NORDHAUSEN

Kreisstadt Kreis Nordhausen

[Stadtbefestigung] Das über tausendjährige Nordhausen gilt als südliches Eingangstor zum Harz. 874 wird Nordhausen erstmals genannt, wobei die Siedlung schwierig zu lokalisieren ist. Sicher ist jedoch, daß sich die Nennung 927 auf die heutige Stadt bezieht. Mit dem Bau der Befestigungsanlage wurde im 12. Jahrhundert begonnen. Teile davon blieben erhalten und markieren das mittelalterliche Nordhausen. 1206 sind ein Schultheiß, Vogt und "burgenses" nachzuweisen. Die Stadt übernahm das Mühlhäuser Rechtsbuch. Handel und Handwerk bildeten die Lebensgrundlage der Bevölkerung.
Alte Stadtbefestigung in Nordhausen

Bedeutende Bauwerke der Stadt sind die romanische Frauenkirche, die spätgotische Hallenkirche St. Blasii und der Dom "Zum Heiligen Kreuz", ein ehemaliges Stift, das eine romanische Krypta und ein wertvolles Chorgestühl aus dem 14. Jahrhundert sowie sechs Stifterfiguren besitzt. Interessant sind weiterhin der Wirtschafthof des Klosters Walkenried, die Fachwerkbauten "Finkenburg" und "Flohburg". Von der einstigen Petrikirche steht nach der fast völligen Zerstörung des Stadtkerns im Zweiten Weltkrieg nur noch der Turm, der einen umfassenden Blick in die Goldene Aue, zur Hainleite und in die Harzberge gewährt.

In der Geschichte der Stadt, die bis 1802 Freie Reichsstadt und danach preußisch war, spielt auch die Reformation eine Rolle. Luther hob hervor, daß Nordhausen die erste Stadt am Harz war, die sich dem Evangelium unterworfen habe. Großen Anteil daran dürften der in Nordhausen geborene Reformator von Halle, Justus Jonas, und der Ratssyndikus Michael Meyenberg, ein humanistisch gebildeter Freund Melanchthons, und der Rektor der städtischen Schule, Johannes Spangenberg, haben. Das 1610 im Renaissancestil umgebaute Rathaus mit Laube und Treppenturm wurde nach seiner Zerstörung 1945 wieder originalgetreu aufgebaut. An der Westseite des Gebäudes steht eine hölzerne Rolandsfigur, die an die Erhebung von Handwerkern und Kleinbürgern gegen den patrizischen Rat von 1375 erinnert, in deren Folge ein Rat aus Vertretern der Zünfte und Stadtviertel gebildet wurde, der sich in Nordhausen behauptete.

Ein Doppelgänger des Rolands von 1717 - der 1411 errichtet und 1712 einem Brand zum Opfer gefallen war - steht im Meyenbergmuseum. Nach dem Dreißigjährigen Krieg erreichte die Nordhäuser Schnapsbrennerei auf Getreidebasis überregionale Bedeutung. Anfang des 19. Jahrhunderts begann die Industrialisierung in Nordhausen mit Kartoffelspritfabriken neben der Kornbrennerei, Tabakverarbeitung, Webereien und Maschinenherstellung. Die Geschichte der Tabakindustrie kann man noch heute im Museum "Tabakspeicher" nachvollziehen.

Maktführend ist der "Nordhäuser Doppelkorn" geblieben. Im August 1943 wurden die Produktionsanlagen für Hitlers sogenannte "Wunderwaffen", die V1 und V2, von Peenemünde in die unterirdischen Stollenanlagen des Kohnsteinmassivs verlagert. Tausende Häftlinge mußten im KZ Mittelbau Dora diese Waffen produzieren und ein Großteil von ihnen kam dabei ums Leben. Neben einer neugestalteten Ausstellung sind auch die einstigen Produktionsstätten zu besichtigen. Im April 1945 wurde Nordhausen zu 82% zerstört. Das mittelalterliche Stadtbild mit seinen zahlreichen Fachwerkbauten ging fast völlig verloren. Wernigerode, Schierke, den 1142 m hohen Brocken und Gernrode erreicht man von hier aus bequem mit der 1897-1899 errichteten Harzquerbahn.

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