Werden Kinder in rumänischen Waisenhäusern zu
Ananda-Marga-Missionaren ausgebildet?
Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus 1989 haben die Medien weltweit bekanntgemacht, welches ökonomische und soziale Desaster die Rumänen während der letzten 45 Jahre unter dem kommunistischen totalitären Regime durchmachen mußten. Erst jetzt bemerkte die Welt (einschließlich der meisten Rumänen), was für ein schreckliches Leben tausende von Waisen und verlassenen Kindern in den öffentlichen Waisenhäusern und ähnlichen Einrichtungen in Rumänien zu ertragen hatten.
Schon im Dezember 1989 boten eine Menge ausländischer Wohltätigkeitsorganisationen ihre Hilfe an, um das Leben dieser armen Kinder zu verbessern. Alle diese Organisationen, ohne jeden Unterschied, wurden offiziell als legale Kinderhilfsorganisationen anerkannt und registriert. Unter ihnen war "AMURT Schweiz" (Ananda Marga Universal Relief Team), die am 24. 7. 1990 durch die Bukarester Gerichtsentscheidung Nr. 1920 in Gestalt von "AMURT Rumänien" als eine humanitäre Hilfsorganisation, die für rumänische verlassene Kinder arbeitet, anerkannt wurde. Einem offiziellen Brief vom 10. Mai 1994 zufolge erlaubte das rumänische Gesundheitsministerium, daß "AMURT Rumänien" zwei Schulen inklusive Internat in dem Dorf Domnesti betreibt, die eine Einrichtung nicht weit von Bukarest und die andere in Panatau (Buzau-Kreis), in einer Gebirgsgegend, sowie zwei Kindergärten in Bukarest, von denen der eine sich "Morgenröte" nennt 1).
Im Dezember 1993 wurde bei der "Rumänischen Liga für die Verteidigung der Rechte der Kinder" (LDCR) angezeigt, daß eine ernsthafte Kindesmißhandlung vorgekommen sei, die das Kind Iosif Mina betraf, einen Jungen, der an chronischer Hepatitis leidet. Er war Patient eines öffentlichen Krankenhauses in Iasi und wurde in das "AMURT"-Waisenhaus im Panatau-Dorf überwiesen. Die Überführung wurde durch "AMURT" ungesetzlicherweise ausgeführt, indem offizielle Papiere gefälscht wurden und einige Beamte durch die rumänischen Mitglieder von Ananda Marga bestochen wurden.
LDCR sandte Beschwerden über diesen Vorgang an die Beteiligten und Zuständigen und begann, den Fall von Iosif Mina und die Aktivitäten von AMURT zu untersuchen. 2) Bald stellte sich heraus, daß die normale medizinische Behandlung für ihn durch seine neuen Aufsichtspersonen beendet wurde und daß er stattdessen sogenannte "holistische medizinische Behandlung" erhielt, vor allem in Form von "Homöopathie" und einer strikt vegetarischen Diät. Zusätzlich zu dieser neuen "medizinischen Behandlung" mußte er an tantrischen Meditationssitzungen im Kindergarten "Der Morgen" in Bukarest teilnehmen. 3)
Weitere Informationen über AMURT erreichten uns aus Zürich, Schweiz, wo AMURT Geld für die rumänischen Kinder sammelte. Auskunftsstellen waren u.a. die Regionalpolizei in Zürich und die Theologische Fakultät Zürich und natürlich die Dialog Center ringsum die Welt. Die Informationen, die wir bekamen, bestätigten, daß AMURT ein Zweig von Ananda Marga (AM), einem gefährlichen Kult ist, der des internationalen Terrorismus angeklagt wird. 4) (Wir danken bei dieser Gelegenheit besonders dem Dialog Center International Aarhus für die Informationen, die uns diesbezüglich übermittelt wurden).
Mantra-Meditation im Kinderheim
Was die Aktivitäten von Ananda Marga mit den Kindern betrifft, gibt es bei
ihnen eine Art "geistige Taufe" für die neugeborenen Kinder. Dabei wird
gereinigtes Wasser über sie verspritzt und Brahma über ihnen angerufen. Im
Alter von fünf Jahren müssen die Kinder mit einem Meditationsprogramm
beginnen. 5) Dies bestätigte sich bei einem nicht angekündigten,
überraschenden Besuch einiger Mitglieder von LDCR im Kindergarten "Der
Morgen". Wir fanden dort über fünfundzwanzig Kinder (unter sieben Jahre alt)
in einer Meditationsstunde. Sie saßen in einem Kreis in Yoga-Positur,
starrten auf die Flamme einer Kerze und wiederholten ständig ein besonderes
Mantra.
Als er einzeln angesprochen wurde, bestätigte Iosif Mina, daß er gezwungen wurde einige Verse in einer fremden Sprache zu wiederholen, die er nicht versteht. Unglücklicherweise ist Iosif nun, nach anderthalb Jahren, völlig integriert in die Ananda Marga Organisation und ist ihren kultischen Vorschriften gegenüber gehorsam geworden.
Als ein Versuch, vorzutäuschen, daß sie entsprechend den rumänischen östlichorthodoxen Traditionen handeln, werden die Kinder in der Ananda Marga-Schule in Domnesti andererseits zu den örtlichen Gottesdiensten am Sonntag mitgenommen. Einige der Kinder sind sogar vom örtlichen orthodoxen Priester getauft worden.
Betrug, Täuschung und Empfehlungsschreiben
In den örtlichen und nationalen Zeitungen wurde eine Informationskampagne begonnen, um die Aktivitäten von Ananda Marga in Rumänien zu enthüllen. 6) Als Ergebnis sind die Aktivitäten zwar zurückgegangen, aber nicht ohne Probleme für uns. LDCR hat einige internationale Organisationen wie UNICEF, den Europarat, das Komitee der Vereinten Nationen für Menschenrechte in Genf, die Vereinigung Defense des Enfants International Genf, etc., 7) wegen der Mißhandlung rumänischer Kinder durch Ananda Marga angesprochen. Wir haben uns dabei stets bezogen auf Artikel 14, Punkt 1 und 2 der Konvention der Vereinten Nationen ie Rechte von Kindern betreffend, wo es u.a. heißt "alle Staaten werden die Rechte der Kinder betreffend Freiheit des Denkens, des Gewissens, der Religion usw. respektieren". In vielen Artikeln, die in rumänischen Zeitungen veröffentlicht wurden, haben wir eine Menge des Schwindels von Ananda Marga bloßgestellt. Z.B. haben wir Plakate entdeckt, die in der Schweiz und in Deutschland zum Geldsammeln auf das Konto des Schweizer Zweigs von AMURT verwandt werden. Diese Plakate erwähnen nicht, daß sie mit AMURT zu tun haben, sondern nennen eine andere Organisation "Leben für Alle", welche es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Die Plakate beziehen sich auf das Projekt von AMURTs Waisenhaus in Panatau und zeigen Iosif Minas Bild. 8)
Ebenso kam heraus, daß das Grundstück, wo das Panatau-Waisenhaus gebaut wurde, in ungesetzlicher Weise in Anspruch genommen wurde. Es gab auch Beschwerden über die Werbeaktivitäten von AMURT unter den Schulkindern in diesem Dorf. 9)
Am 11. März 1995 gab das staatliche rumänische Fernsehen eine interessante Bekanntmachung der Polizei weiter. Es wurde das Bild eines rumänischen Mitglieds von AMURT gezeigt, der des Betrugs an einer Menge von Bürgern beschuldigt wurde. Der Kommentar fügte hinzu, AMURT sei der Zweig eines gefährlichen Kults, dem internationaler Terrorismus vorgeworfen werde.
Offensichtlich irritiert durch die vielen Enthüllungen in der Presse und dem langsamen Niedergang des Ausbreitungsprozesses in Rumänien, hat Herr Bhola Sha, der Führer von AMURT in der Schweiz, eine Pressekonferenz in Rumänien abgehalten. Er versuchte zu zeigen, daß AMURT nicht zu irgendeinem Kult gehört, aber er wurde von den Reportern ausgelacht, die anwesend waren. 10)
Darum hat die gemeinnützige AMURT jetzt ihre Politik geändert und hat begonnen, an Zeitungen, Institutionen und die Polizei einen Haufen von Verleumdungsbriefen zu senden, in denen nun angebliche Mißhandlung durch die LDCR behauptet wird. 11)
Im Juni 1994 verklagte AMURT LDCR wegen Verleumdung und behauptete, moralischen Schaden in Höhe von 3.000 US$ erlitten zu haben (was eine riesige Summe in Rumänien ist, wenn man weiß, daß das durchschnittliche monatliche Gehalt in Rumänien zwischen 60 und 80 US$ beträgt). Der Prozeß ist noch im Gange.
AMURT gab sich alle Mühe, um zu beweisen, daß alle ihre Aktivitäten in Rumänien legal seien und daß sie eine Menge konkreter Dinge für die rumänischen Waisen getan hätten,aber auch alternative Heilungskurse (auch an Universitäten) etc. 12) Sie zeigten Dankesbriefe vor, die sie wegen ihrer wohltätigen Aktivitäten von offiziellen Stellen in Somalia, Süd Afrika, Kroatien, Rußland, Rumänien usw., erhalten haben. Einer dieser Dankesbriefe aus Süd-Afrika ist sogar von Präsident Nelson Mandela unterschrieben.
In ihrer Verteidigung behauptet AMURT das Recht des freien Willens, der freien Äußerung und der Menschenrechte für die Kinder sei gewahrt. In einer fremdartigen und verdrehten Weise benutzen sie die Argumente der LDCR, um ihr eigenes Anliegen vorzutragen.
Weil sie wissen, daß sie große finanzielle Unterstützung haben, und weil sie in der Lage sind, fast jeden in einem armen Land wie Rumänien zu bestechen, kann man sich leicht vorstellen, daß es nicht so leicht ist, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, angesichts all der oben genannten Punkte.
Warum wir Hilfe brauchen
In Rumänien gibt es noch kein Dialog Center, das Organisationen wie LDCR
Unterstützung geben könnte bei der Auseinandersetzung mit den wachsenden
Aktivitäten von New Religious Movements, und es gibt keine finanziellen
Möglichkeiten, um solchen Gruppen zu begegnen. Es ist auch noch keine
Literatur erhältlich und es gibt bisher keinerlei Erfahrungen in solch einem
Dienst. Wir haben jede Menge Briefe an spezialisierte Institutionen im
Westen ausgesandt, in denen wir um Hilfe baten in unserem Kampf mit Ananda
Marga, in der Hoffnung, daß sie uns vielleicht helfen könnten, wenigstens in
dem sie uns Material zusenden würden. Aber unglücklicherweise haben wir
bisher wenig Antwort erhalten. Für solches Schweigen gibt es für uns keine
einleuchende Erklärung. Das Ergebnis ist aber im Moment jedenfalls, daß
Kulte wie Ananda Marga sich rapide in Rumänien ausbreiten.
Wir in Rumänien brauchen unbedingt die Hilfe von erfahrenen Organisationen im Ausland auf diesem Gebiet. Die Gefahren, die die Zukunft bringen kann, dürfen nicht ignoriert werden. Im Übrigen: Eines Tages werden die jungen Missionare, die von Ananda Marga in Rumänien trainiert worden sind, die westlichen Länder des vereinten Europa "besuchen" und werden tun, was sie in den rumänischen Trainingslagern von Panatau und Domnesti gelernt haben. Es ist u.E. kein Rätsel, warum Ananda Marga besonders verlassene Kinder sucht. Sie können leicht manipuliert werden durch ihre neuen Erzieher. Möglicherweise hört sich dies zu düster an, aber erinnern sie sich an die früheren Taten von Ananda Marga in Indien, Neuseeland, Australien etc. Möge Gott uns helfen, den guten Kampf zu kämpfen, so lange wie es noch möglich ist.
Übersetzung: Thomas Gandow
Gheorghe Samoila, 40,
Rumänienkorrespondent des BERLINER DIALOG, trug diesen Bericht und
Appell um Hilfe beim Internationalen Sommerseminar des DCI über
"Outbursts of Occult Authoritarianism" in Skade/ Dänemark, 10. - 15.
Juli 1995, vor. Samoila ist einer der bekannten rumänischen
Journalisten und Vorstandsmitglied der "Rumänischen Liga für die
Verteidigung der Rechte der Kinder" (LDCR), die sich für den Kinder-
und Jugendschutz in Rumänien einsetzt.
Kontaktaufnahme und Vermittlung von Hilfe über DCI/Berlin, Heimat 27, D-14165 Berlin.
Foto: Ute Gandow
2) "Eventimentul", Iasi, 11. 4. 1994, Seite 4.
3) "Monitorul", Iasi, 5. 5. 1994, Seite 1; ebenda, 11 - 12. 6. 1994, Seite 4; ebenda, 27. - 28. 8. 1994, Seite 1; "Romania libera", Bukarest, 31. 8. 1994, Seite 9.
4) Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen, Herder-Verlag, Freiburg im Breisgau, 1990, Seite 42, Handbuch Religiöse Gemeinschaften, Gütersloher Verlagshaus, 1993, Seite 676-685; "The Illustrated Weekly of India", 23. 5. 1982, Seite 12-13, ebenda 27. 10. 1985; "India Today", 31. 5. 1982, Seite 108-111.
5) Der Gründer von Ananda Marga, P.R. Sarkar, erklärte: "Ein Zweig von Ananda Marga ist die Education Relief and Welfare Section (ERAWS), gegründet im April 1970. AMURT wurde von AM geschaffen um Hilfe zu verwalten und sie bereit zu halten für Katastrophenopfer in anderen Ländern als Indien" (Ananda Marga and Progressive Utilisation Theory, german edition, Seite 233); ebenso: "Durch sein soziales Dienstsystem gewinnt Ananda Marga neue Anhänger" (ebenda, Seite 239).
6) "Opinia", Iasi, 23. 9. 1994, Seite 1; ebenda 7. 11. 1994, Seite 1; "Romania libera", Bukarest, 7. 9. 1994, Seite 16; "24 ore", Iasi, 28. 11. 1994, Seite 1; "Evenimentul zilei", Bukarest, 25. 11. 1994, Seite 3; ebenda 27. 11. 1994, Seite 16.
7) UNICEF Courier, Information Bulletin, Bukarest, Nr. 2-3, 1994, Seite 10.
8) "Romania libera", Bukarest, 7. 9. 1994, Seite 16.
9) "Romania libera", Bukarest, 8. 4. 1995, Seite 9; "Ziua", Bukarest, 16. 12. 1994, Seite 5.
10) "24 ore", Iasi, 31. 10. 1994, Seite 8.
11) "Jurnalul national", Bukarest, 15. 11. 1994.
12) Die Erziehungsabteilung, Internationales Seminar über Präventive Erziehung für Kinder und Teenager, Busteni, 14. - 17. 11. 1992, Seite 64-66; "Realitatea banateana", Timisoara, 29. 4. 1995, Seite 5.