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BERLINER DIALOG 23, 4-2000 Epiphanias 2001

 UPDATE

Bemerkenswerte Veränderungen, Personalien und Nachrichten

Frankreich
Frankreich verschärft das Gesetz zur Bekämpfung von Sekten
Mit einer Gegenstimme verabschiedete die französische Nationalversammlung ein Gesetz zur Bekämpfung von Sekten, die leichtgläubige und manipulierbare Anhänger finanziell ausbeuten oder sie in Gefahr bringen. So wurde in den Strafkatalog unter anderem das «betrügerische Ausnützen» der Schwäche von potentiellen Mitgliedern aufgenommen. Damit hat der französische Staat künftig die gesetzliche Handhabe, als gemeingefährlich eingestufte Sekten, deren Bestimmungszweck es ist, «die psychische oder physische Unterwerfung von Personen auszunützen», gerichtlich aufzulösen und ihre Neugründung zu verhindern.
Voraussetzung dafür ist, daß sie zuvor von der französischen Justiz bereits aufgrund der einschlägigen Paragraphen verurteilt worden sind. In diesem Sinn wurde die Definition des Betrugsdelikts ausgedehnt. Eine spezifische Straftat ist es, wenn Sektenführer «den Zustand geistiger oder körperlicher Abhängigkeiten ausnützen, welche das Ergebnis wiederholter massiver Beeinflussung oder die Folge von Techniken zur Trübung der Urteilskraft sind».
Das Delikt der «geistigen Manipulation», das in einem ersten Entwurf des Anti-Sektengesetzes noch figurierte, wurde dagegen fallen gelassen, da es nach Ansicht der Regierung zu Mißverständnissen Anlaß geben könnte. In Sektenprozessen haben außerdem Organisationen, die sich für die Freiheit der Individuen einsetzen, die Möglichkeit, als zivile Nebenkläger aufzutreten (z.B. Elterninitiativen).
Frankreich ist damit das erste Land, das eine spezielle Gesetzgebung zur Bekämpfung von Sekten hat. Erstaunlich ist die Einmütigkeit, mit der nach dem Senat auch die Abgeordneten der Nationalversammlung dieses Gesetz mit nur einer Gegenstimme billigten. Denn mehrere Parlamentarier bestätigten, daß nicht nur diverse Sekten einen permanenten Druck ausgeübt hatten, sondern daß auch die USA stark lobbyierten. Das Lobbying der USA sei nicht weiter erstaunlich, meinte der sozialistische Abgeordnete Philippe Vuilque, denn «die amerikanische Verwaltung ist von der Scientology unterwandert».

Bedenken am Gesetzestext meldeten aber Sprecher der katholischen und evangelischen Kirchen in Frankreich an.  (Quelle: Basler Zeitung vom 1.6.2001)

Munbewegung
Skandal um ehem. Erzbischof Milingo
Der als "Teufelsaustreiber" bekanntgewordene afrikanische Erzbischof Milingo (71) ließ sich von Mun "blessen" und mit der 43-jährigen koreanischen Ärztin Soon, Sung-Ryae im Rahmen einer Massenhochzeit von etwa 30 Paaren verheiraten. Milingo war einst eine Art jugendlicher Hoffnungsträger des afrikanischen Katholizismus: Schon mit 39 Jahren wurde er Erzbischof der sambischen Hauptstadt Lusaka. Dann kamen Gerüchte auf, er treibe bei angeblicher Krankenheilung Hexerei. 1982 wurde Milingo von seinem Posten abberufen und nach Rom zitiert, und als Delegierter einer Kommission, die Touristen betreut, ruhig gestellt. Doch ging Milingo weiter auf weiten Rundreisen seiner "Berufung" als Wunderheiler und Exorzist nach. Bischöfe verboten Milingo, in den Kirchen ihrer Diözese aufzutreten. Daraufhin veranstaltete Milingo seine Wunderheilungen und Austreibungen in Hotelsälen und Vorstadthallen oft mit tausenden von Anhängern.
(Quelle: Stuttgarter Zeitung vom 28.5.2001)
Jetzt gibt es eine eigene Homepage von Herrn Milingo:  http://www.archbishopmilingo.org

Auch die in der römisch-katholischen Kirche ebenfalls umstrittene "Seherin" "Vassula Ryden" hat bereits Offenbarungen zum Fall Milingo (und enthüllt damit die Verbindungen zwischen ihren eigenen Verehrern und denen des Exorzisten). Diese sind zu finden unter: http://www.tlig.org/miling.html

Russland
Russischer Grossmufti lehnt Zusammenarbeit mit Scientologen ab
Taglat Tajuddin, der russische Grossmufti, bestätigte in einem Interfax Interview, daß er "Scientology zum Teufel geschickt" habe. "Sie kamen zu mir und boten mir Zusammenarbeit an, aber wir werden dies mit solch widerlichen Kreaturen nie tun" erklärte der geistliche Führer der Moskauer Muslime. Gleichzeitig machte er auf die Tatsache aufmerksam, daß Russland "stets ein religiöses Land war: die Muslime haben den Koran, die Orthodoxen haben die Bibel und die Juden haben die Thora und alle Wahrheit ist für uns von diesen Büchern hergeleitet". "Deshalb werden totalitäre Sekten", fuhr er weiter, "in unserem Land, wo wir Gott finden, nie angenommen werden." Der Grossmufti glaubt, daß die Methoden der Scientologen wie diejenigen "anderer religiöser Extremisten sind, welche verirrte Schafe einfangen". "Sie kommen alle aus der gleichen Schule: sie verwandeln Leute in Zombies und stehlen ihnen den Bezug zur Realität", argumentierte Taglat Tajuddin. Er zeigte sich erfreut zu vernehmen, daß Scientology in Russland nicht erneut als Religionsgemeinschaft registriert wurde und versprach sogar, "zur Feier ein Lamm zu schlachten". Außerdem rechnet er damit, daß dies mehr "als nur eine Angelegenheit des Einschreibens auf Papier" war und "es weiterhin notwendig sein würde, Scientology keine Möglichkeit zur Entwicklung in unserem Land zu geben". "Sie tritt unter dem Zeichen einer Religion auf die quer durch Russland ihr übles Spiel treiben will. Laßt sie dort, wo sie auftreten, ins Leere laufen, wir haben unsere Spiritualität und unser gesundes Empfinden", meinte Taglat Tajuddin.  (Q: Pravoslavaya Gazeta Jekaterinburg, 6.7.2001)

Satanismus
Jugendliche werden verführt: "Neonazis sind in Satanskreisen"
Immer mehr Rechtsextremisten suchen die Verbindung zu Satanisten, um Jugendliche für ihre Ziele einzuspannen. Auf diese alarmierende Entwicklung hat der landeskirchliche Beauftragte für religiöse und geistige Strömungen, Pfarrer Bernhard Wolf, hingewiesen. Der Lehrbeauftragte der Universität Bayreuth für neue Religiosität beobachtet vor allem in Oberfranken solche Aktivitäten.
Dabei dienten Hakenkreuz, Pentagramm und die "Zahl des Bösen" 666 als Mittel der Provokation. Um die Satansszene sammle sich viel Protestpotential, das von Rechtextremen in politische Bahnen gelenkt werde. Wolf: "Die neonazistische Variante ist die jüngste Entwicklung des modernen Satanismus". Er habe bereits die Polizei auf diese Gefahren aufmerksam gemacht. (Q: epd nach Nürnberger Nachrichten, 7.7.2001)

Scientology
Aktuelle Preise/Kursgebühren aus Saint Hill, England:
 GBP       DEM        SFR
4168.-    12,887.-   10,026.-    OT Preps, 12 1/2 Std
3002.-      9,280.-     7,220.-    Grade VI
3345.-    10,340.-     8,045.-    Clearing Course
1675.-      5,177.-     4,028.-     New OT I
3300.-    10,200.-     7,937.-     OT II
5675.-    17,541.-   13,650.-     OT III
5324.-    16,457.-   12,806.-     New OT IV / V, 12 1/2 Std
1830.-      5,657.-     4,402.-     OT Doctorate Course
3800.-    11,746.-     9,140.-     Mark VII Quantum E-Mete
Auf diese regulären Preise erhält ein IAS-Mitglied 20 % Rabatt.
(Q: Posting in dsws von Norman Suchanek und Charly Januar 2001)

Bericht der Schweizer Bundespolizei über Scientology und Sekten in der Schweiz
Der Bericht für das Jahr 2000 ist jetzt abrufbar unter:  http://www.bupo.admin.ch/44500-d-scient.pdf .
Interessant (und richtig) sind die Schlußfolgerungen: "Durch die verstärkte öffentliche Diskussion ergaben sich:
- eine Verbesserung der Information über Scientology in der Öffentlichkeit und eine entsprechende Sensibilisierung;  
- eine mittelbare öffentliche Kontrolle des Verhaltens der Scientology;  
- vermutlich sonstige Einflüsse auf die Scientology selbst.
Lokale Konflikte mit Scientology, insbesondere was die Benützung des öffentlichen Bodens betrifft, sind zwar keine Seltenheit, stellen jedoch keine staatsschutzrelevanten Vorgänge dar. Die aktuelle Situation rechtfertigt damit keine Beobachtung der Scientology durch die Organe des Staatsschutzes.
Wie oben erwähnt, beschäftigen sich die deutschen Verfassungsschutzbehörden weiterhin mit Scientology. Durch die Beobachtung gewinnen die Behörden laufend neue Erkenntnisse, welche auch für die Schweiz von Interesse sein können.” Peter Widmer, Schweiz

Scientologin nicht als Arbeitsvermittlerin zugelassen
Eine Mitgliedschaft in Scientology darf bei der Entscheidung, ob eine Genehmigung zur Arbeitsvermittlung erteilt wird, nicht außer Acht gelassen werden. Das geht aus einer Entscheidung des Bundessozialgerichts (BSG) hervor, das damit einen anders lautenden Spruch des Landessozialgerichts (LSG) Rheinland-Pfalz aufhob und zur erneuten Prüfung zurückverwies. Das LSG hatte befunden, die Mitgliedschaft in dieser Organisation sei Privatsache und reiche nicht aus, um die Genehmigung zu versagen (Az.: B 11/7 AL 30/99 R). Es ging um den Fall einer Scientologin, der die Bundesanstalt für Arbeit (BA) zunächst eine Genehmigung für die Vermittlung von Au-pair-Arbeitsverhältnissen erteilt, diese dann aber widerrufen hatte. Es stehe zu befürchten, daß die Scientologin zum Beispiel persönliche Daten von Au-pair-Kräften für Anwerbungszecke mißbrauche oder die jungen Leute in Scientology-Familien vermittele. (Quelle: Frankfurter Rundschau vom 16.12.2000)

Shri Shri Ravi Shankar
Guru Gastredner beim Kirchentag
"Kunst des Lebens e.V." bietet in Leipzig vom 11.-16.05.2001 Workshops an. In dem Angebotsblatt heißt es weiterhin:
"Das Programm "Die Kunst des Lebens" wurde von der Welt- Gesundheits-Organisation WHO anerkannt und wird mittlerweile in über 100 Ländern der Erde unterrichtet. Es wurde von Sri Sri Ravi Shankar zusammengestellt, einer bekannten Persönlichkeit im Bereich menschlicher Entwicklung. Sri Sri Ravi Shankar war im August vergangenen Jahres Gastredner am Weltfriedensgipfel der Vereinten Nationen in New York. Unter anderem war er im Januar 2001 in Davos am Weltwirtschaftsgipfel als Gastredner eingeladen. Im Sommer 2001 ist er Gastredner am Evangelischen Kirchentag." 


net.update
von Tilman Hausherr
9.4.2001 - 29.6.2001

9.4.2001- Suchen: Bei der auch beim Autor von net.update sehr beliebten Internet-Suchmaschine "Google" taucht bei Eingabe des französischen Wortes "drogue" als Werbung ein Verweis auf ein Internet-Angebot von Scientology auf. Am Abend des gleichen Tages ändert sich die Lage, und statt dessen erscheint nun das Angebot der französischen Behörde gegen Drogenmißbrauch. Grund für die Wende: die Behörde hatte sich bei Google sehr nachdrücklich gegen diese "Desinformation" beschwert.
http://www.google.com
17.4. - Sammlung: Bei Ermittlungen findet die Polizei von Tokio heraus, daß die durch den Giftgas-Anschlag von Tokio berüchtigte "AUM" Sekte eine Liste der eMail-Adressen von tausenden Studenten führte. Es wird vermutet, daß diese Adressen zum Werben von neuen Mitgliedern dienen sollten.
23.4.- Vorbild: Auch die Abspaltungen von Scientology sind klagewütig. Harry Palmer, Gründer von "Avatar", verklagt den Kritiker Eldon Braun auf Urheberrechtsverletzung, Markenrechtsverletzung, Beleidigung und mehr, nachdem Braun einen Kurs geschrieben hat der die gleichen Methoden verwendet wie bei Avatar.
http://www.scientology-kills.org/avatartitlepg.htm
24.4 - Statistik: In Australien rufen Witzbolde über Internet dazu auf, bei der nächsten Volkzählung als Religion "Jedi" anzugeben, in der Hoffnung daß "Jedi" (eine religiöse Gruppe aus den "Star Wars" Filmen) als Religion anerkannt wird. Das Amt für Statistik droht wütend mit Strafen.
26.4 - Dienstleistung: Auf der Internet-Seite http://www.gebetsnetz.de gibt es ein Formular, auf dem der Besucher sein Gebetsanliegen eingeben kann. Die Anbieter behaupten, es würde dann für diese Sache gebetet. Auf der gleichen Seite werden auch Kontonummer für Spenden angegeben, denn: "Bedenken Sie, daß wir in dieser Zeit nichts zu unserem Lebensunterhalt beitragen können".
27.4. - Schuldig: Als Folge der Ermittlungen wegen "Terroristischer Drohungen" (siehe 15.9.2000) wird der Scientology-Kritiker Keith Henson nach drei Tagen Beratung von einem Geschworenengericht für schuldig befunden und zwar der "Störung einer Religion". In zwei anderen Anklagepunkten konnten sich die Geschworenen nicht einig werden. Aufgrund von vorprozessualen Entscheidungen durfte nicht vorgetragen worden, warum Keith Henson protestierte. Scientologen hatte u.a. vorgetragen, daß sie eine so schreckliche Angst vor Henson hatten, daß sie in Panik wegrennen würden, wenn er nur erscheine. Besonders skurril ist, daß einer der Sätze, die Henson vorgeworfen wurden und gegen Henson verwendet wurde, ein Scientology-Zitat war, das zur Zerstörung von Gegnern aufrief ("destroy them utterly"); Henson hatte diesen Satz im Internet ironisch zitiert und verwendet.
15.5.- Abwesend: Noch vor der Verkündung des Strafmaßes kehrt Keith Henson von einer Reise nach Kanada nicht zurück. Er entschließt sich nach Rücksprache mit einem Anwalt spontan dazu, um Asyl bitten. Ein Strafmaß wird nicht verkündet, und das Gericht verkündet einen Haftbefehl. Die Staatsanwaltschaft forderte 200 Tage Haft; ein Scientology-Anwalt behauptete gar daß Henson der schlimmste Kriminelle sei, der ihm je in seiner Karriere untergekommen war. http://www.keithhenson.org
24.5. - Abbruch: Im Prozeß gegen Jesse Prince wegen einer Marihuana-Pflanze, die bei einer Hausdurchsuchung auf seiner Terrasse gefunden wurde, gibt es kein Urteil, weil sich die Geschworenen nicht einig werden können, ob sie ihn schuldig sprechen sollen. Einig waren sie sich jedoch darin, daß Jesse Prince von Scientology hereingelegt wurde und daß der Privatdetektiv, der sich die Freundschaft von Jesse Prince erschlichen hatte, unglaubwürdig sei. Scientology mußte wenige Tage vor dem Prozeß endlich zugeben, was alle ahnten: nämlich daß drei Privat-Detektive monatelang auf Jesse Prince angesetzt waren, um ihn als Zeugen in dem Lisa McPherson Prozeß zu diskreditieren. Ein neuer Prozeß wird für Juli angesetzt - doch dann teilt die Staatsanwaltschaft schon einen Tag später mit, daß sie die Anklage gegen Jesse Prince fallen läßt.
28.5. - Festnahme: Keith Henson wird in Kanada von einem Sondereinsatzkommando unter Einsatz von Maschinenpistolen verhaftet und in Auslieferungshaft genommen. Offizieller Grund: er habe bei der Einreise nicht angegeben, daß er auf der Flucht war (das war er zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht). Die Polizei gibt später zu, von Scientology einen "Tip" bekommen zu haben. Dabei wurde wohl vergessen, daß die Organisation dort als "Kriminelle Vereinigung" vorbestraft ist.
8.6. - Antrag: Keith Henson wird wieder freigelassen und sein Antrag auf Asyl in Kanada wird entgegengenommen. Die Entscheidung dazu könnte zwei Jahre dauern.
10.6. - Ermutigung: siehe unten
22.6. - Entscheidung: In dem Lisa McPherson Fall entscheidet das Gericht daß Lisa nicht "gegen ihren Willen" festgehalten wurde, da sie ja zunächst "freiwillig" zu Scientology ging. Der Rest der Klage läuft jedoch weiter. die Anwälte von Lisas Erben wollen gegen die Entscheidung Berufung einlegen.
27.6. - Erläuterung: Auf der russischen Seite der Scientology-Tarnorganisation NARCONON findet sich der Hinweis: "Während die Scientology Kirche behauptet eine religiöse gemeinnützige Organisation zu sein, ist sie in Wahrheit eine aggressive kommerzielle Organisation, welche die Menschenrechte und die Gesetze der Russischen Föderation kraß mißachtet und verletzt." ... Gleichzeitig gibt der Leiter der Organisation seinen Ausstieg bekannt.   http://www.narconon.ru

 

 

 

10.6.2001 - Ermutigung:
Robert S. Minton, Preisträger des Jahres 2000, überreicht den "Leipziger Preis 2001", eine Arbeit des Leipziger Künstlers Rüdiger Bartels, an Bundesminister a.D.
Dr. Norbert Blüm.

Norbert Blüm und Robert S. Minton
 

 

 

 

 

 

 (Foto: T. Hausherr)


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