Ursprung
Die Ecclesia Gemeinde geht auf den Rasierklingenfabrikanten Hermann Zaiss
(1889-1958) zurück. Er wurde schon im Knabenalter vom Schmied Christian
Stürmer ("Halleluja-Schmied) bekehrt und war vor dem Ersten Weltkrieg dann
als Missionskaufmann an der Goldküste tätig. Schon früh entwickelte er einen
starken Drang zur Bekehrungs- und Missionstätigkeit, bis ihm "frommes Gerede
und Getue" der etablierten Christen anwiderten. Er legte 1924 den Schwur ab,
20 Jahre lang weder die Bibel zu lesen noch sich überhaupt christlich zu
betätigen. Wenn Gott wirklich etwas an ihm läge, meinte er, dann müsse er
ihn nach 20 Jahren wieder zu sich holen. Nach Ende dieser Zeit betete er
zusammen mit seiner Frau 1944 in der zerbombten Kirche von Ohlig: "Herr,
wenn Du uns wieder haben willst - hier sind wir!"
Später sagte er dann, er hätte von Gott den Auftrag erhalten, das Evangelium Jesu Christi radikal, ohne Bindungen an Menschen, eine Kirche oder Gemeinde zu verkünden.
Lehre
Bei der Lehre der Ecclesia von Hermann Zaiss handelt es sich um eine
erweckliche, fundamental-christliche Lehre, die viele Analogien zur
Pfingstbewegung hat. Jegliche äußere Formalität wird vermieden, die
Botschaft würde durch den Heiligen Geist den Verkündigern übermittelt. Die
Kindertaufe wird verworfen, Taufe geschieht als Erwachsenentaufe nach einem
glaubwürdigen Zeugnis seiner Bekehrung. Das Abendmahl wird nur dem
gespendet, der die
Glaubensgrundsätze
der Ecclesia bejaht.
Entwicklung
Nach seiner Bekehrung begann er zunächst im kleinen, seine Botschaft zu
verkünden, er predigte in Hauskreisen, in Verkehrsmitteln und auf Straßen
und Plätzen. Da er über eine beachtliche Redegabe verfügte, ließ der Erfolg
nicht auf sich warten. Seine Frau beschrieb die Entstehung der Gemeinde
Ecclesia wie folgt:
(http://home.wanadoo.nl/gvveelen/Vuur/append/Stroet45.htm [Stand: 2005-01-23])Ich muß weit zurückgreifen, wenn ich ein klares Bild von der Gründung der Gemeinde 'Ecclesia' zeichnen soll; denn der allererste Ruf geht bis in das Jahr 1939 zurück. In diesem Jahr erkrankte unser damals fünfjähriges Töchterchen ganz plötzlich so schwer, daß wir mit dem Ableben des Kindes rechnen mußten. Die blitzartig eingetretene schwere Erkrankung der Kleinen traf mich wie ein Keulenschlag, und ich merkte, daß Gott mich ganz persönlich damit meinte. Er stellte mir mein äußerlich schönes und gutes Leben vor Augen, zeigte mir in dieser Stunde der Not, wie ich mich eigentlich kaum mehr um meine Mitmenschen gekümmert hatte, die ihr Leben in Not und Sorge verbrachten und nicht auf Jesus aufmerksam gemacht wurden. Ich hatte nur meiner Familie gelebt und nicht mehr daran gedacht, daß viele andere unglücklich, arm und elend waren. In dieser großen inneren Not lag ich vor meinem Gott auf den Knien. Ich fühlte seine starke Hand und hörte seine Stimme, die zu mir sprach: Ja, dich meine Ich! Jetzt greife Ich ein, denn du hast alle Wohltaten vergessen, die Ich dir erwiesen habe, und nun komme Ich zu dir, um in tiefem Ernst mit dir zu reden. Es gab für mich eine durchwachte Nacht, tiefe Reue und Buße, und unter heißen Tränen bat ich den Herrn um Vergebung meiner Sünden und Nachlässigkeit. In dieser Nacht legte ich das geliebte Kind in die Arme Jesu. Er war barmherzig und gnädig und heilte es, und in meinem Herzen war ein inniger Dank. Viele Gebete stiegen zum Himmel empor. Jetzt galt es für mich, nun wirklich treu dem Herrn nachzufolgen, und deshalb sann ich darüber nach, wie wir ihm dienen konnten.
Der Krieg hatte begonnen, und mein Mann mußte aus diesem Grunde nach Solingen, um dort den Betrieb weiterzuführen, der uns bisher mit Rasierklingen für unseren Großhandel versorgt hatte; denn der Inhaber der Firma war eingezogen worden. Ich war nun mit den Kindern in Frankfurt viel allein und nützte dort jede Gelegenheit aus, um mit den Menschen, die mir begegneten, über den Herrn zu sprechen und sie auf die Notwendigkeit einer völligen Umkehr zu Jesus aufmerksam zu machen. Aber das genügte mir nicht. Bei meinen häufigen Besuchen in Solingen-Ohligs bat ich immer wieder meinen Mann, eine Bibelstunde zu beginnen. Im Hinblick auf seine früheren Erfahrungen mit Gläubigen, die ihn bitter enttäuscht hatten, lehnte er zunächst ab, aber wir beide sprachen oft über göttliche Dinge und lasen viel in der Bibel. So zogen die Kriegsjahre vorüber. Wir verloren durch Bombenangriff unsere Frankfurter Wohnung und wurden ganz in Ohligs ansässig. Eine kleine Notwohnung in unserem Betrieb Mühlenstraße 17 wurde uns zur Heimat.
So kam das Jahr 1944. In diesem Jahr lernte ich unsere längst heimgegangene Schwester Hulda kennen. Mit ihr sprach ich über den Plan einer Versammlung. Hulda war eine Beterin und hatte den Herrn schon lange Zeit darum gebeten, einmal nach Ohligs einen Mann zu schicken, der in dieser Stadt das Evangelium in Kraft und Freimütigkeit verkündigte. Gerade Ohligs war der Gegenstand ihrer Gebete - und hierher hatte uns der Herr geschickt. Im Büro, auf den StraBen, in den Ladengeschäften sprachen wir mit den Menschen über die Erlösung von unseren Sünden durch das Blut Jesu. Wir stellten dabei fest, daß ein großer Hunger nach Gottes Wort herrschte. So entstand in unserer kleinen Küche in der Mühlenstraße 17 die erste Versammlung. Nur wenige nahmen daran teil, aber diese wenigen hatten ein brennendes Herz für Jesus. Zu ihnen zählten Bruder Alfred Martitz mit seiner Frau und Bruder Wilhelm Zimmermann mit seinem Gretchen. Wir beschlossen, gemeinsam für Jesum zu wirken und ihm zu dienen. Die kleine Küche faßte nur wenig Menschen; deshalb baten wir den Herrn um einen größeren Raum. Geschwister Müller hatten in einem kleinen Saal in der Karlstraße eine Gemeinde, und in diesem Saal hielt mein Mann seine erste Versammlung. Ich weiß es noch wie heute: als ich diesen Raum zum erstenmal betrat, dankte und jubelte mein Herz, als der Herr zu mir sagte: Ich will euch segnen, und ihr sollt ein Segen sein. Das Thema dieser ersten Versammlung war Johannes 3:16. Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. Ungefähr dreißig bis vierzig Personen kamen und lauschten der Botschaft des Evangeliums. Ein dankbares Glück war in unseren Herzen, als wir von dieser Versammlung nach Hause gingen. Sonnabends ging ich mit Friedchen Martitz in den Saal, um ihn für den Sonntags-Gottesdienst herzurichten. Da wir viel Fliegeralarm hatten, wollten wir diese Arbeit selbst tun. An einem solchen Sonnabend erhielt ich nach Gebet den inneren Auftrag, den durch eine Rollwand geteilten Raum ganz zu öffnen, so daß insgesamt siebzig Menschen Platz hatten. Mein Mann war darüber erstaunt; denn bisher hatte der abgeteilte Raum für die dreißig bis vierzig Versammlungsbesucher ausgereicht. Aber siehe da: an jenem Abend füllte sich der Saal mit siebzig Personen! Der Herr hatte zu dem Gebet des Glaubens mit seinem Segen geantwortet. Auch bei Fliegeralarm und ernster Warnung verließen wir die Versammlung nicht; denn wir wußten, daß der Herr uns in seinen Schutz hüllte. - Der Krieg ging allmählich seinem Ende entgegen. In unserem Büro hatten wir täglich Besucher - Menschen, die Hilfe und Rat brauchten, die Jesum suchten und fanden. Im Ruhrgebiet häuften sich die Fliegerangriffe, und eines Tages erlebte auch Solingen einen Großangriff, dem viele Menschen zum Opfer fielen. Wenige Tage danach sollte Ohligs mit einem Großangriff überrascht werden. Das Radio meldete: Feindlicher Fliegerverband nimmt Richtung auf Solingen-Süd (Ohligs). Mein Mann ging in den Garten, der sich hinter der Fabrik befand, und mit erhobenen Händen - wie es in der Heiligen Schrift in 1. Timotheus 2:8 geboten ist: ,.. daß die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben. - flehte er den Herrn an, diesen feindlichen Mächten zu wehren. Nach ungefähr fünf Minuten meldete der Funk: Aus unerklärlichen Gründen zieht der feindliche Fliegerverband nach Süd-Westen ab. Ohligs blieb verschont. Der Herr hatte das Gebet seines gläubigen Knechtes erhört. Ja, es ist tatsächlich so: Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel. (Jakobus 5:16).
Der Krieg eilte seinem Ende entgegen, und alle damit verbundenen Nöte und Schwierigkeiten überstanden wir in Ohligs ohne Schaden. Täglich erfuhren wir die Gnade Gottes in wunderbarer Weise. Als endlich die Amerikanischen Besatzungstruppen einzogen, versuchten wir, die Gemeindearbeit auszudehnen. Mein Mann sprach evangelistisch in der Ohligser, Haaner und Hildener Kirche, um die Menschen aufzurütteln und sie für Christus zu gewinnen. Obwohl mein Mann von den Alliierten keine Sprecherlaubnis hatte, hielt er unentwegt Versammlungen ab. In der Ohligser Kirche sprach er eines Abends über den verlorenen Sohn (Lukas 15). Nach Beendigung der Versammlung saß draußen auf der Kirchhofsmauer weinend ein alter Mann und klagte: Ich bin der verlorene Sohn. Es war unser Bruder Henkels, der zu den Freidenkern gehörte, nun aber Frieden mit Gott fand und die kurze Zeit, die er noch lebte, überall seinen Heiland dadurch bekannte, daß er zu seinen Freunden ging und ihnen sagte: Der Heiland hat mich gefunden. Er wurde ein treuer Zeuge Jesu Christi und durfte schon wenige Wochen nach seiner Bekehrung in die Herrlichkeit eingehen.
Nach diesen Evangelisations-Versammlungen wurde unser Sälchen in der Karlstraße zu klein. Bruder Müller wußte Rat. Er besaß eine Baracke, die er auf seinem Grundstück in der Neptunstraße aufstellte. In dieser Baracke fanden ungefähr 250 Personen Platz. Dort verlebten wir viele, schöne, gesegnete Stunden. Wie eine einzige große Familie trugen wir gemeinsam alle Freuden und Nöte. Wunderbar waren auch unsere Silvester-Feiern. Wir kochten einen großen Kessel Bohnenkaffee, um unsere alten Mütterchen damit zu erfreuen. Wir erquickten uns an all den herrlichen Gebetserfahrungen und lebten in der Freude am Herrn. Zu unserem Kreis gesellten sich Erich Weinmann, Irmgard Linder und noch eine Reihe Brüder und Schwestern. Durch viele persönliche Aussprachen, die sich auf unserer Wiese hinter dem Hause bis in die späte Nacht ausdehnten, gab es Kindlein in Christo, Bereinigungen von Sünden und herrliche Gebetserhörungen. Keiner, der diese Zeit mit erlebte, wird sie jemals vergessen können. Während diesen glücklichen Monate kam auch unser Sohn Hermann nach Hause. Schwer verwundet wurde er uns von einem Amerikanischen Major in dessen Wagen gebracht. Nur wenige Wochen war er bei uns, da brach auch er vor dem Kreuze Jesu zusammen, und sein Leben fand die rechte Grundlage. Heute darf er am Worte dienen und vielen Menschen zum Segen sein. Unter dieser Wucht des Geistes Gottes mußte Satan weichen. Ohligs wurde mehr und mehr zu einer Kraftquelle für Mühselige und Beladene. Der Herr hatte begonnen, und unter seinen segnenden Händen wuchs das Werk weiter.
Zu jener Zeit bekehrte sich unsere liebe Schwester Elfriede Hakenberg, die im Jahre 1945 Frieden mit Gott suchte. Bald erlebte sie die Freude, daß auch ihr Mann und ihr Sohn sich dem Herrn auslieferten. Eine Gebetserhörung besonderer Art darf nicht unerwähnt bleiben. Bruder Erich Weinmann kam als feuriger Streiter Christi oft zu meinem Mann; denn er mußte selnem überströmenden Herzen Luft machen und sich aussprechen. Er scheute sich nicht, vor seinen Kameraden und Vorgesetzten ein Zeugnis abzulegen, und auf seinen Anhalter-Autofahrten hörte wohl jeder Wagenbesitzer die frohe Botschalt von Jesus Christus. So kam Bruder Erich wieder einmal frühmorgens in unser Büro. Er hatte einen eigenartigen Traum gehabt, und mein Mann gab ihm die Auslegung dazu. Als Erich schon gegangen war, kehrte er noch einmal um und gab uns eine einzige Apfelsine. Damit hatte es eine besondere Bewandtnis. Unsere teure Schwester Käthe Goebel in Langerfeld lag sterbend zu Hause. Plötzlich hatte sie ein heißes Verlangen nach einer Apfelsine. Menschlich gesprochen, war es ein Ding der Unmöglichkeit, eine solche damals zu beschaffen; denn zu jener Zeit bekam man in Deutschland keine Apfelsinen. Aber als wir von dem Wunsch der sterbenden Schwester erfuhren, beteten wir um Erfüllung ihrer Bitte, denn wir wußten, daß bei Gott kein Ding unmöglich ist. Erich war der Bote des Herrn, und durch ihn erfüllte der gute Vater im Himmel den Wunsch der Kranken. Erich selbst hatte eine einzige Apfelsine geschenkt bekommen, und auf inneres Geheiß mußte er uns diese eine Apfelsine bringen. Wir schickten nun auf schnellstem Wege diese kostbare Frucht zu Schwester Käthe Goebel. Auf einem kleinen Zettel teilte sie uns kurz vor ihrem Heimgang mit, daß sie Scheibe für Scheibe genossen habe wie ein Abendmahl.
Der Herr überraschte uns immerfort mit seiner großen Liebe. Anneliese Unselm, einige Studentinnen aus Düsseldorf und noch viele andere übergaben sich dem Herrn. Bei abendlichen Aussprachen auf unserer Wiese hinter dem Haus waren es oft auch englische Soldaten, die uns viel Freude bereiteten. Mit allen und zu allen wurde nur über ein Thema gesprochen: Wie stehst du zu Jesus? Bald war um uns herum kein Gras mehr zu sehen; jeder hatte seinen Teil bei den besinnlichen Gesprächen aflmählich herausgezupft. Man konnte dabei so gut glauben und bei beginnender Dunkelheit sich alles vom Herzen reden.
Als besondere Kostbarkeit ist mir unsere Donnerstag-Jugendstunde in der Baracke in Erinnerung. Alle durften dazu kommen: Gläubige und Ungläubige, Zweifler, Meckerer und Kommunisten; denn Bruder Hermann liebte die Jugend mit ihren Problemen. Hier gab es Gelegenheit Fragen zu stellen, schwierige Bibelstellen zu besprechen, und die Jugend konnte in diesen Stunden viel lernen und geistige Güter sammeln. Die Diskussion wollte manchmal kein Ende nehmen. In der Ewigkeit werden wir einst sehen, wie fruchtbar diese Stunden für manche waren.
Almählich wurde unsere Baracke zu klein. Immer mehr Menschen interessierten sich für unsere Bewegung, und allen wollten wir dienen. So mußte der Raum vergrößert werden. Die Seitenteile der Baracke wurden auseinandergezogen, und in derMitte wurde ein erhöhtes Mittelstück geschaffen. Wir organisierten das Holz dazu, und unsere Brüder machten sich mit freudigem Eifer an die Arbelt - mit ihnen mein Mann, der selbst mit Hand anlegte; denn alles sollte bald fertig sein. Nach der Vergrößerung konnten gegen 150 Menschen mehr Platz finden. Unsere Baracke hatte nach dem Umbau 372 Sitzplätze. Es kamen immer mehr Menschen hinzu, obwohl sich bereits in Langerfeld und Wuppertal Zweigversammlungen gebildet hatten, die ebenfalls gut besucht waren. Im Hause unseres lieben Bruders Gottfried Goebel fanden sich, vor den Versammlungen Menschen zum Gebet zusammen. Dort erlebte Schwester Helga Grüneisen ihre Wiedergeburt und das wunderbare Geschehen der Heimkehr ihres Mannes, dessen Rückkehr mein Mann durch eine Prophezeiung genau auf den Tag vorausgesagt hatte.
Die Versammlungen in der Halle der Espenlaub-Fabrik waren richtige Nachkriegs-Stunden. Das Dach war kaputt, so daß die Zuhörer bei Regen mit aufgespannten Schirmen dasaßen und dem Worte Gottes lauschten. In einer dieser Versammlungen heilte der Herr Kläre Großbach aus Schwelm, die seit achtzehn Jahren gelähmt war und von ihrem Mann im Fahrstuhl hereingefahren wurde. Nach der Versammlung ging sie zu Fuß nach Hause. Der Fahrstuhl wurde leer heimgeschoben. Diese Heilung erregte in Schwelm großes Aufsehen; denn viele Schwelmer kannten die Schwester und wußten von ihrer jahrelang andauernden Lähmung. Der Herr verherrlichte sich immer mehr durch Zeichen und Wunder inmitten der Versammlungen, so daß viele Menschen unter der Wortverkündigung Frieden mit Gott fanden und an Leib und Seele geheilt wurden. In Wuppertal hatten Kirchen und Gemeinschaften von all diesen wunderbaren Ereignissen erfahren, sodaß ein großer Kampf einsetzte und wir nur immer wieder Gott anflehen konnten, sein begonnenes Werk weiterzuführen und noch viele, viele Menschen zu erretten. Der Herr erfreute uns in seinem Dienst, denn er tat täglich zu der Versammlung hinzu, die gerettet werden sollten (Apostelgeschichte 2:47). Nach Abschluß unserer alljährlich in Ohligs stattfindenden Silvesterfeiern konnten wir mit Freuden feststellen, daß sich nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland Brüder und Schwestern zusammenfanden, um Ecclesia-Gruppen zu bilden und Versammlungen abzuhalten. Heute haben wir etwa 200 dienende Brüder, die es sich zur Aufgabe machen, neben ihrem bürgerlichen Beruf das Evangelium zu verkünden und das Wort vom Kreuz in unserer notvollen Zeit in die Welt zu tragen. Wenn der Herr noch verzieht zu kommen, wird diese Arbeit in wenigen Jahren viele hunderttausend Menschen erfassen.
Dieses kleine Büchlein ist geschrieben zur Ermunterung und Stärkung der Gotteskinder in dem Wissen, daß der Herr jedes ausgestreute Samenkorn segnet; denn er, unser großer Meister, will haben, daß wir als Reben des göttlichen Weinstockes Frucht bringen zu seines Namens Preis und Ehre.
Im September 1958.
Wie sehr die Bewegung, die sich um Zaiss gebildet hatte, von seiner Person abhing, zeigte sich nach seinem Unfalltod 1958. Die Gemeinden gingen zurück. Derzeit gibt es noch 80 Gemeinden in Deutschland, darunter 10 in Württemberg, die größte befindet sich in Ulm. Der Schwerpunkt der Gemeindearbeit liegt auf einer erwecklichen Verkündigung mit Anklängen an die Pfingstfrömmigkeit. Kritik an der Arbeit der Gemeinde Ecclesia wendet sich hauptsächlich gegen die fundamentalistische Bibelauslegung und die Glaubens- und Lebenspraxis. Da dieser Gemeinschaft die Regulative einer Kirche und Theologie fehlten, steht sie immer wieder in der Gefahr, ins Sektiererische abzugleiten, da Glaubensinhalte sehr stark von der jeweiligen Gemeindeleitung beeinflusst werden.
Wegen der geringen Normierung ihrer Lehre hängt deren Ausformung sehr stark von der Persönlichkeit des jeweiligen Gemeindeleiters ab. Die Gemeinde steht immer wieder in der Gefahr, ins Sektiererische abzugleiten. Das Verhältnis zu den Landeskirchen ist distanziert und wird gelegentlich im süddeutschen Raum auch von Abwerbungsversuchen der Ecclesia belastet.