Wir möchten Ihnen und dem amerikanischen Volk gegenüber unser Beileid zum Tode von Lisa McPherson zum Ausdruck bringen, die heute vor genau zwei Jahren am 5. Dezember 1995 starb; wir möchten Ihnen und dem amerikanischen Volk aber auch unsere Betroffenheit zum Ausdruck bringen über die Verletzungen der Menschenrechte, die sich die als Scientology bekannte Organisation mit Hauptquartier in den USA ihren Mitgliedern gegenüber, darunter viele US-Bürger, zuschulden kommen läßt.
Lisa McPherson trat Scientology 1982 bei. Sie wurde eine Muster-
Scientologin, die in ihren letzten fünf Jahren mehr als $175.000 bezahlte.
Am 18. November 1995 hatte sie einen leichten Autounfall. Am Ort des
Unfalls benahm sie sich seltsam, sie ging sogar so weit, ihre Kleider auf
offener Straße auszuziehen und um Hilfe zu bitten, und wurde daraufhin
zur psychologischen Untersuchung in eine Klinik gebracht. Scientologen
holten sie schleunigst gegen den Rat des Arztes aus der Klinik heraus mit
der Behauptung, sie würde im Fort Harrison Hotel (dem "spirituellen"
Hauptquartier von Scientology in Clearwater, Florida) "Ruhe und Erholung"
finden. Dort, behaupteten sie, könne sie bewahrt werden vor den "psychs",
wie die Scientology-Organisation Psychologen und Psychiater nennt, die
sie leidenschaftlich haßt.
Siebzehn Tage später starb Lisa McPherson im Alter von 36 Jahren.
Die Autopsie ergab, daß der Tod von einem Blutklumpen hervorgerufen wurde,
der durch Bettruhe und starke Dehydration verursacht worden war; der
untersuchende Arzt sagte, daß Lisa McPherson fünf bis zehn Tage lang nichts
zu trinken bekommen habe und vor ihrem Tod bis zu 48 Stunden ohne Bewußtsein
gewesen sei - ihre Hände wiesen allem Anschein nach Bißwunden von Schaben
auf. Die Scientology-Organisation, ihre Anwälte und einige ihrer
Mitglieder haben die Polizei, die Familie Lisa McPhersons und die Presse
schwer behindert. Aber durch einen von der Familie angestrengten
Gerichtsprozeß sind Dokumente zutage gekommen, die zeigen, daß sie
schreckliche Qualen durchgemacht hat, während derer sie gegen ihren Willen
festgehalten wurde. Ihr wurde illegal das starke Sedativ Chloralhydrat
ohne ordentliche ärztliche Aufsicht verabreicht, während scientologische
Sachbearbeiter, Bibliothekare und anderes nicht-ärztliches Personal dabei
zusahen, wie sie ihren Verstand und ihr Leben verlor. Nach ihrem Tod
plünderten Mit-Scientologen mit gefälschten Schecks ihr Bankkonto aus.
Wir möchten unsere Unterstützung für das amerikanische Volk und die amerikanische Regierung zum Ausdruck bringen dafür, den Verletzungen der Menschenrechte, die von der Scientology-Organisation gegen US-Bürger und andere begangen werden, ein Ende zu setzen.
Als deutsche Freunde der Vereinigten Staaten von Amerika oder als US-Bürger sind wir betroffen, daß die Organisation, die für den tragischen Tod Lisa McPhersons verantwortlich ist, die deutsch-amerikanische Freundschaft, für die wir alle in den letzten Jahrzehnten so hart gearbeitet haben, zu beschädigen bemüht ist.
Wegen der unerschütterlichen Haltung der Vereinigten Staaten in der Frage weltweiter Menschenrechte rufen wir die amerikanische Regierung auf, den von Scientology verübten Verletzungen der Menschenrechte entgegenzutreten, ihnen ein Ende zu setzen und im Lande der Demokratie die wahre Freiheit des Lebens, der Rede, der Religion, der Persönlichkeit und des Strebens nach Glück wiederherzustellen, wozu gehört:
Deutsch-Amerikanisches Bürgerkomittee für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA / The German / American Citizens Committee on Human Rights and Religious Freedom in the USA
P.S.: Wir danken ausdrücklich den 318 Kongreßmitgliedern die gegen die House Concurrent Resolution 22 stimmten.
Unterzeichner in alphabetischer Reihenfolge:
Gerry Armstrong, jetzt Kanada, Künstler; William C. Barwell, Houston, TX; Heidrun Beer, Schottwien/Österreich, Software-Entwicklerin; Eva Beisiegel, Berlin, Politologin; Volker Benedikt, Villingen-Schwenningen, Lehrer; Klaus-Uwe Benneter, Berlin, Rechtsanwalt und Notar; Dr. Hans-Ulrich Berndt, Berlin, Studienleiter; Liane von Billerbeck, Berlin, Journalistin; Jutta Birlenberg, Leverkusen, KIDS e.V.; Carola Burgtorf, Berlin, Biologin; Monika Buttgereit, Berlin, stellv. Landesvorsitzende der SPD Berlin; Ursula Caberta, Hamburg; Joe Cisar, Cleveland, OH Vietnam Veteran; Forrest L. Cole, Stockbridge, GA, Rückzahlungsberater; Bernd Donatus, Berlin; Ursula Dyckhoff, Soziologin & Stadtplanerin; Tom Elliott, Ontario, Kanada; Dr. Andreas Finke, Berlin, Pfarrer & Wiss. Referent; Jonas Flygare, Schweden, Software-Entwickler; Dirk John Fischer, Youngstown, OH, Videograph; Thomas Gandow, Berlin, Pfarrer; Ute Gandow, Berlin, Hausfrau; Marion Gerhardt, Berlin, Soziologin; Friedrich Griess, Wien/ Österreich, Ingenieur; Thomas Härtel, Stadtrat für Schule und Jugend, SPD, Berlin-Steglitz; Tilman Hausherr, Berlin, Software-Entwickler; H. Keith Henson, Palo Alto, CA, DV- Berater; Ralph Hilton, Schottwien/Österreich, Ex-Scientology-Mitarbeiter; James Hornsby, CA, Student; Odette Jaccard-Fuchs, Zürich (Schweiz), Hausfrau, AGSD; Sandra Jamison, USAF AD/DW; Frank Kempe, Berlin, Student; Gerald Kluge, Meißen, Kaplan; Kurt Kreibohm, Berlin, Pfarrer; Holger Kulick, Berlin, Publizist; Friedrich von Kymmel, Usedom, Pfarrer; Michael Laudeley, Dresden, AG Sekten des Studentenrates der TU Dresden; Jaan J. Leppik, Tallinn, Estland, Evang. Diakon; Stefan Liebke, Berlin; Dr. Paul-Stefan Mauz, MdL, Stuttgart, sektenpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion; Ted Mayett, Las Vegas, NV; Klaus Mischke, Dozent, Berlin & Stockholm; Winfried Müller, Jena, "religio"-Datenbankadministrator; Dr. Ehrhart Neubert, Berlin, CDU, DDR-Bürgerrechtler; Manfred Neumann, Berlin, Psychotherapeut; Frank Nordhausen, Berlin, Journalist; Werner Penski, Berlin, Ingenieur; Christa Pirwaß, Berlin, Küsterin; Solveig Prass, Leipzig, PR Gewandhaus zu Leipzig; Michael Reinig, Berlin, Personalleiter; Renate Rennebach, Berlin, MdB, SPD; Günther Ruhs, Leverkusen; Hella Santarossa, Berlin, Malerin; Hiltraut Schierenberg, Berlin; Helmut Schmidt, Berlin, Industriekaufmann; Dr. Albrecht Schröter, Jena; Hugo Sopp, Berlin, Pfarrer i.R.; Peter Tautfest, Washington, taz-USA-Korrespondent; Wolfgang Thierse MdB, stellv. Bundesvorsitzender der SPD; Dr. David S. Touretzky, Wissenschafler, Pennsylvania; Eduard Trenkel, Kassel, Pfarrer; Alfred Weinert, Berlin; Liselotte Wen- zelburger-Mack, Großbettlingen, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes; Prof. Dr. Hartmut Zinser, Berlin, Religionswissenschaftler; Ursula Zöpel, Leverkusen, Lehrerin
Dem Brief haben sich am 5.12. 1997 und folgend angeschlossen:
Thomas Günzel, Jugendbildungsreferent, Vorsitzender des Kinderund Jugendrings Sachsen e.V. (Landesjugendring); Pfr. Ulrich Mühlenbeck für den Arbeitskreis Weltanschauungsfragen der Ev. Kirche in Hessen und Nassau; Anja Sikic, Schweiz, deutsche Staatsbürgerin; Prof. Dr. Wolfgang Ullmann, Mitglied des Europaparlaments; Margarete Wittstock, Mutter, Berlin.
Auf der WWWW-Seite des BERLINER DIALOG im Internet wird der Brief und die Unterschriftenliste in deutsch und englisch dokumentiert.
Wer bereit ist, die sechs Forderungen des Briefes mit seinem Namen zu unterstützen, wird um zustimmendes Schreiben an das DIALOG ZENTRUM BERLIN, D-14165 Berlin, Heimat 27 gebeten.
Aus München erreichte uns folgendes Schreiben:
4. Dezember 1997 Gz.I F 4 - 0091.1
Betr.: Beileidsbrief zum Todestag von Lisa McPherson am 05.12.1997
Sehr geehrter Herr Pfarrer Gandow,
in der öffentlichen Auseinandersetzung mit Scientology ist es unerläßlich, die massiven Menschenrechtsverletzungen dieser Organisation zu thematisieren. Ich begrüße es deshalb, daß das Deutsch-Amerikanische Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA in einem Brief an den amerikanischen Botschafter in Bonn die Vorgänge um den Tod von Lisa McPherson anspricht. Gerade aus den USA liegen zahlreiche Berichte über Menschenrechtsverletzungen von Scientology vor, denen die amerikanischen Sicherheitsbehörden endlich nachgehen sollten. Ich bitte Sie jedoch um Verständnis, daß mir eine Unterschrift unter den Brief nicht möglich ist. Aus grundsätzlichen Überlegungen beteilige ich mich generell nicht an derartigen Aktionen.
Ich wünsche Ihnen und den anderen Unterzeichnern des Briefes, daß Ihre Aktion einen großen Widerhall findet.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Günther Beckstein, Staatsminister