Der Ort entwickelte sich im Mittelalter neben Erfurt zur bedeutendsten Stadt Thüringens und war Freie Reichsstadt bis 1802. Danach kam sie unter preußische Herrschaft. Im Machtbereich der Pfalz siedelten sich zunehmend Handwerker und Händler an. Es entwickelten sich Leinewebereien, Tuchexport und Waidhandel. Der Export ging damals bis nach Rußland und Amerika. Durch den Tuchhandel hatte Mühlhausen enge Beziehungen zur Hanse. Das turmgeschmückte Mühlhausen weist schon durch die eindrucksvolle Silhouette auf geschichtlichen Rang und die Wohlhabenheit der Bürger hin.
Einst waren es 59 Türme der Kirchen, der Stadtmauertore und der beiden Stadtmauerringe, die dem Ort den Beinamen "Mulhusia turrita" gaben. Heute stehen noch 40 Türme. Neben 13 Mühlhäuser Kirchen prägt die St. Marienkirche mit dem 87 m hohen neugotischen Turm das Bild der Stadt. Hier predigte Thomas Müntzer seit 1524. Die 5schiffige Hallenkirche ist nach dem Erfurter Dom die zweitgrößte ihrer Art in Thüringen. Heute ist sie Thomas-Müntzer-Gedenkstätte und dient als Konzerthalle.
Im deutschen Bauernkrieg spielte Mühlhausen eine bedeutende Rolle. Neben Thomas Müntzer predigte hier auch der Mönch Heinrich Pfeiffer. Gegen den Willen des städtischen Rates entstand der "Ewige Rat", der sich aus zumeist nicht-ratsfähigen Bürgern zusammensetzte. Seine in 54 Artikeln zusammengefaßten Forderungen betrafen teilweise die Reformation, waren aber auch politischer Art. Nach der Schlacht bei Bad Frankenhausen wurden Thomas Müntzer und Heinrich Pfeiffer in Mühlhausen hingerichtet.
Die Kornmarktkirche, die vom 13. 15. Jahrhundert erbaut wurde und ehemals Franziskanerkirche zum Hl. Kreuz war, diente während des Bauernkrieges als Versammlungsplatz, später als Magazin, Lager und Garage. Erst 1973 wurde sie zum Bauernkriegsmuseum umgebaut. Mühlhausen konnte trotz der Verheerungen im Dreißigjährigen Krieg und großer Brände seine historische Struktur wahren. Die größtenteils erhaltene 2 700 m lange Stadtmauer umschließt das mittelalterliche Zentrum mit Renaissancerathaus, Fachwerkhäusern, dem alten Posthaus von Thurn und Taxis und zahlreichen Kirchen. | |
Untermarkt in Mühlhausen |
In sieben Museen und im Reichstädtischen Archiv wird auf die geschichtliche Rolle der Stadt hingewiesen. Die Stadt hat besondere Bedeutung auch in der Musikhistorie. Mühlhausen war eine Hochburg der evangelischen Kirchenmusik. Unter den berühmten Organisten von Divi Blasii wurde Johann Sebastian Bach der berühmteste. Die von Albert Schweitzer geförderte Restaurierung der Orgel greift auf jene Disposition des Instruments zurück, die 1708 von Bach selbst entworfen worden war. Mühlhausen ist ein Hauptort der "Thüringer Bachtage". Ein berühmter Sohn der Stadt ist August Röbling, der nach Amerika auswanderte. Er gilt als Erfinder der Drahtseil-Hängebrücken-Konstruktion.
Unter seiner Leitung wurde 1855 die erste Eisenbahnhängebrücke der Welt, die doppelstöckige Brücke an den Niagarafällen und später auch noch die riesige Hudsonbrücke erbaut. Landschaftlich bietet die reizvoll gelegene Stadt viele Ausflugsziele, wie den Naturpark "Eichsfeld-Hainich-Werratal", das 26 km lange Bodendenkmal "Mühlhäuser Landgraben" und den Stausee "Goldberg" bei Niederdorla.
Der kleine Ort ist Deutschlands geographischer Mittelpunkt. Westlich von Mühlhausen befindet sich Lengenfeld unterm Stein. Mit 23,5 m Höhe und 237 m Länge überspannt ein Eisenbahnviadukt den gesamten Urlauberort im romantischen Tal der Frieda, die in der Nähe von Kloster Zella entspringt. Das um 1100 gegründete Benediktinerinnenkloster wurde später Rittergut. Die zwischen Struth und Lengenfeld gelegene Anlage mit Klosterinnenhof und einschiffiger romanischer Kirche wird als Alters- und Freizeitheim der evangelischen Kirche genutzt. Auf dem Weg zwischen Mühlhausen und Schlotheim liegt das Kloster Volkenroda. Das Zisterzienserkloster wurde 1131 gegründet und wird z. Z. wieder restauriert.
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