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BERLINER DIALOG 20, 1-2000 Trinitatis

 DIALOG & APOLOGETIK

Allzeit bereit

Betrachtung zum 1. Petrusbrief 3,15
von Bernhard Felmberg

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt. (1. Petrus 3, 15)

"Allzeit bereit!", so lautet ein Spruch, den man oft aus dem Mund der Pfadfinder hört.
"Allzeit bereit!", das heißt, nicht auf der schläfrigen Haut zu liegen, in den Tag zu träumen, sondern mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, um zu sehen, wo Hilfe gebraucht wird, wo Fäden des Lebens neu aufzunehmen und an alte anzuknüpfen ist.
"Allzeit bereit!", gut für diejenigen, die auf Hilfe angewiesen und einen treffen, der bereit ist, Hilfe zu geben.
Diese Hilfe sieht bei den Pfadfindern unserer Auenkirchen-Gemeinde in Berlin-Wilmersdorf sehr praktisch aus. Was wäre z.B. ein Osterfest in der Auenkirche ohne das Osterfeuer und die Vorbereitung desselben auch unter Mithilfe der Pfadfinder!
Ohne diese Hilfe könnte das Feuer nicht brennen, das Licht nicht angesteckt werden, das im Osterfrühgottesdienst in die Kirche getragen wird und vom Licht des Auferstandenen verkündet, der das "Reich des Todes" verließ, um denen Hoffnung zu bringen, die unter der scheinbaren Macht des Todes leben.

Schweigsame Hoffnungsträger
Diese Hoffnung, die durch das Ostergeschehen in die Welt eingebrochen ist, leidet daran, daß viele, die von ihr erfüllt sind, schweigsame Hoffnungsträger geworden sind und es nicht für schicklich halten, mit anderen Menschen über Grund und Ursache ihrer Hoffnung zu reden.
Religion, christlicher Glaube, ist seit dem 19. Jahrhundert vor allem in der evangelisch geprägten Gesellschaft zur Privatsache geworden, das heißt, daß der christlich geprägte Glaube an Gott dem anderen, ja noch mehr der Öffentlichkeit vorenthalten wird.

Geheimnis des Glaubens?
Religiöses Empfinden wird zum individuellen Geheimnis, und nur selten "outen" sich Persönlichkeiten auch des öffentlichen Lebens als Christen. Dies aber hat zur Folge, daß Suchende nur schwer finden können, daß Fragende bewußt keine Antworten erhalten.
Der Verfasser des 1. Petrusbriefes möchte nicht, daß der einzelne Christ die ihn erfüllende Hoffnung verschweigt.
Sicherlich, er möchte auch nicht, daß die Hoffnungsträger enthusiasmiert durch ihre Welt rennen, um ungefragt zu zeugen von dem, der ihr Licht ist. Vielmehr erwartet er die Bereitschaft, Fragenden Rede und Antwort zu stehen, bereit zu sein. Auskunft zu geben über die Hoffnung, die die Fragenden dem anmerken, der der Gefragte ist.

Rede und Antwort stehen
Sprachfähigkeit im Glauben zu erlangen, um Hoffnung denen weiterzugeben, die für ihr Leben dieselbe suchen, das ist Herausforderung und Aufgabe, die uns Christen gestellt ist.
In der Gemeinde haben wir als Christen die Möglichkeit zu erfahren, wie gut es ist, über den Glauben an Jesus Christus nachzudenken und über das Gedachte in´s Gespräch zu kommen, verschiedene Meinungen aufzuspüren und doch zu merken, daß da diese Hoffnung ist, die die eigene Seele und die der anderen erfüllt.
Ist es nicht geradezu leichtfertig, wenn wir den erworbenen Schatz unseres Glaubens vergraben würden, um ihn nur für uns zu behalten? Wir reden doch auch sonst gern von den Dingen im Leben, die wir für unser Leben als wichtig erachten. Warum dann nicht über den Grund unseres Lebens?
Nein, den Schatz, den Arzt, die Hoffnung meines Lebens möchte ich auch anderen zeigen, zumal, wenn sie Suchende und Fragende sind.
Ob ich diese Bereitschaft, über meine Hoffnung zu reden, "stets" erfülle, weiß ich nicht, ich glaube eher nicht. Doch ich möchte nicht faul und träge sein, sondern weiterhin vom Licht dessen sprechen, der durch seine Auferstehung Hoffnung in die Welt gebracht hat, eine Hoffnung, die das Licht der Öffentlichkeit wirklich nicht scheuen muß. Sie hat die Macht, nicht nur mich zu erfüllen, sondern auch diejenigen, die nach ihr fragen.
Dies ist Grund genug, auch Hoffnung zu haben, daß Gott uns immer wieder die Kraft gibt, stets bereit zu sein, um von der Hoffnung zu zeugen, die in uns ist.

Dr. Bernhard Felmberg ist Pfarrer an der Auenkirche in Berlin-Wilmersdorf


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