Mit den Namen, Bildern und Unterschriften prominenter Zeitgenossen und aufwendig gemachten Prospekten wirbt derzeit die "Fördergemeinschaft zur Gründung einer Friedensuniversität (FGF) e.V." in Berlin und Umgebung für ihr Projekt einer "Universität". Die Kultusministerien in Berlin und Brandenburg stehen dem Projekt skeptisch bis ablehnend gegenüber.
Für die im September 1995 geplante "Sommeruniversität" liegen schon 700 Anmeldungen vor.
Namedropping als Erfolgsrezept
Kritiker sind sich nicht einig, ob es sich hier nur um eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme oder um den falschen Weg zu einem an sich guten Projekt handelt. Starkes Auftragen und namedropping scheinen sich dennoch zu rentieren: Während sich frühere Unterstützer wie der Präsident der Berliner Ärztekammer, Dr. Huber, und der Rektor der Wittener Universität, Schily, von der FGF distanziert haben, sollen nach Angaben des Initiators Uwe Morawetz aus Berlin-Schöneberg zahlreiche Prominente aus Politik, New AgeSzene und Showbusiness die Planungen jetzt doch unterstützen. Die aus der deutschen und internationalen New AgeSzene als Referenten aufgelisteten Prominenten reichen von Dr. Franz Alt und Dr. Rüdiger Dahlke über Prof. Arnold Graf Keyserling und Pir Vilayat Inayat Khan bis zu einer "Penny McLean" und Yehudi Menuhin.
Starke buddhistische Präsenz
Neben Medizinmännern und Schamanen wie Brant Secunda und Jabrane M.
Sebnat und Yogis wie Yogi Bhajan finden sich heute vor allem zahlreiche
Vertreter verschiedener buddhistischer Richtungen wie Ole Nydahl , Inka
Jochum vom Dana e.V., Samdong Rinpoche und Geshe Thubten Ngawang auf der
Rednerliste. An prominentester Stelle im Programm steht jedoch der Dalai
Lama, der nicht nur auf tausenden von wild geklebten Plakaten in der ganzen
Stadt für das umstrittene Projekt einsteht und das Zugpferd für
die gesamte Veranstaltung sein soll.
Zusammen mit Luise Rinser und Uwe Morawetz hat der Dalai Lama für ein gemeinsames Buch ("Mitgefühl als Weg zum Frieden") das Thema "Ethik in Politik und Gesellschaft" in einer "insgesamt 12-stündigen Audienz" im August 1994 bei "vertiefenden Gesprächen" bearbeitet. Das "gemeinsame Buch" ist im Herbst 1995 als Bericht Luise Rinsers über ihre Gespräche mit dem Dalai Lama erschienen.
Der Dalai Lama wird auf Plakaten und im Werbemateral der Friedensuniversität mit zahlreichen Bildern herausgestellt, fast als sei er der Veranstalter. Hier eine Abbildung von S. 20 des Prospektes: Friedensuniversität, 1. September bis 1. Oktober 1995, Potsdam - Berlin, Festival und Sommeruniversität, Archiv BERLINER DIALOG
Konferenzerfahrene Mun-Mitarbeiter
Neuerdings sind auch drei profilierte Helfer und Mitarbeiter der
Mun-Bewegung bei der Friedensuniversität hervorgetreten:
Heile Welt: Gregorios referiert mit Brück und Huth
Inzwischen kam es zur eindeutigen Distanzierung einer ganzen Reihe
zunächst aufgeschlossener Prominenter von dem Projekt: wegen
unbeantworteter Fragen nach dem Finanzgebaren; wegen fragwürdiger
personeller Verbindungen und nicht zuletzt wegen harter antikirchlicher
Ausfälle des Organisators im Vorfeld des Festivals. Um so mehr
muß verwundern, daß das Festival nicht ohne kirchliche
Begleitung ablaufen wird. Mit zwei "kirchlichen Beauftragten" als
"Referenten" (!) ist die "Ev. Kirche von Hessen und Nassau" im offiziellen
Programm vertreten. Der neu berufene Beauftragte der EKHN für
Weltanschauungsfragen, Dr. Huth, 1992 hervorgetreten als Referent beim
Kongress der militanten Vishwa Hindu Parishad (VHP) in Frankfurt, wird laut
Programm mit von Brück, Mar Paulos Gregorios, Pir Vilayat Inayat Khan
und Gabriele Krone-Schmalz am 8. 9. im "Zirkus Tempodrom" dozieren und
diskutieren über "Heile Welt: Möglichkeit oder Illusion".