"Religiöse Wiedergeburt" und die Ausbreitung von Sekten und Kulten in Rußland

von Wladimir Fjodorow

Inhalt

  1. Eine kurze Übersicht über die Situation in St. Petersburg im Frühjahr 1995
  2. Scientology-Bücher in der Bibliothek
  3. Schulen und Munbewegung
  4. Die Einheit der Kirchen und die "Vereinigungskirche"
  5. Jehovas Zeugen im Pionierpalast
  6. Hausgemachte Sekten und russische "neue Religionen"
  7. Der Buchladen als Eingang zum esoterischen Dschungel
  8. Hochschulsituation
  9. Registrierte religiöse Vereinigungen
  10. Medien in St. Petersburg sind aufgewacht
  11. Rechte Verschwörungstheorien
  12. Das Zentrum "Dialog Die Newskij-Perspektiven" untersucht die Hintergründe
  13. Anmerkungen

Eine kurze Übersicht über die Situation in St. Petersburg im Frühjahr 1995

In jüngster Zeit wird viel von einer "Wiederbelebung des religiösen Lebens" in Rußland gesprochen. Diese kurze Übersicht maßt sich nicht an, dies Phänomen analysieren zu können. Was auch immer sich hinter dem Begriff "religiöse Renaissance" verbirgt, was auch immer die diesem Vorgang zugrundeliegenden Kräfte sein mögen, es kann nicht bezweifelt werden, daß tatsächlich viele neue religiöse Gemeinschaften auf den Plan getreten sind. Man sollte auch beachten, daß sich in den letzten fünf Jahren die Zahl der orthodoxen Gemeinden vervierfacht hat.

Aber dieser Bericht beschäftigt sich mit einigen der Sekten, Kulte, Religionen, paraund pseudo-religiösen Gruppen, Schulen und Bewegungen, die in Rußland absolut neu sind. Einige von ihnen sind schon offiziell als religiöse Organisationen anerkannt, andere haben bisher die Form von medizinischen oder pädagogischen Einrichtungen angenommen.

Scientology-Bücher in der Bibliothek

Jüngst wurde ein Dianetik-Zentrum in St. Petersburg eröffnet und von einer Zeitung enthusiastisch begrüßt, die von Oberschul-Ausbildern für Elektronik herausgegeben wird 1). L.R. Hubbard wird darin als Autor dargestellt, dessen Schriften in Rußland bisher unterdrückt worden sind und dessen Methode höchlichst zu preisen ist. Eine andere Zeitung gibt der Direktorin des Zentrums, Frau G. Schurinowa, Gelegenheit zu der Behauptung, daß das Internationale DianetikZentrum in Moskau "mit der Genehmigung und dem Segen" der medizinischen Autoritäten arbeite und sich der Protektion der Regierung erfreue 2).

Das Buch "Dianetik" wird in zentralen Bücherläden verkauft (und zu einem beachtlichen Preis gekauft!); Scientologen schenken die Bücher öffentlichen Bibliotheken, wo sie normalerweise als "spirituelle Literatur" betrachtet und dementsprechend in die Regale eingeordnet werden. Zwar hat es einige kritische und wachsame Artikel in Zeitungen der Stadt gegeben, aber das reicht gewiß nicht aus. (Anm. der Redaktion: Vgl. hierzu unseren Artikel in vorliegendem BERLINER DIALOG Nr. 2, S. 14)

Schulen und Munbewegung

Äußerst aktiv sind die Mitglieder der Munbewegung ("Munies"). Sie schienen zunächst ihre Aktivitäten in die Peripherie verlegt zu haben, z.B. in die Kalmückische Republik, wo das amtliche Ausbildungsprogramm für Religionslehrer von Mitgliedern der Munbewegung ausgearbeitet worden ist. Aber das Gerücht geht um, daß das städtische Erziehungskomitee in St. Petersburg ein Abkommen mit der Munbewegung für ein Programm zur Umschulung von Oberschullehrern als Religionslehrer in Betracht ziehe. Daher sieht sich unser Zentrum jetzt veranlaßt, für die Presse eine Reihe von Artikeln über Munismus bereitzustellen.

Vor einigen Jahren pflegten die Mitglieder der Munbewegung ihre Hilfe beim Unterricht in englischer Konversation an fast jeder Oberschule mit Schwerpunkt Englisch anzubieten. Den besten Schülern winkten praktisch kostenlose Reisen zu Seminaren auf der Krim und in Litauen (mit der Aussicht, auch in die USA zu kommen). Während viele Schulen dies Angebot annahmen, schien die Munbewegung mit der Effektivität dieser Seminare doch unzufrieden zu sein und deshalb ihre Aktivitäten in Provinzstädte zu verlagern.

Heutzutage jedoch halten sie ihre Sitzungen in einem großartigen Palast in der Nähe der Eremitage mit Blick auf die Newa ab; für ihre Seminare mieten sie Residenzen in vorstädtischen Kurorten und bieten den Teilnehmern gutes Essen umsonst. Ein Ingenieur, der mit ökumenischen Initiativen liebäugelt und schon verschiedene religiöse Gemeinschaften und interkonfessionelle Zusammenkünfte besucht hat, erzählte mir, daß er an Seminaren der Munbewegung teilgenommen habe wegen der kostenlosen Mahlzeiten und weil er "sich angezogen fühlte schon von dem bloßen Namen -Vereinigungskirche'" (Anm. der Red: "Vereinigungskirche" - so lautet die Bezeichnung des religiösen Arms der Munbewegung).

Die Einheit der Kirchen und die "Vereinigungskirche"

Man sollte beachten, daß das Versagen der Christen, Einheit herbeizuführen, ein Problem ist, das viele junge Leute irritiert, die nach einem religiösen Selbstverständnis suchen; ihr Mißtrauen dem Christentum gegenüber wird wiederum von der Munbewegung geschickt ausgenutzt.

Die Munbewegung nutzt die Idee der christlichen Einheit zu ihren Zwecken aus, indem sie die Menschen über ihre Ziele in die Irre führen. Vor kurzem fand in St. Petersburg eine Lehrerkonferenz statt, auf der den Teilnehmern das Lehrbuch "Meine Welt und ich - Der Weg zur Einheit" angeboten wurde als ein "Kurs in den Prinzipien moralischer Vervollkommnung von Schulkindern auf der Basis der ethischen Lehren der Weltreligionen".

Das Buch wurde von der Unification Movement Foundation ("Stiftung der 'Vereinigungsbewegung'") für Bildungsprogramme zusammengestellt und veröffentlicht. Das oberflächlich gesehen ganz akzeptable Lehrbuch verschleiert die Absicht der Herausgeber, in das staatliche Erziehungssystem einzudringen. Es wäre unfair und fruchtlos, das Lehrbuch als schlecht zu bezeichnen. Es ist heute das einzige Lehrbuch dieser Art im Lande. Was dagegen jetzt nützlich sein kann, ist die Information über Mun und seine Sekte 3). Und die sicherlich drängendste Aufgabe wäre als Alternative die Zusammenstellung und Veröffentlichung eines ökumenischen Lehrbuches. Da die Idee der Einheit der christlichen Kirche selbst gehört, sollte sie nicht den Mun-Anhängern überlassen werden.

Jehovas Zeugen im Pionierpalast

In einem Gespräch mit einer jungen Zeugin Jehovas begründete sie ihre Unzufriedenheit mit dem Christentum und ihre Ablehnung der Kirche hauptsächlich mit interkonfessioneller Zwietracht und gegenseitigen Schuldzuweisungen (insbesondere zwische Orthodoxen und Katholiken). Außerdem hielt sie nationale politische Konflikte für durch religiösen Streit verursacht. Unglücklicherweise ist diese Fehleinschätzung eines der am festesten gegründeten Vorurteile der Massenmeinung.

Neuangeworbene bei den Zeugen Jehovas werfen der orthodoxen Kirche und dem Klerus mangelnde Bereitwilligkeit vor, ihre Zeit interessierten Laien zu widmen, oder ihre Unfähigkeit, einige ihrer Fragen bezüglich der Bibel zu beantworten, sowie das Fehlen von Weiterbildungskursen für Laien etc. 4)

Die Zeugen Jehovas versuchen diesen Mangel auszugleichen. Zum Beispiel überläßt die Staatsschule Nr. 195 sonntags von 10 bis 12 Uhr ihren Raum einer Versammlung der Zeugen Jehovas für ihre Treffen. Komisch daran ist, daß einige der Leiter der früheren Pionier-Häuser (die jetzt "Häuser für Kreative Aktivitäten von Schulkindern" heißen) und Schulen den Zeugen Jehovas ihre Tür aus Unkenntnis öffnen, weil sie sie für Angehörige einer christlichen Konfession halten.

Fairerweise sollte man zugeben, daß Besucher die Höflichkeit, Gastfreundlichkeit und Aufmerksamkeit zu schätzen wissen, die die Zeugen Jehovas Neulingen entgegenbringen und die in scharfem Gegensatz zu der Atmosphäre in einer herkömmlichen orthodoxen Gemeinde stehen.

Gefährlich ist auch, daß die Zeugen Jehovas in Waisenhäuser etc. eindringen. Eine Lehrerin an einem solchen "KinderHeim" überredete die Kinder zum Eintritt in ihre Gemeinschaft, indem sie die Orthodoxie jeder möglichen Sünde bezichtigte und den Kindern sogar verbot, orthodoxe Kirchen zu betreten.

Der Enthusiasmus der Sektenangehörigen ist bewundernswert. Sie gehen von Haus zu Haus, klingeln an jeder Tür, führen Glaubensgespräche mit Fremden und verteilen ihre Literatur. In dieser Hinsicht sind sie unvergleichlich.

Im Sommer 1993 konnte es sich die Organisation (mit bis zu 70 000 Mitgliedern) leisten, das größte Stadion in St. Petersburg für einen internationalen Kongreß der Zeugen Jehovas zu mieten; es gab auch mehrere Einsätze der Zeugen Jehovas in der Umgebung der Stadt. Die Behörden versuchten die Veranstaltung nicht nur nicht zu verhindern, sondern gewährten ihr im Gegenteil sogar Unterstützung.

Hausgemachte Sekten und russische "neue Religionen"

Eins der schmerzlichsten Probleme ist die Entstehung verschiedener neuer, spezifisch russischer Gruppen wie des "Mutter-Gottes-Zentrums", der sogenannten "Großen Weißen Bruderschaft" oder einer neu-heidnischen Gruppe russischer Magier. Das "Mutter-Gottes-Zentrum entstand unter der Flagge der Verehrung der "Gottesgebärerin", ihre Gründer rühmen sich IHRER besonderen Offenbarungen. Um Anhänger aus dem Kreis der orthodoxen Gläubigen und potentielle Neophyten zu gewinnen, haben sie eine Kampagne gegen die Orthodoxe Kirche eröffnet, in der sie deren Hierarchie der Zusammenarbeit mit dem KGB bezichtigen.

Auf die gleichen Argumente verlassen sich die Ideologen der Weißen Bruderschaft, einer Sekte, der es gelungen ist, auf bizarre Weise die Behauptung, ihre Leiterin, eine gewisse Maria Zwigun (eine ehemalige Komsomol-Funktionärin), sei eine Inkarnation Jesu Christi, mit Elementen östlicher Kulte zu verbinden. Bis gegen Ende 1993 waren die Aktivitäten dieser Sekte provokatorischer und berüchtigter als die irgendeiner anderen Sekte. Ihre aktiven Mitglieder pflegten Portraits von "Maria Devi Christos" und Propagandaschriften an Hauswände und in der U-Bahn anzukleben. Da sie einen unlöslichen Klebstoff verwendeten, finden sich Spuren ihres Vandalismus überall in der Stadt. Dieser Sekte hat sich eine große Zahl von spirituell interessierten jungen Leuten aus gutem Hause (die sie in erster Linie ansprachen) angeschlossen, von denen viele ihren Besitz (manchmal Eigentumswohnungen) verkauften, um die Sekte zu unterstützen. Nach den Unruhen jedoch, die sie in Kiew im November 1993 verursachten, und wegen der Gefahr von Massenselbstmorden wurden die Führer von den Behörden der Ukraine verhaftet, woraufhin die Aktivitäten der Sekte nachließen.

Es ist erwähnenswert, daß einige der Anhänger der Sekte beitraten, nachdem sie vorher Kick-Boxen oder andere östliche Kampfsportarten betrieben haben. Bemerkenswerterweise brauchten sie nach ihrer "Bekehrung" nicht mehr für ihr Training zu bezahlen.

Man sollte auch erwähnen, daß östlicher Kampfsport jeder Provenienz zur Zeit in St. Petersburg höchst modern ist. Plakate an jedem Laternenpfahl rufen auf zum Beitritt zu irgendeiner "östlichen" Gruppe. Meist sind diese Gruppen stark ideologisch eingefärbt.

Der Buchladen als Eingang zum esoterischen Dschungel

Man kann sich einen allgemeinen Eindruck von der religiösen Situation in St. Petersburg verschaffen, wenn man sich nur einmal die Abteilung für philosophische und religiöse Literatur im zentralen Buchladen ansieht. Das Angebot an Büchern bewegt sich in folgenden Proportionen: 20 Prozent der Bücher befassen sich mit Soziologie, Kultur, traditioneller Philosophie und Psychologie (hauptsächlich psychoanalytischer Art) plus drei oder vier Bücher über russische Religionsphilosophie; gerade einmal 5 Prozent sind christliche Literatur (die Heilige Schrift, Theologie, Geschichte - zumeist Geschichte der Orthodoxie). Die restlichen 75 Prozent (!) sind Bücher über Magie, Okkultismus, Theosophie, Anthroposophie, Buddhismus, Yoga (sogar "Russischer Yoga"!), Krishnaismus, Bahaismus, Roerichs Anhänger aller Schattierungen usw. Und ausgerechnet diese Art von Literatur verkauft sich auch am besten. Immer auf Lager sind die Werke der Okkultisten Helena Petrowna Blavatsky, P. Ouspenski und Castaneda, und Bücher über Tarot, Kabbala und dergleichen. Es gibt auch mehrere Läden speziell für esoterische Literatur.

Hochschulsituation

Nun besuchen wir einmal eine per Zufall ausgewählte höhere Lehranstalt, zum Beispiel die historische Fakultät der Staatsuniversität. Unter den Aushängen dort sind drei mit Ratschlägen für die Gestaltung der Freizeit. Eine davon ist das Programm eines guten Theaters, die anderen beiden stammen von Sekten. (Die Spirituelle Liga "Thesaurus" lädt zu wöchentlichen Meditationen ein, und die Schule der Spirituellen Wiedergeburt, getragen von der "Kontinentalen Akademie der Kreativen-Regelwidrigkeiten", bietet einen praktischen Kurs "Wie man erfolgreich ist".) Eine christliche (orthodoxe) Studentengemeinde existiert zwar formell, hat aber keine eigene Kirche (das Universitätsmuseum hat das Lokal bisher nicht geräumt) und versucht auch keine Aktivität außerhalb des Gottesdienstes.

Am Sitz der Künstler-Union fand ein Treffen mit "Wissarion" statt, einer "neuen Inkarnation Christi", wie er sich selber nennt 5). Eine Anzeige in der Staatlichen Öffentlichen Bücherei lädt den Betrachter zur Teilnahme an einer Zusammenkunft von Rosenkreuzern im AlexanderPuschkin-Erinnerungs-Museum ein. Es gibt auch verschiedene Hochschulen, die ganz offiziell anthroposophische Lehrmethoden anwenden, ihre Zahl wächst noch.

Registrierte religiöse Vereinigungen

Gemäß dem Halbjahresbericht 1993 hat die städtische Justizbehörde als "religiöse Vereinigungen" (zusätzlich zu den oben erwähnten) ins Register eingetragen: die Christus-Kirche-an-der-Newa, die Christus-Kirche, die Kirche des Lebendigen Wortes "Hosianna", die Bruderschaft der Satya-Sai-Baba-Geweihten, die (charismatische) "Christliche Vineyard Fellowship", und die Neuapostolische Kirche.

Außerdem gibt es einige andere, die als "soziale Organisationen" eingetragen sind, z.B. ein St. Petersburger Zentrum der Brahma Kumari World Spiritual University, ein Sri-Chinmoy-Zentrum, das Spirituelle Zentrum "Ischwara", eine Stiftung für Religiöse Medizin, eine Stiftung für Alternative Heilmethoden, eine Stiftung der Anthroposophischen Gesellschaft "Michail Lomonossow", eine Gesellschaft für Vedische Kultur, eine Spirituelle Bildungs-Gesellschaft "Heiligtum", die Meister-Ramina-Garajew-OrdensMission "Schwarzer Lotus".

Unter den registrierten Sekten gehören die Mormonen zu den aktivsten. Sie versuchen nicht nur, Ungläubige an sich zu binden, sondern auch Menschen mit traditionellem Glauben, wobei sie die Vorstellung erwecken, daß die Mormonen eine universell-religiöse Gemeinschaft seien. 6)

Er erübrigt sich, zu erwähnen, daß einige Gesellschaften ohne solche Eintragung arbeiten, außerdem gibt es andere religiöse und pseudoreligiöse Gruppen, deren Namen keine solchen Rückschlüsse erlauben.

Medien in St. Petersburg sind aufgewacht

In den Massenmedien der Stadt ist die Situation nicht so schlimm. Sie verschaffen den Sekten keine Publicity; ganz im Gegenteil sind ihre Erwähnungen der Sekten normalerweise ablehnend. Die ersten Schritte unseres Christlichen Forschungs-Zentrums für Neue Religiöse Bewegungen wurden von der Presse begrüßt und ermutigt.

Prof. Dr. Johannes Aagaards Vorträge an der Orthodoxen Akademie St. Petersburg wurden in den Zeitungen wohlwollend besprochen. 7) Fernsehen und Radio tragen manchmal auch zur Entlarvung der Sekten bei (im Fernsehen gab es einen Film und im Radio eine Reihe von Sendungen über die Weiße Bruderschaft).

Rechte Verschwörungstheorien

Ein besonderes Thema ist die Freimaurerei, besser: die Angst vor der Freimaurerei in Rußland. Viele Leute sind überzeugt, daß freimaurerische Gesellschaften aktiv und wirksam Einfluß in Rußland ausgeübt und letztlich die russische Geschichte im zwanzigsten Jahrhundert bestimmt haben. Für Rußland eigentümlich ist die Idee, daß die Freimaurerei unmittelbar mit dem Zionismus zusammenhänge, und die Vorstellung von einer jüdisch-freimaurerischen Verschwörung ist verbreitet. Der Gedanke, daß eine "jüdische Freimaurerei" eine "Gefahr" darstelle, wird von vielen nationalistischen Organisationen und Individuen verbreitet. Die Gesellschaft "Pamyat" bildet nur einen Flügel dieser Bewegung.

Das Zentrum "Dialog Die Newskij-Perspektiven" untersucht die Hintergründe

Das Christliche Interdisziplinäre Zentrum für das Studium Neuer Religiöser Bewegungen "Dialog - die Newskij Perspektiven", das Mitglied des Internationalen Dialog-Zentrums in Aarhus ist, engagiert sich an all diesen Problemen.

Gemäß einer Analyse unseres Zentrums scheint die Ausbreitung von Sekten und Kulten in Rußland (und insbesondere in St. Petersburg) außer den Gründen, die auch für westliche Länder gelten (Unzufriedenheit mit dem Leben, wie es ist; schlechte Anpassung; Hoffnung auf neue Aussichten in einer neuen Kultur; kurz: eine Art Realitätsflucht), einige ganz spezielle Gründe zu haben.

Dazu gehören:

Wir glauben, daß die Wege zur Lösung dieser Probleme folgendermaßen aussehen sollten:

Das wichtigste aber ist immer noch, daß die traditionellen christlichen Kirchen an ihrer aktiven Mission festhalten sollten: kirchlicher Unterricht, Bibelschulen, Erneuerung des kirchlichen Lebens in den Gemeinden, Diakonie, Arbeit mit jungen Leuten und - überaus wichtig - ökumenische Ausrichtung. All dies ist für das heutige Rußland sehr schwierig, aber unter der Bedrohung durch den Fundamentalismus wird diese Aufgabe besonders drängend. (Übersetzung: Guntram Thilo, Berlin)

Erzpriester Prof. Dr. W. Fjodorow
ist Direktor des Instituts für Missiologie, Ökumene und neue religiöse Bewegungen an der Geistlichen Akademie der Russisch-Orthodoxen Kirche in St. Petersburg und Mitbegründer des Christlichen Interdisziplinären Zentrums für das Studium Neuer Religiöser Bewegungen "Dialog Die Newskij Perspektiven", das Mitglied des Dialog Center International (DCI) in Aarhus ist.


Anmerkungen

1) Swijazist, Bontsch-Bruewitsch Institut, 12. 11. 1993

2) Wenn der Geist den Körper regiert, Smena, 10. 3.1994

3) Ein Artikel von A. Schtschipkow, einem Journalisten aus St. Petersburg, "Übernationale Sekten und Gorbatschow" wurde in der Wochenschrift "Nowoje Wremja" (Neue Zeit) vom 31. 3. 1994 veröffentlicht.

4) In diesem Zusammenhang meine ich, daß die Bibelschulen, die einige protestantische Gruppen organisieren, für die Orthodoxie eher hilfreich als nachteilig sind. Daher scheint es mir eine Übertreibung zu sein, wenn man die Aktivitäten einiger protestantischer und - in noch größerem Maße - katholischer Missionare als aggressive Proselytenmacherei gegenüber der Orthodoxie hinstellt. Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß wir nach neuen Wegen der Zusammenarbeit suchen sollten.

5) siehe I. Stepanowas Artikel in Wetschernii Peterburg vom 25.8.1993.

6) Sie wurden wohlwollend erwähnt in dem Journal "Druzhba Narodow", 7, 1993, S. 166175.

7) P. Solowei: "Nur ein Prozent der Dänen sind Sektenangehörige, aber sie wollen alle beeinflussen", Tschas Pik, Nr. 11, 23.3.1994; I. Stepanowa: "Die Mormonen haben eine gute Religion erfunden! (Seelenfänger)", Wetschernii Sankt Peterburg, 23.2.1994. Zurück zum Inhaltsverzeichnis