Olitätenhandel
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Die Hochplateaus und die lieblichen Täler des Thüringer Waldes
sind uraltes Siedlungsgebiet in Mitteldeutschland. Dabei bildeten die
Reichtümer des Waldes und der Reichtum an gutem Quellwasser die
Lebensgrundlage. So siedelten hier seit Urzeiten Holzfäller,
Köhler, Rußbrenner, Pechsieder, Schwammsammler und Kustelsteiger,
die mit viel Geschick die Reichtümer des Waldes nutzten. Sie waren es
auch, die in der Gegend um Oberweißbach ein Gewerbe begründeten,
welches im 17. und 18. Jahrhundert in ganz Europa bekannt war.
Wildwachsende Kräuter, Heilpflanzen, Beeren, Wurzeln, Baumrinden,
Kusteln (Tannenzapfen) bildeten den Rohstoff für die Herstellung von
Heilmitteln.
Diese wurden auch Olitäten (oleum = lat. das Öl) genannt.
Die Buckelapotheker oder Balsamträger transportierten ihre Öle,
Tinkturen, Balsame, Pillen und gebrannte Wasser mit dem Reff oder Ranzen auf
dem Rücken in viele europäische Lander und wurden auch
"Raanzer" genannt. Die jahrhundertealte Tradition der
Olitätenherstellung in Familienbetrieben und der Vertrieb dieser
Heilmittel durch Buckelapotheker ist typisch für Thüringen und
einzigartig in ganz Deutschland.