Das "Thüringer Städte-ABC" wendet sich an alle, die sich für
die Kultur und Geschichte interessieren. Es möchte in erster Linie
anregen und Interesse auf eine Region wecken, deren Landschaft mit zu den
schönsten Deutschlands gezählt werden kann, deren geschichtliche
Wurzeln zum Teil älter als die der anderen Bundesländer sind und
deren Menschen als freundliche Gastgeber gelten. Was verbindet Sie mit Thüringen? Eine Landschaft zwischen Thüringer Wald und Harz, zwischen den Flüssen Werra, Saale und Elster im Herzen Deutschlands gelegen? Die Wartburg und Eisenach? Weimar als Goethe- und Schiller-Stadt, in der 1919 die Nationalversammlung zusammentrat und in deren unmittelbarer Nachbarschaft das Konzentrationslager Buchenwald liegt? Carl Zeiss und Jena? Sonneberger Spielzeug oder die Thüringer Küche? Thüringen war stets ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen und Völker, die ihre mannigfaltigen Einflüsse hinterlassen haben. In den Dörfern und Städten Thüringens ist ein Stück dieser Kulturlandschaft lebendig geblieben. In Thüringen, in dem heute etwa 2,6 Millionen Menschen auf 16200 qkm leben, gibt es viele Plätze, die historisch und kulturell von gesamtnationaler und auch europäischer Bedeutung sind: Weimar als Ort "der deutschen Klassik", Erfurt, dessen Universität die siebtälteste Alma mater Europas war, und die Saale-Stadt Jena, von der der Weltruhm der Zeiss-Optik ausging, sind nur einige Beispiele dafür. | |
Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar |
Zu einem unverwechselbaren mitteldeutschen Land wird Thüringen nicht zuletzt durch sein malerischen Burgen und bezaubernden Schlösser, seine anmutigen stillen Dörfer und kleineren Städte, seine Naturlehrpfade und Landschaftsschutzgebiete. Auch aus der ur- und frühgeschichtlichen Zeit gibt es zahlreiche Sachzeugen.
Spezialmuseen geben reichlich Gelegenheit zur Wissensbereicherung. Thüringer Brauchtum und Sitten, die in Heimatmuseeb des Landes vor Augen geführt werden, sind in manchen Orten immer noch lebendig und leben als volkskünstlerisches Tun weiter.
An dieser Stelle möchte ich insbesondere auf die bisher noch weniger bekannten kulturellen Leistungen aufmerksam machen, die die vorliegende Publikation zu einer wichtigen Sehhilfe für Land und Leute machen. Zugleich wird die Verpflichtung aller Bürger deutlich, das landschaftliche und kulturelle Erbe engangierter und vorsichtiger, bedachter zu pflegen. Sie ist eine Visitenkarte, die ich allen Besuchern aus Nah und Fern empfehle.
Möge dieses Buch zum besseren Kennenlernen und Verständnis Thüringens und seiner Bewohner beitragen.
Mit dem "Thüringer Städte-ABC" liegt ein interessantes Taschenbuch vor, das sowohl dem Besucher Thüringens als auch seinen Einwohnern eine Fülle von Informationen zur Geschichte, Kultur und Lebensart dieser unverwerchselbaren deutschen Region vermittelt.
Neben Wissenswertem über bekannte Thüringer Kulturstätten wurden in mühevoller Kleinarbeit viele unbekannte Sehenswürdigkeiten und Geschichten zusammengetragen, die noch heute den besonderen Reiz der thüringischen Städte und Dörfer im Grünen Herzen Deutschlands ausmachen.
Wer sich etwa Zeit nimmt, wird mit Hilfe des "Thüringer Städte-ABC" auf seinen Wanderungen und Spaziergängen in so manchem Ort interessante Details aus der langen und wechselvollen Geschichte Thüringens entdecken können.
Überall in den europäischen Regionen besinnt man sich gegenwärtig wieder stärker auf regionale Traditionen, kulturelle Besonderheiten und damit auf die eigene Identität. Die vorliegende Publikation, die von den Mitarbeiterinnen des Europäischen Kulturbüros in der ehemaligen Residenzstadt Rudolstadt initiiert und maßgeblich gestaltet wurde, ist ein gelungener Beitrag, den besonderen Charakter Thüringens aufzuzeigen.
Möge dieses interessante Buch einerseits seinen Lesern helfen, sich die Thüringer Identität zu erschließen und andererseits auch die Gewißheit stärken, daß aller landschaftlicher Reichtum und kulturelle Vielfalt nur in einem geeinten und friedlichen Europa dauerhaft bewahrt werden können.
Brüssel, im Juni 1996
Vorwort
Thüringen gehört zu den ältesten und dichtesten deutschen Kulturlandschaften. Während es erst 1920 politisch als einheitliches Land in Erscheinung trat, das nach einer kurzen Episode zwischen 1945 und 1952 bis zu seiner Wiedererrichtung im Jahr 1990 für nahezu 40 Jahre nicht mehr existierte, war und blieb Thüringen jedoch stets ein kultureller und geographischer Begriff. Der heutige Freistaat mit seinen fest umschriebenen Grenzen umfaßt dabei Städte, die in unterschriedlicher Weise die kulturelle Vergangenheit des Landes widerspiegeln.
In der Regel ist ihnen das Schicksal der Zerstörung im 2. Weltkrieg erspart geblieben. Wenn auch vieles durch Vernachlässigung verloren ging, so bieten sie doch in ihrer Gesamtheit einen in Deutschland selten gewordenen Einblick in eine gewachsene Kulturlandschaft.
Es ist das Ziel dieses Buches, die städtischen Elemente dieses Thüringer Kulturraumes vorzustellen. Auch wenn Vollständigkeit angestrebt wurde, so waren doch Kompromisse unumgänglich. Beispielsweise bot die formale Stadtrechtsverleihung nur einen Anhaltspunkt bei der Auswahl der hier vorgestellten Orte. Die angestrebte leichte Benutzbarkeit des Buches ließ darüber hinaus eine wohldurchdachte Beschränkung als notwendig erscheinen. Rat und Unterstützung haben die Herausgeber dabei durch die Thüringer Landkreise und die kreisfreien Städte ebenso wie durch die aufgeführten Städte erfahren, denen an dieser Stelle ein besonderer Dank für ihre Mitwirkung gilt.
Mit der Publikation verbindet sich die Absicht, Interesse für die reichhaltige Thüringer Kulturlandschaft zu wecken. Sie bietet gleichzeitig erste Informationen, die von den Autorinnen mit großer Akribie zusammengetragen worden sind. Die Texte wurden anschließend fachkundig lektoriert. Den Autorinnen wie der Lektorin gilt daher der besondere Dank für ihre umfangreichen Recherchen.
Die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen schließlich hat sich dieses Projekt zueigen gemacht, weil sie in ihm eine besondere Möglichkeit erkennt, die bekannten wie die verborgenen Schätze im Freistaat Thüringen in das Bewußtsein der Öffentlicheit zu tragen. Es bleibt zu wünschen, daß das "Thüringer Städte-ABC" ein Stück weit zur Erreichung dieses Zieles beitragen kann.
Frankfurt, Erfurt, im Juli 1996