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BERLINER DIALOG 21, 2-2000 Michaelis

Alternativer Karlspreis im Presseecho

Gegen alle Erwartungen fand der Alternative Karlspreis ein erfeuliches Presseecho. Natürlich war auch die SO, sobald sie von der Idee Wind bekam, mit ihren Dead-Agent-Paketen zur Stelle und schaffte es, da und dort, ihre Rufmord-Informationen in die Berichterstattung einzuschleusen.

Kampf gegen Sekte
Der US-Amerikaner Robert S. Minton soll für seinen Kampf gegen die Scientology-Sekte mit dem "Alternativen Karlspreis" ausgezeichnet werden.
Der 53-Jährige ist Vorsitzender des "Lisa Mc Pherson-Trust". Die Verleihung findet am 3. Juni in der Leipziger Alten Börse statt. (epd)    taz (die tageszeitung), Berlin, 27.5.00

Mit Minton gegen Clinton
Alternativer Karlspreis für Scientology-Kritiker
Von Achim Winkel
Karlsruhe/Leipzig. Am Freitag wird US-Präsident Clinton in Aachen der Karlspreis "für den wertvollsten Beitrag im Dienste der europäischen Einigung und Gemeinschaftsarbeit, im Dienste der Humanität und des Weltfriedens" verliehen. Doch auf die feierliche Zeremonie wirft im Vorfeld eine andere Preisverleihung einen langen Schatten. In Leipzig wird am Samstag der "Alternative Karlspreis" vergeben - und das in direktem Zusammenhang zum "Original" für Bill Clinton. Empfänger des "Alternativen Karlspreises" ist Robert "Bob" S. Minton, ein millionenschwerer Banker aus dem US-Staat New Hampshire.
Der 53-jährige widmet sich seit Jahren dem Kampf gegen die umstrittene Scientology-Organisation. Die Veranstalter des "Alternativen Karlspreises", das aus namhaften Sektenkritikern bestehende "Europäisch-Amerikanische Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA", wollen mit Minton auch ein Zeichen gegen Clinton setzen. Der gilt nämlich als ausgesprochen Scientology-freundlich: Eine seiner ersten Amtshandlungen war, die US-Steuerbehörde Internal Revenue Service (IRS) anzuweisen, Scientology von der Steuer zu befreien, weil die Organisation angeblich einen "religiösen Charakter" habe. Gerüchte wollen aber nicht verstummen, dass die IRS erpresst wurde.
Clinton empfing auch prominente US-Scientologen (etwa die Schauspieler John Travolta oder Tom Cruise) und versprach ihnen, vor allem in Deutschland auf die Einhaltung der Rechte religiöser Minderheiten zu drängen. Damit war Scientology gemeint, und die Aktionen von Clinton zogen bis heute nachwirkende diplomatische Missstimmungen nach sich.
Bob Minton dagegen sorgte in den USA für einiges Aufsehen. Minton ist Vorsitzender des "Lisa McPherson Trust". Der will den mysteriösen Tod von Lisa McPherson aufklären, die vor fast fünf Jahren starb. Im Dezember 1995 war eine 38-Jährige in ein Krankenhaus im Norden von Clearwater, der Scientology-Hochburg in Florida, eingeliefert worden. Doch die Frau, Lisa McPherson, war schon tot - gestorben an Wassermangel. Die Obduktion ergab, dass sie tagelang kein Wasser mehr bekommen hatte. Zudem wies ihr abgemagerter Körper blaue Flecken, Insektenstiche und Schürfwunden auf - Indizien für einen unnatürlichen Tod.
Immer mehr Umstände des Todes von Lisa McPherson kommen jetzt aber ans Tageslicht - Umstände, die auf eine erhebliche Mitschuld von Scientology hinweisen (Lisa McPherson wollte aus der Organisation aussteigen) und vor allem in den USA ein Umdenken eingeleitet haben. Das ist für die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtete Organisation natürlich alarmierend, kann sie dort noch immer ungestört ihr Spiel treiben. Der "Alternative Karlspreis", auch wenn er in Leipzig verliehen wird, kann die Diskussion um Scientology durchaus auch im fernen Amerika beleben.   
Badische Neueste Nachrichten, Karlsruhe, 31.5./1.6.2000

Minton et al

Leipziger Bläserquartett

Li.: Hinter Bob Minton und Stacy Brooks stehend
v. l.: Gerry Armstrong, Kanada,
Prof. Alexander Dvorkin, Rußland,
Andrea Küpker, Deutschland,
Rod Keller, Herausgeber von "ARS-week in review"
Foto: Claudia Bartels

Das "Leipziger Bläserquartett"
übernahm die klassisch-musikalische Gestaltung des Festaktes mit Stücken von Mozart und Beethoven und
den Hymnen und begleitete zum Abschluß auch das gemeinsam gesungene "We shall overcome" der Festversammlung.     Foto: Claudia Bartels

Vorwurf: Scientology führt Hetzkampagne gegen Preisträger
Gegner der Organisation Bob Minton erhält alternativen Karlspreis Berlin
Die amerikanische Scientology-Organisation ist offenbar dabei, eine Hetzkampagne gegen den Preisträger des diesjährigen alternativen Karlspreis, den Scientology-Kritiker und US-Millionär Bob Minton zu führen. Das sagte der Sekten- und Weltanschauungsbeauftragte der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Pfarrer Thomas Gandow, am 31. Mai gegenüber idea. "Mit Vorwürfen, etwa angeblichen Vorstrafen wegen Wirtschaftsvergehen, versuchen die Scientologen, aus einer Anti-Scientology-Veranstaltung eine Anti-Minton-Kampagne zu machen", so Gandow, der Mitglied des Preiskomitees ist. Bei Minton handele es sich im Gegensatz zu US-Präsident Bill Clinton, der den "echten" Karlspreis in Aachen erhält, um einen bekennenden Gegner der Scientology-Organisation. So habe Clinton einen Exklusiv-Artikel für das Scientology-Magazin "Freedom" verfaßt sowie bei einem Treffen mit dem Scientologen John Travolta angeblich lobende Aussagen über das Programm des Scientology-Gründers L. Ron Hubbard gemacht. Minton hingegen, der am 3. Juni den alternativen Karlspreis in Leipzig erhält, gründete mit dem "Lisa McPherson-Trust" eine Gegenorganisation zu Scientology.
IDEA Nr. 68/2000 vom 31. Mai (Ev. Nachrichtendienst "Informationsdienst der Ev. Allianz" Deutschland)

Wegen Scientology:
Kritik am Karlspreis für US-Präsident Clinton

Von Bernd Evers
Streit um die Verleihung des Aachener Karlspreises: in diesem Jahr wird die wichtige Auszeichnung an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Bill Clinton, gehen.
"Man kann unterschiedlicher Meinung sein, was Clintons politische Leistungen oder seine persönlichen Verhältnisse angeht", sagt Pfarrer Thomas Gandow, Sektenbeauftragter der evangelischen Kirche für Berlin-Brandenburg. Was seine Haltung gegenüber Scientology betrifft, gebe es jedoch keine Zweifel: "Niemals zuvor hat es eine solche Lobbyarbeit einer Regierung für Scientology gegeben", betont Gandow.
Nicht nur, daß im ersten Amtsjahr Clintons der Organisation Steuerfreiheit eingeräumt worden sei; das Außenministerium der Clinton-Administration habe Deutschland und andere europäische Staaten auch immer wegen ihres kritischen Umgangs mit Scientology kritisiert.
Als Reaktion auf die Verleihung des Karlspreises vergibt das Europäisch-Amerikanische Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit einen alternativen Karlspreis: ihn erhält der Bankier Robert Minton, der Scientology-Opfer bei Prozessen gegen die Organisation unterstützt.
neue bildpost,Hamm, 1. Juni 2000, Nr. 23, S. 1

Streit um Millionär Minton
Ein Bürgerkomitee vergibt in Leipzig den ersten alternativen Karlspreis
und legt sich mit Scientology an
Von Thomas Schade
US-Präsident Bill Clinton erhält heute den Aachener Karlspreis. Mit der Ehrung rückt auch Leipzig ein wenig in den Blickpunkt. Denn morgen um 11 Uhr wird in der Alten Börse der Messestadt erstmals ein alternativer Karlspreis verliehen, vergeben vom "Europäisch-Amerikanischen Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA", das insbesondere totalitären Gruppen und Sekten den Kampf angesagt hat. Ihm gehören auch die Sektenbeauftragte Ursula Caberta aus Hamburg und Thomas Gandow von der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg an.
In Leipzig könnte es zur Konfrontation kommen. Denn das eher unbekannte Bürgerkomitee legt sich mit einer weithin gefürchteten Sekte an, mit Scientology. Der Streit entzündet sich am ersten Anwärter für die alternative Ehrung: an Multimillionär Robert Minton. Der 53-jährige US-Amerikaner erhält den Preis, weil er sich "mit seinem von Mut und Bürgersinn geleiteten Engagement für die von der totalitären Scientology-Organisation gefährdete Gesellschaft der USA ... verdient gemacht" habe, heißt es in der Begründung. Minton gilt als ein bedeutender Gegner von Scientology. Er finanziert Opfer und Aussteiger, die vor Gerichten mit der Sekte streiten. Rund drei Millionen Dollar hat er angeblich für seinen Feldzug schon ausgegeben. Einer Anwaltspraxis in Clearwater soll Minton über 200.000 Mark überwiesen haben. Sie will von der Sekte 144 Millionen Dollar Schadenersatz im Zusammenhang mit dem Tod der Scientologin Lisa McPherson. Die 36-jährige starb unter ungeklärten Umständen. Weil Minton der Sekte offenbar herb zusetzt, macht sie seit Tagen Front gegen seine Ehrung in Leipzig. In offenen Briefen wandte sich die deutsche Sekten-Spitze am 29. Mai an die Bischöfe der evangelischen Landeskirchen in Berlin/Brandenburg und Sachsen.

Eine Demonstration wird nicht ausgeschlossen
Vom Berliner Bischof Wolfgang Huber wird die fristlose Entlassung des Sektenbeauftragten Gandow verlangt. Er gilt als Spiritus rektor der Leipziger Veranstaltung. Die sächsische Landeskirche soll sich "von dem Vorhaben distanzieren" und an der Ehrung nicht teilnehmen.
Die Sekte nennt Minton "einen internationalen Betrüger, der Nigeria ... massivst geschädigt" habe. Bekannt ist, dass der Amerikaner reich wurde, weil er vor Jahren bei der Umschuldung von Entwicklungsländern kräftig mitgemischt haben soll. Allein aus Nigeria seien zwölf Milliarden Mark auf über 200 ausländische Konten verschwunden, und Minton sei dabei "der Hauptdrahtzieher", behauptet Scientology.
Um die Veranstaltung zu verhindern, ist die Sekte in Leipzig ziemlich aktiv geworden. Man habe die Zuständigen in der Alten Börse und in Auerbachs Keller "aufgeklärt, was da geplant ist", bestätigt Scientology-Sprecher Georg Stoffel in München. Eine Demonstration am morgigen Sonnabend schließt er nicht aus.
Der Berliner Thomas Gandow sieht die Vorwürfe gelassen. Herr Clinton erhalte die Ehrung schließlich auch trotz seiner Affäre mit Monica Lewinsky.
Sächsische Zeitung Dresden, 2.6.2000

Gandow: Keine Kritik am Lebenswandel Clintons
Dresden. Auf den SZ-Artikel "Streit um Millionär Minton" (2.6. S. 2) reagierte der Sektenbeauftragte der evangelischen Kirche Berlin/Brandenburg, Thomas Gandow: "Die Ehrung durch den 'Alternativen Karlspreis' gilt dem Bürgerrechtler und Philantropen Bob Minton und seinen Aktivitäten gegen Scientology. Anstoß für uns ist die Verleihung des Aachener Preises an US-Präsident Bill Clinton, der für seine Unterstützung gegenüber Scientology kritisiert wird. Ausführungen zum Lebenswandel des US-Präsidenten habe ich nicht gemacht." (SZ)
Sächsische Zeitung Dresden 3./4.6.2000

Engagement für die Opfer gewürdigt
Leipzig (dpa) - Der US-Amerikaner Robert Minton hat in Leipzig den erstmals verliehenen Alternativen Karlspreis erhalten. Das Europäisch-Amerikanische Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA würdigte damit das Engagement Mintons für die Opfer der Organisation Scientology. Mit dem Preis wollte das Komitee eine Alternative zur Verleihung des Karlspreises an US-Präsident Bill Clinton schaffen. Aus Sicht des Komitees ist Clintons liberale Haltung gegenüber Scientology umstritten.       dpa 3. Juni 2000

Von Personen
Robert S. Minton
Der US-amerikanische Bankier wird am heutigen Samstag in Leipzig mit dem "alternativen Karlspreis 2000" ausgezeichnet. Minton erhalte die undotierte Ehrung für seinen Kampf gegen die Scientology-Organisation, teilte das "Europäisch-Amerikanische Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA" in Berlin mit. Minton habe Scientology-Opfer durch Prozesskostenhilfe unterstützt. Die Ehrung sei auch eine Reaktion auf die Verleihung des Aachener Karlspreises an US-Präsident Clinton, der die Scientology-Organisation öffentlich unterstütze. (kna)
Frankfurter Rundschau, 03.06.2000

Beifall
Beifall für die Rede Bob Mintons
Im Vordergrund: Tanja Neujahr, SO-Aussteigerin und Rüdiger Bartels, Leipziger Künstler und Schöpfer der Skulptur "Leipziger Nikolai-Kirche - Ausgangspunkt der
Menschenrechtsrevolution
1989 in der DDR"

Alternativer Karlspreis für Robert Minton
Der US-Amerikaner Robert Minton hat am Sonnabend in Leipzig den zum ersten Male verliehenen Alternativen Karlspreis 2000 erhalten. Das Europäisch-Amerikanische Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA würdigte damit das Engagement Mintons für die Opfer der Organisation Scientology.
Der undotierte Menschenrechtspreis in Form einer Skulptur der Leipziger Nikolaikirche wurde vom Leipziger Künstler Rüdiger Bartels geschaffen. Mit seinem Preis wollte das Bürgerkomitee eine Alternative zur diesjährigen Verleihung des Aachener Karlspreises an US-Präsident Bill Clinton schaffen. Aus Sicht des Komitees ist Clintons liberale Haltung gegenüber Scientology umstritten. Die Organisation Scientology wandte sich im Vorfeld gegen die Verleihung des Menschenrechtspreises an Minton, dem sie Komplizenschaft mit Ex-Militärdiktatoren und notorischen Menschenrechtsverletzern in Nigeria vorwarfen. Auch habe er "Banken in Europa und den USA mit illegalen Geldwäschedeals betrogen". Minton wies diese Anschuldigungen zurück.
Leipziger Volkszeitung 3.6.2000 (S. 2)

Der neue Aufstand der Scientologen
Von Ernst-Gerhardt Scholz
Was Clinton recht ist, ist Minton billig. Beide haben einen Karlspreis bekommen.
Bill, der Präsident, den Internationalen und Bob, der Banker, den Alternativen. Der eine aus der Hand des Aachener Oberbürgermeisters Jürgen Linden, der andere einen Tag später in Leipzig von Ursula Caberta.
Womit die Richtung klar ist: Dieser Alternative Karlspreis hat etwas mit Scientology zu tun. Schließlich ist Caberta Leiterin der in der Hamburger Innenbehörde angesiedelten Arbeitsgruppe, die sich ausschließlich mit dieser umstrittenen Organisation beschäftigt. Und sie ist zugleich maßgebendes Mitglied im "Europäisch-Amerikanischen Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA", das diesen Alternativen Karlspreis gestiftet hat.
Und warum geht der gerade an Robert S. Minton, genannt Bob? Antwort: Weil den Scientologen in diesem US-Geschäftsmann und Millionär offenbar ein ernst zu nehmender Gegner erwachsen ist. Wobei seine Ansicht, Scientology sei eine "totalitäre Bewegung" und damit "gegen die Demokratie eingestellt", für die Sekte weniger schwerwiegend zu sein scheint als die Tatsache, dass er seinen Kampf gegen Scientology in den USA selbst führt. Dort, wo eine schier unendliche Toleranz für alle möglichen Bewegungen, religiöse wie andere, gilt.
Mit dem Widerstand in Deutschland müssen die Scientologen seit Jahren leben. Der Erfolg der Aufklärungskampagnen von Sektenbeauftragten und - nicht zuletzt - Ursula Caberta lässt sich an der Zahl der Aussteiger, aber auch an der offensichtlich schlechten finanziellen Lage der Organisation ablesen. "Sie sind praktisch bankrott und halten sich nur noch mit Finanzspritzen aus den USA über Wasser", so Caberta vor kurzem auf einer Pressekonferenz der Innenbehörde, auf der auch Bob Minton das von Scientology verbreitete Bild von "Friede, Freude, Eierkuchen" als falsch anprangerte. Scientology sei alles andere als eine Kirche, sei menschenverachtend und zerstöre jeden, der sich ihr in den Weg stelle.
Nachdem Minton dies gesagt hatte, hagelte es von Seiten der Scientologen Pressemitteilungen, über die Innenbehörde brach eine Flut von Offenen Briefen herein. Alle mit einem Ziel: Minton als unglaubwürdig abzustempeln und Caberta gleich mit. Eine Form der Auseinandersetzung, die bei Scientology Methode hat.
So wurde Minton als "skrupelloser Geldschieber" beschuldigt, der "unter der Regie der ehemaligen Militärdiktatur in Nigeria persönlich mehrere Zehnmillionen Dollar in die eigene Tasche gewirtschaftet hat - vorbei an einer hungernden Bevölkerung".
Kurt Weiland, Chef des auch als Scientology-Geheimdienst bezeichneten "Büros für besondere Angelegenheiten" (OSA) ließ es sich nicht nehmen, Innensenator Hartmuth Wrocklage von Los Angeles aus aufzufordern, Caberta zu entlassen. Was sie mache, sei eine "Fortschreibung der Inquisition", sie jage Menschen, zerstöre Existenzen und bringe Schande nicht nur über Hamburg, sondern über ganz Deutschland. Caberta, die "Ganoven wie Robert Minton mit dem Unbedenklichkeitssiegel der Hamburger Innenbehörde ausstattet", sei "fehl am Platz".
Minton bestreitet zwar nicht, zusammen mit einem Partner im Auftrag der nigerianischen Regierung 4,5 Milliarden Dollar Auslandsschulden diskret und für einen günstigen Kurs zurückgekauft zu haben. Auch nicht, dass dabei ein Prozent vom Nominalwert (45 Millionen Dollar) Gewinn abgefallen sei.
Was er aber zurückweist, sind weit darüber hinaus gehende Zahlen sowie Behauptungen, dass es sich dabei um Betrug gehandelt habe, dass gegen ihn irgendwelche Ermittlungen laufen und Konten gesperrt worden seien, und dass er sich an den im Zuge des Golfkrieges gestiegenen Ölpreisen bereichert habe. Was er in Frankreich bereits getan habe, werde er auch in Deutschland tun: eine Verleumdungsklage gegen Scientology anstrengen.
Für die Mitglieder und Unterstützer des Alternativen Karlspreis-Komitees sind das allerdings nur Nebensächlichkeiten. Für sie zählt allein eines: Bob Minton sei besser als Bill Clinton geeignet, für seinen Einsatz für Meinungsfreiheit und demokratischen Lebensstil öffentlich gefeiert zu werden. Besonders Clintons "liberale" Haltung zu Scientology sei umstritten.
Auch Ursula Caberta findet, dass der Noch-Präsident zumindest "den Anschein erweckt", als sei er "eine Marionette von Scientology". Mit Bob Minton habe man dagegen einen, der dessen "seltsame Vorliebe" nicht teile.
So gesehen ist die Aufregung der Scientologen nur zu verständlich.
Hamburger Abendblatt, 3.6.2000

Alternativer Karlspreis für Scientology-Gegner
Sekte lanciert Vorwürfe gegen den amerikanischen Preisträger
Von Jan-Martin Wiarda
Ehrlicher als das berühmte Vorbild sollte er nach Vorstellung seiner Initiatoren sein: der "Alternative Karlspreis", der heute, einen Tag nach dem offiziellen Karlspreis, vom "Europäisch-Amerikanische Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA" verliehen wird. "Wir wollen mit der Zeremonie ein Zeichen setzen, dass es trotz der Clinton-Regierung in Amerika Andersdenkende gibt, die nicht im Scientology-Strom mitschwimmen", sagt Thomas Gandow, Sektenbeauftragter der evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg und Mitglied im Bürgerkomitee.
Clinton, der gestern in Aachen den offiziellen Karlspreis für seine Verdienste um Humanität und Weltfrieden erhielt, habe sich in den letzten Jahren mit dem prominenten Scientologen John Travolta getroffen und sogar einen Beitrag für eine Zeitschrift der umstrittenen Gemeinschaft verfasst. Das Komitee hält den US-Präsidenten deshalb für alles andere als auszeichnungswürdig und will nun den amerikanischen Scientology-Gegner und Investment-Banker Robert Minton mit dem "Alternativen Karlspreis" ehren.
Scientology ging in die Offensive und erhob gegen Minton schwere Vorwürfe: In einem Brief an den Berliner Bischof Wolfgang Huber hieß es, Minton habe "in Komplizenschaft mit Ex-Militärdiktatoren und notorischen Menschenrechtsverletzern in Nigeria" illegale Geldwäschedeals abgewickelt. So habe der Investment-Banker auf dem Weltmarkt im Auftrag Nigerias und ohne Wissen der Gläubigerbanken nigerianische Schuldenverschreibungen zu Billigpreisen zurückgekauft und Schäden in dreistelliger Millionenhöhe verursacht.
Thomas Gandow bezeichnet die erhobenen Vorwürfe indes als falsch. Der "Lisa McPherson Trust", dessen Vorsitzender Minton ist, helfe Scientology-Opfern dabei, ihre Ansprüche vor Gericht durchzusetzen. Scientology führe mit den Vorwürfen eine Rufmordkampagne gegen Minton fort, die sie bereits vor einem Jahr begonnen habe. Zwar hätten Schuldverschreibungsgeschäfte stattgefunden, doch seien die einzig und allein zum Vorteil des nigerianischen Volkes gewesen. "Auf keinen Fall hat sich Minton bereichert."
Dennoch nehmen Zweifel an Mintons Redlichkeit zu. "Transparency International", eine internationale Organisation zur Korruptionsbekämpfung, bestätigt, ohne Namen zu nennen, dass es kriminelle Aktionen im Zusammenhang mit nigerianischen Schuldverschreibungen gegeben habe. Auch in der Kirchenverwaltung sorgen die Vorwürfe für Unruhe. "Wir stellen gerade eigene Nachforschungen an", sagt Propst Karl-Heinrich Lütcke. "Sollte herauskommen, dass da was dran ist, wäre das ein ärgerlicher Punktsieg für Scientology."
Der Tagesspiegel, Berlin, 3. Juni 2000

AUSGEZEICHNET
Alternativer Karlspreis an US-Amerikaner
Der US-Amerikaner Robert Minton hat am Samstag in Leipzig den erstmals verliehenen Alternativen Karlspreis erhalten. Das Europäisch-Amerikanische Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA würdigte damit das Engagement Mintons für die Opfer der Organisation Scientology. Minton wolle nicht hinnehmen, dass es in seinem Heimatland USA dieser Organisation möglich sein soll, alle Opfer und Gegner mundtot zu machen. Er habe erkannt, welche Gefahren durch Scientology für Menschen und die freiheitliche Demokratie entstehen können, sagte Ursula Caberta, Leiterin der Hamburger Arbeits-gemeinschaft Scientology, in ihrer Laudatio. Mit dem undotierten Menschenrechtspreis wollte das Komitee eine Alternative zur Verleihung des Aachener Karlspreises an US-Präsident Bill Clinton schaffen. Der Preis soll von nun an jährlich verliehen werden.
Berliner Zeitung, 5. Juni 2000


Blick in die festliche "Alte Börse" in Leipzig
bei der Preisverleihung

Foto: Claudia Bartels

Erster Alternativer Karlspreis für amerikanischen Scientology-Kritiker
US-Präsident Bill Clinton bekam am Freitag in Aachen den Karlspreis. Für sein Engagement in Sachen Frieden, Freiheit, Demokratie.
In Leipzig wurde am Sonnabend der 1. Alternative Karlspreis vergeben - Kritik an Clinton und den USA. Grund: Deren umstrittene liberale Haltung gegenüber der Scientology-Sekte.
Den (undotierten) Preis bekam Clintons Landsmann Robert Minton wegen seines Einsatzes für Opfer der Sekte. Verliehen vom Europäisch-Amerikanischen Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit.
In der Begründung hieß es: 'Minton hat erkannt, welche Gefahren durch Scientology für Menschen und die freiheitliche Demokratie entstehen können.'
Der Alternative Karlspreis soll nun jährlich verliehen werden.
BILD 05.06.2000

Im Herbst 2000 erschien schließlich auch noch ein süß-saurer Artikel in der Kultlobby-nahen Studentenzeitschrift "spirita", gezeichnet von Thomas Schweer, Marburg, den wir im Folgenden leicht gekürzt dokumentieren:
Berliner Sommerloch
Die Verleihung des "Alternativen Karlspreises" am 3. Juni 2000 in Leipzig
... Mit dem an die Qualität von "Kinder statt Inder" heranreichenden Slogan "Bob Minton oder Bill Clinton" trat das "Europäisch-Amerikanische Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA" an die Öffentlichkeit, um laut seines Mitglieds Thomas Gandow ein Zeichen zu setzen, daß es "trotz der Clinton-Regierung in Amerika Andersdenkende gibt, die nicht im Scientology-Strom mitschwimmen" (Der Tagesspiegel, 3.6.2000). Die USA fest in der Hand der Scientologen und Bill Clinton ein verkappter Förderer gefährlicher Sektierer? Wenn man dem Bürgerkomitee Glauben schenken will, ist diese Idee nicht allzu abwegig, gab es doch tatsächlich verschiedene Kontakte amerikanischer Regierungsvertreter zu bekennenden Scientologen wie John Travolta oder Tom Cruise. Zudem erhielt Scientology in der Amtszeit Clintons Steuerbefreiung aufgrund religiöser Zielsetzungen, Deutschland und andere europäische Staaten wurden wegen ihres Umgangs mit dieser Gemeinschaft kritisiert, und der Präsident stellte sogar einen Artikel aus seiner Feder zur Veröffentlichung in Scientology-Magazinen zur Verfügung. Nachdem das Bürgerkomitee diese und weitere "Verfehlungen" der amerikanischen Politik aufgelistet hat, heißt es in der Begründung zur Preisverleihung an Bob Minton:
"Präsident Clintons öffentliche Unterstützung für Scientology wird weder vom amerikanischen Volk noch von seinen gewählten Vertretern im Kongereß, dem amerikanischen Parlalment, geteilt. ... Unter vielen, die Scientologys obligatorische Praxis systematischer Verdrehung der Religionsfreiheit der Umkehrung religiöser Diskriminierung erkannt haben, hat sich ein Mann hervorgetan
- durch seine Unterstützung für die Freiheit der Rede,
- durch seine akkuraten Berichte über die Aktivitäten der Scientology Organisation (SO),
- durch seine Hilfe für die Opfer der SO, u.a. die Angehörigen von Lisa McPherson in ihrem Prozeß gegen die SO
- durch die Gründung des Lisa-McPherson-Trusts.
Dieser Mann heißt Robert S. Minton."

Der Multimillionär Minton liegt seit 1995 mit Scientology im Clinch. Damals machte er nach eigener Aussage die Erfahrung, daß sich viele Opfer mangels finanzieller Mittel nicht angemessen juristisch verteidigen können. Außerdem sei es ihm ein Dorn im Auge gewesen, daß Scientologen gewaltsam versucht hätten, die Verbreitung kritischer Informationen über das internet zu unterbinden. Daher engagiert sich Minton heute auf Seiten der Scientology-Gegner, zahlt Anwalts- und Prozesskosten, will Aussteigern helfen und daran mitwirken, daß die "Betrugs- und Mißbrauchspraktiken" von Scientology aufgedeckt werden.
Im Beirat des Lisa-McPherson-Trusts sitzen u.a. Steven Hassan und Margaret Thaler Singer.
Im Vorfeld der Preisverleihung versuchte Scientology Druck auszuüben und forderte vom Berliner Bischof Wolfgang Huber, den Sektenbeauftragten Gandow fristlos zu entlassen. Denn der ehemalige Investment-Banker Minton (53), der sich dank erfolgreicher Geschäfte vorzeitig zur Ruhe setzen konnte, habe sein Geld auf betrügerische Weise mit Schuldverschreibungen von Entwicklungsländern, vor allem Nigerias, verdient. (Sächsicshe Zeitung, 2.6.2000) Obwohl diese Anschuldigungen der bekannten scientologischen Manie folgen, bei allen Kritikern irgendwo eine kriminelle Seite zu wittern, scheinen die Vorwürfe nicht gänzlich aus der Luft gegriffen zu sein. Denn auch "Transparency International", eine Organisation zur Korruptionsbekämpfung, bestätigt ohne Namensnennung, daß es illegale Transaktionen im Zusammenhang mit nigerianischen Schuldverschreibungen gegeben habe. Während die aufgeschreckte Berliner Kirchenverwaltung nun eigene Nachforschungen anstellen will, zeigt sich Gandow schon vorab von der Unschuld seines Preisträgers überzeugt. Derartige Geschäfte hätten zwar stattgefunden, doch seien sie "einzig und allein zum Vorteil des nigerianischen Volkes gewesen". Auf keinen Fall habe sich Minton persönlich bereichert.
(Der Tagesspiegel, 3.6.2000)

... Interessanter als die Frage nach der Preiswürdigkeit einzelner Personen ist die Tatsache, daß das Bürgerkomitee sich ausdrücklich an den traditionsreichen Aachner Karlspreis anlehnt. Dieser soll jährlich "für den wertvollsten Beitrag im Dienste der europäischen Einigung und Gemeinschaftsarbeit, im Dienste der Humanität und des Weltfriedens" vergeben werden. Im Grundsatztext des Bürgerkomitees wird hingegen festgestellt, man setze sich "für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA und weltweit ein und engagiert sich in der Auseinandersetzung insbesondere gegenüber neuen totalitären Organisationen". Inhaltlich Gemeinsames läßt sich hier kaum erkennen, aber darum dürfte es dem Komitee, dessen Preisvergabe u.a. die AGPF, Rüdiger Hauth, Ingo Heinemannn, Norbert Pothoff, Renate Rennebach, Eduard Trenkel und Hartmut Zinser unterstützt haben, auch weniger gegangen sein. Es war wohl vielmehr der reine Anlaß, der dazu bewogen hat, sich als "Alternative" zu präsentieren. Denn eine bessere Möglichkeit, einen Publicity-Gag zu prodizieren und auf sich aufmerksam zu machen, wird sich dem Bürgerkomitee so schnell nicht wieder bieten: Ein prominenter "Scientology-Freund", der partout die deutsche Besserwisserei und die unerbetenen Ratschläge zwecks Anti-Sekten-Maßnahmen in God's own country nicht zur Kenntnis nehmen will, kann an den Pranger gestellt und mit einem "echten Vorbild" konfrontiert werden. Ein solcher Effekt wäre etwa mit einem vom Namen her sinnvolleren "Friedrich-Wilhelm-Haack-Gedächtnispreis" schwerlich zu erzielen gewesen. Leider steht zu befürchten, daß das Bürgerkomitee künftig mangels passender Reime sein Publikum nicht mehr so einfallsreich wie diesmal zu unterhalten vermag.
Spirita 1/99 (ca. September 2000)

Empfang im historischen "Auerbachs Keller"

Mit dem Preisträger Bob Minton stoßen auf
das gelungene Fest an:
Renata Linné, EBI Sachsen/Dresden und
Solveig Prass, Organisatorin und Ausrichterin der Preisverleihung des Europäisch-Amerikanischen Bürgerkomitees

Foto: EBI Sachsen

Auerbachs Keller


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