gewählt haben
gegen Gott zu kämpfen. Aber das ist zugleich der Beweis, daß seine Arbeit
wirkungsvoll war und daß er Frucht brachte, die Gott wohl gefiel.
Selbst die Schwierigkeiten und Sorgen, die Vater Antonios in den letzten
Jahren seines Lebens hatte, sind der Beweis für seinen Sieg. Der Teufel
haßte Vater Antonios. Seine geistlichen Kinder in Griechenland erzählten
mir, daß er an der Frontlinie des Kampfes mit dem Widersacher stand, der
immer da zuschlägt, wo es am meisten schadet, wo die liebsten Menschen
beeinträchtigt werden.
Vater Antonios nahm alle seine Sorgen und Schicksalsschläge wie der alte
Hiob, beklagte sich nie und dankte immer Gott für alles.
Jetzt sind seine Prüfungen vorbei. Er starb wie ein Sieger und wir glauben,
daß er jetzt vor dem himmlischen Thron seines Herrn steht und mit den Worten
von St. Paul sprechen kann: "Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den
Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten." Und der Herr wird ihm antworten:
"Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht. Geh hinein zu deines Herrn
Freude!" Weil unser Gott der Gott der Lebenden ist, überwinden wir in ihm
ein für alle Male die Trauer der Trennung und des Todes. Darum ist uns Vater
Antonios nun näher als jemals zuvor.
"Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, laßt uns ablegen alles,
was uns beschwert".
Hebräer 12, 1
Prof. Dr. Alexander Dvorkin