OHRDRUF

Landkreis Gotha

Mit der Christianisierung Thüringens ursächlich verbunden ist die Entstehung von Ohrdruf. Der Ursprung dieses an der Ohra gelegenen Ortes wird auf die Zeit um 724/25 zurückgeführt, als Bonifatius hier eine Zelle stiftete. Diese Gründung ist aber vermutlich 753-786 eingegangen. Die von dem Bonifatius-Nachfolger Lullus 777 geweihte Petrikirche am rechten Ufer der Ohra wurde 980 mit einem Augustiner-Chorherrenstift verbunden und damit zum Zentrum der weitläufigen thüringischen Besitzungen der Abtei Hersfeld. 961 urkundete König Otto I. in Ohrdruf.

[Eiserner Michael] Es müssen also Bedingungen für ein Lager des Königs und seinem Gefolge, die sich auf dem Wege zur Kaiserkrönung befanden, vorhanden gewesen sein. Das Kloster war bis 1344 Hauptsitz der geistlichen Gerichtsbarkeit für das ganze südwestliche Thüringen. 1340 starben die Besitzer Ohrdrufs, die Grafen von Käfernburg, aus. Der Besitz ging 1342 an die Grafen von Gleichen über, die ihren Sitz im Schloß Ehrenstein hatten. Mitte des 14. Jahrhunderts setzte eine Erweiterung der Ansiedlung ein. 1356 werden Ratsmeister erwähnt, 1390 wird Ohrdruf als Stadt bezeichnet.
Eiserner Michael am Rathaus in Ohrdruf

In der Reformation wurde das Kloster aufgehoben und das Gebäude zum großen Teil abgerissen. Nachdem die Mönche das Kloster verlassen hatten, erfolgte um 1550 sein Umbau zum vierflügeligen Renaissanceschloß Ehrenstein. Baumeister waren Georg und Valentin Kirchhof. Erstgenannter schuf auch das steinerne Rathaus auf dem Markt. Die Trinitatiskirche entstand erst im 18. Jahrhundert und wurde zur Residenz der Grafen von Gleichen. Diese begründeten ein eigenes Konsistorium und stifteten das Gymnasium Gleichensee. Im 17. Jahrhundert fiel Ohrdruf an die Grafen von Hohenlohe-Neuenstein.

1695 bis 1700 beherbergte die Stadt einen der größten deutschen Musiker, Johann Sebastian Bach, der fünf Jahre bei seinem Bruder Johann Christoph wohnte und das Ohrdrufer Gymnasium besuchte. Johann Christoph war Organist an der Michaeliskirche. Er und seine Nachkommen bestimmten bis 1814 das musikalische Leben der Stadt maßgeblich. Daß keine Kompositionen dieses wichtigen Bachschen Familienzweigs überliefert sind, ist vermutlich Folge der verheerenden Stadtbrände in den Jahren 1753 und 1808.

Die Wasserkraft des Flüßchens Ohra nutzend, entstanden im 15./16. Jahrhundert etwa 40 Mühlen, Hammer- und Pochwerke. Ein technisches Denkmal besonderer Art ist der Tobiashammer. Sein Name ist auf den ersten Besitzer Tobias Albrecht zurückzuführen, der 1482 dieses Hammerwerk betrieb. Bis 1977 wurden hier Schalen, Stangen und Kessel hergestellt. Auf dem Ausstellungsgelände befindet sich eine riesige Dampfmaschine mit 12 000 PS. Beide technischen Anlagen können heute noch den Besuchern vorgeführt werden. Die Werkstätte ist inzwischen Austragungsort jährlich stattfindender Künstler- und Schmiedesymposien. Neben Leder-, Knopf- und Glasinstrumentenfabriken entwickelten sich ab dem 19. Jahrhundert besonders die Spielwaren- und Porzellanindustrie.

Mit der Übergabe des Truppenübungsplatzes östlich der Stadt im Jahre 1910 entstanden insbesondere die Bereiche Dienstleistung und Gastronomie. Viele Ausflugsziele in dieser Gegend führen in die Vergangenheit. Das Schloß Ehrenstein beherbergt heute Heimatmuseum, Stadtarchiv und Bibliothek. In Luisenthal befinden sich die Ruine Käfernburg mit dem ca. 15 m hohen Bergfried und ein Brauereimuseum. Das Zisterzienserkloster in der waldreichen Gegend von Georgenthal entstand im 12. Jahrhundert. Das Kornhaus, ehemals Hospital des Klosters, beherbergt heute ein Heimatmuseum. Interessant sind noch die Turmruine Winterstein und die barocke Dreifaltigkeitskirche Gräfenhains mit Thielemannorgel. Ein besonderer Anziehungspunkt ist die reizvoll gelegene Ohratalsperre bei Luisenthal. Wanderer können sie auf einem 13 km langen Weg umrunden.

Tourist-Information,
Marktplatz 1,
99885 Ohrdruf,
Tel. 0 36 24 / 33 02 10,
Fax 31 36 34

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