Größere Reste der Stadtmauer sind im Süden und Osten der Stadt erhalten. Als ältestes Haus gilt das imposante Rathaus, das 1395 aus Resten einer mittelalterlichen Burg umgebaut wurde. Kurze Zeit diente es zugleich als Kaufhaus mit Brot- und Fleischbänken. Mit dem Umbau von 1595 erhielt es seine heutige Renaissancegestalt mit Treppenturm und welscher Haube bzw. Zwiebeldach. Nachdem die Besitzer Hildburghausens schon mehrfach gewechselt hatten, kam es 1374 unter wettinische Herrschaft. Infolge einer Erbteilung entstand von 1680 bis 1826 das selbständige Herzogtum Sachsen-Hildburghausen. | |
Rathaus in Hildburghausen |
Anfang des 18. Jahrhunderts erfolgte der Bau des Residenzschlosses, das am 7. April 1945 durch Kriegseinwirkung vollständig zerstört wurde. An den einstigen Herrschersitz erinnert der Schloßpark, der als rechteckige barocke Anlage von 5,6 ha mit einem künstlichen Kanal umgeben ist und um 1780 in einen Landschaftspark nach englischem Vorbild umgestaltet wurde. Zur Residenz gehörte auch das Stadttheater. Es wurde 1721 als Ball- und Fechthaus gebaut und 1750 in ein Hoftheater verwandelt. Herzog Ernst Friedrich I. ließ für französische Aussiedler eine Neustadt anlegen, das Hugenottenviertel entlang der Schleusinger Straße.
Der Hildburghausener Markt ist ein schönes Ensemble mit dreistöckigen Bürgerhäusern aus dem 18./19. Jahrhundert und Gebäuden im Zopfstil, einer von der Haartrachtmode abgeleiteten Baukunst dieser Zeit. Die Christuskirche, die nach einem Großbrand 1785 neu entstand, ist ein barocker Bau mit Fürstenloge in einem 8eckigen Langhaus. Ebenfalls ein Barockbau ist die Leopoldskirche von 1722. Sie besticht durch eine schöne Deckenausstattung und Spiegelgewölbe sowie durch einen reichen Altaraufsatz.
Während anfangs Ackerbau und Handwerk die Wirtschaft prägten, kam schon 1395 das Tuchmachergewerbe hinzu. Die französischen Einwanderer brachten seit 1711 durch Woll- und Strumpfstrickerei einen weiteren Aufschwung. In der auch "Klein-Weimar" genannten Residenzstadt herrschte ein freier ungezwungener Geist. Eine herausragende Persönlichkeit am Hof war Herzogin Charlotte, die besonders die kulturellen Belange und das Bildungswesen förderte.
So errichtete der Schul- und Kirchenrat Karl Ludwig Nonne im Jahre 1812 das Gymnasium und 1879 das Technikum. Mit der Stadt verbunden sind auch Jean Paul und Friedrich Rückert sowie Carl Maria von Weber, der als 10jähriger hier Musikunterricht erhielt. Das Stadtmuseum in der "Alten Post" lädt zu einem Rundgang durch die bewegte Geschichte der Stadt ein. Es beherbergt eine wertvolle Sammlung von Erstausgaben des Bibliographischen Institutes unter Joseph und Hermann Meyer, welches von 1828 bis 1874 in Hildburghausen ansässig war, darunter die vollständige 52bändige Erstausgabe von Meyers Konversationslexikon.
Zahlreiche Erinnerungsstücke an die Hofzeit sind ausgestellt, u. a. Gegenstände aus dem Nachlaß der Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen, der späteren Gemahlin König Ludwigs I. von Bayern, und der mysteriösen "Dunkelgräfin". Hinter diesem Namen soll sich die Tochter des hingerichteten Ludwig XVI. verbergen, die seit 1807 bis zu ihrem Tode im völligen Inkognito lebte. Die Tradition des Münchner Oktoberfestes geht auf die Hochzeit der Prinzessin Therese im Jahre 1810 zurück, und deshalb feiert Hildburghausen seit einigen Jahren Anfang Oktober ein "Theresienfest".
Nicht nur für Ornithologen ist das Vogelschutzgebiet am Sandberg interessant, auch Wanderern bietet die Berglandschaft aktive Entspannung. Die Muschelkalkfelsen entlang der Werra bilden mit ihrer Flora und Fauna ein reizvolles Bild. Beliebte Ausflugsziele sind der Große und der Kleine Gleichberg 10 km in südwestlicher Richtung mit dem Steinsburgmuseum, welches zahlreiche ur- und frühgeschichtliche Funde des Gleichberggebietes zeigt.
Tourist-Information,
Markt 2,
98646 Hildburghausen,
Tel. 0 36 85 / 70 97 27,
Fax 70 68 31