In dem gemeinsamen "Schlußdokument" der Tagung werden verschiedene Punkte besonders hervorgehoben:
Einleitend
heißt es in der Erklärung, die Erfahrung in Rußland habe
gezeigt, daß ein Land, in dem die christliche Religiosität
zerstört wurde, anfällig sei für primitivsten heidnischen
Aberglauben, der im Lande selbst entstehen könne, aber auch von
außen hereingebracht werde.
Die Aktivitäten der totalitären Kulte und ihre Rekrutierungsaktivitäten, die z.Zt. &völlig ungeprüft und ungebremst durch gesetzliche Bestimmungen verlaufen, sind nach Ansicht der Konferenz in der Lage, die Sicherheit, den bürgerlichen Frieden und die Einrichtungen des Russischen Staates zu unterminieren.
Zur Religionsfreiheit
Die Konferenz bekannte sich ausdrücklich zum Existenzrecht aller
religiösen Gemeinschaften, die nicht die Menschenrechte verletzen,
auch wenn die Teilnehmer der Tagung die Unterschiede zwischen den
Religionen nicht verwischen wollen und betonen, daß nicht alle mit den
christlichen Wahrheiten übereinstimmen und manche sogar christlichen
Wahrheiten widersprechen. Religionsgemeinschaften sollten aber auch
untereinander das Recht haben, Unterschiede und Differenzen zu anderen
Religionsgemeinschaften darzustellen.
Zum Verhältnis von "westlichen" christlichen Gruppen und
Orthodoxie
Die Teilnehmer der Konferenz haben in ihrer Deklaration das russische Volk
gebeten, die Aktivitäten der neuheidnischen Kulte nicht mit der
"westlichen" Christenheit zu verwechseln. Besonders baten "westliche"
Teilnehmer der Konferenz ihre orthodoxen Brüder und Schwestern, die
groben und respektlosen Angriffe gewisser extremer "westlicher"
protestantischer Sektenmissionare in Rußland gegen die Orthodoxe
Kirche und ihre spirituellen Traditionen nicht zu interpretieren als
Haltung der protestantischen Welt im Ganzen gegenüber der reichen
geistlichen Tradition Rußlands und des alten christlichen Ostens.
Bild: Abt Johannes, Leiter der Abteilung des Moskauer Patriarchats für Katechese und Religionsunterricht, bei der Eröffnungsandacht des Internat. Christlichen Seminars. Foto: Helle Meldgaard
Gemeinsame Ablehnung christlicher Extrem-Sekten
Übereinstimmend stellten die Teilnehmer aus verschiedenen
christlichen Denominationen den nicht-christlichen und inhumanen
Charakter von Bewegungen fest wie
Auch die Lehren der Mormonen und der Zeugen Jehovas wurden kritisiert, als in den Fundamenten verdreht bezeichnet und abgelehnt.
Vor der extremen Intoleranz und totalen Kontrolle innerhalb der sogenannten "Boston Church of Christ" wurde ausdrücklich gewarnt.
Besonders kritisiert und als "Irrtum" bezeichnet wurde auch die Erlaubnis bzw. Duldung des russischen Justizministeriums für die Aktivitäten der Kinder Gottes /Familie der Liebe, die im übrigen Europa wegen der Benutzung von Prostitution für Anwerbezwecke kritisiert und gebannt sind.
Zu esoterischen Gruppen
Esoterische religiöse Vereinigungsbestrebungen wurden kritisiert als
Versuch von Sekten, ihre Kultlehren unter der Tarnung von Sympathien
für das Christentum anzubringen. Die Existenz geheimer und nicht
zugänglicher (esoterischer) Lehren in einer religiösen Bewegung
sei jeweils Anlaß zu besonderer öffentlicher Besorgnis. Alle
religiösen Bewegungen sollten vielmehr ihre \berzeugungen in einer
ehrlichen und korrekten Weise jedem, der danach fragt, zugänglich
machen.
Die Konferenz stellte im übrigen fest, daß esoterische Lehren wie Theosophie, Anthroposophie und besonders der "Agni- Yoga" der theosophischen Roerich-Familie sogar mit Unterstützung von Staatsführern und der öffentlichen Einrichtungen gefvräert werde; besonders der theosophische "Agni-Yoga" sei nicht nur unvereinbar mit dem christlichen Glauben, sondern feindlich gegen das Christentum gerichtet.
Auch die im Grundzug gegen das Christentum gerichtete, okkultistische und anthroposophische Basis der Waldorfpädagogik wurde hervorgehoben. Die Teilnehmer drückten ihre Bestürzung darüber aus, daß das teilweise rassistische ("Wurzelrassen") System der Anthroposophie, das auch feindlich zu den christlichen Lehren steht, durch den Staat offiziell und direkt unterstützt wird, u.a. durch die Einrichtung einer "Staatsakademie für Eurythmische Kunst" und die Einführung eines auf der Waldorfpädagogik basierenden Lehrsystems an Staatsschulen.
Totalitäre fordern Toleranz
Die Teilnehmer baten die Öffentlichkeit, die Aufmerksamkeit auf die
unseriöse Propaganda derjenigen Gruppen zu richten, die aggressiv
"Toleranz" für sich selbst fordern, während sie jeden, der nicht
mit ihren Lehren übereinstimmt, als unwissenden und ungebildeten
Fanatiker abstempeln und oft sogar einen rassischen Unterschied zwischen
ihren Anhängern und ihren Opponenten behaupten. Sie seien so kühn,
gleichzeitig Christen wegen angeblicher Intoleranz und angeblicher
Absonderung, ja sogar wegen Rassismus anzuklagen. Obwohl sie selbst einen
"weiten Horizont" für sich in Anspruch nähmen, wollten sie nicht
das Recht der Christen anerkennen, einfach Christen zu bleiben. Die
Zurückweisung und Ablehnung ihrer Lehren bezeichnen sie schnell als
mittelalterliche Intoleranz oder Fanatismus.
Zusammenarbeit der Kulte und Kritikerbekämpfung
Die Konferenz konstatierte die zunehmende Zusammenarbeit der
unterschiedlichsten Kulte gegen ihre Kritiker und stellte fest, daß
dabei z.B. endlose Gerichtsprozesse, geistiger Terror und andere Mittel
eingesetzt würden. Als Ergebnis sei zu verzeichnen, daß
Amtsträger und Verantwortliche in den Medien, genervt durch solche
Angriffe, aufgeben und den Kulten für ihre Aktivitäten alle
Hindernisse (einschließlich der gesetzlich geforderten) aus dem Weg
räumen.
Probleme der Religionspolitik in Rußland
Die Probleme der Religionspolitik in Rußland sind erheblich anders
als im Westen gelagert. Man muß dazu wissen, daß alle
Immobilien, die Mehrheit der öffentlichen Gebäude,
Tagungshallen, Kinos, Schulen, Büchereien etc. in Rußland mehr
oder weniger Staatseigentum sind. In solchen öffentlichen Gebäuden
ist heute die Mehrzahl der Organisationen und Propaganda-Zentren der
totalitären Kulte angesiedelt. So ist die Situation entstanden,
daß diese Kulte durch den Staat unterstützt werden. Die
Teilnehmer betonten, daß kein säkularer Staat
Unterstützung für totalitäre Kulte geben darf. Das bedeutet,
daß staatliche Einrichtungen geschützt werden müssen vor
den Ansprüchen der Kulte, sie für ihre Zwecke zu benützen.
Das Kriterium für die Beziehungen des Staates zu religiösen Gruppen sollte Gegenstand öffentlicher Erörterung sein und auf gesetzlicher Grundlage erfolgen. Auf der Basis solcher Kriterien sollte der Staat deutlich machen, mit welchen Gruppen er überhaupt nicht zusammenarbeitet. Die Gesetzgebung in Rußland bezüglich religiöser Aktivitäten muß weiter verbessert werden. Zur Zeit nutzen einige (religiöse) Gruppen die Situation aus und lassen sich nicht als religiöse Organisation registrieren. Indem sie sich als kulturelles, als Informations- oder als pädagogisches Zentrum deklarieren, haben einige Kulte direkten Zugang zu Schulen erhalten.
Appell an Pädagogen und Verantwortliche im
Ausbildungsbereich
Die besondere Anwerbung junger Leute und deren Gefährdung durch die
Kulte wurde von der Konferenz betont. Deshalb wurden insbesondere
Journalisten, Lehrer, Persönlichkeiten in Kultur und Ausbildung
gebeten, sorgfältig über neue religiöse Gruppen zu
informieren und nicht etwa für sie zu werben, auch nicht dadurch,
daß man mangels eigener Untersuchungen die Werbung der Gruppen
weitergibt. "Wir sind selbst Kirchenleute, Journalisten und Lehrer und wir
stellen fest, daß unsere berufliche Pflicht - auf- richtig zu unseren
Zuhörern zu sein und das zu sagen, was wir tatsächlich bereits
wissen - wahrgenommen werden sollte, wenn wir Menschen
überreligiöse Fragen informieren" heißt es dazu in der
Konferenzdeklaration.
In einigen Fällen, so wurde kritisiert, verweigere die Schulverwaltung sogar den Studenten den Zugang zu Vertretern traditioneller, echter Bekenntnisse, die gesetzlich registriert und anerkannt sind, während z.B. an der Staatsschule 48 in Moskau die Lehre der esoterischen Gruppe "Univers" offizieller Bestandteil des Lehrplans wurde. Es wird von der Konferenz daher eine interkonfessionelle Expertenkommission beim Justizministerium und beim Erziehungsministerium vorgeschlagen, ohne deren Anhörung keine religiösen Programme an staatlichen Schulen eingeführt werden sollten.
Zusammenfassung:
Th. Gandow, Berlin
Schlußbitte
Die Tagungsdeklaration des Internationalen christlichen Seminars endete
mit einem Dank und einer flehentlichen Bitte: "Es ist unsere Freude, zu
erfahren, daß die göttliche Vorsehung, die menschliches
Begreifen übersteigt, uns die Erfahrung schenkt, daß wir
Christen aus verschiedenen Denominationen, die gemeinsam konfrontiert sind
mit der weltweiten Herausforderung durch das Neuheidentum, eins sind, in
dem, was am wichtigsten ist: dem Glauben an den Einen Gott und unseren
Heiland Jesus Christus.
Wir flehen alle unsere Geschwister, die durch Unwissenheit in das Netz totalitärer Kulte gezogen wurden, an, in sich selbst die Stärke zu finden, die destruktiven Irrtümer zu widerrufen. Kehrt zurück zur Kirche, in der Rettung ist! Denkt stets daran, daß die Türen der Kirche des Herrn Jesus Christus für Euch offen stehen!"