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BERLINER DIALOG 16, 1-1999 - Ostern

Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten
Anmerkungen zum größten Fest
von Thomas Gandow

Unbestritten ist Ostern das größte christliche Fest. Gefeiert wurde es von Anfang an in der christlichen Gemeinde. Der deutsche Name des Festes, Ostern, und der englische Name easter, sind etwas besonderes. In den meisten Kirchen und Kulturen der Welt wird das Fest Passah genannt. Vieles im österlichen Brauchtum erscheint uralt, manche Deutungen und Interpretationen des Brauchtums sind irreführend. Darum bringen wir hier die wichtigsten Informationen über das Osterfest und sein Brauchtum. Über Reaktionen aus dem Leserkreis, Ergänzungen und Korrekturen, freuen wir uns. - Red.

Oft wird darüber gestritten, was denn das "eigentliche" an den christlichen Festen sei und was überflüssige Zutat.
Manche Wohlmeinende, aber auch Sektenwerber gingen dabei soweit, daß sie behaupteten, das meiste an den christlichen Festen sei weltlich oder gar heidnisch und müsse daher abgetan werden. Daß sie sich bei solcher Festkritik oft gerade auf "weltliche" oder "heidnische" Stimmen stützten, war solchen Festkritikern nicht klar.
Besonders in der NS-Zeit wurde auch von Gegnern der Kirche weit verbreitet und zur offiziellen Lehre erhoben, die jahrtausende alte christliche Festtradition sei in Wirklichkeit nur ein dünner schlechter Firnis, unter dem eine "eigentliche", germanische Kultur und Religion mühelos freizulegen sei. Alles, was nur irgendwie altehrwürdig oder urtümlich aussah, wurde als "germanisch" oder "heidnisch" beansprucht. Dabei baute man auf Wunschträumen der Romantik auf und konnte die Findungen einer Volkskunde benutzen, die von Anfang an nicht zweckfrei war, sondern Ideologie liefern wollte.

"Ein Volk, zur Zeit wo seine Sprache, sein Recht gesund dastehen und unversiegten Zusammenhang mit einem höheren Altertum ankündigen, kann nicht ohne Religion gewesen sein" (1)
hatte Jakob Grimm programmatisch gehofft. Er wollte über analoge Beobachtungen an anderen Religionen und über die Erschließung aus Sage, Märchen, Sitten und Brauchtum eine konkrete Vorstellung über diese germanische Religion als eigenständige Grundlage deutscher Kultur gewinnen.

"Es kam ihm darauf an, Spuren alten Heidenthums zu finden. Er hielt viele Bräuche und Aberglauben, die das christliche Volk auch in Bezug zu seinen Heiligthümern übte, für solche. Seine Schüler (...) sind ihm darin mit ungemeinem Eifer nachgefolgt. Bald fiel das Meiste, was christliche Sage, Sitten und Aberglaube enthielten, ihnen zur Beute" (2)
kritisierte schon Mitte des vorigen Jahrhunderts der auch durch volkskundliche Veröffentlichungen ausgewiesene Theologe Paulus Cassel. Heute wird Jakob Grimms Ansatz in der Volkskunde selbst kritisiert und als ein Erklärungssystem gesehen, das über seinen fast kanonischen Rang auch ein wissenschaftliches Rücklaufphänomen erzeugte. Gemeint ist damit: Die Verbreitung einer bestimmten Forschungsmeinung schlägt sich auch nieder in den Ansichten derer, die die so beschriebenen und interpretierten Feste feiern. So kann eine auch völlig phantastische oder gar abwegige Deutung in das Selbstverständnis der Feiernden einwandern und zum neuen Inhalt des Festes werden. (3)

Volkskundliche Kritik am "Germanensyndrom"
Daß man aus solchen, das "Germanische" hochschätzenden Quellen und
"einschlägigen Darstellungen begierig schöpfte, als während der Zeit des Dritten Reiches alles Germanische hoch im Kurs stand, ist leicht zu verstehen. Weniger begreiflich ist es, daß mit verbissener Hartnäckigkeit vor allem die popularwissenschaftliche Literatur an dieser Sicht der Dinge festhält, obwohl sich eine Reihe von Fachvertretern mittlerweile um deren Revision bemüht hat. Fast willkürlich kann man neueste Werke zur Brauch-Thematik herausgreifen und wird auf das 'Germanen-Syndrom' stoßen" (4) wurde noch 1992 beklagt.

Heute bezeichnen Volkskundler die alte Sicht kritisch als "Germanensyndrom" und bewerten die Rolle des Christentums in der Entstehung unserer gesamten Fest- und Brauchtumskultur wieder völlig anders und wichtiger. Das hat sich leider noch nicht bis zu den Verfassern populärwissenschaftlicher Bücher und bis zu den Illustrierten und Frauenzeitschriften herumgesprochen, die alle Jahre wieder zu Ostern oder zu Weihnachten Osterhasen, Eier, Weihnachtsbaum und Kerzen als "urgermanisch" erklären.

Die Kirche hat das Evangelium, ja die ganze Heilige Schrift, in die Sprachen und in die Kulturen der Heidenvölker übersetzt. Dabei wurde weder "Heidentum" in die Kirche hereingelassen, noch etwas "aufgepfropft": Manche Nationen, Kulturen und Sprachen - wie zum Beispiel die deutsche - entstanden überhaupt erst in der Begegnung mit der Botschaft der Bibel. So kam es zu einer sehr intensiven Aneignung, ja Verbindung von Kultur und christlichem Glauben. "Heidnisches", vorchristliches wurde dem Christlichen anverwandelt, wurde getauft. So stoßen wir zwar hier und da auf uralt erscheinende Brauchtumsreste. Aber besonders im Umkreis der großen Feste wie Ostern und Weihnachten ist es so, daß alles - von den Speisen bis zu den Spielen, von der Volkskunst bis zu den Wirtschaftsbräuchen - von kirchlichem, christlichem Brauch, von christlicher Verkündigung erfüllt und geprägt, zum Teil erst geschaffen worden ist.

Ostern - Der Name
Ostern bezeichnet die ganze Festzeit vom Ostersonntag bis Pfingsten.
Die Ableitung des Namens von einer angeblichen Göttin Eostre oder Ostara ist unbegründet. Einziger Gewährsmann dafür war Beda Venerabilis, ein englischer Mönch und Schriftsteller des 8. Jahrhunderts,
* 674 735, der damit versucht, den Namen "Ostermonat" zu erklären. Es handelt sich schon bei ihm um eine bloße etymologische Spekulation. Denn in keinem Monatsnamen steckt ein Göttername.
Später führte der Wunsch, einen germanischen Hintergrund des Festes zu haben, auch Jakob Grimm zur Entdeckung der Göttin Ostara. Grimm wollte ja eine konkrete Vorstellung über eine angeblich verbreitete germanische Religion als eigenständige Grundlage deutscher Kultur gewinnen, indem er mit viel Phantasie passende Göttinen (Ostara, Holle, Berchta u.a.m.) "erfand".
Aber selbst das "Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens" kam noch in seiner Ausgabe von 1935 (!) zu dem wissenschaftlichen Schluß: "Wenn schon eine angelsächsische Eostra auf schwachen Füßen stand, hielt die Forschung erst recht eine deutsche Göttin Ostara für nicht nachweisbar". Ein angeblich aus dem 9. Jahrhundert stammendes Schlummerlied mit der Erwähnung einer Göttin Ostara stellte sich als Fälschung aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts heraus.

Bedeutung des Wortes Ostern
Für die Deutung des Wortes Ostern für das christliche Hauptfest in der deutschen und englischen Sprache können heute ernsthaft nur noch Erklärungen herangezogen werden, die vom christlichen Hintergrund des Festes ausgehen:
° Entweder kommt Ostern schlicht von angelsächsisch eastron, das die Morgenröte bezeichnet, mit der die Osternacht endet und das Fest beginnt;
° oder eastron sollte eine Übersetzung der "Weißen" Woche oder der weißen Tage (hebdoma alba oder diei albae) sein, der "Osterwoche", in der die Neugetauften in ihren weißen Osterkleidern in die Kirchen kommen mußten;
° neuerdings aber hat der Göttinger Sprachwissenschaftler Jürgen Udolph "Ostern" hergeleitet vom altnordischen austr = begießen und damit vom zentralen Tun der Kirche bei diesem Fest, dem Taufen, das seine Spuren u.a. auch in den Bräuchen um das Osterwasser hinterlassen hat. Udolph weist darauf hin, daß bei uns in der Zeit der Christianisierung Klein und Groß (wie heute) nicht durch Untertauchen, sondern durch dreimaliges Begießen zur trinitarischen Taufformel getauft wurde.

Herkunft christlicher Feste
Für das Urchristentum hat die Herkunft aus dem Judentum und die sich daraus ergebende Verbindung und andererseits die Abgrenzung vom Judentum für die Bildung einer eigenen Festtradition eine große Rolle gespielt.
Die ersten Feste der Christen entwickelten sich aus den Festen der Juden, in deren Kreis das Christentum entstand und zunächst (noch recht lange) lebte. Aber die Feste wurden zum Teil gerade in Abgrenzung und anderer Akzentuierung gefeiert - mit dem Anspruch der Erfüllung ihres prophetischen Gehalts.
Die Kirche hat sich früh auf den "Kanon", die Schriften, die zur Bibel der Christen wurden, geeinigt. Sie hat gemeinsame Bekenntnisse formuliert und genauso früh begonnen, ihr Christusbekenntnis in den großen Festen des Glaubens: Ostern mit Pfingsten und Weihnachten zu feiern. So gehören diese Feste zum kirchlichen Grundbestand, und nur Sekten haben andere Schriften, andere Bekenntnisse oder keine oder andere Feste neben diese altkirchlichen Vereinbarungen oder an ihre Stelle gesetzt.

Wochenostern: Sonntag statt Sabbat
Jesus war an einem Freitag gekreuzigt worden. Zum Bekenntnis der ersten Gemeinden gehörte nach 1. Korinther 15,4, "daß er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift". Als allererstes wurde daher der Auferstehungstag (so heißt der Sonntag übrigens in Rußland auch heute noch) gefeiert, und zwar jede Woche am Tag nach dem jüdischen Sabbat. Als Bezeichnung setzte sich (bis heute im ganzen romanischen Sprachraum) durch: "Tag des Herrn" oder "Herrentag".
Zuerst feierte die Kirche also das "Wochenostern" als Auferstehungsfest an jedem ersten Tag der Woche, also an jedem Sonntag oder Herrentag. Man gedachte dabei der Schöpfung, des Todes und der Auferstehung Christi und feierte damit den Beginn der neuen Schöpfung. Man wartete auf das endgültige Kommen Christi, durch das auch seine Gemeinde und die ganze Welt neu werden wird. Die Christen feierten den Beginn jeder neuen Woche als ersten Tag der neuen Schöpfung. Ansonsten übernahm man die jüdische 7-Tage-Woche, einschließlich der jüdischen Zählung der Wochentage (Sabbat/Sonnabend als 7. Wochentag, Beginn der Woche am Sonntag).
Die Bezeichnung Sonntag (statt Herrentag) taucht erst später, ab Mitte des 2. Jahrhunderts auf, und hat sich selbst nach Einführung des Feiertages nur in Teilen des römischen Reiches und der Kirche durchsetzen können. Für Christen war und ist diese nachträgliche Bezeichnung - nachdem der Tag erst einmal durch die christliche Feier an Bedeutung gewonnen hatte- nicht anstößig. Morgens bei Sonnenaufgang traf man sich und feierte mit der Auferstehung die neue Schöpfung und Christus, den Auferstandenen als die "Sonne der Gerechtigkeit" von der schon der Prophet Maleachi gesprochen hatte.

Ostern und Pfingsten
Auch die beiden frühen christlichen Jahresfeste, Passah (Ostern) und das darauf sieben Wochen später folgende Wochenfest bzw. Pfingsten dt.= Fünfzig Tage, stehen vor allem in Kontinuität, aber auch in Abgrenzung zum Judentum.
Das Jahresostern wurde gefeiert in Fortführung und Anlehnung an die jüdische Passah-Tradition mit ihrer Erinnerung an Schöpfung und Isaakopfer ebenso wie der im Fest begangenen Vergegenwärtigung des Auszugs aus Ägypten und der Erwartung des kommenden Messias. Die Christen versahen dies Fest nun mit den eigenen, christlichen Akzenten und Deutungen: Das wahre Osterlamm, das an Stelle Isaaks geopfert wird, ist Christus, die Errettung beim Zug durchs Schilfmeer ist eine Vorschattung der Taufe.
Der enge Bezug zur jüdischen Passah-Tradition kommt gerade auch in den von den Christen benutzten gottesdienstlichen Lesungen aus dem Alten Testament zum Ausdruck, die z. T. auch in der jüdischen Festliturgie eine Rolle spielten oder die als erfüllte Prophetie dem Fest einen Sinn in Bezug auf Jesus zuweisen.
Hinter beiden Festen, Ostern und Pfingsten, die ganz an den Mondkalender gebunden waren, - das Passahfest findet statt in der Vollmondnacht des Frühlingsmonats-, standen ursprünglich Jahreszeitenfeste. Längst hatten die Feste aber historische Themen angezogen. Man spricht deshalb von einer "Vergeschichtlichung" der jüdischen Jahresfeste.
Der Inhalt des Passah-Festes und Passahmahls ist das Gedenken des Auszuges aus Ägypten und die Vergegenwärtigung: "Heute werdet (auch) Ihr von Gott befreit". Dieser Gedanke der Befreiung aus der Knechtschaft verbindet sich in der christlichen Passah- und Osterfeier von Anfang an mit dem Gedenken an Tod und Auferstehung Jesu. Taufe und Mahl an diesem Termin dienen der besonderen Vergegenwärtigung: Heute geschieht dies auch mit uns.
Wegen dieser Aktualisierung und Vergegenwärtigung bekam das korrekte Osterdatum eine Wichtigkeit, die heute vielen schwer nachvollziehbar ist. (5)

Christi Himmelfahrt
Vierzig Tage nach dem Ostersonntag wird das Himmelfahrtsfest gefeiert. Je nach Ostertermin schwankt auch der Termin für Christi Himmelfahrt, immer ist es aber ein Donnerstag. Das Fest feiert Christi Aufnahme in den Himmel, genauer: die Glaubenstatsache seiner Teilhabe an der göttlichen Macht.
Nicht nur im Zeitalter der Aufklärung haben Menschen mit einer drastisch-räumlich verstandenen Himmelfahrt Christi Schwierigkeiten. So verwundert es nicht, daß Friedrich II. von Preußen das Fest 1773 abschaffte. Im Jahre der Französischen Revolution, 1789, wurde es in Preußen wieder eingeführt. Auch die Abschaffung dieses Festes durch die DDR war nur vorübergehend und wurde in der Bevölkerung nie akzeptiert. Es war in der DDR-Zeit Anlaß für Ausflüge und sogenannte "Herrenpartien" als Restbeständen früherer Umgänge und Prozessionen, die unter Bezug auf Lukas 24, 50-53 oder Matthäus 28, 6f. auf Berge führten.
Erst nach Einführung des Muttertages (1908 bzw. 1914) in den USA entwickelte sich der Tag der Himmelfahrt Christi analog zum sogenannten "Vatertag".

Pfingsten
Der Inhalt des Wochenfestes (Pfingsten) war zur Zeit Jesu vor allem die Erinnerung an den Bundesschluß vom Sinai und die 10 Gebote. In der christlichen Feier des Pfingstfestes geht es um das Sichtbarwerden der Gemeinde des neuen Bundes. Das Pfingstfest wird daher auch als "Geburtstagsfest" der Kirche bezeichnet.

Wann die frühe Kirche Ostern feierte
Der ständige Kontakt und die zunächst parallele Entwicklung der christlichen Gemeinden zu den jüdischen ist auch der Anknüpfungspunkt für das Datum der christlichen Osterfeier. Man orientierte sich an den "offiziellen" Passahterminen des Judentums.
Im Mittelpunkt des Denkens stand zunächst das wichtigste Datum: das Leiden Jesu als das "wahre Osterlamm" und der konkrete Tag seines Todes an einem Passah. Dies war der Tag des Heils, der Tag einer Äonenwende. Es ging dabei um
"einen Glauben, der immer auf ein historisches Geschehen zurückgeführt wurde und dem man sogar die astronomischen Himmelsverhältnisse zugeordnet hat" (6)

Zunächst wurde also das Passahfest der Juden weiter mitgefeiert, wenn auch mit der zusätzlichen Bedeutung, die das Passahmahl durch die Erinnerung an das Abendmahl einerseits, das wahre Osterlamm Christus andererseits erhielt; der dritte Tag des Festes wurde zum Tag der Feier der Auferstehung Christi. Die Christen begannen die Feier (orientiert an den Terminen der Juden) immer am Abend des 14. Nisan (lat. quarta decima) und feierten in der Nacht zum 15. Nisan mit Fasten, Lesung der Geschichte vom Auszug aus Ägypten, Exodus 12, Agape und Eucharistie am frühen Morgen.
Für die Schwierigkeit dieses Termins muß einerseits bedacht werden, daß es "damals" keine Taschenkalender zu kaufen gab und die Bestimmung jeden Monats ein besonderes Geschäft war, das astronomisches und mathematisches Wissen und Können erforderte. Es gab in den einzelnen Städten, Regionen und Herrschaftsgebieten ja sehr unterschiedliche, z.B. am Mond oder an der Sonne orientierte Kalender, Jahreszählungen von der Erschaffung der Welt an oder vom Regierungsantritt des jeweiligen Kaisers usw.
Vor allem mußte die christliche Gemeinde, je mehr sie sich von der jüdischen Gemeinde abkoppelte, auch ein eigenes Kalenderwesen auf die Beine stellen, um den "korrekten" Termin des Passahfestes zu bestimmen und um den Tag des entscheidenden Geschehens zu wissen. Verschiedene Kalender und Berechnungssysteme mit unterschiedlichen Monatsnamen, unterschiedlicher Tageszählung und unterschiedlichen Jahresanfängen waren im Umlauf, die miteinander ausgeglichen und verglichen werden mußten. Vermutlich durch solche Unterschiede kam es auch zur nachträglichen Berechnung eines zweiten möglichen Passionstermins, dem 25. März 29.

Kreuzigung am Freitag, 14. Nisan 30
Heute kann mit recht großer Sicherheit gesagt werden, daß der entscheidende Termin, der Tag der Kreuzigung Christi, Freitag und zugleich 14. Nisan, der 7. April 30 war.
Die andere Schwierigkeit für eine Gedächtnisfeier ergibt sich daraus, daß der 14. Nisan auf verschiedene Wochentage fallen konnte und so das Jahresostern mit dem von Anfang an gefeierten Wochenostern, dem Herrentag oder Auferstehungstag (Sonntag) kollidieren konnte. Während einige Gemeinden den 14. Nisan, den jüdischen Termin des Passahfestes, unbedingt festhalten wollten, - sie werden darum Quartodezimaner genannt - kam es anderen darauf an, den Termin des Wochenostern, und die Jahresfeier zusammenzubringen.

Halbe Abkopplung vom jüdischen Kalender
325, mit dem Konzil von Nicäa, wurde als Ostertermin für die Christen verbindlich der Sonntag nach dem Frühlingsvollmond festgelegt. (7)
Damit setzt sich die Abkoppelung vom jüdischen Kalender und vom jüdischen Passahtermin "amtlich" durch: Die Osterfeier der "Heidenchristen", (also der Christen, die ursprünglich nicht Juden waren und für die die jüdischen Feste von vornherein nicht selbstverständlich waren) am Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang wird zum überall anwendbaren, aber auch in der Reichskirche überall verbindlichen Ostertermin. Dieser Termin war leicht und einheitlich zu bestimmen; man war unabhängig von den Monatsfestlegungen des jüdischen Kalenderwesens. Folgerichtig wandert auch das Pfingstfest -sonntagsbezogenüberall auf den Sonntag 50 Tage nach dem so bestimmten Ostersonntag. Die sich so ergebenden Termine der beweglichen Feste wurden jährlich am 6. Januar in den "Osterfestbriefen" bekanntgegeben.
Geblieben aber ist, daß diese zwei Feste (Passah/Ostern, Pfingsten) wie auch immer sie festgelegt wurden, sich weiter im Prinzip am vom Mondumlauf geprägten jüdischen Kalender und an der jüdischen Siebentagewoche orientieren. So gibt es bis heute keine festen Ostertermine, sondern alle damit zusammenhängenden Feste "wandern", entsprechend dem Ausgangspunkt, letztlich doch orientiert am Passahfest.
Die starke Vorbildwirkung des jüdischen Festkalenders bleibt deutlich, obwohl es für die Christen mit dem 7. April 30 einen Termin gab, der sich als Bezugspunkt für ein "Jubiläum", für eine Gedächtnisfeier geeignet hätte.
Jedoch geht es für die meisten Christen an Karfreitag und Ostern nicht um das bloße Gedenken an ein Geschehen in der Vergangenheit: bei diesen Festen steht auch für die Christen der Vergegenwärtigungscharakter ("Heute ist dieser Tag für Euch") im Mittelpunkt. Es geht um die Zeit und Ewigkeit aufsprengende Botschaft vom auferstandenen, wiederkommenden Herrn und seiner Gemeinde.
Der Termin des Osterfestes ist also nicht von vermuteten "germanischen Frühlingsfesten" abgeleitet, sondern hat seinen kultur- und liturgiegeschichtlichen Ort beim jüdischen Passahfest, beim - historischen - Datum des Todes Christi und bei der Feier des "dritten Tages", also des Sonntages.

Was zu Ostern gehört
Festcharakter und Festbrauch sind vor allem von der Verkündigung des christlichen Hauptfestes bestimmt, die sich ausdrückt in der
° liturgischen Gestaltung des Festes einschließlich seiner Vorbereitungszeit sowie
° in den gelesenen alttestamentlichen Texten und den Festevangelien.

Von daher lassen sich hier in Kürze als Kernbestandteile des Osterfestes festhalten:
° Vierzigtägige Buß- und Fastenzeit zur Vorbereitung auf Taufe oder Wiederaufnahme in die Kirche mit strengem Fasten, das auch Eierspeisen und z.T. Milchprodukte einschloß
° Nachtfeier mit Lichtsymbolik (Exodus 13, Feuersäule, Christus das Licht der Welt)
° Taufe nach Vorbereitungszeit, festgemacht u.a. an Exodus 14 (daraus ergeben sich dann verschiedene Bräuche um das Wasser)
° Morgenfeier mit anschließendem Fastenbrechen, Speisensegnung einschließlich Eierweihe
° Osterlamm (Genesis 22, Exodus 12, Passionsgeschichte)
° 8 Tage Ostern (Joh. 20, 19-29) ("Weiße Woche")
° 50 Tage Feierzeit (bis Pfingsten = "50 Tage").
Alle heutigen Osterbräuche sind hier abgeleitet.

Ostereier
Während des Fastens vor Ostern - in einer guten Legezeit der Hühner - waren Eier reichlich angefallen. Sie wurden aufgehoben und konserviert als Soleier (in Salzlake) oder in kühlender Erde und Sägespänen.
Wenn die Fastenzeit zuende ist, werden die Eier - wie heute noch in orthodoxen und römisch-katholischen Kirchen in den Ostergottesdienst gebracht. Sie werden - auch mit anderen Speisen wie Öl, Wein und Brot - in einer besonderen Zeremonie gesegnet.

Gesegnete Eier
Die zu Ostern in der Kirche gesegneten Eier sind hart gekocht und gefärbt. Zusammen mit dem Osterfladen und der Osterbutter werden sie endlich zu Ostern, zum Fastenbrechen gegessen.
Durch die, byzantinischem Brauch folgende Färbung (in Deutschland Sitte spätestens seit Beginn des 13. Jahrhunderts) lassen sich die geweihten, gesegneten Eier unterscheiden. Als Farbe wurde zunächst nur Rot benutzt, sodaß "rote Eier" bis heute "bunte Ostereier" bedeuten. Seit vielleicht achthundert Jahren gibt es bei uns solche "Ostereier".
Auch das "Eierpecken" ist keine deutsche oder germanische Erfindung. Mit dem Ruf "Christus ist auferstanden" schlägt man bei den serbisch-orthodoxen Christen die Ostereier gegeneinander. Wer es schafft, das Ei des anderen zu knacken, darf es aufessen. Das Ei, das als das härteste übrig bleibt, hebt man da und dort bis zum nächsten Jahr auf - als Erinnerung an Ostern.
Übrigens läßt sich schon in frühchristlicher Zeit das Färben und Verschenken von Eiern in Armenien nachweisen.

Zinseier und Schenkeier
Wie an manch anderem Festtermin, (z.B. an Martini - Martinsgänse!) wurden auch zu Ostern (genauer: am Gründonnerstag) Zins- und Pachtzahlungen für Grund und Boden fällig, die nach altem Brauch in Eiern erstattet wurden.
Auch andere Zahlungen erfolgten an Ostern in Naturalien - was kleine Leute in kleiner Münze, nämlich ebenfalls in Form von Eiern erledigten. In der Bedeutung des zu Ostern abzuliefernden Zinseies läßt sich das Wort Osterei im Deutschen seit dem 15. Jahrhundert nachweisen. (Im Niederdeutschen gibt es auch noch die Bezeichnung Paskeier von Passah = Ostern).
Zugleich waren Zinstage stets auch Heischetage, also Zahltage und Unterstützungstage für Gesinde und Arme, die das Recht, darum zu bitten, zum Teil aber sogar Anspruch auf die betreffenden Leistungen hatten. Auch diese Leistungen erfolgten in Naturalien, unter anderem in Form von Eiern und Gebäck.
Als die Naturalabgaben durch Geldzahlungen abgelöst wurden, erhielten sich die Bräuche als Geschenkbräuche vor allem für Kinder, die besondere Eiergeschenke von ihren Taufpaten erhielten.

Eiersuchen
Das Eiersuchen selbst hat keinen besonders tiefen Sinn, sondern ist, wie jede Bäuerin (oder jeder Kleintierzüchter) weiß, eine der täglichen "Freuden" und Pflichten bei artgerechter Hühnerhaltung. Daß man nun auch besonders die frischen Eier zur guten Verwendung sucht und sammelt, ist klar.
Daß den Kindern die Eier versteckt werden, ist Ausdruck der städtischen, frühbürgerlichen "kindgemäßen" Ausgestaltung des Festes.

Bedeutung der Ostereier
Eier haben in vielen Kulturen symbolische Bedeutung: als Frühlings- und Fruchtbarkeitssymbol.
Das Christentum kennt das Ei aber zunächst aus der jüdischen Sedermahlzeit an Passah, wo ein Teller auf den Tisch gestellt wird mit Kräutern, Nüssen, Äpfeln, Gemüse, Geflügelfleisch und einem hartgekochten Ei. Eigentlich ist das hartgekochte Ei in diesem Zusammenhang ein Zeichen der Trauer.
Jedoch bot sich das Ei auch zu allegorischen Deutungen auf die Auferstehung Christi an; es ist ja das Ei auch ein Lebenssymbol. Als "rotes Ei" wurde es zum Symbol für den auferstandenen Christus und sein Blut. So wurde es auch zum Bestandteil des Osterbrauchtums - erst in den orthodoxen Kirchen Griechenlands, Rußlands, Serbiens, dann seit dem 12. und 13. Jahrhundert auch in Deutschland. Interessant ist, daß sich das Osterbrauchtum um die gefärbten Ostereier besonders bei den Sorben in der Lausitz und im Spreewald in Sachsen und Brandenburg erhalten und ausgeweitet hat. Der sorbische Brauch, die zum Kuchenbacken ausgeblasenen, dann bemalten Ostereier an Zweige zu hängen, hat sich nach der Wiedervereinigung Deutschlands vom Gebiet der DDR aus über ganz Deutschland verbreitet, wobei inzwischen auch bunte Plastikeier verwandt werden.

Osterfeuer
Die Osternacht ist die Nacht des Lichtes. In der Kirche waren alle Lichter am Gründonnerstag gelöscht worden. Ostern erscheint das Licht neu. Dabei wird angeknüpft an Genesis 1: Gott schafft Licht, an Exodus 13: Gott, weist seinem Volk in der Feuersäule auch in der Dunkelheit den Weg, an Christus als das Licht der Welt.
Vor der Kirche wird ein Feuer entzündet möglichst aus Stein geschlagen. Daran wird die Osterkerze entzündet, mit der Licht in die Kirche gebracht wird. Drei Mal ziehen die orthodoxen Christen mit dem Osterlicht um ihre Kirche oder den ganzen Häuserblock, bevor sie mit dem Licht in die Kirche einziehen.
In der alten Liturgie der Heiligen Osternacht heißt es:
"Dies ist die Nacht, die das Dunkel der Sünde durch durch das Leuchten der Feuersäule verscheucht hat.
Dies ist die Nacht, die heute auf der ganzen Erde alle, die an Christus glauben, den Lastern der Welt und der Sündennacht entreißt, der Gnade zurückgibt, den Heiligen einreiht.
Dies ist die Nacht, in der Christus die Bande des Todes zerriß und siegreich vom Grabe erstand. ...
Dies ist die Nacht, von der geschrieben steht: 'Nacht wird lichthell wie der Tag', 'Finsternis ist wie das Licht'!"

Zahlreiche Feuerbräuche schließen sich hier an. Geblieben ist von diesen Bräuchen in den meisten evangelischen Kirchen nur die Osterkerze, die dann das ganze Jahr über als Taufkerze dient, und die auf solchen kirchlichen Gebrauch schon am Ende des 4. Jahrhunderts zurückgeht.
In den evangelischen Gebieten haben sich die Osterfeuer verselbständigt und werden heute oft von weltlichen Vereinen - oft praktischerweise von der Freiwilligen Feuerwehr - veranstaltet und ausgerichtet.
Daß man zu einem Osterfeuer auch allerhand dürres Holz aus dem Winter benutzt, leuchtet ein. Daß es - möglicherweise - auch "germanische" Winterschlußfeuer gegeben hat, wird vermutet, ist aber für den Ostertermin nicht erwiesen.

Osterlamm und Osterfladen
Das Verspeisen eines Osterlammes gehört zu den Osterbräuchen, die direkt aus dem jüdischen Passahbrauchtum kommen.Biblischer Bezug ist das 12. Kapitel des Exodus (2. Buch Mose), wo die Geschichte aufgezeichnet ist, wie das Blut der Passahlämmer ein Schutzzeichen für die Häuser der Kinder Israel in Ägypten gewesen ist, damit der Todesengel an ihren Wohnungen vorübergeht.
"Auch wir haben ein Passahlamm, das ist Christus, der geopfert ist" (1. Kor. 5,7) und dessen vergossenes Blut uns schützt. Das Opferlamm ist für die Christen aber von Anfang an auch das Siegeslamm (Offenbarung 14,1 ff, 22,3 u.a.).
Berichtet wurde noch in diesem Jahrhundert davon, daß man im östlichen Böhmen reisefertig angezogen, in Hut und Mütze, mit einem Wanderstock in der Hand das Osterlamm esse - fast wie bei einer Passah-Mahlzeit.

Osterlamm

Wer sich kein Lamm zu Ostern leisten konnte, wollte wenigstens ein aus süßem Teig gebackenes Osterlamm haben, oder einen Osterfladen, manchesmal auch mit einem eingebackenen Osterei. Und wenn Jesus das wahre Osterlamm und das Himmelsbrot ist, dann ist dies ja eine richtige Veranschaulichung. Abendmahlsdarstellungen zeigen, daß Osterlamm und Abendmahlsbrot zusammengehören.
Luther konnte dichten:
Hie ist das rechte Osterlam / Davon Gott hat gebotten / Das ist an des creutzes stam
In heisser lieb gebraten:
Deß blut zeichnet unser thür / Das helt der glaub dem todte für / Der würger kan uns nit rühren /
Halleluja.
...
Wir essen und leben wol
In rechten osterfladen / Der alte sawerteig nicht sol
Seyn bey dem wort der gnaden / Christus wil die koste sein /
Und speisen die seel allein / Der glaub wil keins andern leben /
Halleluja.

Osterhase
Hasen wurden früher ebenso wie Eier, Federvieh und Brot an Ostern als Naturalzins abgeliefert. Spät tritt der "Osterhase" im heutigen Sinne in Erscheinung: Nach der Reformation und zunächst nur im evangelischen Süddeutschland. Das Wort taucht erst Ende des 17. Jahrhunderts auf.
Zunächst erscheint der Osterhase nicht als Eierbringer, sondern als Gebildbrot. Eine wahrscheinliche Erklärung meint, daß der gebackene Osterhase zunächst nur ein beim Backen mißglücktes Osterlamm ist. Die Ohren sind einfach zu groß geraten. So wäre der Hase als Osterhase nur an den Ohren herbeigezogen, wäre ein mißverstandenes Osterlamm, so wie der Weihnachtsmann der verkannte Nikolaus ist.
Die Volkskunde wartet heute noch mit einer anderen Erklärung auf: Erst nach der Loslösung des gefärbten und geschmückten Eis aus dem Zusammenhang der römisch-katholischen Eierweihe zum Fastenende und erst bei der Verwandlung des "Ostereis" vom Pacht- und Zinsei zum Kindergeschenk entstand in evangelischen Gebieten die Frage nach der Herkunft der bunten Ostereier und nach dem Eierbringer.
Dafür gab es zunächst die verschiedensten Hinweise und Geschichten für die Kinder: Hahn und Huhn, Storch und Kuckuck, in Brandenburg und Hannover der Fuchs und selbst das Osterlamm sollten die Eier bringen, wurde den Kindern erzählt.
Die Geschichte vom eierbringenden Osterhasen - erste Belege gibt es seit Ende des 17. Jahrhunderts - hat sich nur langsam in Deutschland verbreitet, "flächendeckend" erst nach dem 1. Weltkrieg.
Im sonst gern als "germanische Bräuche konservierend" geltenden Skandinavien gilt nach wie vor nicht der Hase, sondern die Osterhenne als Bringerin bunter Eier. Der Osterhase ist also nicht eine urtümliche, sondern sehr späte Zutat zum bunten Osterei.
Auch die Interpretation des Hasen als "Symbol der Auferstehung" ist sekundär. Jedoch ist der Hase ein Tier, das auch in der Bibel vorkommt (Psalm 104, 18 und Sprüche 30, 26) und nicht grundsätzlich "etwas heidnisches". Die Verwendung der Hasen in der christlichen Kunst zeigt dies. So wird z.B. interpretiert: "Der Hase schläft nicht" (er hat ja keine Lider, sondern schläft mit offenen Augen, die Pupille nach oben gedreht) und ist daher ein Sinnbild für Christus, der nicht "entschläft".
Andere Ableitungen des Osterhasen aus natürlich: "germanischen Fruchtbarkeitskulten" sind unwahrscheinlich.

Ostermontag
Der Ostermontag ist der letzte Rest der einst ganz arbeitsfreien Osterwoche (Osteroktav: Festwoche von Ostersonntag bis Quasimodogeniti). In Anlehnung an das Osterevangelium von den Emausjüngern (Lukas 24, 13-35) macht man am Ostermontag die ersten Ausflüge ins Grüne, früher auch zu Waldkapellen, benachbarten Kirchen usw. ("Emmausgang").

Osterwasser
Zweimal im Jahr wurden in unserer Gegend Erwachsene getauft: Vor allem zu Ostern, und auch noch einmal zu Pfingsten. Sichtbar geweiht wurde das Wasser in der Osternacht durch das Kreuz oder durch die Osterkerze. Christlicher Brauch hat die "zuerst" getauften für besonders begnadet gehalten. Das hierfür gesegnte Wasser galt als besonders wirkmächtig und wurde gern auch nach Hause mitgenommen, um denen, die nicht in der Kirche dabei waren, den Segen mitzuteilen. Allerhand Wasserbräuche (Osterwasser, Weihwasser) haben sich später angeschlossen; selbst wenn manche dies heute als abergläubisch bewerten, sind diese Wasserbräuche aus christlichem Taufbrauch, nicht aber aus Heidentum hervorgegangen.

Mit Ostereiern Ostern feiern?
Dürfen aus biblisch-christlicher Sicht Christen Ostereier suchen und Schokoladenosterhasen naschen, oder ist es bedenklich, sich an solchen Bräuchen zu beteiligen ? Jedenfalls: Niemand soll uns deswegen ein schlechtes Gewissen machen (Kolosser 2, 16-23). Alles Feiern ist zwar
"nur ein Schatten des Zukünftigen; leibhaftig aber ist es in Christus".

Genau darum geht es beim Fest der Auferstehung. Süßigkeiten und Bräuche sollen uns nicht den Blick verstellen, können aber vielleicht sogar unsere Blicke auf das kommende, auf das wichtigere lenken.
Wer auf die äußeren Zeichen des Festes ganz verzichten kann, mag dies tun - ohne anderen daraus ein Gesetz zu machen. Bedenken sollte man aber, daß nicht nur den Emmaus-Jüngern das gebrochene Brot, der ausgeschenkte Wein zum Zeichen des Auferstandenen werden könnte.
Den allzu gesetzlichen Osterbrauch- und Osterschmaus-Verächtern aber muß entgegengehalten werden, daß auch dies ein stolzer Versuch sein kann, das uns geschenkte Heil abzuwerten und abzulehnen:
"Wenn ihr nun mit Christus den Mächten der Welt gestorben seid, was laßt ihr euch dann Satzungen auferlegen, als lebtet ihr noch in der Welt: Du sollst das nicht anfassen, du sollst das nicht kosten, du sollst das nicht anrühren? Das alles soll doch verbraucht und verzehrt werden. Es sind Gebote und Lehren von Menschen, die zwar einen Schein von Weisheit haben durch selbsterwählte Frömmigkeit und Demut und dadurch, daß sie den Leib nicht schonen, sie sind aber nichts wert und befriedigen nur das Fleisch" heißt es dazu im Kolosserbrief 2,20-23.

Anmerkungen
(1) Jacob Grimm, Deutsche Mythologie, 1835, S. 16
(2) Paulus Cassel: Weihnachten, Ursprünge, Bräuche und Aberglauben. Ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Kirche und des deutschen Volkes, 1862, Vorwort S. XIV, (Nachdruck Wiesbaden o.J.)
(3) Vergl. zu diesem Problem Walter Hartinger: Religion und Brauch, Darmstadt 1992, besonders auch S. 24
(4) Hartinger, a.a.O. S. 23
(5) Strobel, August: Ursprung und Geschichte des frühchristlichen Osterkalenders (Ost-) Berlin 1977: "Es scheint, daß das Christusgeschehen, vorweg das Grundgeschehen des Messiastodes, zum Fundament einer Hoffnung erhoben wurde, die sich bis in sehr konkrete Berechnungen hinein äußern konnte." S. 450; aus diesen Berechnungen, wie sie sich u.a. in frühchristlichen Osterkalendern niederschlagen, "spricht nicht nur der Wille, die richtige terminliche Kontinuität mit dem soteriologisch und eschatologisch bedeutsamen Christusgeschehen zu wahren, sondern darüber hinaus die Sorge, den letzten (österlichen) Offenbarungstermin nicht zu verfehlen." a.a.O. S. 451
(6) ebenda
(7) Näheres hierzu u.a. bei Th. Gandow: Weihnachten - Glaube, Brauch und Entstehung des Christfestes


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