Am Sonntag, dem 21. April des Jahres 1782, wurde Friedrich Fröbel im hiesigen Pfarrhaus geboren. Sein Vater, Johann Jakob Fröbel, war Pfarrer. Sein Kirchspiel umfaßte 7 Gemeinden. Er vollendete den Bau der großen Oberweißbacher Kirche (1779), die mit fast 2000 Sitzplätzen als großte Dorfkirche Thüringens galt.
Friedrich Fröbel war das 6. Kind im Pfarrhaus und wuchs ohne die Liebe und Fürsorge seiner Mutter auf, da sie starb, noch bevor der kleine Friedrich ein Jahr alt war.
So verbrachte er seine frühe Kindheit einsam und sich selbst überlassen im Haus und Garten des Pfarrhauses, am Fuße des Kirchberges. Als der kleine Fröbel vier Jahre alt war, heiratete sein Vater wieder. Die Stiemutter, die dann ins Haus kam, fand viel Arbeit vor, so daß auch sie kaum Zeit und Verständnis für den kleinen Knabenaufbrachte. Bald bekam sie selbst noch eigene Kinder und zog sich immer mehr von dem kleinen Friedrich zurück, verweigerte ihm sogar das vertraute "Du" und sprach ihn in der dritten Person mit "Sie" an.
Auf Wunsch seines Vaters wurde der Knabe in der "besseren" Mädchenschule des Ortes unterrichtet. Wie glücklich mag wohl der zehnjährige Fröbel gewesen sein, als ihn der Bruder seiner leiblichen Mutter mit zu sich nach Stadtilm nahm, wo er die dortige Stadtschule besuchte. Später schrieb Fröbel folgende Worte über diese Zeit:
"Erst in Stadtilm kam Gleichgewicht in mein Leben, denn in meinem Elternhaus fand ich weder mütterliche Liebe, noch väterliche Zuneigung."
Nach der Schulentlassung kam Fröbel wieder nach Oberweißbach zurück und nahm eine Lehre als Rentsekretär, später als Förster auf. Mit 17 Jahren erhielt er, nach langem Drängen, von seinem Vater die Erlaubnis, in Jena studieren zu dürfen. Er studierte aber ohne Ziel und Plan, geriet in Geldnot und wanderte, wegen 30 Talern Schulden, die er nicht decken konnte, in den Jenaer Universitätskarzer.
1802 starb sein Vater und Fröbel verließ endgültig sein Elternhaus und Oberweißbach. Dem jäh abgebrochenem Studium folgten vier Jahr Wanderschaft und Ausübung verschiedener Tätigkeiten, bis sich der 23 jährige Fröbel entschied, in Frankfurt am Main das Baufach zu studieren. Durch einen Freund lernte er den modernen Pädagogen und begeisterten Pestalozzi-Anhänger Anton Gruner kennen. Der riet Fröbel, das Baufach aufzugeben und Erzieher zu werden. Noch im Sommer 1805 bekam der junge Fröbel an Gruners Musterschule in Frankfurt am Main eine Stelle als Lehrer und begab sich bereits im Herbst zu einer Bildungsreise in die Schweiz, nach Iferten zur Wirkungsstätte Pestalozzis.
Um ein weiteres Studium finanzieren zu können übernahm Fröbel 1806 als Hofmeister (Privatlehrer), die Erziehung und Bildung der drei Söhne des Barons von Holzhausen in Frankfurt am Main. Est 1811 gab er diese Tätigkeit auf, nachdem er sogar 2 Jahre lang mit 2 Söhnen des Barons in der Schweiz bei Pestalozzi lernte und lehrte.
Nach einem Studium der Naturwissenschaften in Göttingen und Berlin trat Fröbel 1813 als Freiwilliger dem Lützower Freikorps bei und kämpfte an der Seite Theodor Körners, Joseph v. Eichendorffs, F. L. Jahns (Turnvater) und seiner späteren Mitarbeiter, Langethal und Middendorf.
Von 1814 bis 1816 arbeitete Fröbel am Mineralogischen Instutut in Berlin, wo er auch seine spätere Frau kennenlernte. 1816 fief die Witwe seines verstorbenen Bruders Fröbel nach Grieshei, wo er sich um die Erziehung der Söhne kümmerte. Bald kamen noch zwei Söhne seines Bruders Christian hinzu und Fröbel gründete im November 1816 seine "Allgemeine Erziehungsanstalt", die er ab Sommer 1817 nach Keilhau verlegte.
Seine verwitwete Schwägerin kaufte dort ein kleines Gut, wo Fröbel die Kinder seiner Brüder und die Neffen von Langethal und Middendorff erziehen wollte. Es waren zunächst 6 Zöglinge, später 60, die Fröbel liebevoll unterrichtete und erzog. In Verbindung mit der Natur, Feld- und Gartenarbeiten, durch die Anfertigung kleiner Möbelstücke, Zäune und Gerätschaften, die bei der täglichen Arbeit zum Einsatz kamen, begeisterte Fröbel die Kinder fürs Handwerk. Ein Teil des Bedarfes an Lebensmitteln wurde von den Erziehern und Schülern selbst erzeugt. "Freie, denkende, selbstätige Menschen" wollte Fröbel bilden, die auf das spätere Leben gut vorbereitet sind. 1818 heiratete Fröbel Wilhelmine Henriette Hoffmeister (1780 - 1839). Die Ehe blieb kinderlos.
In Keilhau arbeitete Fröbel an vielen pädagogischen Werken. Sein Hauptwerk "Grundzüge der Menschenerziehung" entsand und wurde 1826 veröffentlicht. In Fröbels Keilhauer Anstalt herrschte ein fortschrittlicher Geist. Die Gedanken der Burschenschafter wurden verbreitet, man sang Spottverse auf die Fürsten. Alle Schüler und Erzieher nannten sich "du" und beim Vornamen, trugen lange Haare und die gleiche schlichte Kleidung.
Revisionen und Untersuchungen waren die Folge. Preußen forderte vom Schwarburger Fürsten die Schließung dieses Demagogennestes, was zwar nicht gelang, doch die Schüler verließen in Scharen die Anstalt. Doch Fröbel gab nicht auf und hatte neue Pläne. Mit Hilfe des fortschrittlichen Meininger Herzogs wollte er 1829 eine Volkserziehungsanstalt in Helba bei Meiningen aufbauen. Leider scheiterte dieses Vorhaben an den Intrigen der berater des Herzogs.
1831 verließ Fröbel Keilhau und ging gemeinsam mit seiner Gattin in die Schweiz, um in Burgdorf eine Armenerziehungsanstalt zu gründen. Aber auch hier bekam er Schwierigkeiten und kehrte enttäuscht 1836 mit seiner kranken Frau nach Deutschland zurück. Sie starb drei Jahre später in Bad Blankenburg.
Bereits 1837 war Fröbel nach Bad Blankenburg übergesiedelt, gründete einen Spielkreis für Vorschulkinder und ließ Lehr- und Spielmaterial herstellen. Bald wurden seine "Spielgaben" überall bekannt. Die von ihm entwickelten Flecht- und Faltarbeiten und Arbeiten mit Naturmaterialien so z.B. Bucheckern, Eicheln, Kastanien, Stroh und dergleichen haben heute noch ihren festen Platz bei der Beschäftigung mit unseren Kindern.
1839 wurde in Bad Blankenburg von Fröbel die erste "Spiel- und Beschäftigungsanstalt" gegeründet und Fröbel begann mit der Ausbildung von Spielführern. Zur gleichen Zeit folgte die Herausgabe des "Sonntagsblattes" unter dem Titel "Kommt laßt uns unsren Kindern leben". Am 28. Juni 1840 gründete Fröbel im Bad-Blankenburger Rathaussaal den "Allgemeinen deutschen Kindergarten".
In den Folgejahren unternahm Fröbel viele Missionsreisen in große Städte Deutschlands, um Interesse für seine Vorschulpädagogik zu wecken. Er hielt Kurse für junge Frauen und Mütter zur Unterweisung in seine Methoden zur Vorschulerziehung ab. 1844 erfolgte die Herausgabe seiner berühmten "Mutter- und Koselieder". 1849 übersiedelte er nach Bad Liebenstein bei Meiningen und eröffnete eine ständige Kindergärtnerinnenausbildungsstätte. 1850 brachte Fröbel seine Kindergartenzeitschrift, die "Wochenschrift" heraus.
Als ihm im gleichen Jahr der Herzog von Meiningen das Schlößchen Marienthal bei Bad Liebenstein als Wohnsitz anbot, nahm er dankend an und bildete dort weiter Kindergärtnerinnen aus. Fröbel befand sich nun auf dem Höhepunkt seines Schaffens und wünschte sich, umgeben von Kindern, einen ruhigen Lebensabend. Luise Levin, eine von ihm ausgebildete Kindergärtnerin, gab im Alter von 36 Jahren ihrem hochverehrten Lehrer und Meister, dem 69 jährigen Fröbel, ihr Jawort. Die Hochzeit war am 9. Juni 1851.
Doch unerbittlich schlug die Reaktion erneut zu und veröffentlichte am 23. August des Jahres 1851 eine Ministerialverfügung, die sämtliche Fröbelkindergärten in Preußen verbot. Schnell schlossen sich andere Staaten diesem Verbot an und Fröbel glaubte, daß eine Verwechslung vorläge. All seine Erklärungen, Bitten auf Überprüfung seiner Kindergärten und Unterrichtsmethoden halfen nichts.
Durch dieses Kindergartenverbot sah Fröbel sein Lebenswerk zerbrochen, er starb am 21. Juni 1852 im Schloß Marienthal und fand in Schweina bei Bad Liebenstein seine letzte Ruhestätte. Erst am 10. März 1860, acht Jahre nach Fröbels Tod, wurde das Kindergartenverbot aufgehoben.
Friedrich Fröbel war geliebt und verehrt, aber auch verfolgt und als Narr verschrien. Verehren wir in ihm einen Mann, der sein Leben lang für das Wohl der Kinder kämpfte!
Fröbel erkannte den Wert frühzeitiger Erziehung und Bildung, schuf ausgezeichnete Spielmittel und forderte die Eigentätigkeit der Kinder in der Gemeinschaft. Das von ihm in schweren Zeiten vorgelebte Erzieherethos wird ewig Gültigkeit besitzen.
Zusammengestellt und aufgeschrieben von Ulla Heinze aus Oberweißbach im Jahre 1995.
Gedenkschrift zum 100. Todestag v. Friedrich Fröbel. 1952
Mitzenheim, Paul: Das Erbe Friedrich Fröbels in unserer sozialistischen Heimat. 1982
Unterlagen aus Fröbels Leben - aufgeschrieben vom Fröbel-Freundeskreis. 1982