Seite 55-56 weiter Seite 57 (8 KB) | BERLINER DIALOG 18-19, 3/4-1999 - Epiphanias 2000 |
AUS DER HEIMAT
Liebe Leserinnen und Leser,
Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. |
Wir wollen es also wagen, in diesem Geist das neue Jahr zu beginnen. Ich mag übrigens die Monatssprüche des neuen Jahres ganz besonders! Sie geben mir und vielen anderen zu denken. - Im Mai ist es zum Beispiel der Grundspruch der Apologetik, der Vergewisserung und Verteidigung des Glaubens, ein Imperativ: "Seid stets bereits, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt. ( 1. Petrus 3, 15) - Im August wiederum ist es eine eher vorsichtige Bitte um Bewahrung: "Herr, stell eine Wache vor meinen Mund, eine Wehr vor das Tor meiner Lippen." (Psalm 141,3) - Aber im Juni heißt dagegen eher offensiv: "Ihr seid teuer erkauft, werdet nicht der Menschen Knecht". (1. Korinther 7, 23) |
Was gilt?
Zusammen mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern habe ich dagegen öffentlich Stellung bezogen. Ich wurde angefragt, was ich als kirchlicher Sektenbeauftragter dazu zu sagen hätte. Ich versuchte, es gemäß 1.Petrus 3,15 zu sagen:
Ich konnte in Rheinsberg nämlich sagen, warum Christen sich gegen ein solches Guru-Zentrum positionieren. Ich konnte auch mit einigen Sachargumenten, mit Erfahrungen, mit Hintergrundinformationen und harten Fakten, die mir z.T. andere Sachkenner zur Verfügung gestellt haben (Danke, Ingo!) einen kleinen Beitrag dazu leisten, daß die Maharishi-Utopie vom TM-Zeitalter der Erleuchtung, in dem die Starken führen und die Schwachen zu folgen haben, vorerst im "Bereich aller Möglichkeiten" steckenblieb.
Das Ergebnis, die Ablehnung der Investitionspläne durch die Rheinsberger, machte die Gurubewegung ungnädig. Es begann eine Leserbriefkampagne, offene Briefe wurden durch ganz Deutschland geschickt, nicht eine unseriöse Planung, ein unklarer Hintergrund, fragwürdige Finanzierungen, sondern Gandow habe die Maharishi-Universität und damit "Utopia" und "Maharishi-Effekt" für Brandenburg verhindert. |
Angriffe [Nur für den innerkirchlichen Gebrauch: Ich studierte an der Kirchlichen Hochschule Berlin; meine wichtigsten Lehrer waren neben meinen Eltern und Pfarrrern u.a. so interessante und verschiedene Wissenschaftler wie Carsten Colpe, Martin Fischer, Helmut Gollwitzer, Dietrich Goldschmidt, Karl Kupisch und Walter Schmithals]. |
Raffinierter sind andere Angriffe außer- und innerkirchlicher Art. In einem Beschwerdebrief aus der Kampagne der TM-Bewegung finden sich folgende formalen Angriffe: Gandow sei "ausfallend und unhöflich (gelinde ausgedrückt)", er "schimpft"; "zeigte mir wenig Offenheit, Diskussionsbereitschaft und andere wichtige Charaktereigenschaften, die heute in jedem Beruf gefordert werden" ... "Ich halte es auch nicht für intelligent, diesem Mann weiterhin - und noch dazu bezahlt - die Möglichkeit zu geben, andere ehrenwerte Menschen zu verletzen und hetzerisch zu diffamieren." In einem als Offenem Brief EKD-weit verbreiteten Schreiben einer Frau Süttmann an das Ev. Konsistorium Berlin-Brandenburg heißt es: "Ich möchte Sie dringend bitten, einen fähigeren und geeigneteren Mann für diesen Aufgabenbereich einzusetzen. Pfarrer Gandow setzt auf äußerst emotionsschürende Weise - und ohne überhaupt nur eine einzige Aussage zu belegen - Behauptungen in die Welt und dies auf primitivste und oberflächlichste Weise. ... Trotz eines akademischen Studiums [...] sind die Auslassungen Pfarrer Gandows grob fahrlässig und polemisch. Hier wird die Menschenwürde und hier werden essentielle christliche Werte und die Lehren Jesu Christi elementar verletzt. [...] Er sucht nur den Gegner, den Feind, er sieht sich als 'inquisitorischen Sektenverfolger'. [...] Ich bitte sie daher, Herrn Gandow ganz energisch zur Mäßigung aufzufordern und ihn gegebenenfalls in einen anderen Tätigkeitsbereich zu versetzen, in dem er die Möglichkeit hat, die ihm noch fehlenden Charaktereigenschaften zu entwickeln, ernsthafter die christlichen Grundlehren selbst zu studieren (deren Beherzigung und Vergegenwärtigung ihm abhanden gekommen sind) und mehr Differenzierung und Niveau zu erwerben. Pfarrer Gandow ist für die Evangelische Kirche nicht tragbar. Er verhöhnt das Christentum durch seine eigene Person. Mit freundlichem Gruß"
Nun, getroffene Hunde bellen. Das ist ihr gutes Recht, daß sich die TM-Angehörigen ärgern und protestieren, weil aus ihrer Maharishi-Universität in Rheinsberg nichts geworden ist. Höflich und korrekt wird man ihren eigenen Ton und Vortrag freilich nicht gerade nennen wollen.
Gottlob sind gerade die besonders angegriffenen Vorträge und Statements auf Tonband oder auf Video aufgezeichnet - was man allen Kollegen, die sich öffentlich äußern müssen, nur zur Selbstverteidigung raten kann. Im Übrigen gilt: Ich gebe ja zu: Ich bin ein Freund der Wahrheit und der Fakten - alles muß belegt und bewiesen werden - das habe ich wohl von meinem Namenspatron. Ich bin zugleich auch ein Freund deutlicher Sprache, nicht des salbungsvollen Geschwafels drumherum; ich rede nun einmal gern die klare, direkte Sprache meiner Heimat Berlin.
Einmal Hardliner - immer Hardliner? |
Feuer im Turm
Ist ein "Kessel Buntes" die Alternative zum "Schmoren im eigenen Saft"? |
Jakobus 4,17 aber auch Jakobus 4,15 Noch mehr danke ich für Ihr Verständnis und Ihre Geduld für all mein Versäumen. Durch Ihre Anregungen und Ihre Kritik stärken Sie mich und bringen mich zurecht. Was zu bessern geht, will ich gern tun. Für alles andere (und das ist das Meiste) bitte ich auch Sie um Vergebung.
Nicht zuletzt bedanke ich mich auch für Ihre Spenden und Zuwendungen für den Dienst, dessen Sachkosten vom Telefon und Computer bis zum Bleistift zur Büroklammer völlig aus Ihren Spenden bezahlt werden. (Danke auch für Ihre Kirchensteuern, von denen u.a. auch mein Gehalt bezahlt wird!)
PS.: War der letzte Absatz wieder mal zu deutlich? - Das war diesmal Absicht. Eine Zahlkarte zum Mitmachen liegt bei. |
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