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BERLINER DIALOG 23, 4-2000 Epiphanias 2001

 BEITRÄGE

Falungong - Religion, Sekte oder Kult?
Eine Heilsgemeinschaft als Manifestation von Modernisierungsproblemen
und sozialen Entfremdungsprozessen
von Thomas Heberer

1. Einleitung
Im Folgenden geht es nicht um die Verfolgung, Unterdrückung und die zweifellos gravierenden Menschenrechts-verletzungen, denen Falungong-Anhänger in China ausgesetzt und die scharf zu verurteilen sind. Georg Blume hat in einem schockierenden Bericht in der ZEIT noch einmal verdeutlicht, was es bedeutet, in China der Verfolgung ausgesetzt zu sein. (1) 
In diesem Beitrag geht es vielmehr primär um eine sozialwissenschaftliche Analyse der hinter Falungong stehenden Ideologie des Sektengründers sowie um die sozialen und politischen Hintergründe des Entstehens dieser Bewegung. Wir halten eine solche Analyse für notwendig, weil diese Bewegung und ihre Bedeutung sonst nicht verstanden werden kann.

Anfang des Jahres 2001 verschickten Falungong-Anhänger in Deutschland Briefe an deutsche Wissens- und Entscheidungsträger mit der "Bitte um Nominierung von Li Hongzhi, Gründer von Falungong, für den Friedens-Nobelpreis 2001". Falungong, so hieß es in dem Schreiben, sei eine "spirituelle Meditationsbewegung", die sich der Verbreitung von "Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht" verschrieben habe. In der Tat hat der Einfluss von Falungong auch in der westlichen Welt beträchtlich zugenommen. Darauf weist nicht zuletzt die zunehmende Zahl an Web-Seiten von Anhängergruppen in Europa und Nordamerika hin. Von daher ist Falungong keine rein innerchinesische, sondern zunehmend auch eine internationale Frage.

Gründer und charismatischer "Meister" der Bewegung ist Li Hongzhi, vor seiner Übersiedlung in die USA in einer Ölfabrik in Nordostchina tätig. Er hat eine Zeitlang in Thailand verbracht und kam dort mit buddhistischen Praktiken in Berührung.  Sein Hauptwerk "Falungong"
gibt Aufschluss über die Inhalte des Kultes.

Meister Li Hongzhi

So hat die Verfolgung von Falungong bereits zu Auseinandersetzungen zwischen der amerikanischen und der chinesischen Regierung geführt. Und im Februar 2001 hat der niederländische Außenminister Van Aartsen einen China-Besuch in letzter Sekunde abgesagt, weil es wegen eines geplanten Treffens der niederländischen Botschafterin für Menschenrechte, Renee Jones-Bos, mit Vertretern der Falungong-Bewegung zu Verstimmungen zwischen beiden Ländern gekommen war.

In den Medien hören wir viel über die Verfolgung von Falungong in China, wenig über das Weltbild dieser Gemeinschaft. Wir wollen sie im Folgenden als "Heilsgemeinschaft" und nicht als Sekte klassifizieren. Dies hat zwei Gründe: Erstens ist der Begriff "Sekte" eng mit Auseinandersetzungen der christlichen Kirchen und Religionen mit abweichenden Minderheiten verknüpft, besitzt in der Religionsgeschichte also eine rein kirchenbezogene und eher negative Konnotation; zweitens handelt es sich bei Falungong um eine synkretistische Lehre, die vordergründig wenig mit Religion zu tun hat. Der Gründer selbst spricht nicht von Religion, sondern von "Kultivierungsmethode", auch wenn sich in Falungong, wie wir noch sehen werden, religiöse Momente mit ideengeschichtlichen der "Qigong-Schulen" (dazu unten) verbinden. Religion verstehen wir hier im Sinne Durkheims funktional und nicht essentiell bestimmt im Sinne von Transzendenz oder der Existenz kirchlicher Institutionen:
"Ihr [der Religion, Anm. d. Verf.] Hauptziel ist nicht, dem Menschen eine Darstellung der physischen Welt zu geben...Sie ist vor allem ein Begriffssystem, mit dessen Hilfe sich die Menschen die Gesellschaft vorstellen, deren Mitglieder sie sind, und die dunklen aber engen Beziehungen, die sie mit ihr haben." (2) 

Diese Bestimmung hat den Vorteil, dass sie das Moment des Religiösen weniger aus abendländischer Sicht begreift, zugleich aber den Interpretationsspielraum religiöser Bewegungen relativ offen hält.
Darüber hinaus läßt sich Falungong mit dem soziologischen Begriff des "Kultes" fassen, denn beim Kult handelt es sich um eine lose strukturierte religiöse oder religionsähnliche Gruppierung, der man nicht formell beitritt. Die Zugehörigkeit definiert sich primär über bestimmte Weltsichten und Praktiken. Die Glaubensinhalte sind in der Regel synkretistisch, esoterisch und individualistisch. Kulte entwickeln sich häufig um charismatische Führer und lassen auch Verbindungen zu anderen religiösen Gemeinschaften zu.(3)

2. Der Beginn der Verfolgung von Falungong
Falungong machte außerhalb Chinas erstmals von sich reden, als am 25. April 1999 rund 10.000 Anhänger 13 Stunden lang schweigend vor dem Sitz der Partei- und Staatsführung in Peking demonstrierten. Es handelte sich dabei um die größte Demonstration in der Hauptstadt seit der städtischen Protestbewegung des Jahres 1989. Anlaß waren die behördliche Weigerung, Falungong als offizielle Vereinigung anzuerkennen sowie eine nach Ansicht von Falungong-Anhängern diskriminierende Berichterstattung in den Medien. Nachdem es in verschiedenen Landesteilen zu Protestaktionen von Anhängern gekommen war und Zehntausende sich in Peking versammelt hatten, schließlich Sympathisanten aus Protest gegen eine Sendung über Falungong unter dem Stichwort Bekämpfung des Aberglaubens den Eingang zum Zentralen Fernsehen besetzt hatten, verbot die Parteiführung im Juli 1999 die Bewegung. Das Verbot führte in vielen Regionen zu Protesten von Zigtausenden von Anhängern. Die Staatsmacht reagierte darauf mit der Verhaftung von Tausenden von Aktivisten und Protestierenden. Mit einer landesweiten politischen Kampagne versuchte sie, den destruktiven und abergläubischen Charakter nachzuweisen und organisierte Anhängerschaft aufzuspüren. Gleichwohl ist es bislang nicht gelungen, die Bewegung zu zerschlagen. Immer wieder versammelten sich trotz der Repression Anhängergruppen auf dem Tiananmen-Platz, dem symbolischen Zentrum der politischen Herrschaft, im Herzen Pekings, um gegen Verbot und Verfolgung zu protestieren. Nachdem am 1. Januar 2001 Hunderten von Anhängern auf dem Tiananmen-Platz, demonstriert hatten, versuchten sich am 23. Januar, kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest, fünf Anhänger eben jenem Platz selbst zu verbrennen. Dies mag durch eine Neujahrsbotschaft Li Hongzhis mit ausgelöst worden sein, der darin konstatiert hatte, dass das Vorgehen "übler Wesen" nicht länger toleriert werden könne und verschiedene Maßnahmen ergriffen werden müßten, die über Nachsicht und Geduld hinausgingen. (4)
Das Parteiorgan Renmin Ribao (Volkszeitung) und andere chinesische Presseorgane berichtete, die Überlebenden hätten ausgesagt, es sei ihnen versichert worden, dass sie durch Selbstverbrennung schmerzfrei und unmittelbar in das "Paradies" eingehen würden.(5)  Zwar hat die Bewegung in einer Stellungnahme in New York bestritten, dass es sich um Anhänger von Falungong gehandelt habe, weil Tötung und Selbstmord den Lehren Li Hongzhis zuwiderliefen. Doch zweifelsohne haben die fünf Personen gegen die staatliche Verfolgung der Bewegung protestiert.(6)
Es waren jedoch zunächst der Umfang der Aktionen und die erste Überraschung der Sicherheitskräfte im Frühjahr 1999, die innerhalb der politischen Führung den Eindruck verstärkten, es handele sich um eine straffe und gut organisierte Bewegung, die unbeachtet vom staatlichen Sicherheitsapparat sich zu einer mitgliederstarken und schlagkräftigen Organisation entwickelt habe. Laut eigenen Angaben soll die Bewegung 1999 allein in China ca. 70 Millionen Mitglieder gehabt haben, laut offiziellen Angaben der chinesischen Regierung rund zwei Millionen. Genaue Zahlen gibt es nicht. Die unterschiedlichen Angaben dürften damit u.a. damit zusammenhängen, dass zwischen einem festen organisierten Kern und sporadischen Teilnehmern an Falungong-Qigong-kursen unterschieden werden muss.
Die Bewegung soll in Zellen von je zehn Personen organisiert gewesen sein, die die Mitglieder anderer Zellen nicht kannten. Zu den Anhängern zählte auch eine große Zahl von Funktionären, Offizieren, Professoren, Ärzten sowie Menschen aus allen, vor allem städtischen, Schichten, darunter vornehmlich Ältere und viele Frauen. Zwar erklärt Falungong immer wieder, es handele sich um eine unpolitische Bewegung. Die Mobilisierung von Anhängern zu organisierten Protesten ist allerdings ebenso als Ausdruck politischen Handelns zu begreifen wie die aktive Mobilisierung für eine Nominierung Li Hongzhis für den Friedensnobelpreis oder Demonstrationen für eine Verurteilung Chinas wegen Menschenrechtsverletzungen vor der Sitzung der UN-Menschenrechtskommission in Genf.

3. Was ist Falungong?
Bei Falungong (oder Falun dafa) handelt es sich um eine Bewegung, die 1992 entstanden sein soll und buddhistische, daoistische und animistisch-schamanistische Momente der chinesischen Volksreligion miteinander verbindet. Im Prinzip beruht sie auf zwei Elementen: (1) dem Qigong, einer Mischung von Atemtherapie bzw. -technik und Meditation zu prophylaktischen oder therapeutischen Zwecken, die auf traditionelle Heilvorstellungen zurückgeht.

Falun, Gebotsrad

So schreibt man Qigong seit Jahrhunderten besondere Heilwirkung und andere Kräfte zu; (7)  sowie ((2)) den religiösen Aspekten, basierend auf der Lehre von Li Hongzhi, der Elemente der o.g. Religionen mit eigenen Ideen angereichert hat.(8) 
Die Bezeichnung der Bewegung ist eine Zusammensetzung von Falun (Rad des Dharma (9) oder Gebotsrad) und Qigong. Dabei muß betont werden, daß es im Folgenden nicht um eine Bewertung von Qigong geht, das von vielen Millionen Menschen in der Welt praktiziert wird und dem durchaus körperertüchtigende Funktion zugeschrieben wird, sondern um die Darlegung und Analyse der Ideologie, die von Li Hongzhi um das Falun-Qigong aufgebaut wird.
"Meister Li" führt die Grundursache allen Übels zunächst auf die Entfremdung der Menschen von den Göttern und der Religion zurück:
"Die Enttäuschung [über das "unrechtmäßige Verhalten der Geistlichen", Anm. d. Verf.] läßt immer weniger Menschen an Religionen glauben. Schließlich haben die Menschen ihre Zuversicht in die Götter total verloren, so dass sie skrupellos zu allen schlechten Taten fähig sind. Heutzutage sind sie völlig entfremdet und zu Menschen mit einer großen dämonischen Natur geworden, deshalb haben alle Götter dass Vertrauen in die Menschheit aufgegeben. Das ist eine der Hauptursachen, weshalb sich die Menschen nicht mehr um die Menschen kümmern." (10) 

Er geht davon aus, dass die menschliche Zivilisation bereits 81 mal ausgelöscht und stets von wenigen Überlebenden neu aufgebaut worden sei.(11)  "Aliens", außerirdische Lebewesen, welche die irdische Menschheit infiltrierten, spielten - so Li - dabei eine wichtige Rolle. Sie entstammten anderen Planeten und versuchten die Menschheit zu korrumpieren. Sie hätten den Menschen moderne Technologie (Flugzeuge, Computer) und moderne Wissenschaft gebracht, so dass die Menschheit immer mehr an Wissenschaft und Technik glaube und geistig unter Kontrolle der Aliens gerate. Das Endziel der Aliens sei es, an die Stelle der Menschheit zu treten. Über das Klonen von Menschen würden sie dies erreichen und die Menschen schließlich durch Aliens ersetzen.(12)  Die Menschen müßten sich auf diese Situation vorbereiten. Aufgabe des Menschen sei es daher, sich über Qigong zu "kultivieren". Diese Kultivierung beruhe, zunächst auf niedriger Ebene, in der Veränderung des körperlichen Zustands um Krankheiten zu beseitigen und Gesundheit zu erreichen. Auf höherem Niveau würden dann der physische Körper eines Menschen und auch "seine Körper in anderen Räumen" kultiviert.(13)  Zunächst jedoch müsse der "Körper in Ordnung" gebracht werden, anschließend setze der Meister den Anhängern ein "Gebotsrad" und "Energiemechanismen" ein, als Voraussetzung zur Erlangung von "Kultivierungsenergie". Am Ende der zahlreichen Kultivierungsebenen stehe die Freiheit von Krankheit, Alter und Tod. Der so "Kultivierte" erreiche dann schon zu Lebzeiten "Erleuchtung" und damit "den unsterblichen Körper".(14)  Die Kultivierung ist also letztlich auch dazu gedacht, die erfolgreichen Anhänger einer neuerlichen Apokalypse entgehen zu lassen.
Li selbst schreibt sich übernatürliche Kräfte und Eigenschaften zu: So steht er seinen Aussagen zufolge in ständiger Verbindung mit allen Göttern des Kosmos.(15)  Und nur er allein könne das Falun (Gebotsrad) und Energiemechanismen setzen; er verfüge über Fashen (Gebotskörper), die andere beschützten. Überdies könne er das "Himmelsauge" der Menschen öffnen, das die Sicht auf weit entfernt liegende Ereignisse ermögliche. Er erklärt auch hin und wieder, dass er übernatürliche Fähigkeiten besitze, d.h. fliegen oder durch Mauern hindurchgehen könne.
Was bewirkt Qigong seiner Meinung nach:
"Über dem Kopf bildet sich eine Gong-Säule. Die Höhe der Gong-Säule bestimmt die Höhe der Gongli (Kultivierungsenergie). Die Gong-Säule befindet sich in einem relativ versteckten Raum, so daß sie für die normalen Menschen kaum sichtbar ist." (16) 

Zugleich wird über wundersame Erfahrungen von Anhängern berichtet, denen das Falun-Rad ("Gebotsrad") oder die Gong-Säule das Leben gerettet habe.
Um nur ein Beispiel zu geben: In einer nordostchinesischen Stadt sei einmal ein vier Meter langes und 3,3 cm dickes Rohr senkrecht von einem Hochhaus herabgefallen, direkt auf den Kopf eines Falungong-Anhängers zu. Als dieser nach oben geblickt habe, habe er ein Falun-Rad über seinem Kopf entdeckt, an dem die Stange dann an ihm vorbei abgeglitten sei. Letztlich sei der Meister der Beschützer ("Alle diese Dinge sind von mir, Li Hongzhi, gegeben"), denn er verfüge über jene Gebotskörper, "die euch beschützen".(17)  Was nun sind diese "Gebotskörper"?
"Das Falun [Gebotsrad] ist ein intelligenter rotierender Körper aus Substanz mit hoher Energie. Das Falun, das ich dem Anhänger am Unterbauch eingesetzt habe, dreht sich 24 Stunden täglich ununterbrochen (wenn derjenige, der sich wirklich kultiviert, meine Bücher liest, sich meine Videokassetten über die Erklärung des Gebots ansieht, meine Tonbänder über die Erklärung des Gebots hört oder mit anderen Anhängern die Kultivierungsübungen zusammen kultiviert, kann er ein Falun bekommen)." (18) 

Zugleich könne über Qigong die Fähigkeit erlangt werden, einen "im materiellen Raum existierenden Gegenstand in einen anderen umzuwandeln". Qigong erlaube auch die Aneignung übernatürlicher Fähigkeiten (den menschlichen Körper zu durchleuchten, durch Mauern hindurchzuschauen, Hochhäuser zum Einsturz zu bringen, Dinge zu sehen, die tausend Kilometer weit entfernt seien und in die Zukunft zu blicken) und: "Ein Qigong-Meister braucht nur seine Augen zu schließen und seinen Blick schweifen zu lassen, schon kann er alle Körperteile des Patienten unmittelbar scharf sehen".(19)  Ferner könnten seine Anhänger "kosmische Sprachen" erwerben. Diese würden von Lebewesen aus anderen Räumen (eben den Aliens) gesteuert:
"Menschen, deren Himmelsauge auf höherer Ebene geöffnet ist, können genau sehen, daß ein Lebewesen sich schräg über dem Kopf des Sprechenden befindet und durch dessen Mund redet." (20) 
Falungong schütze vor Tieren, die sich "an den Körper eines Menschen heften", führe zur Erreichung eines "unsterblichen Körpers", zu Lebensverlängerung und Verzögerung des Alterungsprozesses. Der Mensch werde "ewig jung bleiben": Bei der Kultivierung durch Falungong würden alle Moleküle der Zellen von der Substanz mit hoher Energie erfüllt. Die Anordnungsweise der Atome würde sich dadurch nicht ändern, aber die Energie in ihnen.
"Deshalb kann dieser Mensch von da an nicht mehr älter werden, seine Zellen werden nicht absterben. So kann er immer jung bleiben." (21)
Zugleich werde er "nie mehr krank". Und:
"Wenn man sich mit Falun Gong bis auf eine sehr hohe Ebene kultiviert hat, werden auf dem ganzen Körper Yinghai (kleine Kinder) erscheinen".
Die Grundursache von Krankheit liege "in einem Lebewesen mit Intelligenz, das sich in einem anderen Raum" befinde. Dieses Lebewesen sei "sehr schrecklich". Die Heilung mit Falungong ziele direkt auf dieses Lebewesen ab, damit die Grundursache für eine Krankheit beseitigt werde.(22)  Die Heilung beinhalte die Aufhebung der Besessenheit über die Abwehr niedriger Geister, d.h. spezifische Reinigungsrituale. In einem auch im Netz abrufbaren "Dialog mit der Zeit" wird sogar angedeutet, daß die Falungong-"Kultivierung" Menschen in Götter verwandeln könne.(23) 
Wer allerdings die "Kultivierung" und damit die Zugehörigkeit aufgibt, verliert sofort jeglichen Schutz:
"Wenn er [der Anhänger, Anm. d. Verf.] die Kultivierung auf halbem Wege aufgibt, wird ihn mein Gebotskörper selbstverständlich verlassen". (24) 
Animistische Vorstellungen, unbelebte Gegenstände als lebendig zu betrachten ("Sobald Du aus der Tür trittst, wirst Du von Steinen, Mauern, Bäumen usw. begrüßt. In jedem Gegenstand existiert ein Lebewesen"), vermischen sich mit traditionellen Moralvorstellungen wie der Forderung nach Abstinenz in Bezug auf Alkohol, außerehelichen Sex, Glücksspiel oder Warnungen wie vor Homosexualität oder dem amoralischen "Sex-Dämon" in Form "eines hübschen Mannes oder einer hübschen Frau".(25)  Derartige Moralvorstellungen sind auch als Ausdruck der Tatsache zu begreifen, dass die gegenwärtige Situation moralischer Orientierungslosigkeit zu einer Zuspitzung der Identitätskrise der Gesellschaft und der Suche nach einem neuen Wertekanon (oder nach der Rückkehr zu einem traditionellen) geführt hat.
Wie wir oben dargelegt haben, hat Li Hongzhi in seiner Neujahrsbotschaft vom 1. Januar 2001 eine Änderung des Vorgehens seiner Anhänger empfohlen, obwohl diese Botschaft später uminterpretiert wurde, um international keine Sympathieverluste zu erleiden. So werden inzwischen die Anti-Falungong Ereignisse in China als Einfluss des "Bösen" interpretiert. Zwar trete die Lehre generell für Nachsicht ein. Aber die "Existenz des bösen Lebens", die Falungong schade, könne man nicht tolerieren, so ein in den USA tätiger Anhänger auf einer Falungong-Homepage.
"Wenn die bösen Wesen alle Leben sabotieren und das Dafa zerstören, ist es absolut richtig, dass die Dafa-Praktizierenden ... als das Fa beschützende Götter auf Erden hervortreten",
um dieses Fa zu verteidigen.(26)  Entsprechend heißt es in einem anderen Homepage-Beitrag:
"Viele Schüler haben schon große Veränderungen der Himmelskörper gespürt. Parallel dazu wird sich gewiß auch etwas auf der Erde verändern ... das Ende des Bösen auf Erden kommt immer näher. Das ist der Wille des Himmels und läßt sich auf keinen Fall von den bösen Lebewesen, die das Dafa hassen, beeinflussen." (27)
Deutlich auch die Aussagen über die Wachen der Umerziehungslager, in die viele Falungong-Anhänger eingewiesen wurden: Diese seien "Wiedergeburten von kleineren Geistern aus der Hölle".(28)  Von daher erfordere das aktive Auftreten des "Bösen" nunmehr aktive Maßnahmen zu seiner Bekämpfung.
Die besonderen Fähigkeiten und Erkenntnisse der Anhängerschaft werden zur Begründung der Einzigartigkeit und der Separierung von anderen angeführt ( "Wir dürfen uns nicht mit den gewöhnlichen Menschen vermischen" (29)  ).
Auf diese Weise soll das Gruppenbewußtsein gestärkt, sollen Identität und Zusammenhalt der Mitglieder gefördert werden. Eine Unterscheidung in Wir-/Sie-Gruppen wird vorgenommen, verbunden mit einem sektiererischen Bewußtsein, das ein geschlossenes System von Auserwählten suggeriert. Solche Systeme, analysierte der Sozialanthropologe W.E. Mühlmann einmal, seien zunächst meist mit "irenischen Anfängen" verbunden, wobei von Toleranz, Liebe, Brüderlichkeit und Frieden für alle gesprochen werde. Erfahrungsgemäß schlage dies rasch ins Gegenteil um, wobei dann nur noch die eigene Gruppe wichtig sei und die vermeintlichen Feinde dämonisiert würden.(30) 
Die Anhängerstrukturen werden letztlich als hierarchisch begriffen. Li Hongzhi als Schutzherr steht an der Spitze, die Anhängerschaft untergliedert sich in Gruppen verschiedener Kultivierungsgrade. Jedem Grad entsprechen unterschiedliche Fähigkeiten. Mit zunehmenden Fähigkeiten wächst auch der Grad an vorgestellter Macht über Menschen und Umwelt. Da Außenstehende nicht über solche Kräfte und Fähigkeiten verfügen, den Charakter der Welt auch nicht erkennen können, vermittelt Falungong über die Schutzfunktion des "Meisters" und scheinbar erworbene Kräfte ein Gefühl kollektiver Welterkenntnis und damit kollektiver Macht. Diese Macht drückt sich nicht nur im Außenverhältnis aus, sondern auch im Innenleben, verstanden als Bewußtsein innerer Stärke und inneren Leistungspotenzials.

4. Der Charakter der Heilsgemeinschaft
Falungong ist keine Religion, sondern eher eine Art Religionsersatz. Sie läßt sich als religiöse Revitalisierungsbewegung kennzeichnen. Solche Bewegungen treten im Verlauf von gesellschaftlichen Umbrüchen, in der Neuzeit auch in Modernisierungsprozessen und damit verbundenen Prozessen sozialen Wandels, Empfindungen sozialer Bedrohung sowie extremer persönlicher Desorientierung auf. Sie bemühen sich, traditionelle Ordnungen wiederherzustellen bzw. Neue Ordnungen einzuführen, mit dem Ziel, die durch den Wandel hervorgerufene Ungleichheit und ökonomische Ungerechtigkeit auszugleichen.
Das Weltbild Li Hongzhis rückt dabei in die Nähe dessen, was der Politikwissenschaftler Eric Voegelin einmal als "gnostische Bewegungen" bezeichnet hat, charakterisiert durch Unzufriedenheit mit der Lebenssituation, getragen vom Glauben, dass alle Mißstände darauf zurückzuführen seien, daß die Welt von Grund auf schlecht organisiert, aber Erlösung von diesen Mißständen möglich sei. Die Erlösung könne, so der Glaube, von Menschen herbeigeführt werden, insofern ein Prophet entsprechende Rezepte entwickele und sein Erlösungswissen der Menschheit verkünde.(31)  Bei Falungong stützt sich das Religiöse allerdings nicht auf göttliche Transzendenz und Erlösung, sondern auf das Bewußtsein der Menschen und ihre innerlich-geistige Kontrolle. Mittels religiöser Momente soll eine moralische Basis geschaffen werden, die die Gemeinschaft stabilisieren und die Grundlage für ein gemeinschaftliches Ordnungs- und Autoritätskonzept schaffen soll.
Grundsätzlich läßt sich Falungong den sog. neuen Religionen zuordnen, die sich durch den Bezug auf transzendentale Werte von sozialen Bewegungen unterscheiden. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Religionen versprechen sie kürzere, einfachere und schnellere Wege zur Erlösung von allen Übeln, spirituellen Elitismus (die Anhänger begreifen sich als rekigiöse Elite) und - was besonders für China wichtig ist - eine scheinbar unpolitische Alternative zur herrschenden "Politik". Bewegungen dieser Art finden sich in den meisten Entwicklungsländern, aber auch in entwickelten Ländern. In den Ersteren firmieren sie auch unter Begriffen wie chiliastische, charismatische messianistische oder millenaristische Bewegungen. Alle diese Bewegungen zeichnen sich durch Erwartungen und Ziele aus, die mit endgültiger, vollständiger und unmittelbar bevorstehender Erlösung verbunden sind und erhebliche Teile der Bevölkerung zu mobilisieren vermögen. Zwar ist die Ideologie von Li Hongzhi noch relativ jung, so dass ihre inhaltlichen Ausprägungen eher schemenhaft im Raum stehen. Aber erkennbar sind bereits Grundvorstellungen totaler Befreiung und Erlösung, die Vorstellung von einem perfekten Ich in einem perfekten Raum, sowie die Vorstellung, dass eine Zeit der Ungerechtigkeit, der Verfolgung und der Prüfung der Anhänger dem Erlösungsstadium vorausgehe. Ein Zustand der Autonomie vom bestehenden System wird angestrebt, dessen Ablehnung sich auch in der Ablehnung moderner "westlicher" Medizin und der Rückkehr zu traditioneller chinesischer Medizin manifestiert (vgl. etwa die Ablehnung der Behandlung mit Arzneimitteln, da diese Mittel zu einer Schwächung der positiven Körperkräfte führten).(32) 
Falungong reiht sich damit in Bewegungen ein, die im Verlauf von gesellschaftlichen Umbrüchen, in der Neuzeit auch in Modernisierungsprozessen auftreten. Im Prinzip wollen solche Bewegungen traditionelle oder als traditionell verstandene Verhaltens- und Glaubensmuster wiederbeleben. Sie knüpfen an traditionalen Denkkategorien und Glaubensvorstellungen an (wie Unsterblichkeit als Ideal des Daoismus und Zen-Buddhismus, Qigong als vermeintliches Entwicklungspotential übernatürlicher Fähigkeiten, destruktive Wirkung von Geistern und Dämonen in der Volksreligion); darüber sollen dann die gegebenen Lebensbedingungen verändert oder verbessert werden, wobei religiöse Glaubensinhalte als unterstützende Ideologie eingebaut werden. Voraussetzung für solche Bewegungen ist das Auftreten eines Propheten, der die sozialen Konflikte ins Religiöse lenkt und glückverheißende Hoffnungen anbietet. Wie auch im Falle Falungongs werden solche Bewegungen in der Regel von einem charismatischen Führer geleitet, der vorgibt, übernatürliche Kräfte zu besitzen. Bei der Anhängerschaft handelt es sich meist um Personen, die sich durch den Wandel sozial benachteiligt fühlen. Sie treten zunächst unpolitisch auf, wobei das Auftreten solcher Bewegungen Ausdruck einer Seins- und Autoritätskrise im Gefolge eines Modernisierungsprozesses ist. Die Heilsgemeinschaft bietet emotionale und psychische Identifizierungsmöglichkeiten, trägt zum Abbau von Frustration und Unzufriedenheit bei und wirkt insofern als Stabilisator für die Mitglieder. Von daher erfüllt sie eine spezifische soziale Funktion. Sie
"dient als eine kleine 'abweichende' Referenzgruppe, in der das Individuum einen gewissen Status und ein Prestige erwerben kann und in der seine Talente und Fähigkeiten nach günstigeren Maßstäben beurteilt werden, als es in der weiteren Gesellschaft der Fall ist. Die Bewegung verändert den gesamten Kontext seiner Bestrebungen, denn sie belohnt Eigenschaften, die in der Welt völlig anders gewertet werden, verhilft zu Geborgenheit in einer stabilen und affektiv gebundenen Gemeinschaft und gibt den Mitgliedern, die sich mit ihr verbinden und ihr Weltbild annehmen, einen rechtmäßigen Anspruch auf Gottes Hilfe und Gegenwart. Die emotionale Sicherheit, die ihr geistige Orientierung und Gruppengebundenheit verschafft, ist von so vitaler Bedeutung für den Anhänger, daß die Lehre der Bewegung notwendigerweise für ihn objektiv wahr ist." (33) 
Entsprechend zielt Falungong auf die Wiederherstellung lange unterdrückter Glaubenspraktiken und Bräuche sowie individueller und damit gesellschaftlicher Harmonie ab. Sie beinhaltet chiliastische Momente, wobei Mühlmann Chiliasmus als "kollektive Aufbruchsbereitschaft zur Erlangung oder Verwirklichung eines heiß ersehnten paradiesischen Glückszustandes auf Erden" definiert.(34)  Es wird Befreiung von den Leiden des menschlichen Lebens (Krankheit, Alterung, Sorgen und Tod) suggeriert, der Erwerb übernatürlicher Kräfte, menschliches Glück und harmonisches Leben. Ein irdisches Paradies wird den Anhängern versprochen. Die Abwehr und Vernichtung des Bösen schaffe die Voraussetzungen für einen glückseligen Friedenszustand.
Den Anhängern, die in der Praktizierung und "Kultivierung" weit genug gediehen seien, wird - wie wir gezeigt haben - Unverletztlichkeit und Unsterblichkeit versprochen. Schon insofern unterscheiden sie sich grundsätzlich von anderen, sterblichen Menschen. Ihnen wohnt das Bewußtsein übernatürlicher Kräfte und Fähigkeiten inne, das sich häufig in missionarischer und eschatologischer Gewißheit niederschlägt. Die transzendentale Verkündung kann dann, wie der Sozialpsychologe Robert Jay Lifton einmal konstatiert hat,
"die extremste Gefahr und Zersplitterung in eine geordnete missionarische Gewißheit, die lähmendste Todesangst in die todesmutige Ruhe eines nahezu Unbesiegbaren verwandeln." (35) 
Das Moment der Unsterblichkeit als transzendentes Ziel durchzieht die chinesische Ideengeschichte. Die Daoisten suchten bereits in alter Zeit nach Mitteln zur Lebensverlängerung und für die Unsterblichkeit, so z.B. nach Möglichkeiten, vergängliche Körperteile durch "ewige", unzerstörbare zu ersetzen. Andere wollten dies über das Moment der "Erlösung" erreichen, über die Umwandlung von Körper und Geist (was Li Hongzhi als "Kultivierung" bezeichnet). Dies könne - so die traditionellen Vorstellungen - über Verdienste im Sinne tugendhaften Verhaltens erreicht werden.(36)

Beispielhaft findet sich diese Haltung etwa in einem 1508 von dem Neokonfuzianer Wang Yangming verfassten Schreiben an einen Freund, das wir hier zitieren wollen, weil es der Argumentation Li Hongzhis erstaunlich nahekommt:
"Im Altertum soll es einige erlesene Männer gegeben haben, die die reine Tugend besaßen und den vollkommenen Weg verwirklichten. Sie brachten Yin und Yang in sich zu harmonischem Einklang, paßten sich den vier Jahreszeiten an und sammelten ihre physischen und psychischen Energien, bis sie angeblich überall [im Kosmos] einherwandeln und Dinge erleben konnten, die jenseits der gewöhnlichen Erfahrung liegen." (37) 
Das Philosophieren über Tod und ewiges Leben ist jedoch kein chinesisches Projekt. Dass sich Kulturen Gedanken um das Hinausschieben oder die Überwindung des Todes machen, ist ein globales Phänomen. Die Frage der Sterblichkeit und Unsterblichkeit wird, wie Zygmunt Bauman es formuliert hat, zur "anerkannten und angewandten Lebensstrategie" (38)  aller Menschen.
Bewegungen wie Falungong sind keineswegs typisch für China. Sie lassen sich in Vergangenheit und Gegenwart auf allen Kontinenten finden. Sie begleiten Modernisierungsprozesse auch in Ost- und Südostasien: denken wir etwa an die Tonghak (Östliches Lernen) in Korea, die 'holy men' in Nordostthailand und Laos, die Samistenbewegung auf Java, Hsaya San in Burma, Cao Dai und Hoa Hao in Vietnam, den Kult des Himmlischen Tals in Thailand, Niglesia Ni Cristo auf den Philippinen. Sie alle standen und stehen für die Suche nach einer Verbindung von Psyche und Körper, Gesellschaft, Natur und Universum. Bei Li Hongzhi findet sich auch der Einfluss thailändisch-buddhistischer Lehren (z.B. Buddhadasa Bhikkus, der 1993 verstarb, individuelle Befreiung in diesem Leben propagierte, wobei es die Pflicht jedes Buddhisten sei, dies möglichst in diesem Leben zu erreichen und der die Wichtigkeit von Meditation, Geistestraining, Atemtechniken und Selbstbeschränkung betonte).
Auch die vor einigen Jahren in die Schlagzeilen geratene japanische Aum-Sekte vertrat eine ähnliche Ideologie wie Li Hongzhi: Befreiung von Karma durch magisch-rituelle Praktiken, Umwandlung von Geist und Körper, die Entwicklung physischer und psychischer Kräfte, verbunden mit buddhistischen Praktiken.
Nun sind diese Erscheinungen auch für China nicht neu. Ein derartiges Konzept läßt sich auch nicht einfach erfinden, es muß vielmehr an religiösem Erfahrungspotential anknüpfen. Anknüpfungspunkt bietet die Geschichte chiliastischer bäuerlicher Vorstellungen. China besitzt eine ausgeprägte Tradition häretisch-volksreligiöser und chiliastisch-rebellischer Bewegungen und Sekten. (39)  Solche Bewegungen entstanden meist im Zusammenhang mit Naturkatastrophen (Dürren, Überschwemmungen) oder sozialer Verarmung. Viele der großen Bauernrevolutionen in der Geschichte waren chiliastischen Ursprungs, denken wir etwa an die Taiping-Bewegung im 19. Jhdt. Das Ziel des paradiesischen Glückszustandes findet sich häufig in der politischen Ideengeschichte Chinas, denken wir etwa an Kang Youwei, einen der führenden Köpfe der Reformbewegung Ende des 19. Jhdts., der in seinem Werk Datong shu (Das Buch von der Großen Gemeinschaft) schrieb:
"Im Zeitalter der Gemeinsamkeit wird man sich überall dem Studium der geistigen Grundlagen des Taoismus und Buddhismus widmen, man wird der Unsterblichkeit zustreben." (40) 
Solche Vorstellungen finden sich selbst in den Vorstellungen Maos, in denen sich traditionelle Glücksvorstellungen und marxistisches Gedankengut miteinander vermengten (denken wir etwa an die Erwartungen an den "Großen Sprung nach Vorn" oder an die Kulturrevolution, die u.a. durch Selbstreinigung den neuen Menschen hervorbringen sollte).
Bewegungen wie Falungong traten oder treten immer dann auf, wenn traditionelle Normen und Beziehungen sich aufzulösen drohten. Ein utopisches Paradies wurde kreiert, als Gegenbild zu den Verfalls- und Zersetzungserscheinungen der Gegenwart. Der Idealzustand einer Welt der Gleichheit, ohne Hierarchie und ohne Klassen, basierend auf Gemeineigentum, in der es keine Ausbeutung und Ungerechtigkeit mehr gibt, wurde herbeigesehnt. Meist wurde damit auch die Vorstellung der Herausbildung eines neuen Menschen mit veränderter geistiger und sittlicher Haltung verbunden.
Im Unterschied zu Falungong setzten sich die meisten dieser Sekten aus verarmten und entwurzelten Landbewohnern zusammen. Doch ganz ähnlich entstanden sie in Krisenzeiten und hatten die Schaffung eines paradiesischen Glückszustandes, einer moralisch geordneten Gesellschaft sowie einer auf höherer Gerechtigkeit aufgebauten egalitären Gesellschaft zum Ziel. Solchen Bewegungen ging es u.a. um die egalitäre Neuverteilung des Bodens bzw. Umverteilung des Reichtums, um Grundlagen für eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen. Diese Tradition setzte sich auch nach Gründung der Volksrepublik fort. Neben Falungong finden wir in ganz China, speziell im ländlichen Raum, eine Revitalisierung solcher Bewegungen, häufig verbunden mit apokalytischen Prophezeiungen von einem bevorstehenden Weltuntergang oder dem Auftreten mythischer Kaiser.

5. Ursachen
Es sind verschiedene Faktoren, die zu dem raschen Aufblühen der Bewegung in China geführt haben. Zunächst hat dies, wie gesagt, mit Modernisierungsprozessen zu tun, wie sie sich seit den 80er Jahren in China vollziehen: rasante Prozesse technologischen und sozialen Wandels, in deren Verlauf sich traditionelle Gemeinschaften (Familie, Dorfgemeinschaft) auflösen, Werte und Bindungen zerfallen, begleitet von wachsender gesellschaftlicher Gefühlskälte, Vereinsamung, Vereinzelung, sozialer Frustration und Unsicherheit. Der Ende der 70er Jahre einsetzende wirtschaftliche Reformprozess hat Erwartungen geweckt, die nicht immer erfüllt werden können. Es kommt zur Marginalisierung bestimmter Gruppen, deren Enttäuschung durch die Herstellung innerer Erlösung und inneren Glücks, unter Zurhilfenahme traditioneller Vorstellungen und Momente (Qigong) kompensieren werden soll.
In den Qigong praktizierenden Gruppen finden sich daher viele Marginalisierte, die sich als Gleichgesinnte, damit als Gemeinschaft verstehen, Probleme kollektiv verarbeiten und Hoffnung als kollektive Idee, gemeinschaftliche Erwartung und allgemeine Utopie begreifen. (41)  Die absolute Mehrheit der Anhänger war mit Sicherheit zunächst nur an Qigong-Praktiken interessiert und kam erst später mit Li Hongzhis weitergehenden Auffassungen in Berührung. Ein wichtiger Faktor für den Erfolg von Falungong war auch, dass Li ein Paket mit fünf einfachen und rasch zu Erlernenden Qigong-Übungen mit dem Versprechen hoher Wirkungskraft anbot. Vermander zufolge trug das Qigong-Fieber in der chinesischen Gesellschaft in den 80er und 90er Jahren ebenfalls zur Popularität von Falungong bei. (42) 
Die Qigong-Gruppen müssen auch als Feld zur Rekrutierung von Anhängern begriffen werden, gerade weil Qigong und Meditation viele Menschen ansprechen. Darüber hinaus spielt das Symbolische eine große Rolle für die Gemeinschaftsidentität, ein Faktor, den Durkheim einmal als religiös klassifiziert hat:
"Diese moralische Wiederbelebung kann nur mit Hilfe von Vereinigungen, Versammlungen und Kongregationen erreicht werden, in denen die Individuen, die einander stark angenähert sind, gemeinsam ihre gemeinsamen Gefühle verstärken. Daher die Zeremonien, die sich durch ihren Zweck, durch die Ergebnisse, die sie erzielen, durch die Verfahren, die dort angewendet werden, ihrer Natur nach nicht von den eigentlichen religiösen Zeremonien unterscheiden. Welchen wesentlichen Unterschied gibt es zwischen einer Versammlung von Christen, die die wesentlichen Stationen aus Christi Leben feiern, oder von Juden, die den Auszug aus Ägypten oder die Verkündung der Zehn Gebote zelebrieren, und einer Vereinigung von Bürgern, die sich der Errichtung einer neuen Moralcharta oder eines großen Ereignisses des nationalen Lebens erinnern?" (43) 
Es ist genau dieses rituelle und funktionale Moment, das dem oben angeführten Religionsbegriff Durkheims zugrunde liegt, und dass Falungong in die Nähe der Religion rückt und damit zu einer Art Ersatz- und Integrationsreligion werden läßt.
Das Gefühl eines wertemäßigen Vakuums unter großen Bevölkerungsteilen verstärkt sich noch durch die Enttäuschung über das Scheitern des eschatologischen "kommunistischen Projekts" und die Erodierung der einst verheißungsvollen Parteiideologie. Der Marxismus-Leninismus erklärte den Verlauf der Geschichte und deren Endziel und schuf ein Weltbild, das religionsähnlichen Charakter besaß. Er gab dem Einzelnen das Gefühl, Teil des Gesetzes der Geschichte zu sein, vermittelte individuelle Sinngebung und ein utopisches Endziel. Mit dem offensichtlichen Scheitern dieser Utopie entstand ein Werte- und Sinngebungsvakuum und damit eine Sehnsucht nach neuer spiritueller Sinngebung. Diese Sehnsucht wurde verstärkt durch wachsende soziale Probleme wie der Verfall des sozialen Sicherungssystems, wachsende Unsicherheit durch Arbeitslosigkeit, aber auch Korruption. Dazu kommt das Bedürfnis nach einem spirituellen Halt auf Grund des weltanschaulichen Vakuums, das in ein starkes Bedürfnis nach religiöser Praxis und Bedürfnisbefriedigung umschlägt. Nun rächen sich Verfolgung und Verbot religiöser Betätigung. Die politische und gesellschaftliche Liberalisierung hat einen Markt für religiöse und ideologische Unternehmer wie Li Hongzhi geschaffen. Diese Nachfrage nach spiritueller Sinngebung verstärkt sich durch den großen Bedarf an medizinischen Alternativen wie Qigong und Meditation, nicht zuletzt als Folge der Verteuerung und Verschlechterung der Gesundheitsversorgung. Auch das charismatische Milieu in China kommt Falungong entgegen, d.h. ein in der Bevölkerung weit verbreiteter naiver Wunderglaube, verbunden mit dem Glauben an übernatürliche Kräfte und Geister. Kongfu-Filme und -Romane, in denen Einzelne durch Qigong übernatürliche Kräfte entwickeln, übermächtige Feinde besiegen, fliegen können und sich in Unsterbliche verwandeln, tragen zur Kontinuität dieses Glaubens vor allem unter der Jugend bei. Das gilt auch für die weit verbreiteten Geschichten über Wunderheilungen durch Qigong, von denen kein einziger Fall wissenschaftlich belegt und dokumentiert wurde. Auch viele der älteren (inzwischen meist verstorbenen) Partei- und Staatsführer praktizierten Qigong und erhofften sich davon eine Überlebensstrategie sowie besondere Heilwirkung. Zeitweilig sollen über 200 Qigong-Meister in Zhongnanhai (Sitz der zentralen Führung) beschäftigt gewesen sein. (44)
Letztlich jedoch muss die Suche nach Dingen wie ewiger Jugend, Freiheit von Krankheit und Leid, Unsterblichkeit etc. auch als gesellschaftlicher "Ausdruck der Hilflosigkeit" - so Mühlmann - begriffen werden.

6. Gründe für die Verfolgung
Das Ideengebäude von Falungong, das die Kultivierung durch permanentes Praktizieren von Meditationsübungen vorsieht, um die gesetzten Kultivierungs- oder Idealziele zu erreichen, führt zu einem weitgehenden Rückzug der Anhänger aus Staat, Gesellschaft und Arbeitstätigkeit. Das erste Mal, daß ich von Falungong hörte, war im Jahre 1996 durch einen chinesischen Gastwissenschaftler, der täglich sechs bis acht Stunden Falungong praktizierte und sich für seine wissenschaftliche Arbeit kaum noch interessierte. Sein Leben, so erklärte er, habe er vollkommen in den Dienst Falungongs gestellt. Und hier wird Falungong politisch im Sinne der Systembedrohung. Denn die chinesische Führung begreift durchaus die gesellschaftliche Problematik, wenn Millionen von Menschen sich aus dem gesellschaftlichen Alltag ausklinken und sich innerlich der Zusammenarbeit mit der Partei verweigern. Der Rückzug in die Kontemplation oder das Eremitentum waren, historisch gesehen, immer Ausdruck einer gesellschaftlichen Krise, zumal wenn sie gehäuft, d.h. als Kollektivphänomen, auftraten. Das ist auch heute nicht anders. Die Geschichte hat gezeigt, daß solche Bewegungen häufig zu organisatorischem Zusammenschluß tendierten und zu einer politischen Kraft mit Veränderungsdruck mutierten. Das weiß auch die Parteiführung, die befürchtet, dass die Qigong-Bewegung von charismatischen Meistern politisch genutzt werden könnte. Und dies mag ein gewichtiger Grund dafür gewesen sein, weshalb die Alarmglocken in Peking so laut läuteten.
Bedrohungsszenarien gelten nicht nur für religiöse Bewegungen. Auch die vielfältigen Kampfsport- und Qigong-Vereine (immerhin sollen in den 90er Jahren zwischen 60 Mio. und 200 Mio. Menschen in China Qigong praktiziert haben, davon 20 Mio. aktiv in Vereinen (45) wurzeln tief in der politischen Kultur Chinas. Qigong als "chinesische" Form der Heilkultur ist fest im kollektiven Bewußtsein der Chinesen verankert. Dabei wurde stets zwischen innerem Qigong (neiqi) und äußerem (waiqi) sowie "weichem" und "hartem" Qigong unterschieden. Das innere wurde und wird individuell für sich selbst praktiziert, das äußere zur Behandlung von Patienten. Das weiche bezieht sich auf Heilzwecke, das harte auf Kampf- oder Kraftsport bzw. auf gewisse "Zauberpraktiken".
Die Ausführungen Li Hongzhis weisen zunächst auf die Praktizierung weicher Formen hin, beinhalten zugleich aber harte Formen, etwa im Hinblick auf die Abwehr von Geistern und Dämonen.
Doch Qigong ist nie nur als "weiches”, also als Heilfaktor begriffen worden, sondern auch als "hartes”, als Instrument zur Generierung übernatürlicher Kräfte und Fähigkeiten, die auf Volksfesten und Jahrmärkten in Form besonderer Fähigkeiten und Kräfte (Biegen von Eisen, Zerschlagen von Ziegelbergen, Unverwundbarkeit) vorgeführt wurden.
Zugleich hängt der Qigong-Glaube aber eng mit dem mystischen Yijing (I-Ching)-Glauben zusammen, der Weissagung, Fengshui (Geomantie) und Zauberei inspiriert hat. Anders als der kommunistische Glaube war und ist Qigong daher eng verbunden mit dem Glauben an Geister, Götter und Seelen, die erst ab einer bestimmten Kultivierungsstufe von den Menschen erkannt und ihnen zugänglich werden. Und erst dann, so die Vorstellung, kann der Mensch die Welt verstehen und beherrschen lernen. Ebenso wie die kommunistische Ideologie die Welt aus dem Klassenkampf erklärt hat, an dessen Ende die Utopie der kommunistischen Glückseligkeit zu stehen schien, so bietet auch Qigong den Menschen ein einfaches Erklärungsmuster, an dessen Ende das geläuterte und unsterbliche Individuum steht. Auf diese Weise entpuppt sich Falungong als der Umkehrschluss der kommunistischen Prophezeiung.
Qigong, das haben wir oben gezeigt, ist kein einzelnes, einheitliches Phänomen, sondern ist Alltagsübung, Heilkunst, spirituelle Alternative und religiöser Ersatz. Darüber hinaus war und ist es Element der Flucht in eine individuelle Welt außerhalb staatlicher Kontrolle. Dies geht soweit, daß durch gemeinsame Kampfsport- und Qigong-Aktivitäten informelle Gruppen entstehen, deren Mitglieder sich als durch Blutsbande verbunden ansehen. Das Spektrum solcher Gruppen reicht von staatlich etablierten und geführten über offiziell registrierte Vereine bis hin zu nicht-registrierten informellen und Untergrundvereinigungen mit chiliastischen und messianischen Tendenzen, geführt von charismatischen Meistern. Solche Vereinigungen haben in der chinesischen Geschichte immer wieder politisches Potential entwickelt. Qigong war niemals nur traditionelle Gesundheitsaktivität, solche Aktivitäten führten zugleich zur Herausbildung sozialer Netzwerke und konnten sich zu einer latenten Gefahr für das herrschende System entwickeln. In Bauernaufständen spielten solche Netzwerke eine aktive Rolle, so etwa in der "Boxer-Bewegung" Anfang des 20. Jhdts., deren Mitglieder Qigong zur Förderung ihrer Vorstellungen von einer utopischen Gesellschaft praktizierten.(46)  Diese Hintergründe haben dazu geführt, daß Qigong-Aktivitäten in Krisenzeiten, etwa während der Kulturrevolution, explizite verboten wurden. Bis in die Gegenwart hinein, das zeigt auch das Beispiel Falungong, sind solche Aktivitäten Objekt polizeilicher Observation und Verfolgung. Auch Anfang der 90er Jahre gingen die Sicherheitsbehörden gegen verschiedene Qigong-Gruppen vor und wurden einige charismatische "Qigong-Meister" verhaftet. Im Jahre 1995 setzte eine neuerliche umfangreiche Säuberung der Qigong-Szene, der sogenannten "Qigong-Partei", ein.(47)  Dazu zählt etwa die 1987 von Zhang Hongbao gegründete Zhonggong-Bewegung, die ebenfalls Qigong mit quasireligiösen Momenten verbindet und behauptet, in China ca. 38 Mio. Anhänger zu besitzen. Zhang stützte sich auf ein Firmenimperium mit rund 100.000 Mitarbeitern in China. Unter nicht ganz geklärten Vorwürfen saß er noch im Jahre 2001 in einem amerikanischen Gefängnis auf Guam.(48)
Insgesamt gesehen läßt sich schlußfolgern, dass Qigong nicht nur als medizinisches und kulturelles Phänomen begriffen wurde bzw. wird, sondern immer auch als soziale und religiöse Bewegung, mit signifikanten politischen Tendenzen.
Auch die traditionale Haltung gegenüber Religionen mag in den Verbotsüberlegungen der chinesischen Führung eine Rolle gespielt haben. Religionen galten schon im alten China als suspekt. Zum einen brachten die Chinesen selbst keine Erlösungsreligion hervor, zum anderen setzte der philosophische Konfuzianismus Religion und Aberglaube gleich. Da aus religiösen Aktivitäten häufig parallele Machtstrukturen entstanden, die zur Bedrohung für den Staat wurden, war religiöse Betätigung strengen Kontrollen unterworfen. Erwies sie sich als staatstragend und loyal, wurde sie geduldet, wenn nicht, verfolgt. Die Kommunisten konnten an dieser Haltung, die Religion als etwas Fremdes, von außen Gekommenes, teilweise Staatsbedrohendes begriff, das vor allem in Zeiten innerer Schwäche an Einfluss gewann, anknüpfen.
Die Gleichsetzung von Religion und Aberglaube sowie von Religion und staatsfeindlich durchzieht auch die Geschichte der Volksrepublik China. Im Verlauf von Modernisierungsprozessen kommt es überdies zu einer "Verschiebung von religiöser Autorität hin zu staatlicher Autorität".(49)  Der Staat versucht dann, seine Autorität mit Gewalt gegen religiöse Bestrebungen durchzusetzen, wobei er im Falle Chinas an der traditionalen Aversion sttatlicher Politik gegenüber religiösen Bestrebungen anknüpfen kann.

7. Fazit
Bei den Anhängern von Falungong handelt es sich zum großen Teil um Personen, die durch die Wirtschaftsreformen, den ihnen folgenden marktwirtschaftlichen Umbau und den damit verbundenen massiven sozialen Wandel benachteiligt wurden oder sich benachteiligt fühlen (wie Ältere, Arbeitslose, kleine Funktionäre) sowie um sozial und politisch frustrierte Personen. Der Umfang der Bewegung verdeutlicht allerdings, dass eine gesellschaftliche Gegenbewegung entstanden ist, die nicht alles dem Profit und Mammon unterwerfen will oder kann (vgl. die Losung "Laßt einige zuerst reich werden") und zugleich darauf hinweist, daß es einen spirituellen Bedarf gibt, den das gegenwärtige System nicht zu befriedigen vermag. Im Rückzug aus dem System ins Innenleben zelebriert sich dann das eigentlich Politische: der politische Exit als Massenphänomen.
Der internationale Vergleich zeigt, dass sich solche Bewegungen in der Regel politisieren:
"Alle prophetischen Protestbewegungen gehen früher oder später von religiösen zu wirtschaftlichen und politischen Zielsetzungen über, nur der Zeitpunkt und die Intensität dieses 'Umschlagens' variieren." (50)
Der Staat tut sich mit der Zerschlagung der Bewegung deshalb so schwer, weil sie ähnlich organisiert ist, wie seinerzeit die Untergrundzellen der Kommunistische Partei: konspirativ, lose strukturiert, im Glauben an ein vermeintlich korrektes eschatologisches Weltbild und einen charismatischen Führer.
Das Dilemma der chinesischen Führung hat der in den USA lehrende Lu Xiaobo folgendermaßen fixiert:
"Wie ein Riese, der einen Geist bekämpft. Du weißt, dass er da ist und dich jagt, aber du weißt nicht genau, wo du angreifen sollst oder wann er dich angreift." (51) 
Im Prinzip handelt es sich auch um einen Konflikt zwischen dem Monopol der Parteiherrschaft und autonomen gesellschaftlichen Sphären. Nach wie vor bemüht sich der Staat um Inklusion aller gesellschaftlichen Kräfte. Wo ihm dies nicht gelingt, treten Verbot und Verfolgung an die Stelle korporatistischer Einbindung. Schon von daher ist jede Form der Auseinandersetzung zwischen Staat und autonomen gesellschaftlichen Sphären ein politischer Konflikt. Dabei bewerten wir solche Autonomiebestrebungen nicht, auch wenn die Lehre Li Hongzhis nahelegt, dass Falungong nicht dazu beiträgt, die Menschen zu selbstbewußten und liberalen Bürgern zu erziehen, sondern Aberglaube, Abhängigkeit und Weltentzug zu den Grundlagen dieser Lehre zählen.
Selbstverständlich rechtfertigt all dies in keiner Weise die Eingangs von uns genannten Verletzungen von Menschenrechten gegenüber den Anhängern der Bewegung. Auch für Bewegungen, die den politisch Herrschenden nicht passen, gelten selbstverständlich die Menschen- und andere Rechte. Die Unfähigkeit, mit zivilen Mitteln gegen Andersdenkende vorzugehen und gesellschaftliche Konflikte zivil zu lösen, ist nicht nur Ausdruck der Unsicherheit des politischen Systems, sondern auch Ausdruck der Hilflosigkeit und Schwäche dieses Systems. Letztlich ist es das System selbst, das solche Bewegungen hervorbringt. "Falungong ist das Symptom, nicht die Wurzel des Problems", konstatiert Vermander zu Recht.(52) 

Anmerkungen
 1 Georg Blume, Endstation Bambus-Gulag. Verschleppung, Schläge, Elektroschocks: Wie Anhänger der Sekte Falun Gong in chinesischen Arbeitslagern gequält werden, in: DIE ZEIT, 11.4.01, S. 3.
 2 Emile Durkheim, Die elementaren Formen des religiösen Lebens, Frankfurt/M. 1994.
 3 Vgl. etwa Anthony Giddens, ed., Sociology, 3rd edition, Cambridge, Oxford 1997, S. 448f.
 4 Li Hongzhi, Beyond the Limits of Forbearance, January 1, 2001 (Internetversion),
     http://www.clearwisdom.net/eng/2001/Jan/02/JingWen010201.html .
 5 Vgl. z.B. Renmin Ribao, 2.2.01; Zhongguo Gongshang Bao, 1.2.01. Detailliert: China aktuell, Januar 2001, S. 12/13.
 6 Dazu: Frank Ching, Falun Gong: Giant vs. Ghost, in: Far Eastern Economic Review, 22.2.01, S. 32.
 7 Vgl. u.a. Paul U. Unschuld, Medizin in China. Eine Ideengeschichte, München 1980, S. 61ff.; Thomas Ots, The Silenced Body - The Expressive Leib: On the Dialectic of Mind and Life in Chinese Carthatic Healing, in: Thomas I. Csordas, ed., Embodiment and Experience: The Existential Ground of Culture and Self, Cambridge 1993, S. 116-136.
 8 Siehe u.a. J.A. English-Lueck, Taijiquan and Qigong, in: Wu Dingbo/Patrick D. Murphy, eds., Handbook of Chinese Popular Culture, Westport, London 1994, Kapitel 8, S. 137-153.
 9 Buddha hat der buddhistischen Lehre zufolge in der Gestalt der Vier Edlen Wahrheiten das Rad des Dharma in Bewegung gesetzt, wobei Dharma für die befreiende Wahrheit und Wirklichkeit steht.
10 Li Hongzhi, Entfremdung (Internetversion),  http://www.falundafa.org/book/ger/jw101096.htm .
11 Li Hongzhi, Zhuan Falun, Bad Pyrmont 1998, S. 20 und Li Hongzhi, Falun Gong. Der Weg zur Vollendung, München 1998, S. 12/13 und 37/38. Zu den Aliens siehe auch Li Hongzhi, Master Li Hongzhi's Lecture at the Great Lakes Conference in North America (Internetversion, S. 5),
   http://www.clearwisdom.net/eng/200/Dec/23/JingWen122300.html .
12 Vgl. das Interview mit Li Hongzhi im Time Magazin vom 10. Mai 1999 (Internet edition: www.time.com ), op. cit. bei Benoit Vermander, The Law and the Wheel. The sudden emergence of the Falungong: prophets of "spiritual civilisation", in: China Perspectives, No. 24, July-August 1999, S. 21.
13 Li Hongzhi, Falun Gong, a.a.O., S. 14.
14 Ebenda, S. 43.
15 Siehe dazu u.a. Li Hongzhi, Speech by Master Li Hongzhi at the western US Cultivation Experience Sharing Conference of Falun Dafa, October 21st, 2000 (Internetversion, S.3),
   http://www.clearwisdom.net/eng/2000/Nov/05/JingWen110500.html .
16 Li Hongzhi, Falun Gong, a.a.O., S. 15.
17 Li Hongzhi, Zhuan Falun, a.a.O., S. 123.
18 Li Hongzhi, Das Große Vervollkommnungsgesetz des Falun-Buddha-Gebotes, Bad Pyrmont 1998, S. 4/5.
19 Li Hongzhi, Falun Gong, a.a.O., S. 17ff.
20 Ebenda, S. 37f.
21 Li Hongzhi, Zhuan Falun, a.a.O., S. 70.
22 Li Hongzhi, Falun Gong, a.a.O., S. 50-58.
23 Li Hongzhi, Ein Dialog mit der Zeit (Internetversion), http://www.falundafa.org/book/ger/jw030797.htm .
24 Li Hongzhi, Das Große Vervollkommnungsgesetz des Falun-Buddha-Gebotes, a.a.O., S. 17.
25 Li Hongzhi, Falun Gong, a.a.O., S. 77/78.
26 Die Grundsätze des Fa über "Herauskommen" sind auf eine höhere Ebene gehoben, von einem Kultivierenden aus den USA, 9.1.01 (Internetversion),   http://www.minghui.de/2001/jan/meinung20010130_1.htm .
27 Einige Gedanken zu dem Jingwen "Nachsicht üben, bis es nichts mehr zum Nachsicht üben gibt" (Internetversion),
   http://www.minghui.de/2001/jan/meinung20010130_1.htm .
28 Li Hongzhi, Suffocate the Evil (Internetversion),   http://www.falundafa.org/book/eng/jw_38.htm .
29 Ebenda, S. 64.
30 Wilhelm E. Mühlmann, Rassen, Ethnien, Kulturen, Neuwied, Berlin 1964, S. 339.
31 Eric Voegelin, Die gnostischen Massenbewegungen unserer Zeit, in: Wort und Wahrheit. Monatsschrift für Religion und Kultur, 15. Jg., 1. Halbjahr 1960, S. 6/7.
32 Vgl. Zhuan Falun, a.a.O., S. 256ff. und 262ff.
33 Bryan R. Wilson, Sects and Society. A Sociological Study of Three Religious Groups in Britain, London, Melbourne, Toronto 1961, S. 354, op cit. in Walter Goddijin, Sichtbare Kirche, Ökumene und Pastoral, Einführung in die Religionssoziologie, Wien, Freiburg, Basel 1967, S. 219f.
34 Ebenda, S. 325.
35 Robert Jay Lifton, Die Unsterblichkeit des Revolutionärs, München 1970, S. 95.
36 Vgl. auch Wolfgang Bauer, Das Stirnrunzeln des Totenkopfes. Über die Paradoxie des Todes in der frühen chinesischen Philosophie, in: Constantin von Barloewen, Hrsg., Der Tod in den Weltkulturen und Weltreligionen, München 1996, S. 247-281. Zu den daoistischen und buddhistischen Unsterblichkeits-Hoffnungen vgl. u.a. Bernard Faure, Der Tod in den asiatischen Religionen, Bergisch-Gladbach 1999, S. 60ff.
37 Op. cit. in Wolfgang Bauer, China und die Hoffnung auf Glück. Paradiese, Utopien, Idealvorstellungen in der Geistesgeschichte Chinas, München 1974, S. 305.
38 Zygmunt Bauman, Tod, Unsterblichkeit und andere Lebensstrategien, Frankfurt/M. 1994, S. 20.
39 Siehe dazu auch den Band von Jean Chesneaux, Weisser Lotus, Rote Bärte. Geheimgesellschaften in China. Zur Vorgeschichte der Revolution, Berlin 1976.
40 K'ang Yu-Wei, Ta T'ung Shu. Das Buch von der Großen Gemeinschaft, Düsseldorf, Köln 1974, S. 280.
41 Vgl. dazu Henri Desroche, The Sociology of Hope, London, Boston, Henley 1979, S. 16ff.
42 Vermander, a.a.O., S. 17.
43 Durkheim, a.a.O., S. 571.
44 Chi Ta, The Chinese Authorities Take Action to Purge the "Qigong Party", in: Lawrence R. Sullivan, ed., China Since Tiananmen. Political, Economic, and Social Conflicts, Armonk 1995, S. 216.
45 Vgl. etwa Nancy N. Chen, Urban Spaces and Experiences of Qigong, in: Deborah S. Davis et al., eds., Urban Spaces in Contemporary China, Cambridge 1995, a.a.O., S. 347; Chi Ta, a.a.O., S. 215ff.
46 Nancy N. Chen, a.a.O., S. 353ff.; vgl. auch Thomas Ots, a.a.O., S. 131ff.; Daniel M. Amos, The Re-Emergence of Voluntary Associations in Canton, China, in: Asian Perspective, 1/1995, S. 99-115.
47 Chi Ta, a.a.O., S. 215ff.
48 Vgl. Anne Schneppen, Ein auf einer abgelegenen Pazifikinsel gefangener Sektenführer im Sog der Weltpolitik, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.2.01.
49 Dazu: Ronald Inglehart, Modernisierung und Postmodernisierung, Frankfurt, New York 1998, S. 109.
50 Lee, Jin-Woo, Religiöse Bewegungen, in: Nohlen, Dieter/Waldmann, Peter, Hrsg., Pipers Wörterbuch zur Politik,  Bd. 6, Dritte Welt. Gesellschaft, Kultur, Entwicklung, München, Zürich 1987, S. 480.
51 Op. cit. in Frank Ching, a.a.O.
52 Vermander, a.a.O., S. 21.

Abstract / Zusammenfassung
This paper discusses the ideological contents, and the social background of Falungong, a sect suppressed and persecuted by the Chinese state since several years. It focuses not on violations of human rights and torture of sect members, but tries to identify the character and features of Falungong. Therefore, it particularly analyses the teachings of Li Hongzhi, its founder and master. Moreover, sects like Falungong and their suppression have to be comprehended from a historical perspective that suppressed religion and religious movements in the case that they challenged the state. The problems that arose during the processes of modernization and social change and the reaction from parts of the population (e.g. religious revival) have to be understand in the context of developments in recent years.

DUISBURGER ARBEITSPAPIERE - OSTASIENWISSENSCHAFTEN
DUISBURG WORKING PAPERS ON EAST ASIAN STUDIES, No. 36/2001
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©by the author April 2001

Der Beitrag erscheint demnächst auch als Buchveröffentlichung
in der neuen Reihe:
religio - Texte und Analysen zur religiösen Situation, Jena.

 

 

Prof. Dr. Thomas Heberer, Jg. 1947, ist Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Ostasien an der Gerhard-Mercator Universität Duisburg. Er hat viele Jahre in China gelebt und gearbeitet und befasst sich hauptsächlich mit Fragen des politischen und gesellschaftlichen Wandels in China, Vietnam und Korea.

Thomas Heberer


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