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BERLINER DIALOG 15, 4-1998 - Epiphanias

"tripp trapp"
Ein Projekt zur frühkindlichen, christlichen Erziehung
vorgestellt von Horst Reller

Das tripp trapp-Projekt liegt jetzt mit allen 18 bzw. 19 Paketen vollständig vor. Das Konzept dazu wurde von der norwegischen Kirche entwickelt, um den Familien und Paten die bestmögliche Hilfe an die Hand zu geben, ihrem Taufversprechen nachzukommen. Von 1992 bis 1998 wurde die deutsche Fassung erarbeitet.

Familie als ein Grundpfeiler der Kirchengemeinde
Die Grundlage der Lebensanschauung wird in der Familie vermittelt. In den ersten drei bzw. sechs Lebensjahren eines Menschen wird die entscheidende Sicht von Leben und Wirklichkeit bei einem Kinde geprägt. Dazu gehört vor allem auch die religiöse Dimension. 75 % derer, die sich später als Christen verstehen, führen dies auf ihre Familie zurück. Im Zusammenleben der Familie wächst Urvertrauen, hier werden auch Grundlagen des Vertrauens auf Gott gelegt. Das Projekt ist keinem bestimmten, festgelegten Familienbild verpflichtet. Es geht vielmehr von den elementaren Bedürfnissen des Kindes aus und von den Personen, die das Kind täglich versorgen. Dieses sollte so gut wie irgend möglich erfolgen.

Wo die Kirchengemeinde nicht hinreicht
Die Angebote der Kirchengemeinde wie evang. Kindergarten oder Kindergottesdienst erreichen diese Prägephase der Kinder kaum noch. Deshalb sind die Bemühungen der Gemeinden um die jungen Familien so wichtig: durch Geschenke wie Kindergebetbücher, Kinderbibeln, Musikkassetten, Elternseminare usw. geschieht hier einiges. Hier müssen die Eltern aber noch stärker unterstützt und der Entwicklung der Kinder entsprechend mit Hilfestellungen versorgt werden.

Förderung der Familie ist Gemeindeaufbau
Die Idee von tripp trapp wirkt zunächst in der Familie. Sie öffnet sie aber für die Gemeinde. Was die Eltern bzw. ersten Bezugspersonen vermitteln, nehmen die Kinder tief in sich auf, freilich nicht, ohne auch dabei zu "wählen". Was zu Hause nicht geschieht, kommt später als Verpflichtung auf die Gemeinde zu und ist doch kaum zu ersetzen. Hier setzt das seit zehn Jahren kirchlich bewährte und wissenschaftlich fundierte Angebot von tripp trapp an. Es unterstützt die religiöse Erziehung zuhause und schafft Voraussetzungen für die künftige Gemeinde.

Taufunterweisung ohne Familie?
In der Taufunterweisung ist der Beitrag der Familie sehr hoch zu bewerten.
Nach Matthäus 28, 18-20 sind die beiden Aufträge "Taufet sie" und "Lehret sie" eng miteinander verbunden. In einer Kirche mit Kindertaufsitte ist der Beitrag der Eltern bei der Hinführung zum Glauben grundlegend. Auftrag der Kirche ist die Vermittlung der Heilsgabe Gottes in der Taufe. Luther sagt im Großen Katechismus: "Ob es (die Taufe) gleich durch des Menschen Hand geschieht, so ist es doch wahrhaftig Gottes eigen Werk." Gott selbst nimmt Menschen als seine Kinder an durch die Taufe. Aber daß die Getauften ihr Vertrauen auf dieses Tun Gottes setzen, das ist noch ein weiterer Schritt: "Denn damit, daß du läßt das Wasser über dich gießen, hast du die Taufe noch nicht empfangen, daß sie dir etwas nütze..., sondern das Herz muß es glauben." Hier ist der Beitrag der Familie von großer Bedeutung. Taufunterweisung ohne ihn bleibt oft wirkungslos.

Von der Volkskirche zur Diasporakirche?
In den neuen Bundesländern besteht bis auf einige Inseln keine Volkskirche mehr. Die Kirche ist aber in den Bereichen weitgehend lebenskräftiger geblieben, in denen die Familien eine religiöse Praxis hatten. Mehr und mehr Christen leben heute auch im Westen in der Diaspora. Somit wird - im Vergleich - die Praxis im Judentum aktuell: Ohne die Glaubensvermittlung durch die religiöse Sitte in der Familie hätte auch die Synagoge kaum überdauert.

Hinführung zum Glauben - gehört dazu persönlicher Einsatz?
Wie Pfarrer/Pfarrerinnen im Konfirmandenunterricht erfahren, fällt der Beitrag der Familie bei der Hinführung zum Glauben heute weitgehend oder ganz aus. Sehr oft ist aber mehr guter Wille vorhanden, als es den Anschein hat; nur die Hilfe, wie man es heute machen kann, hat gefehlt. tripp trapp gibt solche Hilfe an die Hand und macht zugleich deutlich, daß ein persönlicher Schritt, ein persönliches Tun dabei erforderlich ist. Die Bestellung kann ein solcher Schritt sein. Die konkrete Beschäftigung mit dem Kind wird dadurch ausgelöst. Weil tripp trapp "handgreiflich" ist, geht die Initiative dann sehr oft vom Kinde aus. Dies kann eine Hilfe sein für Menschen, die ohne ständigen Kontakt zur Gemeinde leben.

tripp trapp fördert und begleitet Eltern und Kinder
tripp trapp gibt den Eltern alltagsnahe Hilfe bei der Hinführung zum christlichen Glauben.
Es ist pädagogisch aufgebaut und
º setzt frühzeitig an (4 Monate nach der Geburt und dann bis zum Schuleintritt)
º spricht die Kinder unmittelbar an, spielend zu lernen
º verbindet Allgemeines und Christliches miteinander
º vermittelt altersgerechte Impulse durch Aktivitätspakete, die alle 4 Monate kommen
º bedient sich verschiedenartiger Medien für Auge, Ohr und Hand
º hilft den Eltern zur bewußten Begleitung des Entwicklungsprozesses ihres Kindes (Aufbau nach Altersstufenpsychologie) und
º hat zwar zunächst seinen Sitz im Leben der Familie, arbeitet aber langfristig der Gemeinde zu.

Die Bearbeitung von tripp trapp in Deutschland wurde wissenschaftlich begleitet und landeskirchlich gefördert. Namhafte Pädagogen der Universität Oslo haben das Konzept entwickelt und die Elternmagazine abgefaßt (Evenshaug und Hallen). In Deutschland hat der Professor für Religionspädagogik an der Universität München, Dr. Hans Jürgen Fraas, die Texte jeweils geprüft.

Sechs Jahre Erfahrung in Familien in Deutschland
In dieser Zeit wurden etwa
7000 Jahresabos von tripp trapp verschickt. Gegenwärtig begleitet der gemeinnützige Verlag ca. 2000 Kinder und Familien, ein reichliches Fünftel davon in den neuen Bundesländern. Etwa die Hälfte der Erstbesteller ist bis zum sechsten Lebensjahr dabeigeblieben.

Weitere Informationen: Verlag Eltern und Kinder Südstraße 34, 07548 Gera


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