Seite 18-22 weiter Seite 23 (56 KB) | BERLINER DIALOG 18-19, 3/4-1999 - Epiphanias 2000 |
Die "Universale Kirche" Von den in den deutschsprachigen Ländern aktiven theosophisch orientierten Gemeinschaften tritt seit Mitte der 80er Jahre in besonderer Weise eine "Universale Kirche" hervor, die auch die Bezeichnungen "Das Fundament für Höheres Geistiges Lernen", "Bruderschaft der Menschheit - Der Heilige Orden und die Innere Bruderschaft der Universalen Kirche", oder "Neue Franziskanische Welt-Missionsbestrebung" verwendet. |
Entstehung Diese theosophische "Universale Kirche" geht auf den aus England stammenden Peter William Leach-Lewis zurück (geb. am 18. März 1938 in Ramsgate/Kent), der inzwischen auch die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt. Er ist in zweiter Ehe, nachdem sich seine erste Frau Kathrin (Amerikanerin) mit den beiden Töchtern von ihm getrennt hatte, nun mit Rita Maria Vitelli (geb. 27. Januar 1952), einer Schweizerin aus dem Kanton Zürich, verheiratet.
Lehrzeit auf der "Brücke zur Freiheit"
Das Große Orakel
Diese ist diejenige Aktivität, die heute das Mandat hat, die GROSSE WEISSE BRUDERSCHAFT und die GEISTIGE HIERARCHIE auf der Erde zu vertreten und zu repräsentieren". Dieses "Neue Zeitalter", das des "Wassermann", habe am 1. Januar 1980 begonnen und soll 2000 Jahre dauern. |
Die "Aufgestiegenen Meister"
Das Wirken der aufgestiegenen Meister
Karmischer Rat auf dem Teton-Gebirge
Das Avatar-Konzept |
Peter William Leach-Lewis: "Orakel" und "Messias"
In unregelmäßigen Abständen gab Leach-Lewis in der Anfangszeit der "UK" auch die von "Meister Jesus" stammenden Belehrungen weiter, die die Gläubigen in dem Blatt "To this End" (Zu diesem Zweck) nachlesen können. Der Erklärungszusatz lautet hier: Zum anderen verkündet der Sekten-Gründer, daß er in einer früheren Inkarnation "Jakobus, der Bruder des Herrn" gewesen ("Zu diesem Zweck", September 1986) und es heute immer noch sei und gleichzeitig als "Göttlicher Repräsentant" die inkarnierte Wesenheit Christi, des "Großen Herrn Melchizedek", vertrete.
Und er ritt auf dem Esel Michael Jackson nach Jerusalem
Nach jüdischer Tradition wird der Messias einst durch dieses Tor in die Stadt Jerusalem einziehen. Bis dahin bleibt es verschlossen (Hes 44, 1-2).
Mit Leach-Lewis ist also der verheißene Messias schon gegenwärtig, wie auch diese Aussage deutlich macht: |
Antisemitismus und Prozesse
Folgende Aussage hatte dann das Faß zum Überlaufen gebracht mit der Konsequenz eines Gerichtsverfahrens in der Schweiz. In einem "Speziellen Geschenkbrief des Geheimen Avatar an die verpflichteten Schüler der Großen Weißen Loge" vom 1. Juli 1995 schrieb Leach-Lewis unter anderem:
Das betreffende Rundschreiben war von der europäischen Zentrale in der Schweiz an 432 Adressaten, überwiegend in den deutschsprachigen Ländern, verschickt worden. Nachdem dieser Text in die Hände von Journalisten gelangt und in einer Zürcher Zeitung publik gemacht worden war, kam es zu einem Prozeß gegen den Verantwortlichen für den Versand. Am 11. Juli 1996 verurteilte das Kantonsgericht Appenzell Ausserrhoden den deutschen Staatsbürger Ernst-Reimer Peters (administrativer Leiter der Europazentrale der Sekte) wegen Rassendiskriminierung zu vier Monaten Gefängnis auf Bewährung (aus gesetzt auf drei Jahre) und 5.000,- Schweizer Franken Geldstrafe. Das Obergericht von Appenzell Ausserrhoden bestätigte am 18. März 1997 das Kantonsgericht. In letzter Instanz unterlagen Peters und die "Universale Kirche" vor dem Schweizer Bundesgericht (Lausanne) im Dezember 1997:
Im Oktober 1998 hat die Schweiz für Leach-Lewis ein Einreiseverbot verhängt. Der Anwalt der "Universalen Kirche" hatte versucht, die lange Reihe antisemitischer Äußerungen des Leach-Lewis ("Ich mag einfach keine Juden") als dessen "Privatmeinung" und als "Teil eines von ihm geführten Religionskampfes" zu werten, da sich "auch die etablierten Religionen in GIaubensfragen durchaus einer militanten Sprache bedienen" würden (Brief des Stuttgarter Anwaltsbüro Schmohl & Partner an das OLG Stuttgart vom 14, Juli 1998). |
Die Lehre
Die gesammelten Kundgaben der "Aufgestiegenen Meister" gelten als "Bibel des Neuen Zeitalters".
Primary Lessons Eine Besonderheit bieten die Vorstellungen von Gott und Jesus Christus. "Gott" wird einerseits im theosophischen Sinne als unpersönliche Kraft gedacht, die (in Anlehnung an Exodus 3:14) die Bezeichnung "ICH BIN" trägt und in jedem Menschen vorhanden sei. Andererseits wird "Gott" in zwei Wesen personifiziert, nämlich "Lord Helios" und "Lady Vesta", und dann als "Unser Vater-Mutter-Gott" angerufen (vgl. "Das Innere Licht", 31. Mai 1995). "Helios" und "Vesta" fungieren gleichzeitig als "Götter" der Sonne, so wie jedem Planeten ein "Seelenpaar" zugeordnet ist; der Erde z.B. "Lady Terra" und "Lord Kronos". Leach-Lewis gilt in diesem Zusammenhang als "Lord Uranus" und seine Frau als "Lady Esthesia"; sie sind die Herrscher über Uranus und aus diesen "geistigen Höhen" herabgestiegen, um die Entwicklung der Erde voranzubringen.
Theosophischer Jesus Bisweilen wird in den Materialien der "Universalen Kirche" auch auf das "Wassermann-Evangelium von Jesus dem Christus" (The Aquarian Gospel of Jesus the Christ) Bezug genommen, das von dem amerikanischen Okkultisten Levi H. Dowling (1844-1911) nach verschiedenen "Visionen" 1911 veröffentlicht wurde. In bibelähnlich aufgebauten Kapiteln wird "das Leben Jesu (gemäß der Akasha-Chronik)" beschrieben und enthält ausführliche Berichte über dessen "Indienreise". |
Die Mitglieder
Das Gelübde der Chelas
Weiter heißt es dann:
Für diejenigen, die den "unerschütterlichen Gehorsam" nicht mehr auf bringen können, räumt die "Verpflichtung" zwar auch die Möglichkeit ein, die Sekte wieder zu verlassen und aus der "Meister-Schriftrolle" gestrichen zu werden. In der Praxis wird jedoch größerer psychischer Druck auf Austrittswillige ausgeübt:
Immer wieder ist von "Disziplin" und "Gehorsam" die Rede und davon, die "Persönlichkeit abzulegen". So etwa in der Ausgabe "Das Innere Licht" vom 14. September 1994:
Der monatliche Meisterbrief
Die "Mutter Maria" erklärte in einer Kundgabe, was dabei geschieht: Der Brief an die "Meister" wird verschlossen und in einen zweiten Umschlag gesteckt, adressiert an das Hauptquartier in Virginia. Die Schreiber sollen kein Geld in den "Meister"-Brief legen, da dieser mit Umschlag "den Flammen übergeben wird (kein menschliches Wesen wird jemals Deinen Brief öffnen)". Für den Geldschein ist der zweite Umschlag gedacht. Die Antworten auf die Briefe können dann später in den Blättern und Rundbriefen der Sekte "entdeckt" werden. ("Anleitung für die monatlichen Briefe", September 1987). Für die Mitglieder gilt ein absolutes Rauchverbot, nachdem "EI Morya" dem "Geliebten Peter" (Leach-Lewis) am Morgen des 23. Mai 1971 erschienen war und zu ihm gesagt hatte: "Du hast soeben deine letzte Zigarette geraucht, Mein Junge!". Der "Geliebte Peter" habe diese Zigarette ausgedrückt und seitdem nie mehr geraucht ("Das Innere Licht", 7. Februar 1990). |
Organisation
Am 10. Februar 1993 gründete Leach-Lewis eine Unterorganisation mit der Bezeichnung "Das Weltfundament für Natur-Wissenschaft" und ernannte sich gleich zum Präsidenten. Dieses "Weltfundament" veranstaltet seitdem Kongresse mit "Wissenschaftlern", deren Ansichten und Theorien in der seriösen Wissenschaft normalerweise kein Gehör finden. Außerdem sollen Sekten-Mitglieder, die in Firmen und Behörden arbeiten, mit Hilfe dieser neuen Organisation in ihren jeweiligen Arbeitsbereichen Einfluß gewinnen und das Gedankengut der Sekte verbreiten. Das "Weltfundament" wird seit 1993 von dem Schweizer Dr. Hans Ulrich Hertel geleitet. (vgl. "Das Innere Licht", 11. August 1993).
Beurteilung aus christlicher Sicht |
Aufgrund der vertretenen Weltanschauung, Lebensführung, "spirituellen Praktiken" und finanziellen Belastungen können Sekten-Anhänger zu ihrem sozialen Umfeld in große Spannungen und Probleme geraten. Deshalb ist eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Gemeinschaft dringend geboten.
Pfarrer Dr. Rüdiger Hauth (59) |
|
Ende Seite 18-22 |