Zwischen 1102 und 1105 gründete eine sächsische Adlige namens Paulina am Rottenbach ein Kloster, dessen dreischiffige Basilika neben dem Palas der Wartburg zu den wertvollsten Denkmalen romanischer Baukunst in Thüringen zählt. Gleich nach seiner Entstehung gehörte das Kloster zu einem der reichsten in der Region. Es erwarb das Schutzrecht über mehr als 20 Kirchen und Kapellen und hatte Besitzungen in 50 Dörfern. Anfänglich war es als Doppelkloster angelegt, ab Mitte des 14. Jahrhunderts diente es nur noch als Mönchskloster. Kirche und Kloster verfielen nach der Reformation, Steine wurden für andere Bauzwecke abgetragen. | |
Klosterruine Paulinzella |
Doch die Romantik entdeckte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Reize mittelalterlicher Baurelikte. Die Reste des 36 m langen Mittelschiffs mit monolithischen Säulen und vierfach abgestuftem Westportal und die Doppelturmfront der 1125 hinzugefügten Vorkirche wurden gesichert. Die Architektur verweist auf die Benekdiktiner des Klosters Hirsau, die ihr Vorbild im burgundischen Cluny sahen. Von 1963 bis 1969 wurde das unter dem Schutz der UNESCO stehende Baudenkmal sorgfältig restauriert. Ein Renaissance-Jagdschlößchen und der schöne Fachwerkbau des ehemaligen Amtshauses fallen in der Umgebung auf, die im "Zinsboden", dem ehemaligen Speicher des Klosters für Naturalabgaben, Ausstellungen zur Kloster-, Jagd- und Forstgeschichte anbietet.
Eine Siedlung entstand aus dem ehemaligen Klostergut mit einem Teil seiner Außenanlagen und den umliegenden Hütten der Bauern und Forstarbeiter. Seit 1574 war Paulinzella im Besitz der Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt. Erst im 19. Jahrhundert erhielt es den Status einer Gemeinde. Die in Paulinzella ansässige Orgelbauerfamilie Schulze war in jenem Jahrhundert weit über Thüringen hinaus bekannt. Sie lieferte ihre Orgeln nach England und bis nach Australien. Friedrich Schiller verewigte die berühmte Klosterruine 1788 in einem Gedicht. Er regte Johann Wolfgang von Goethe zum Besuch dieses historischen Monumentalbaues an, der Dichter feierte dort seinen 68. Geburtstag. In den Sommermonaten wird das besondere Ambiente der Ruine für Konzerte genutzt.
unter: Thüringer Landesmuseum Heidecksburg,
Schloßbezirk 1,
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