Kurztext
Die Tübinger Offensiven Stadtmission (TOS) wurde von Jobst und Charlotte
Bittner (1987 in
Tübingen gegründet.
Nach ihrer Selbstdarstellung
handelt es sich um eine evangelische Freikirche und ein Missionswerk
charismatischer Prägung, welches sich zu den Statuten der
Internationalen Evangelischen Allianz bekennt.
Theologisch handelt es sich bei der Gemeinde, die sich jetzt TOS Gemeinde Tübingen nennt, um eine neupfingstlerische, sehr fundamentale, charismatisch-evangelische Gemeinde. Ihre Verkündigung ist nach meiner Kenntnis vom Bibelfundamentalismus US-amerikanischer und neupietistischer Prägung gekennzeichnet. Aus der Beratungsarbeit ist mir bekannt, das die TOS gelegentlich eine Neutaufe fordert. Wenn sich das als grundsätzliche theologische Strategie erweisen sollte, wäre damit aber die Grenze zum Sektierertum eindeutig überschritten. Wiedertäufertum ist nach den evangelischen Bekenntnisschriften eindeutig Häresie.
Diese Form "radikalen Glaubens" hat wegen der ihm innewohnenden schwarz-weiß-Malerei, wegen des einfachen Weltbildes der einfachen Unterscheidung von gut und böse, besonders für Jugendliche und junge Ehepaare, die Orientierung und Sinn suchen, ihren Reiz. Statistisch hat die Gemeinde in Deutschland keine Bedeutung, allerdings führt sie besonders im Tüginger Raum durchaus zu innerprotestantischen Auseinandersetzungen.
Die TOS gehört zu den Gemeinden, die die Volkskirche grundsätzlich hinterfragen. Sie stellt dem Selbstverständnis der Landeskirchen als den Vertretern christlicher Kultur gegenüber der säkularen Kultur eine extrem freikirchlich-individualistischen Kultur entgegen. Diese Tendenzen fallen natürlich in unserer modernen Gesellschaft, die im beginnenden 21. Jahrhundert besonders vom Individualismus, vom Streben nach Selbstbestimmung geprägt ist, auf fruchtbaren Boden. Hansjörg Hemminger und Annette Kick [S. 3] sehen in diesen extremen Ausprägungen einer charismatischen Theologie ein hohes Konfliktpotenzial.