Am Oberlauf der Leine gelegen, wurde Heiligenstadt erstmalig 973 unter Otto II. erwähnt. Schon 955 kamen die Vogtei Heiligenstadt und weitere Gebiete des Eichsfeldes zum Erzbistum Mainz, unter dessen Herrschaft das "Fürstentum Eichsfeld" entstand mit Heiligenstadt und Erfurt als Mittelpunkt. 1228 ist eine Stadtbefestigung erwähnt. Die Sicherheit der Stadt wurde durch eine gewaltige Mauer nach außen gewährleistet. Für die innere Ordnung sorgten schon seit 1251 Schultheiß und Rat. | |
Fachwerkhäuser-Ensemble in Heilbad Heiligenstadt |
1294 hat der Mainzer Erzbischof als Dank für die Unterstützung gegen Adolf von Nassau durch Heiligenstädter Bürger der Stadt weitere Freiheiten verliehen. Die Rechte der Stadt sind seit 1335 in der "Willkür" aufgezeichnet worden. Thomas Müntzer fand 1525 in Heiligenstadt erheblichen Zulauf. Der Dreißigjährige Krieg und die Heerzüge unter Napoleon ließen das einst blühende Territorium verarmen. 1802 fiel das Eichsfeld und damit Heiligenstadt an Preußen. Ein Jahr später wurde das Chorherrenstift, das 960 aus der Marienkirche hervorgegangen war, aufgelöst. Im 19. Jahrhundert kam es zur Ansiedlung kleiner Unternehmen in Heiligenstadt. Seit 1929 Kneippbad, hat das eichsfeldische Zentrum 1950 offiziell den Status eines Heilbades erhalten.
Heute werden vor allem stationäre Rehabilitationsmaßnahmen bei Erkrankungen des Haltungs- und Bewegungsapparates angeboten sowie Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen behandelt. Das Panorama ist von drei bemerkenswerten gotischen Kirchen - St. Martin, St. Marien, St. Aegidien - und der noch gut erhaltenen Stadtbefestigung geprägt, aber auch barocke Profanbauten wie das als Kurmainzische Statthalterei im 18. Jahrhundert erbaute Schloß bestimmen neben dem Kurpark das malerische Bild des Ortes. Um 1460 wurde Tilman Riemenschneider in der "Klausmühle" geboren; das Heiligenstädter Heimatmuseum in der Kollegiengasse widmet ihm eine ständige Sonderausstellung. Auch ein Literaturmuseum gibt es:
im auml;ltesten Fachwerkhaus der Stadt wird an Theodor Storm erinnert, der 1856 bis 1864 hier als Kreisrichter wirkte und als Dichter dem Eichsfeld manchen förderlichen Impuls verdankte. 1825 ließ sich in Heiligenstadt Heinrich Heine evangelisch taufen. Neben Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schinkel weilten auch die Gebrüder Grimm hier. Den letzteren verdankt der Ort den Anschluß an die Deutsche Märchenstraße. Heiligenstadt kam durch die zur Rekatholisierung im Eichsfeld angesiedelten Jesuiten zu einer hervorragende Schule, das Jesuitenkolleg - 1740 im Barockstil erbaut und heute u. a. als Heimatmuseum genutzt.
Die Wiedereinführung der Palmsonntagprozession, der größten Szenenprozession Deutschlands, die seit 1581 jährlich mit einer großen Teilnehmerzahl durchgeführt wird, geht ebenfalls auf die Jesuiten zurück. Das Lokalkolorit auch der weiteren Umgebung ist von Flurkreuzen, Bildstöcken und berühmten Wallfahrtskirchen bestimmt. Heiligenstadt liegt in reizvoller Mittelgebirgslandschaft und besitzt botanische Besonderheiten wie reiche Eibenbestände. Ein Besuch lohnt sich - schon Theodor Storm schrieb: "Kommen Sie nur einmal her; es ist hier in der Tat reizend zu leben."
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