Kaizen oder die LEADERSHIP Academy AG gehört in ihren Werbemethoden zu
den Vertriebssystemen, die dem Anzuwerbenden für die zu zahlenden
Gelder keine Produkte anbietet. Im Vergleich zu Direktvertriebssystemen, die
ihren Kunden und späteren Vertreibern zumindest eine Produktpalette
verkaufen, die dann von Einzelnen vertrieben werden sollen, wird bei diesem
Firmengeflecht von den Mitgliedern eine bestimmte Geldsumme erwartet
für das alleinige Versprechen, diese würde sich später so
vermehren, daß jeder Einzahler im großen Maße davon
partizipieren könne.
Mit dem Erwerb eines Partizipationsscheines ist in der Regel verbunden,
daß die Geworbenen Seminarleistungen der Gruppe in Anspruch nehmen.
Seminare wie z.B. Success-Training, Delphin-Strategie-Seminar oder
Feuerlauf-Seminar sind die zu absolvierenden Angebote, die laut interner
Werbung zum Gesamtsystem gehören. In einem Schreiben an die
Mitglieder/Mitarbeiter von 1996 heißt es:
"Der ganze Firmenaufbau ist insbesondere auf die aktive Schulung vieler
Geschäftspartner in den umfangreichen Seminaren
zurückzuführen. Der regelmäßige Besuch des
vielfältigen und hochwertigen Trainingsangebotes hat viel zur
Persönlichkeitsentwicklung und zum Teamgeist beigetragen."
Im Gegensatz zu auch bereits die Strafrechtssprechung beschäftigenden
Strukturvertriebsarten im Sinne eines Schneeballsystems, wie es auch bei
Kaizen praktiziert wird (möglicher Verstoß gegen § 6c UWG),
verbinden sich hier weitere Elemente, die den Schluß zulassen,
daß Kaizen ein in sich geschlossenes System ist, das viele methodische
Ansätze, die von anderen Psychogruppen bekannt sind, beinhaltet:
So werden die Angeworbenen bei Kaizen einer Schulung zugeführt, die
auch in anderen Bereichen zur Persönlichkeitsentwicklung angewendet
werden. Als Methode wird dabei auf das Neurolinguistische
Programmieren (NLP) zurückgegriffen. Die Werbematerialien des
NLP-Trainers für die Kaizen-Mitglieder/Mitarbeiter beinhalten u.a. dann
auch die NLP-Rhetorik-Kurse sowie das mentale Training auf NLP-Art.
Hinsichtlich des ideologischen Hintergrunds berichteten ehemalige
Kaizen-Anhänger, daß ihnen insbesondere das Buch "Geschichte der
Geheimgesellschaften" von Jan van Helsing als wichtige Lektüre
empfohlen worden sei. Die genannte Veröffentlichung Jan van Helsings
hat antisemitische Inhalte und ist derzeit in der Bundesrepublik Deutschland
wegen rechtlicher Auseinandersetzungen nicht erhältlich.
Wie auch in anderen Psychogruppen wird bei Kaizen auf totale Expansion der
eigenen Gruppe gesetzt. So werden an die Mitglieder/Mitarbeiter
"Motivationsschreiben" mit unrealistischen Hinweisen auf einen zu
erreichenden Umsatz bei der Seminarvermittlung und Vermittlung von
Devisenvolumen sowie eine vermeintlich erreichbare materielle
Unabhängigkeit verschickt. Dem Einzelnen wird durch die
Gesamtkonstellation bei Kaizen vermittelt, er partizipiere persönlich
auch am Gewinn des Gesamtunternehmens.
In der Vergangenheit gerieten bereits Vereinigungen, die im Schneeballsystem
Finanzanlagen betrieben, ins Visier der Öffentlichkeit, aber auch der
Strafverfolgungsbehörden. Berücksichtigt man zudem das umgesetzte
Finanzvolumen, muß festgehalten werden, daß es sich bei Kaizen
um eine auf Expansion ausgerichtete problematische Gruppe handelt, die durch
ihr Gebaren individuellen sowie gesamtwirtschaftlichen Schaden anrichtet.
Das System Kaizen und die dort angewandten Praktiken müssen daher, aber
auch wegen der feststellbaren Abhängigkeiten der Mitglieder/Mitarbeiter
von dem System, weiter kritisch betrachtet werden.B. Kaizen Academy
Als Ergebnis der Berichte in den Medien, der Analyse vorliegender Unterlagen
und der Auswertung der Anhörung von einer Betroffenen ist diese Gruppe
als eine Mischform von Strukturvertrieb (in Form des Schneeballsystems), zu
lernenden Psychotechniken und ideologischem Hintergrund zu bezeichnen.
In der Literatur und der Presse wird immer wieder ein Dr. Thomas Gretz genannt. Aus diesem Grunde ist unserer Meinung nach nicht abzustreiten, dass Dr. Gretz sich im Zusammenhang mit der Kaizen-Academy exponiert hatte. Diese Exponierung stellt sich nach Analyse des Pressespiegels, der Aussage von Aussteigern und des Literaturbefundes so dar, dass er zumindest für eine gewisse Zeit eine solche Bedeutung hatte, dass sie von Betroffenen als Führungsposition verstanden wurde. Dr. Gretz hatte sich in einem Schreiben an RELIGIO dagegen gewandt, dass er in einem Artikel in Zusammenhang mit Kaizen gebracht worden sei. Weiterhin hatte er verlangt, dass RELIGIO seine Stellungnahme zu Kaizen in ungekürzter Form so einlinkt, dass der Leser diese in jedem Fall findet, wenn er den Artikel über Kaizen aufruft. Nun hat er seine Meinung wieder geändert und von RELIGIO verlangt, daß sein Artikel nun doch nicht mehr veröffentlicht werden soll. Dem trägt RELIGIO natürlich Rechnung. Ein Artikel, in dem falsche Behauptungen über Dr. Gretz veröffentlicht sind, existiert nicht in RELIGIO.