ARNSTADT

Kreisstadt Ilmkreis

Am 1. Mai 704 übereignete Hedan II. seinen Herrenhof in "Arnestati" am Flüßchen Weiße dem Bischof Willibrord von Utrecht. Die Schenkungsurkunde ist die früheste Nennung von Orten in Thüringen. Die Bedeutung dieser Siedlung läßt sich aus der Entscheidung von Kaiser Otto I. erkennen, 954 hier einen Reichstag abzuhalten, und 1198 wählten die Reichsfürsten Philipp von Schwaben zu ihrem König in Arnstadt. Das reichbegüterte Kloster Hersfeld erwarb Teile von Arnstadt, über die es bis Ende des 13. Jahrhunderts verfügte. Um 1100 wurde das Walpurgiskloster gegründet, dessen Grundmauern jetzt wieder freigelegt werden. 1246 kam ein Franziskanerkloster mit der Oberkirche dazu. In diesem hielt sich Martin Luther 1506 auf. Beide Klöster wurden nach der Reformation aufgehoben.

Im Jahre 1266 verlieh der Abt des Klosters Hersfeld seiner Besitzung Arnstadt Stadtrecht. Nach den Käfernburgern waren die Grafen von Schwarzburg ab 1332 für über 500 Jahre Territorialherren. Versuche von Erfurter Seite, sich 1342 und 1345 der reichen Stadt zu bemächtigen, scheiterten an der starken Befestigung.

Arnstadts Wohlstand gründete sich auf Mühlengewerbe, Tuchmacherhandwerk, Gerbereien und den Handel mit Wein und Waid, Holz, Getreide, Wolle und Gemüse. Die Stadt gehörte auch zu den Waidstädten der Region. Stattliche Bürgerhäuser am Marktplatz und am Ried, nach holländischem Vorbild erbaut, das Renaissancerathaus von 1585 mit Schmuckgiebeln und "Kunstuhr", die Tuchgaden am Markt, Hopfenbrunnen und die Papiermühle in Fachwerkbau von 1633 künden noch von der stolzen Vergangenheit. Die Liebfrauenkirche ist neben dem Naumburger Dom der bedeutendste Sakralbau dieser Region aus romanisch-gotischer Übergangszeit.

[Liebfrauenkirche] Die doppeltürmige Basilika mit dreischiffigem Langhaus besitzt eine kostbare Ausstattung wie den Doppelflügelaltar von 1497 und Epitaphien der gräflichen Familien. Die Stadt verdankt Anton Günther II. von Schwarzburg-Arnstadt, der 1709 in den Fürstenstand erhoben wurde, eine Blütezeit und seit 1684 den Status der Residenzstadt. Vom 1779 eingestürzten Renaissanceschloß Neideck steht nur noch der 65 m hohe Turm. Das "Neue Palais", ein zweigeschossiger Barockbau, wurde 1735 bezogen. Heute beherbergt es ein Museum mit Sammlungen von Brüsseler Gobelins, Kostbarkeiten aus Glas und ostasiatischem Porzellan. Ausgestellte Fayencen gehen auf die Manufaktur Augustenburg zurück, die von Fürstin Auguste Dorothea von Schwarzburg-Arnstadt gegründet wurde.
Liebfrauenkirche in Arnstadt

Eine Hauptattraktion im Schloß ist die Puppenstadt "Mon plaisir". Während ihrer Regentschaft von 1691 - 1751 schuf die Fürstin 82 Puppenstuben mit 400 Figuren, ein material- und detailgetreues Abbild aller Lebensbereiche in einer barocken Residenz. Weltweit gibt es nichts diesem Kulturdokument Vergleichbares. Als es entstand, lebte der junge Johann Sebastian Bach in dieser Stadt, wo er seine Base Maria Barbara heiratete. Er wirkte von 1703 - 1707 als Organist an der Neuen Kirche, heute Bachkirche.

In Arnstadt lebten sehr viele Angehörige der Familie Bach, allein 17 wurden hier geboren. Ein Denkmal auf dem Markt und eine Gedenkstätte im Haus "Zum Palmbaum" sind J. S. Bach gewidmet. Dieser Renaissancebau enthält ein Stadtgeschichtsmuseum, das auch den Arnstädter Literaten ein Kabinett einräumt: Willibald Alexis, Ludwig Bechstein, Wilhelm Hey - vor allem aber Eugenie John, die als "Marlitt" mit ihren meist in der Heimatstadt spielenden Romanen ein weltweites Massenpublikum erreichte. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich in Arnstadt zunehmend Industrie. Die Deutsche Bahn AG unterhält im historischen Bahnbetriebswerk ein Museum für neun Dampflokomotiven im Rundschuppen mit 22 Gleisen und Drehscheibe. Der Aussichtsturm "Alteburg" über der Stadt ist ein beliebtes Ausflugsziel. Berühmt sind die "Drei Gleichen". Mühlburg, Burg Gleichen und Veste Wachsenburg sollen 1231 durch Blitzschlag gleichzeitig zerstört worden sein. Die Burgen, wie die alten Dörfer zu ihren Füßen, sind unter historischem und touristischem Aspekt höchst reizvoll.

Fremdenverkehrs- und Kulturamt,
Markt 1,
99310 Arnstadt,
Tel. 0 36 28 / 60 29 48,
Fax 60 28 58

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